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Super GT: Herausforderung DTM

von geinou
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Zum ersten Mal treten in Hockenheim DTM und Super GT gegeneinander an. Im Vorfeld sprachen die GT500-Fahrer über die vielen Herausforderungen.

Der Traum von ITR und GTA wird an diesem Wochenende Wirklichkeit: Erstmals fahren Autos der DTM und Super GT am Hockenheimring gegeneinander. Hierfür entsandte die japanische Meisterschaft drei GT500-Autos von Honda, Lexus und Nissan. Das Fahrer-Lineup besteht mit fünf Titelträgern aus der Crème de la Crème: Jenson Button (Honda), Ronnie Quintarelli, Tsugio Matsuda (beide Nissan) sowie Nick Cassidy und Ryo Hirakawa (beide Lexus). Im Vorfeld sprachen sie über die Herausforderungen in Deutschland. Denn gefahren wird nach DTM-Reglement: Mit stehenden Starts und dem Hankook-Einheitsreifen. DRS und Push-to-Pass besitzen die japanischen Gäste hingegen nicht.

Ob das ein Nachteil im Zweikampf mit den Boliden von Audi, BMW und R-Motorsport Aston Martin ist? „Es ist ein großer Nachteil und ich finde sie sollten uns aushelfen“, kommentierte Nick Cassidy leicht sarkastisch. Anschließend revidiert der Champion von 2017 jedoch: „Es ist schwer zu beantworten, bevor wir zusammen bei gleichen Streckenbedingungen gefahren sind. Da es dieses Wochenende regnet, ist es schwierig, die Performance einzuschätzen.“ Das Wetter machte den Super-GT-Teams einen Strich durch die Rechnung. Am Donnerstag erhielten sie jeweils zwei einstündige Testfahrten, um sich auf die Hankook-Reifen zumindest ein bisschen einzuschießen. Die gesammelten Daten sollten als Grundlage für die freien Trainings am Freitag genutzt werden. Der Regen bedeutete allerdings, dass man wieder von null Anfangen musste. Zur Unterstützung wurde jedem Team ein Ingenieur von Hankook zur Seite gestellt. Der größte Unterschied zu den Pneus in Japan, wo ein hart umkämpfter Reifenkrieg zwischen Bridgestone, Michelin, Yokohama und Dunlop herrscht, ist der Grip: „Unsere Vorderreifen sind fantastisch“, erklärte Ronnie Quintarelli. „Wir sind für jede Situation mit unterschiedlichen Reifenmischungen ausgestattet.“ Der Italiener ist mit vier Titelgewinnen der derzeit erfolgreichste Super-GT-Fahrer. Teil seines Erfolges liegt an der Sprache selbst. So spricht der mit einer Japanerin verheiratete und zweifache Familienvater fließend die Landessprache: „Es hilft, dass ich mit meiner Familie Japanisch üben und dann beim Team anwenden kann.“ Laut Quintarelli hilft es sehr, um sich an die Besonderheiten der Serie anzupassen, da während der Saison viel getestet wird und innerhalb des Teams eine gute Kommunikation herrschen muss. „Ich denke, dass das einer der Schlüsselpunkte ist, um erfolgreich zu sein.“

Der DTM-Einheitsreifen ändert auch die Herangehensweise der Teams. So erklärte Ryo Hirakawa, dass Setup-Änderungen eine deutlich größere Rolle spielen: „In der Super GT verändern wir normalerweise nicht so häufig das Setup. Wenn der Reifen nicht funktioniert, ändern wir ihn oder wechseln auf eine andere Mischung.“ Teamkollege Nick Cassidy ergänzte: „Die DTM-Teams haben da einen deutlich größeren Erfahrungsvorsprung als wir.“ Laut dem Neuseeländer wird die Situation beim Dream Race am Fuji Speedway Ende November nicht anders sein. „Es ist nicht einfach und eine große Herausforderung. Aber es ist gleichzeitig auch ein erster wichtiger Schritt für beide Serien, um sich näherzukommen.“ Ursprünglich war geplant, dass beim gemeinsamen Rennen in Japan mit einem der Reifenhersteller aus der GT500 gefahren wird. Vertragliche Gründe verbieten den DTM-Teams jedoch, mit dem Gummi einer anderen Marke zu fahren.

Das Regenwetter in Hockenheim macht die Situation noch schwieriger für die Gäste. Die Ersatzteile sind limitiert. Dazu verhält sich der Regenreifen deutlich anders als der Slick, worüber sich bereits die DTM-Fahrer beschwerten. „In Japan sind wir im nassen lediglich rund 8-10 Sekunden langsamer“, kommentierte Jenson Button. „Hier sind es jedoch fast 20 Sekunden.“ Wie glitschig es sein kann, mussten Nick Cassidy und Tsugio Matsuda spüren, als beide in der Sachskurve wie Sebastian Vettel 2018 ausrutschten. Cassidy beschädigte dabei den Splitter des Lexus LC500; Matsuda kam noch vor dem Einschlag zum Halt. „Das ist schon ein großer Unterschied für uns“, erzählte Jenson Button. „Der mechanische Grip wird eine Rolle spielen und wir müssen uns ans Limit der Autos herantasten. In Japan wird genörgelt, wenn wir den Wagen in die Wand setzen. Selbst wenn wir nur aufs Gras kommen wird gleich mit dem Finger auf uns gezeigt, weshalb es eher unüblich ist, Unfälle zu sehen.“

Zumindest in den freien Trainings waren die Super-GT-Gäste im unteren Teil des Klassements zu finden. Balance-of-Performance-Anpassungen sind seitens ITR und DMSB daher nicht nötig. „Mit nur drei GT500-Autos ist es schwierig, die Reifen zu erproben. Wenn man die Autos vergleicht, sind die GT500 in Sachen Aerodynamik und was erlaubt ist etwas fortschrittlicher. Aber das zeigt sich nicht auf der Strecke, da unsere Unerfahrenheit mit den Reifen unsere Downforce-Vorteile überwiegt“, so der letztjährige Super-GT-Champion Jenson Button. Der Brite ist im Gegensatz zu seinen Kollegen an diesem Wochenende alleine unterwegs, da sich Teamkamerad Naoki Yamamoto laut den Gerüchten auf einen Einsatz im ersten freien Training beim Fomel-1-Grand-Prix in Suzuka vorbereitet. Für den Weltmeister von 2009 bedeutet das vor allem eines: Etwas mehr Komfort im Cockpit. „Ich bin 1,83m groß und Naoki ist 1,63m. Die Anpassung im Auto ist deshalb etwas schwierig für uns. Dieses Mal kann ich das Auto aber auf meine alleinigen Vorlieben einstellen. Außerdem bekomme ich so mehr Trainingszeit, was praktisch ist.“

 

Neben den Reifen sind es insbesondere auch die stehenden Starts (in der Super GT wird fliegend gestartet) sowie die Boxenstopps eine Challenge für die Teams. „In Japan dauern die Boxenstopps wegen Fahrerwechsel und Nachtanken rund 40 Sekunden. Es gibt viele Dinge, die wir lernen müssen. Das macht aber Spaß. Dennoch glaube ich, dass es für die Mechaniker etwas schwieriger als für uns Fahrer ist.“ Damit spielt Jenson Button natürlich zum einen auf die Setup-Arbeiten, vor allem aber auch an die deutlich kürzeren DTM-Boxenstopps im Formel-1-Stil an.

Trotz der vielen Herausforderungen fielen die Vorbereitung der Akteure aus dem Land der aufgehenden Sonne sehr sparsam aus, da man sich noch inmitten der Saison befindet (das Finale steigt Ende November in Motegi). „Ich habe Windeln gewechselt“, erklärte Jenson Button lachend. Auch Ryo Hirakawa ging die Reise ganz entspannt an. „Ich saß nicht vorab im Simulator. Die Strecke bin ich erstmals am Mittwoch abgegangen. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Streckenbelag häufig wechselt.“ Einzig Tsugio Matsuda war ein bisschen im Vorfeld aktiv. Grinsend erklärte er: „Ich habe PlayStation gespielt. Außerdem habe ich mir ein Video vom diesjährigen Saisonauftakt angeschaut.“ Für den zweifachen GT500-Champion ist es das erste Mal in Hockenheim. „Es ist eine Ehre für mich, hier sein zu dürfen. Schon als Kind habe ich davon geträumt in Hockenheim, dem Heim von Michael Schumacher, zu fahren, als ich Piloten wie Ayrton Senna und Schumacher durch den Wald fahren sah“, schwärmte Matsuda.

Trotz aller Herausforderungen und Nachteile in Sachen Reifen soll es zumindest für das Samstagsrennen keine Balance-of-Performance-Anpassungen geben. ITR und DMSB halten sich allerdings offen, falls nötig, Anpassungen für den Lauf am Sonntag vorzunehmen. Obgleich Rennfahrer natürlich gewinnen wollen, so dürfte der kompetitive Wettbewerb zumindest an diesem Wochenende nicht ganz im Vordergrund stehen. Stattdessen ist es ein erster Schritt der Annäherung beider Serien. Dass Super GT und DTM nun in Hockenheim und einen Monat später am Fuji aufeinandertreffen, ist die Frucht harter und langer Arbeit beider Serien. Das findet auch Jenson Button: „Es ist sehr außergewöhnlich, dass zwei Serien zusammenkommen, um Rennen zu fahren. Ich kann mich nicht erinnern, dass das jemals passiert ist. Es ist also sehr etwas sehr Besonderes, nicht nur für die Fans, sondern auch für uns. Wir dürfen uns alle mal kräftig auf die Schulter klopfen.“

Copyright Photos: Eigenes Archiv, ITR

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