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ADAC GT Masters vs. British GT: Saisonvorschau-Duell 2020

von Philipp Körner
4 Kommentare

Mit den ADAC GT Masters und der British GT starten am Wochenende die zwei spannendsten nationalen GT-Championate in ihre Corona-Saison. Das sind ihre Stärken, Schwächen und Besonderheiten.

Zu Beginn ein kurzer Blick hinter die Kulissen: Normalerweise schreiben wir im Blog für jede Serie eine eigene Vorschau mit klassischen Elementen wie News, Kalender, Feld und TV-Übertragung. Das war auch für die „GTM“ und die „BritGT“ angedacht. Doch da die beiden Serien nun parallel ins stark verkürzte Rennjahr 2020 gehen, nutzen wir die Chance für ein neues Konzept – ein Vorschau-Duell. Dafür verbinden wir die üblichen Kategorien mit Vergleichen, Lob und natürlich mit kritischen Untertönen. Wir sind auf Euer Feedback gespannt.

Geschichte

Eine faszinierende Mischung aus Gemeinsamkeit und Unterschied findet sich schon auf Anhieb bei den Historien der beiden Serien. Während die British GT bereits im Jahr 1993 als BRDC National Sports GT Challenge das Licht der Rennwelt erblickt hat, wurden die GT Masters offiziell erst 2007 ins Leben gerufen. Allerdings gab es mit dem ADAC GT Cup einen Quasi-Vorgänger, der ebenfalls 1993 seine erste Saison austrug. Die nationalen Wurzeln sind also überraschend ähnlich.

Die British GT durchlebte in ihren über 25 Jahren die Aufstiege und Abstiege diverser GT-Konzepte. So gelten auf der Insel zum Beispiel die GT1-Jahre als goldene Ära und prägen noch heute die Wahrnehmung der Serie. Jedoch folgten nach diesem Höhepunkt immer wieder Rückschläge, und erst in den letzten Jahren konnte sich die British GT langsam wieder Aufmerksamkeit erarbeiten.
Die GT Masters sind und waren hingegen ein Sinnbild für eine moderne GT3-Sprintserie. Dadurch war man ebenfalls stark von der „Konjunktur“ des GT-Sports abhängig, wodurch sicher das eine oder andere mittelmäßige Jahr dazwischen rutschte. Jedoch hat es der ADAC zuletzt geschafft, die GTM zum erfolgreichsten GT3-Sprintserienformat Europas zu transformieren. Aktuell fahren die Münchener zudem eine verstärkte PR-Kampagne, um auch (inter)national umfangreicher und professioneller aufzutreten – beispielsweise mit einem neuen Logo-Design.

Beide Meisterschaften haben des Weiteren eine längere Verbindung zur SRO Motorsports Group des GT3-Visionärs Stéphane Ratel. So übernahm der Franzose nicht nur im Jahr 2005 die Austragung der British GT, sondern half dem ADAC in den Anfangsjahren der heute zweitwichtigsten deutschen Rennserie. Mittlerweile ist die BritGT ein wichtiger Bestandteil des SRO-Imperiums geworden, die GT Masters wiederum organisiert der ADAC derweil hausintern aus München.

Serien-Konzepte

Die größten Unterschiede sind zweifelsohne in den Philosophien zu finden. Zwar setzen beide Meisterschaften auf die Säulen GT-Autos, Fahrer-Duos und heimische Strecken, doch bei den Details weichen sie teils stark voneinander ab. Recht offensichtlich sind die GT4-Klasse sowie die unterschiedlichen Divisionen (Silver und Pro/Am) in der British GT. Mit gerade einmal 13 genannten GT3 ist die GT4-Klasse hier nicht nur sehr wichtig für die Feldgröße, sondern auch für den Sport in der Form des traditionell actionreichen Verkehrs. Die Mini-GT3-Felder der GT World Challenge America zeigen klar, wie traurig die Alternative wäre. Die GT Masters haben glücklicherweise wieder das Privileg, mit einem starken und einheitlichen GT3-Feld an den Start zu gehen.

Zusätzlich zum Aufbau des Feldes weicht die British GT auch sonst vom typischen GT3-Sprintformat ab. Neben verschiedenen Rennlängen (siehe Kalender) setzt die SRO zum Beispiel auf „Erfolgsstrafzeiten“ bei den Boxenstopps, Klassen-Pitstop-Fenster und formatabhängige Punktesysteme. GT3-Fans ohne BritGT-Vorerfahrung müssen also leicht von der klassischen „Denke“ abweichen. Der Sport wird sie dafür aber entschädigen.

Kalender

Sieben vs. sechs, vierzehn vs. neun oder auch drei vs. eins – schon als reines Zahlenspiel zeigt sich, wie unterschiedlich die Kalender sein werden. Die hier erstgenannten GT Masters bestreiten im Corona-Jahr 2020 (Hygiene-Konzepte sind in dieser Vorschau ausgeklammert) sieben Rennwochenenden mit jeweils zwei Rennen in drei Ländern. Die British GT trägt heuer neun Rennen an sechs Wochenenden ausschließlich in Großbritannien aus. Zwar schließt die BritGT Auslandsrennen nicht kategorisch aus (siehe Spa), doch in diesem Jahr vermeidet man diese zusätzliche Herausforderung. Da das Feld ohnehin zu einem drastisch überwiegenden Großteil aus Briten besteht, macht dies Sinn. Die sehr international geprägten GT Masters bleiben mit Zandvoort und Spielberg derweil in den Nachbarländern der Bundesrepublik.

British GT

Die wahrscheinlich größte Stärke des britischen Rennsports sind seine herausragenden Strecken mit Park-Charakter. Abseits von Silverstone haben die Serien-Macher hier fleißig zugegriffen. Am Wochenende startet man direkt mit einem Doppellauf im malerischen Oulton Park südlich von Liverpool und Manchester. Danach geht es zum ersten Mal für eine Doppelrunde in den Donington Park, wo man nach Brands Hatch Ende August auch gleich nochmals gastieren wird. Eine Doppelrunde in Snetterton und ein Langstreckenlauf in Silverstone sollen das Jahr 2020 abrunden.

01. – 02. August 2020: Oulton Park International – 2*1 Stunde
15. – 16. August 2020: Donington Park 1 – 2 Stunden + 1 Stunde
29. – 30. August 2020: Brands Hatch GP – 2 Stunden
19. – 20. September 2020: Donington Park 2 – 3 Stunden
03. – 04. Oktober 2020: Snetterton – 2*1 Stunde
07. – 08. November 2020: Silverstone GP – 3 Stunden

ADAC GT Masters

Wer die GT Masters schon die letzten Jahre über verfolgt hat, wird selbst vom Notfall-Kalender nicht groß überrascht sein. Spannend könnte jedoch der verlängerte Endspurt bis Anfang November im Ausland sowie ganz am Ende in Oschersleben werden.

31. Juli – 02. August 2020: Lausitzring
14. – 16. August 2020: Nürburgring (3,629 km laut Website)
18. – 20. September 2020: Hockenheimring
02. – 04. Oktober 2020: Sachsenring
30. Oktober – 01. November 2020: Circuit Zandvoort
06. – 08. November 2020: Motorsport Arena Oschersleben

Felder

British GT

Noch am Donnerstag konnte die British GT gute Nachrichten vermelden: Mit dem #55 JMH Auto Lamborghini Huracán GT3 Evo ist kurzfristig noch ein 13. GT3-Fahrzeug in die Nennliste nachgerückt. Damit starten am Wochenende vier Lamborghini (zusätzlich einer von WPI Motorsport und zwei weitere von Barwell Motorsport), ein Bentley Continental GT3 des Team Parker Racing, ein AF Corse UK Ferrari 488 GT3, drei Mercedes AMG GT3 (zwei von RAM Racing, einer des Team ABBA Racing) und ganze vier McLaren 720S GT3, die sich auf Jenson [Button] Team Rocket RJN, 2 Seas Motorsport (zwei Stück) und Optimum Motorsport aufteilen.

Da die British GT naturgemäß nicht auf namhafte Fahrer abzielt, überwiegen die in Deutschland unbekannten Amateure. Jedoch finden sich mit Yelmer Buurman (#6 RAM Racing Mercedes), Dennis Lind (#18 WPI Motorsport Lamborghini), Phil Keen (#72 Barwell Motorsport Lamborghini) oder Rob Collard (#78 Barwell Motorsport Lamborghini) einige bekanntere Piloten im Aufgebot. Da gute Profis in den letzten Saisons der Schlüssel zu den Meisterschaften waren, ergeben sich hier sicher einige Favoriten. Allerdings ist die BritGT zuletzt auch mit sehr überraschenden Saisonverläufen in Erinnerung geblieben.

In der neun Boliden starken GT4 gibt es einen gelungenen Mix aus zwei TF Sport Aston Martin Vantage AMR GT4, zwei Century Motorsport BMW M4 GT4, einem Academy Motorsport Ford Mustang GT4, zwei HHC Motorsport McLaren 570S GT4, einem Balfe Motorsport McLaren 570S GT4 und einem Speedworks Motorsport Toyota GR Supra GT4. Fahrer und Divisionen beider Klassen könnt Ihr der folgenden Nennliste für Oulton Park entnehmen:

Copyright: British GT (SRO)

ADAC GT Masters

Gruppe C Photography

Während man in Großbritannien keine Probleme damit haben wird, sich die Teilnehmer zu merken, sieht es im deutschen Championat ganz anders aus: Herausragende 32 gemeldete GT3-Renner werden im Grid erwartet. Obwohl das Feld locker die BritGT-GT3 überflügelt, ist die Markenvielfalt allerdings mit sieben Herstellern nur geringfügig größer. Im GT Masters engagieren sich heuer Audi, Bentley, BMW, Callaway Corvette, Lamborghini, Mercedes und Porsche.

Wegen dieser puren Menge an Rennautos erfolgt die Teamvorstellung anhand einer Markenliste. Besonders starke/spannende Paarungen sind unter den jeweiligen Teams aufgeführt, der Rest kann der Nennliste des ADAC entnommen werden.

Audi (13)

Aust Motorsport (#3 und #4)
BWT Mücke Motorsport (#25 und #26)
EFP Car Collection by Tece (#11)
Montaplast by Land-Motorsport (#28 und #29)
Rutronik Racing (#8 und #31)
– #31: Patric Niederhauser und Kelvin van der Linde
T3-HRT-Motorsport (#71)
Team ISR (#33)
Team WRT (#30 und #32)
– #30: Mirko Bortolotti und Rolf Ineichen

Bentley (1)

T3-HRT-Motorsport (#72)

BMW (3)

MRS GT-Racing (#14)
Schubert Motorsport (#9 und #10)

Callaway Corvette (1)

Callaway Competition (#77)
– #77: Markus Pommer und Jeffrey Schmidt

Lamborghini (3)

GRT Grasser Racing Team (#19, #63 und #82)
– #63: Franck Perera und Albert Costa Balboa

Mercedes (6)

HTP-Winward Motorsport (#47 und #48)
– #47: Indy Dontje und Maximilian Götz
– #48: Philip Ellis und Raffaele Marciello
Schütz Motorsport (#36)
– #36: Marvin Dienst und Philipp Frommenwiler

Team Zakspeed BKK Mobil Oil Racing
(#20 und #21)
– #21: Daniel Keilwitz und Jimmy Eriksson
Toksport WRT (#22)
– #22: Maro Engel und Luca Stolz

Porsche (5)

Küs Team75 Bernhard (#17 und #18)
– #17: Simona De Silvestro und Klaus Bachler
Precote Herberth Motorsport
(#7 und #99)
– #7: Alfred Renauer und Sebastian Asch
– #99: Sven Müller und Robert Renauer
SSR Performance (#92)
– #92: Christian Engelhart und Michael Ammermüller

Außerdem auf dem Lausitzring:

Space Drive von Schaeffler Paravan im Extremtest beim Saisonauftakt auf dem Lausitzring. ADAC GT Masters als Testlabor für Zukunftstechnologie

Copyright: ADAC Motorsport

Rahmenserien

Gruppe C Photography

Zeitgleich sehr ähnlich, aber dann wieder recht unterschiedlich sind die Rahmenprogramme. So haben beide Meisterschaften mit der BRDC British Formula 3 Championship und der ADAC Formel 4 feine, wenn auch COVID-19-betroffene Formelserien an ihrer Seite. Zudem begrüßen sie häufig Tourenwagen- und kleine GT-Serien in ihren Paddocks. Bei den GT Masters sind es wenig überraschend die ADAC TCR Germany, häufig der Porsche Carrera Cup Deutschland und die hier ausgelagerte ADAC GT4 Germany. Bei der British GT gastieren auszugsweise die Ginetta GT5 Challenge, der Clio Cup UK, die Porsche Sprint Challenge GB und die liebenswerte Histo-Meisterschaft Bernie’s Sports Racing & V8s zusätzlich im Fahrerlager. Im Vergleich zur GTM überwiegt also deutlich der Breitensport-Aspekt.

Übertragung

Und wo schaut man das alles nun? Grundsätzlich im Internet! Beide Meisterschaften samt Rahmenprogramme gibt es zum Beispiel auf den jeweiligen Websites und im besten Fall direkt auf YouTube zu sehen. Die perfekte Anlaufstelle dafür sind wie gewohnt die TV/Stream-Zeiten. Im Gegensatz zur British GT, die am Wochenende gegen die übermächtige Konkurrenz der wunderbaren BTCC antreten muss, haben die GT Masters mit Sport 1 weiterhin einen starken TV-Partner. Auch hier sagen Euch die TV/Stream-Zeiten, wann, wie und wo es was zu sehen gibt.

Und zum Schluss die beste Nachricht: Trotz des Duell-Charakters müsst Ihr Euch am Wochenende gar nicht entscheiden – beide Serien überlappen sich gottseidank nicht.

Bilderquelle/Copyright: British GT (SRO); ADAC Motorsport; Gruppe C Photography

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4 Kommentare

Sebastian Focks 31 Juli, 2020 - 20:55

Geniale Vorschau, danke Phil! In Sachen Streckenwahl hat UK an diesem Wochenende jedenfalls schon mal die Nase um Längen vorn :D Ich stelle mir am Wochenende 2 Bildschirme hin, um parallel in die Parks von Donington und Oulton schauen zu können ;)

Philipp Körner 2 August, 2020 - 09:18

Guten Morgen Sebastian,
passend zum ersten Renntag der beiden Serien möchte ich mich noch für Deinen Kommentar bedanken. Ich schaue natürlich auch beide Serien, da es ja auch einige Schnittmengen in den Szenen gibt. Deswegen:
Liebe Grüße aus dem GT-Lager an die beste Tourenwagen-Serie der Welt :D
Phil

Klappflügel 31 Juli, 2020 - 21:24

Danke für diese Vorschau, das Konzept hat was.
Bei der GT Masters fehlt allerdings BMW in der Liste und so stehen da nur 6 statt 7 Hersteller.

Irgendwie ganz schön viel Motorsport an einem WE.

Philipp Körner 31 Juli, 2020 - 21:41

Hallo Klappflügel,
vielen Dank für den Hinweis! BMW ist in der oberen Aufzählung nun ergänzt.
Liebe Grüße
Phil

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