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Vorschau: 24 Stunden von Daytona 2018 – Prototypen

von Philipp Körner
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Der Höhenflug der IMSA-Prototypen-Klasse hält weiterhin an. Mit Team Penske (zusammen mit Acura) und Joest Racing (neuer Mazda-Partner) sind absolute Schwergewichte des Motorsports hinzugekommen, doch auch die Anzahl an rein-privaten Teams ist massiv gestiegen. Zusätzlich zum ohnehin schon soliden Grundstamm werden in Daytona Jackie Chan DCR JOTA und United Autosports ihre Hüte in den Ring werfen. Die in Europa ansässigen Gäste setzen hierfür auf diverse Starfahrer, welche von Fernando Alonso angeführt werden. Diese Ausgangslage verspricht also einen historischen Kampf um den Gesamtsieg.

Geschichtlicher Kontext

Die 24 Stunden von Daytona sind im Vergleich zu den anderen großen Langstreckenklassikern noch verhältnismäßig jung und gingen nicht immer zweimal rund um die Uhr. So debütierte die Veranstaltung 1962 noch als 3h-Lauf. Ein weiteres 3h-Rennen (1963) und zwei 2000-Kilometer-Rennen (1964 und 1965) später wurde schlussendlich auf 24 Stunden aufgestockt. Somit ist das Format an sich vier Jahre jünger. Der Bezug auf die Jahre davor mag zwar damit auf den ersten Blick noch obsolet wirken, doch diese prägten die Geschichte ungemein. Gleich im ersten Jahr der Traditionsveranstaltung sollte nämlich ein gewisser Dan Gurney für ihren Gründungsmythos gesorgt haben. Die leider verstorbene Motorsportlegende hatte kurz vor Ablauf der drei Stunden das Feld solide angeführt, als plötzlich sein Lotus-Climax 19B in die Knie ging. Der smarte New Yorker hatte jedoch ein Ass im Ärmel.

Sein Vorsprung war zu diesem Zeitpunkt so groß, dass er nur noch die Ziellinie nach Ablauf der Zeit überqueren musste. Doch wie sollte das ohne richtigen Motorenantrieb überhaupt funktionieren? Er positionierte sich im oberen Teil der Steilkurve, kurz vor der Linie, und wartete bis zum Ablauf der Zeit. Pünktlich zum Ende des Countdowns schlug er nach links ein und rollte Richtung Sieg hinunter. Auf diesem Weg sicherte er sich nicht nur den Debüterfolg – er provozierte gleichzeitig die Einführung einer internationalen Regel, die das Überqueren durch eigenen Antrieb erforderlich machte.

Doch nicht nur als Pilot hat er in Daytona einen Legendenstatus. Auch dank seines Erfolgs mit dem All American Racers Toyota Eagle MkIII wird er für immer zum festen Geschichtsinventar des Superspeedways und seiner Rundkurselemente gehören.

Zu selbigem gehören außerdem 22 Gesamtsiege von Porsche-Motoren. Der letzte Erfolg für die Marke aus Zuffenhausen liegt jedoch schon etwas zurück: 2010 lieferte man das Aggregat für den damals siegreichen Action Express Racing Riley. Dass man in diesem Jahr einen weiteren Triumph ergänzen kann, ist aber sehr unwahrscheinlich. Gleiches gilt für den zweiterfolgreichsten (Ford – 6), den dritterfolgreichsten (Ferrari – 5) und die vierterfolgreichsten (BMW/Chevrolet/Lexus – 3) Motorenbauer, die bis auf Lexus ebenfalls in der bärenstarken GTLM antreten. Somit erwartet uns wie 2017, als Cadillac zum ersten Mal eigenständig reüssierte, eine spannende Konstellation.

Nissan würde mit Tequila Patrón ESM seinen dritten Erfolg nach 1992 sowie 1994 feiern und damit in einen illustren Kreis aufsteigen. Acura würde zum ersten Mal als eigene Marke gewinnen und für den zweiten Honda-Konzern-Sieg (2016) sorgen. Mazda und Gibson Technology warten noch auf ihren ersten Gesamtsieg.

In der Fahrerrekordliste glänzen zweifelsohne Porsche-Legende Hurley Haywood und Lexus-GTD-Werksfahrer sowie Bald-Rentner Scott Pruett mit jeweils fünf Gesamtsiegen. Diese Stellung ist ungefährdet. Trotzdem könnte ihnen mit Penske-Pilot Juan Pablo Montoya ein noch aktiver Fahrer nahe kommen, wenn er nach 2007, 2008 und 2013 zum vierten Mal gewinnt.

Ein wichtiges Element dieser Archivdaten ist, dass das Rennen über etliche Jahre hinweg aus dem internationalen Kontext gerissen wurde. Hier ist hauptsächlich die Zeit als Teil der Rolex Sports Car Series zu nennen, in der oftmals spezielle US-Prototypen gewannen. Dadurch verlor das Rennen unweigerlich seine internationale Bedeutung. Glücklicherweise liegen seit 2016 wieder LMP2-Chassis als Sieger-Basis zugrunde, was den Anspruch als Welt-Event restauriert. Die 24 Stunden (und die Ölkrisen-6-Stunden von 1972) gehörten in ihrer ersten Lebenshälfte fast ausschließlich Weltmeisterschaften (u.a. WEC-Vorläufer) oder Meisterschaften mit Weltformaten (z.B. IMSA GT Championship) an und gefielen sich fraglos als Wintertreffpunkt der Motorsportwelt. Dank Alonso und Co. scheint der Weg dorthin zurück möglich zu sein.

Abseits dieser Anekdoten und Rahmendaten gibt es zigtausende spannende Geschichten, die es eigentlich verdient hätten, erzählt zu werden. Das kann und sollte dieser Artikel (jetzt schon 670 Wörter, oh Gott!) natürlich nicht leisten. Deswegen sei noch auf diesen brillanten Überblick (Stand: 2011) verwiesen.

Aktueller Status der Prototypen-Klasse

Die Top-Division der IMSA SportsCar Championship hat seit dem Merger von Grand-Am und American Le Mans Series spannende Jahre verlebt. Von 2014 bis Ende 2016 duellierten sich die alten Daytona-Prototypen und die LMP2 mit einer schwierigen BoP um Gesamtsiege und kamen mehr schlecht als recht miteinander aus. In der vergangenen Saison wurde dann das DPi-Konzept als Lösung für die doch zu große Differenz eingeführt, welches mit dem Ziel antrat, Hersteller und Private siegfähig zu halten.

Während die Privaten also ohne Sonderauflagen die aktuellen LMP2 samt 4,2-Liter-V8-Gibson benutzen, dürfen Hersteller Anpassungen vornehmen. Genauer gesagt ist es ihnen erlaubt worden, eigene Motoren und Aero-Teile einzubauen, welche dank einer BoP im Rahmen gehalten werden. Sie dürfen diesbezüglich mit allen vier LMP2-Chassis-Herstellern kooperieren. Hinsichtlich der vergangenen Saison zeigte sich, dass vor allem die Motoren größere Einstufungsprobleme generieren können. Cadillac dominierte ab Daytona ein halbes Jahr lang, was Wayne Taylor Racing schlussendlich zum Meister machte. Jedoch wurde der Titelmotor (6,2-Liter-V8) bereits für die anstehende Saison eingemottet. Stattdessen werden nun vier nagelneue 5,5-Liter-V8 zur Klangwelt der Daytona24h beitragen, was der IMSA-BoP-Kommission hoffentlich mehr entgegenkommt.

Beim offiziellen Vortest, Roar Before the 24 genannt, schienen die GM-Fabrikate aber der Konkurrenz weiterhin entwachsen zu sein. Ob die BoP-Lehren der IMSA (PDF) infolgedessen gut genug waren, zeigt sich wahrscheinlich erst im Laufe des Samstags. Mehr zu den Kräfteverhältnissen kann im übernächsten Unterpunkt gefunden werden.

Wichtige Regeln der Prototypen-Klasse

Wie in jeder anderen Sportwagenserie mit Klassen gibt es einige Feinheiten, die beachtet werden sollten. Als Hauptdivision haben die Prototypen nennenswerte Privilegien. Dies beginnt mit der Positionierung in der Pit- sowie Garagenstraße und endet mit den Restart-Regeln. Ab 2018 (re)starten die Prototypen beispielsweise immer vor den GT-Rennern, was die chaotischen Mix-Felder der Vorjahre eliminiert.

Im Zuge der Stopps gibt es zwar keine Deltas wie in anderen Championaten, aber Restriktionen bei Tankgröße, Mechanikeranzahl und erlaubten Handlungen halten die Zeiten in einem vertretbaren Rahmen. Hier sei auf das Prinzip des „Boxenballetts“ der FIA WEC verwiesen.

Abseits davon kommt das Regelwerk größtenteils amerikanisch-pragmatisch daher und sollte hoffentlich leicht verständlich in die Realität überführt werden. Vor allem die maximalen Stintzeiten sollten von den diversen Medienpartnern umfangreich hoch- und gegengerechnet werden.

Favoritensuche

Die Suche nach Gesamtsieganwärtern ist heuer so umfangreich wie selten zuvor. Denn neben den Nennungen mit Werkshintergrund haben sich auch diverse Private stark aufgestellt – ein gutes Zeichen für die Zukunft der DPi/LMP2 in Amerika.

Cadillac (auf Dallara-Basis)

Vier von insgesamt 20 Klassenteilnehmern werden von GM-Aggregaten befeuert, was sie automatisch zu Hauptfavoriten macht. Trotz der BoP-Anpassung (Restrictor: -0,6 mm) gehen nämlich die meisten Beobachter von anhaltend starken Cadillac DPi-V.R aus und auch wir teilen diesen Eindruck. Zusätzlich zum kollektiven Motorentausch herrschte des Weiteren noch im Bereich der Fahrer eine hohe Dynamik über den Winter. Jedes Team hat größere Änderungen vorgenommen. Außerdem kehrte Spirit of Daytona Racing wieder zum Traditionskonzern zurück, nachdem man verschiedene LMP2 ausprobiert hat.

#10 Wayne Taylor Racing Cadillac DPi-V.R

Die aktuelle Meisterschaft-Mannschaft reiste mit einem eindeutigen Ziel nach Daytona: zweiter Daytona24h-Sieg in Folge als Ausgangspunkt zur Titelverteidigung. Dafür kann der Südafrikaner Wayne Taylor auch 2018 wieder auf seinen Sohn Jordan Taylor setzen, den viele aufgrund seiner Social-Media-Aktionen kennen. Sein Bruder Ricky wurde hingegen von Penske abgeworben. Die brüderliche Lücke wird vom Niederländer Renger van der Zande gefüllt, der dank seines Corkscrew-Manövers zur spannendsten Personalie des Paddocks avancierte. IndyCar-Star Ryan Hunter-Reay (Endurance) rundet das bärenstarke Trio ab.

#5 Action Express Racing (Mustang Sampling Racing) Cadillac DPi-V.R

Die Truppe aus Denver (NC) kennt das Gefühl eines Daytona24h-Sieges ebenfalls. Ihr letzter Erfolg im Tri-Oval ist auf das Jahr 2014 datiert, wodurch man im Übrigen der erste Sieger der neugegründeten Serie ist. Damals gelang der Nummer 5 dieses Kunststück und mit dem Portugiesen João Barbosa ist sogar noch ein Pilot im Aufgebot. Sein Landsmann Filipe Albuquerque und der Brasilianer Christian Fittipaldi (Endurance) ergänzen das Português-Fahrerteam.

#31 Action Express Racing (Whelen Engineering Racing) Cadillac DPi-V.R

Die Garagen-Pole-Sitter konnten einen starken Eindruck beim Vortest hinterlassen. Vor allem der ehemalige F1-Pilot Felipe Nasr glänzte mit herausragenden Zeiten und belohnte sein Team mit der besten organisatorischen Basis. Sein „Volljahreskollege“ Eric Curran ist einer der erfahrensten Fahrer im Feld und er hat schon etliche Mal die Mischung aus SSW und Road Course abgespult. Mit dem Toyota-LMP1-Experten Mike Conway sowie Sunoco-Förderfahrer Stuart Middleton (Daytona-Nennung als Förder-Prämie) wird das erste Quartett unserer Suche geformt.

#90 Spirit of Daytona Racing Cadillac DPi-V.R

Das Jahr 2017 war eine beachtliche Achterbahnfahrt für die Lokalmatadore. Man nutzte drei LMP2-Chassis (zwei während der Saison), verlor seinen Hauptsponsor Visit Florida und erlitt kleinere Hurrikan-Schäden. Immerhin sorgte Renger van der Zande für einen historischen Sieg in Laguna Seca. Diese stürmischen Zeiten sollten mit der Rückkehr zu GM hoffentlich beendet sein. Tristan Vautier und Matthew McMurry bilden eine aussichtsreiche Stammmannschaft, deren Ansätze bereits beim Roar gesehen werden konnten. Edward „Eddie“ Cheever III, der Sohn des bekannten Formel-Fahrers, hilft dem Duo über die Distanz, aber er hat noch keine nennenswerte Erfahrung im Sportwagenbereich vorzuweisen.

Acura (auf ORECA-Basis)

Die Neueinsteiger gelten tatsächlich als die größten Herausforderer von Cadillac. Ein Hauptargument dafür ist zwar die gute Performance beim Vortest, doch eigentlich ist es eher der Name Penske, der das komplette Projekt überstrahlt. Die neueste Herzensangelegenheit des „Captains“ wurde mit gewohnter, größtmöglicher Akribie vorbereitet und hätte sogar fast nebenbei das Petit Le Mans mit dem Testträger-Oreca gewonnen. Noch Fragen?

#6 Acura Team Penske ARX-05 DPi

Es gibt Dinge im Leben, die über jeden Zweifel erhaben sind. Zu diesen Dingen gehören beide Fahrerkader des Team Penske in der IMSA. Dane Cameron (P-Meister 2016) und Juan Pablo Montoya teilen sich die Nummer 6 als Vollzeitkräfte und werden alleine schon dank ihrer Erfahrung das Beste aus dem 3,5-Liter-V6 herausholen können. Die Endurance-Aushilfe Simon Pagenaud ist ebenfalls ein Statement.

#7 Acura Team Penske ARX-05 DPi

Der Schwesterbolide wird dank Ricky Taylor ebenfalls von einem Meisterfahrer pilotiert. Dass Penske ohne Probleme bei den Titelträgern von WTR wildern konnte, ist ein großer Indikator für die riesigen Kapazitäten dieses Projekts. Sein 2018er Tanzpartner ist der dreimalige Indy-500-Sieger Hélio Castroneves, der sogar schon mal im Namen von Penske Sportwagen steuerte. Ihr Endurance-Kollege stammt ausnahmsweise mal nicht aus dem Mooresville-Imperium, sondern wurde durch die Honda-Connection aktiviert: Graham Rahal.

Nissan (auf Onroak-Ligier-Basis)

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportwagen-Seiten haben wir Tequila Patrón Extreme Speed Motorsports auf Platz drei in unserer Favoritensuche gesetzt. Diese Einschätzung basiert größtenteils auf den Ergebnissen des Vorjahres, als man die einzige andere siegreiche DPi-Marke (Road America und Road Atlanta) gewesen ist. Der 3,8-Liter-V6 samt angeschlossener Elektronik sollte somit die nötige Standfestigkeit erhalten haben, um eine wichtige Rolle bei den großen Frühjahresrennen einzunehmen.

#2 Tequila Patrón ESM Nissan Onroak DPi

Die Nummer 2 ist eine Glückszahl für die Mannschaft aus Riviera Beach (FL). Mit ihr gewann man 2016 die 24 Stunden von Daytona, was der erste LMP2-Sieg dort gewesen sein sollte. Von der Siegerpaarung blieb nur Scott Sharp erhalten, welcher sich das Fahrzeug mit dem Schotten Ryan Dalziel teilen wird. Sportwagen-Multitalent Olivier Pla hilft bei den größeren Rennen aus.

#22 Tequila Patrón ESM Nissan Onroak DPi

Zum damaligen Aufgebot gehörten auch Pipo Derani und Johannes van Overbeek, die für 2018 wieder das Duo in der Nummer 22 bilden. Sie erhalten ebenfalls französische Unterstützung in der Form von Nicolas Lapierre. Hinsichtlich der BoP-Tabelle könnten die Nismo-Truppen kleinere Vorteile über die Distanz haben, da ihnen die größte Tankkapazität zugestanden wurde. Gleiches gilt im Übrigen auch für Acura.

Mazda (auf Multimatic/Riley-Basis)

Der wohl größte Umbruch über den Winter konnte bei der zweiten japanischen Marke gesehen werden. Genauer gesagt begann die Vorbereitung auf die neue Saison bereits zur Mitte des vergangenen Jahres, als man den Dienstleister SpeedSource Racing vor die Tür setzte. Als Ersatz vermeldete man kurze Zeit später eine größere Überraschung: Joest Racing. Die perfektionistische, deutsche Truppe hat mittlerweile einen neuen Teilsitz in den Südstaaten eröffnet und ein intensives Entwicklungsprogramm für den überarbeiteten Mazda DPi initiiert. Das Renncomeback des RT24-P könnte somit viele beeindrucken.

#55 Mazda Team Joest RT24-P DPi

Mit Harry Tincknell und Jonathan Bomarito ist die Nummer 55 grundsolide besetzt. Während Bomarito ein Mazda-Werksfahrer ist, wurde Tincknell durch die Joest-Connection aktiviert. Bei den Langstreckenklassikern wird außerdem das IndyCar-Talent Spencer Pigot am Lenkrad drehen.

#77 Mazda Team Joest RT24-P DPi

Bei der Nummer 77 kommt das gleiche Prinzip zum Tragen. Tristan Nunez gehört weiterhin zum Mazda-Kader und mit Oliver Jarvis bekommt er einen Freund des Hauses Joest zur Seite gestellt. Die beiden Duos sollten damit relativ auf Augenhöhe sein. Die Endurance-Ergänzung ist jedoch eine ganz andere Hausnummer. Der Audi-Werksfahrer und aktuelle DTM-Champion René Rast wird den Boliden auf Herz und Nieren prüfen. Das hat der RT24-P leider auch bitter nötig, nachdem man beim Vortest verschiedene Probleme hatte. Trotz einiger BoP-Zugeständnisse zweifeln wir deswegen auch die hohe Erwartungshaltung einiger an – jedoch sollte man Joest nie unterschätzen.

Obwohl die Liste schon jetzt ziemlich lang ist, folgt nun erst der Übergang zu den ursprünglichen LMP2. Sie machen in Daytona genau die Hälfte des Feldes aus.

ORECA

Wie im Jahr 2017 werden die ORECA 07 als Referenz-LMP2 gelten – 60 Prozent des privaten Feldes vertrauen dem Fabrikat aus Frankreich: zweimal Jackie Chan DCR JOTA, zweimal JDC-Miller Motorsports und jeweils eine Nennung von CORE autosport sowie Performance Tech Motorsports.

#37 Jackie Chan DCR JOTA ORECA 07

Die Kombination der Namen Jackie Chan und JOTA ist spätestens seit der letzten Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans in aller Munde. In den unvergesslichen Juni-Tagen schaffte man das schier Unmögliche und belegte die Plätze zwei und drei des Gesamtpodiums. Obwohl die Truppe mit dem „normalen“ ORECA 07 antritt, haben sie auch in Daytona eine gute Ausgangslage hierfür. Ihr größter Vorteil sind zweifelsohne zwei perfekte Fahrerkader. Die Nummer 37 wird vom F1-Piloten Lance Stroll, vom Formel-E-Rennsieger Felix Rosenqvist, vom GT3-Titelträger Robin Frijns und vom Multitalent Daniel Juncadella pilotiert.

#78 Jackie Chan DCR JOTA ORECA 07

Die Nummer 78 hat mit Ho-Pin Tung einen Fahrer in ihren Reihen, der 2017 fast den Sarthe-Klassiker gewonnen hätte. Mit Alex Brundle gehört auch einer der Drittplatzierten zum Aufgebot. Die JOTA-Stammfahrer werden vom BMW-Werksfahrer António Félix da Costa und von der Macau-Legende Ferdinand Zvonimir Maria Balthus Keith Michael Otto Antal Bahnam Leonhard Habsburg-Lothringen unterstützt. Wichtig: Diese Nennung war der erfolgreichste ORECA in der Garagen-Quali und agierte auf Augenhöhe mit den DPi von Mazda und Nissan.

#54 CORE autosport ORECA 07

In den Werkshallen von CORE sind viele Motorsport-Träume untergebracht. Neben dem neu erworbenen LMP2 kann man in selbigen unter anderem die beiden GTLM-Porsche (Werkspartner), zwei GRC-Lites-Renner, einen Porsche 911 GT3 R und einen ORECA FLM09 sehen. Demnach wissen die Motorsportexperten aus Rock Hill (SC) ganz genau, was sie tun. Diese Erfahrung machte sich auch schon beim neuen Prototypen-Unterfangen bemerkbar, da sie von Anfang an bei der Musik waren. Der Geldgeber Jonathan Bennett bildet zusammen mit Colin Braun das dauerhafte Duo, welches dank der LMP1-Kenner Romain Dumas und Loïc Duval für Daytona zu einem Quartett anwächst. Über die gesamte Distanz gesehen hat das Team durchaus Potential für eine Spitzenplatzierung.

#38 Performance Tech Motorsports ORECA 07

Kenner der IMSA verbinden mit diesem Team vor allem eines: dominante Fahrten in der nun aufgelösten Prototype-Challenge-Klasse. Für diese Saison wagte man den nächstgrößeren Schritt und stieg in die höchste Division auf. Da Patricio O’Ward in die Indy Lights abwandert und nur noch für den North American Endurance Cup zur Verfügung steht, werden James French und Kyle Masson als neues Stammduo auftreten. Beide sind für Sportwagen-Fahrer noch sehr jung und tragen große Zukunftshoffnungen in sich. Der ehemalige Mazda-Werkspilot Joel Miller rundet das Quartett ab und ist mit 29 Lebensjahren bereits so etwas wie ein Mentor für die drei Jungspunde. Auch wenn der erste Schaulauf in Daytona vielleicht noch in die Hose gehen könnte, wächst bei Performance Tech eine faszinierende Geschichte heran, welche man unbedingt im Auge behalten sollte.

#85 JDC-Miller Motorsports ORECA 07

Das Team aus Minnesota ist so etwas die Offenbarung des vergangenen Jahres. In vielen Rennen trat man als LMP2-Speerspitze auf und schrammte mehrmals knapp am Sieg vorbei. Diese Leistungen blieben in der Szene nicht unbemerkt und lockten schlussendlich neue Geldgeber an, die den Erwerb eines zweiten ORECAs ermöglichten. Der Neuwagen erhielt die traditionelle Nummer 85 samt gelber Farbe. Als Full-Season-Fahrer konnten der Schweizer Simon Trummer und der ehemalige Lexus-GTD-Racer Robert Alon ausfindig gemacht werden. Beide haben ihre hitzigen Momente, was möglicherweise noch ein Thema werden könnte. Das kanadische Formeltalent Devlin DeFrancesco und der kommende NASCAR-Star Austin Cindric werden den Daytona-Kader abrunden.

#99 JDC-Miller Motorsports ORECA 07

Die Nummer und die Farbe mögen sich zwar verändert haben, doch diese Nennung ist de facto das Hype-Team der letzten Saison. Dank des sehr bekannten Sponsors GAINSCO Auto Insurance kommt der ORECA heuer in einem kräftigen Rot daher, welches man bereits aus der PWC sowie der Grand-Am kennt. Misha Goikhberg und Stephen Simpson sind weiterhin die fahrerischen Säulen und haben mit Chris Miller auch wieder ihren alten Endurance-Kollegen an ihrer Seite. Für Daytona konnte sich JDC-Miller zudem die Dienste des LMP2-Stars Gustavo Menezes sichern. Weil die Trauben 2018 fraglos höher hängen, dürfte es schwer werden, an die 2017er Erfolge anschließen zu können.

Onroak Ligier

Im Ligier-Lager hat man zwar vermutlich nicht das beste LMP2-Fahrzeug, doch das weltweite Interesse ist fraglos auf ihrer Seite. Dafür ist hauptsächlich der zweimalige F1-Weltmeister Fernando Alonso zuständig, der für das McLaren-Partnerteam United Autosports antritt, das von „McLaren-Chef“ Zak Brown gegründet wurde.

#23 United Autosports Onroak Ligier JS P217

Diese Nennung wird Euren Bildschirm stundenlang füllen, denn in ihr werden Alonso, F3-Europa-Meister Lando Norris und Sportwagentalent Phil Hanson Platz nehmen. Schon beim Vortest war zu sehen, dass man keinesfalls zu den Hauptfavoriten gehören wird, was Norris in diversen Interviews zudem bestätigte. Ihr Rennplan umfasst damit das Überleben und das Hoffen auf eine gute Ausgangslage am Ende, um eine Schlussoffensive starten zu können. Die wahrscheinlich größere Hintergrundgeschichte ist, dass Alonso auf diesem Weg Erfahrung für Toyota und Le Mans sammeln soll.

#32 United Autosports Onroak Ligier JS P217

Im Schwesterboliden sitzen mit Paul di Resta und Bruno Senna ebenfalls sehr bekannte Rennfahrer. Sie unterstützen jedoch „nur“ zwei unerfahrene Jungpiloten mit Ambitionen im Prototypenbereich, Will Owen und Hugo de Sadeleer, was die Nummer 32 eher zu einem Back-Up-Boliden macht.

#52 AFS/PR1 Mathiasen Onroak Ligier JS P217

Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Kooperation zwischen einem zentralkalifornischen (Fresno, CA) Prototypen-Team und kolumbianischen Geldgebern, die ihre Landsmänner Gustavo Yacamán und Sebastián Saavedra für eine gesamte IMSA-Saison eingebracht haben. In Daytona werden die Amateure Roberto González junior und Nicholas Boulle hinzustoßen. Sportlich wird man wohl eher weniger auffallen können, doch die Signalfarbenlackierung ist ein absoluter Blickfang – und vielleicht auch eine Warnung!

Multimatic/Riley

Ein einzelner, schon jetzt chancenloser Multimatic/Riley Mk.30 LMP2 bildet den Abschluss unserer Favoritensuche. Er hat zwar einige Updates erhalten, aber ist gänzlich auf Amateure ausgelegt.

#20 BAR1 Motorsports Multimatic/Riley Mk.30 LMP2

Selbige hören auf die Namen Marc Drumwright, Eric Lux, Alex Popow, Tomy Drissi und Brendan Gaughan. Es ist das einzige Fünf-Mann-Team der Prototypen-Klasse.

Fazit

Insgesamt gesehen gelten die Cadillac DPi als Hauptfavoriten – daran dürften auch die circa 20 rausge-BoP-ten PS nicht viel ändern. Ihr größter Verfolger ist das Acura Team Penske, welches mit grandiosen Fahrerpaarungen glänzen kann und gute strategische Voraussetzungen hat. Die weiteren DPi-Teams sind mit einigen Fragezeichen versehen, aber grundsätzlich schon mal im nötigen Performance-Fenster.

In der LMP2-Sektion sind die ORECA weiterhin das Maß aller Dinge. Vor allem Jackie Chan DCR JOTA gilt es dank des fantastischen Fahrerkaders zu beachten. Die anderen Vertreter könnten eher im Lauf des Rennens indirekt zu Siegchancen kommen – wenn denn alles zusammenkommt. Wir legen diesbezüglich vor allem CORE ans Herz. Ähnliche Hoffnungen hinsichtlich des Rennendes hegt man auch bei Ligier, wo man ein Performance-Defizit beklagt.

Abschließend sei noch auf die GTD-Vorschau des Kollegen Max und die GTLM-Vorschau des Kollegen Flo verwiesen, die ähnlich intensive Rennabläufe erwarten. Am Ende der GTD-Übersicht sind zudem alle wichtigen Links und Rahmendaten kombiniert.

Bilderquelle/Copyright: IMSA

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