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Formel Eins: Rückblick 2012 – Lotus

von DonDahlmann
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Die Saison ist gelaufen, Zeit also einen Blick zurückzuwerfen. Wie immer schauen wir auf die Leistung der Teams und deren Fahrer.

Die eigentliche Sensation gelang Lotus ja im letzten Herbst, als sie Kimi Räikkönen zurück in die Formel Eins lotsen konnten. Das war schon sehr überraschend, hatte Lotus doch eines ziemlich miserables Jahr hinter sich, da die Idee mit dem nach vorne gelegtem Auspuff überhaupt nicht funktionierte und man zudem bei der Fahrerwahl auch nicht sehr viel Glück hatte. Nicht zu vergessen der schwer verunfallte Robert Kubica. Räikkönen ins Team zu holen war ein großes Risiko, wusste doch keiner, ob der Finne nach zwei Jahren Rallye-Weltmeisterschaft nicht Probleme haben würde, seinen Fahrstil anzupassen. Auf der anderen Seite: Kimi in der F1, was soll da schon schief gehen? Ich hatte getippt. Dass Kimi bis zur Saisonmitte benötigen würde, um in die vorderen Regionen vordringen zu können, aber er brauchte genau drei Rennen und war wieder voll da. Nicht zuletzt, weil Lotus ihm ein sehr gutes Auto hinstellte.

Das Überraschende am Lotus E20 war eigentlich, dass er so gut funktionierte, obwohl man mit dem Vorjahresmodell viel Entwicklungszeit verloren hatte. Der Wagen, eine Entwicklung von Tim Densham und Dirk de Beer, machte einen konservativen Eindruck, allerdings mit vielen interessanten Detaillösungen im Bereich des Hecks. Die Lösung funktionierte so gut, dass man den Wagen, mal abgesehen von den üblichen neuen Frontflügeln, in den ersten Rennen nur wenig verändern musste. Im Sommer meinte Räikkönen dann, dass man am Ende der Entwicklungsschritte des E20 angekommen sei, allerdings packte Lotus noch einen Coanda-Auspuff drauf, der dann noch mal etwas Leistung brachte.

Vor allem in der ersten Saisonhälfte war der Lotus oft schwer einzuschätzen. Mal tauchten Grosjean und Räikkönen in den ersten drei Reihen auf, mal hatten sie Schwierigkeiten in Q3 zu kommen. Es fiel dem Team schwer, Konstanz aufzubauen. Klar war nur, dass der Wagen an guten Tagen um den Sieg mitfahren konnte. Ein paar wäre es auch so weit gewesen, aber allein in Spanien und in Kanada passte die Strategie nicht, weil man zu konservativ heranging. Gebetsmühlenartig wiederholte Räikkönen die Worte „We can do better“.

Dennoch war die Saison für Lotus ein voller Erfolg. Zum einen lenkte Räikkönen, wie erwartet, die mediale Aufmerksamkeit auf das Team. Dass die Leistung dabei noch stimmte, half natürlich auch. Zum anderen hielt man Räikkönen bis in die letzten Grand Prix im Titelrennen. Es war zwar klar, dass man gegen Red Bull und Ferrari keine Chance haben würde, aber auf dem Papier sah es zumindest gut aus. Auch der vierte Platz in der Konstrukteurs-WM ist ein schöner Erfolg, vor allem wenn man den Abstand auf Mercedes betrachtet. Der Sieg in Abu Dhabi war überfällig und hoch verdient.

Die Unauffälligkeit mit der Lotus dieses Jahr unterwegs war (sieht man mal von den Fahrern ab) ist schon etwas erstaunlich. Über das Auto verlor man wenig Worte, ebenso über das Budget des Teams, das Gerüchten zufolge deutlich unter dem von Mercedes liegt. Da man aber nicht weiß, wie viel GenII in den Laden reinsteckt, lässt sich das schwer beantworten. Die nur zäh eintröpfelnden großen Updates deuten aber auf ein knappes Budget hin. Anders als Red Bull oder McLaren protzte man nicht alle drei Rennen mit einem neuen Unterboden. Was die Leistung von Lotus nur noch besser macht.

Und dann die Fahrer – Kimi Räikkönen machte genau das, was man von ihm erwartet hatte. Schnell sein, wenig sagen und wenn er sprach, wurde es meist lustig. Sein „Leave me alone, I know what I am doing“ aus Abu Dhabi ist jetzt schon Geschichte. Einen Fahrer wie Räikkönen gibt es leider nur alle zehn oder 20 Jahre und die Formel Eins vermisst so Typen sehr. Die von ihren Team oft glatt geschliffenen PR-Sätze der meisten Fahrer kann man sich ja kaum anhören. Bei Kimi kommt zu dem etwas anderem Auftreten aber auch der Erfolg hinzu. Dass er noch mal Weltmeister werden kann, ist nicht nur eine theoretische Möglichkeit. Wenn der Lotus nächstes Jahr noch drei bis vier Zehntel fndet und konstant schnell ist, kann er es schaffen. Ach ja: Liebe FIA, führt doch bitte eine „Kimi-Scanner“ für den Boxenfunk im Rennen ein.

Dabei hatte es Räikkönen zu Beginn der Saison nicht leicht. Der ebenfalls neu ins Team gekommene Romain Grosjean war sofort schnell und zeigte vor allem in der Quali eine sehr gute Leistung. Aber dann sind da seine ersten Runden im Rennen. In Australien schubste ihn Maldonado in den Kies, da konnte er noch nicht mal viel gegen machen. Aber in allen anderen Rennen des Jahres bis zum Spa GP fiel er meist nur deswegen auf, weil nicht die erste Runde überlebte. Sein Kamikaze-artiger Fahrstil kam nicht sonderlich gut an und kostete Lotus sehr viele und vor allem sehr wichtige Punkte in der Team-WM. Und dann kam Spa. Selbst wenn man sich mit Abstand den Unfall noch mal anschaut, kommt man zu dem Schluss, dass Grosjean mit der Sperre für nur ein Rennen noch gut weggekommen ist. Dann sein Aussetzer in Japan, als er Webber abräumte, weil, so seine Aussage, auf Perez links neben ihm geachtet habe. Da fragt man sich schon: Hat der Mann was in der Formel Eins zu suchen?
Auf der Haben-Seite ist sein schierer Speed. In Valencia hätte er das Rennen gewinnen können, wäre seine Lichtmaschine nicht zu Bruch gegangen. Wenn er denn in der ersten Saisonhälfte die ersten Runden überstand, lag er meist in Reichweite des Podiums. Es geht also, wenn er will. Er hat das Talent, aber offenbar nicht die Übersicht und Ruhe in den ersten Runden eines Rennens. Ob er überfordert ist, ob es, wie bei vielen anderen Fahrern, die es mal in der F1 gegeben hat, bei ihm „klack“ macht und der Schalter mit Aufschrift „Ausdemweg“ umgelegt wird – man weiß es nicht. Aber geholfen haben die vielen Unfälle nicht, Lotus hat ihn bis heute (11.12) nicht bestätigt. Vermutlich handelt es sich um eine Erziehungsmaßnahme von Eric Boullier, auf dem Markt gibt es keinen Fahrer, der auch nur annähernd den Speed von Grosjean hat.

Die Aussichten für 2013 sind richtig gut. Man hat mit dem E20 eine gute Basis, auf der man aufbauen kann. Räikkönen wird 2013 ein echter Kandidat für die WM sein, was man braucht, ist ein konstanter zweiter Fahrer und vielleicht noch ein paar Sponsoren um die Entwicklungsarbeit zu beschleunigen. Bekommt man diese Elemente zusammen, könnte Lotus für eine Überraschung sorgen.

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Deutscher Auto Blogger Digest vom 11.12.2012 › "Auto .. geil" 12 Dezember, 2012 - 05:48

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