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Formel Eins: Analyse GP von Mexiko – Vier gewinnt

von DonDahlmann
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Der vierte WM-Titel von Lewis Hamilton war nur eine Formsache, aber dank des kleinen Unfalls in ersten Runde wurde es ein bisschen spannend. Red Bull feierte einen Sieg, der überraschend dominant war.

Der WM-Titel war Lewis Hamilton nach dem Rennen in Austin eigentlich nicht mehr zu nehmen. Auch wenn Vettel noch eine mathematische Chance hatte. Aber selbst die war so klein, dass es schon mit dem Teufel hätte zu gehen müssen. Doch wie es so ist – Gewonnen hat man erst, wenn man wirklich die Ziellinie überfahren hat. Das gelang dem Mercedes-Piloten dann in Runde 71. Zwar abgeschlagen und überrundet auf dem neunten Platz, aber wen kümmert das schon, wenn der WM-Titel damit sicher ist. Vettel blieb nichts anderes übrig, als seinem Dauerkonkurrenten zu gratulieren. Was er dann auch schon auf der Strecke machte. (Zum Titel von Hamilton folgt noch ein Extra-Text)

Dabei hatte es gar nicht so schlecht angefangen für Vettel. Die Pole hatte er gerade so erreicht, aber er hatte, theoretisch, als Puffer Max Verstappen hinter sich. Platz drei hätte Hamilton aber für den WM-Titel auch gereicht. Doch die Chance, dass der Brite ausfallen könnte und Vettel mit einem Sieg seine theoretischen Möglichkeiten offen halten konnte, waren immerhin gegeben. Doch schon in der ersten Kurve war die Sache dann gegessen.

Das Problem von Vettel: die lange Gerade in Mexiko. Verstappen musste gar nicht besser starten. Im Gegenteil. Er hatte mehr davon, sich direkt hinter Vettel einzureihen, den Windschatten zu nutzen um dann auf der Außenlinie zu überholen. Vettel ließ dem Niederländer gerade so genug Luft, der schlüpfte dann in T2 innen durch. Vettel wollte für die T3 die Innenlinie nehmen, was Hamilton ausnutzen wollte, um außen am Ferrari vorbei zu gehen. Mit eher kalten Reifen rutschte Vettel über den inneren Curb, bekam Untersteuern und rutschte in Hamilton rein. Dabei schlitzte er mit seinem Frontflügel den Hinterreifen von Lewis auf.

War der Unfall vermeidbar? Auf jeden Fall. Hamilton war schon vor dem Ferrari, Vettel hätte kurz lupfen können. Auf der anderen Seite: welcher Fahrer macht das in so einer Situation, in der es sowieso nur um die goldene Ananas ging? Vettel verteidigte sich hart, fuhr aber auch nicht absichtlich in Mercedes. Zumal er sich dadurch sein Rennen und seine WM-Chancen endgültig zerstörte. Nach ein paar Runden war klar, dass er mit dem zweiten Platz oder gar einen Sieg nichts mehr werden würde.

Denn vorne zog Verstappen schnell weg und Bottas, zunächst noch in der Verfolgung, gab nach ein paar Runden auf. Die Mercedes hatten in Mexiko überraschend zu wenig Speed. Woher die schwache Leistung der Mercedes kam, ist schwer zu sagen. Marc Surer tippte bei Sky auf eine Kombination aus Aerodynamik und der dünnen Luft, die dem Motor weniger Leistung gibt. In der Tat fiel dieses Jahr mehrfach auf, dass der Mercedes bei warmen Temperaturen Probleme hatte. In Mexiko war es recht warm und die Stadt liegt auf 2.200 Meter. Das könnte dafür gesorgt haben, dass dem Mercedes Anpressdruck und Leistung fehlte. Die vier Zehntel Abstand in der Quali waren jedenfalls überraschend viel. Und auch im Rennen tat sich Hamilton schwerer, durch das Feld zu fahren, als Vettel.

Das erstaunliche war dann aber der Speed der Red Bull, zumindest bei Verstappen. Er überholte fast das gesamte Feld, nur Vettel, Räikkönen und Bottas blieben verschont. Wo kam der Speed her? Auch hier half vermutlich die dünne Luft von Mexiko. Der RB13 verfügt über mehr mechanische Grip als die Konkurrenz (Ausnahme McLaren), ist also auf die Aerodynamik nicht so stark angewiesen. Da Renault auch nachgelegt hat, ist der Abstand halt kleiner.

Dennoch ist die Aufwärtstendenz bei Red Bull nicht zu übersehen. Sie waren im Herbst auf allen Strecken schnell, langsame, wie schnelle Strecken. Das dürfte für die Rennen in Sao Paulo und Abu Dhabi noch interessant werden. Und noch etwas anderes ist spannend. Denn eine alte Regel besagt: Teams, die in den letzten Rennen des Jahres Siege einfahren, haben im Folgejahr ein schnelles Auto, wenn die Regeln gleich bleiben. Da es 2018 keine neuen Regeln gibt (außer dem Wegfall der Finne samt Flügel) und die Autos Evolutionen des Vorjahres sind, dürfte Red Bull im nächsten Jahr gute Karten haben.

Strategisch gab es im Rennen wenig zu sehen. Es war vorher klar, dass die meisten Teams auf eine Ein-Stopp-Strategie setzen würden. Die virtuelle SC-Phase in Runde 31 kam ein paar Runden zu früh, aber man lag gerade noch so im Fenster für diese Strategie. Verschiebungen gab es durch die relativ lange Phase nicht.

Die einzige Überraschung stellte der Positionswechsel zwischen Ocon und Räikkönen dar. Der Finne hat zu vor hinter dem Force India von Perez gesteckt und kam nicht vorbei. Force India holte erst Perez, dann Ocon erstaunlich früh rein (Runde 18 bzw. 20). Damit konnte man, wenn man auf Soft wechselte, dann durchfahren und um ging einen möglichen Undercut durch Räikkönen. Ferrari konterte die Strategie von Force India aber nicht mit einem Stopp, sondern ließ Räikkönen draussen. Was sich zunächst wie ein Fehler anließ, war kalkuliert. Räikkönen konnte zwischen Runde 20 und 32 seinen Vorsprung auf Ocon nicht nur halten, sondern leicht ausbauen.

In Runde 18 betrug sein Rückstand auf Ocon rund 7,5 Sekunden. In Runde 22 lag der Finne 15 Sekunden vor Ocon. In Runde 31 waren es aber schon 22 Sekunden. Also genau ein Boxenstopp. Ferrari holte den Finnen genau zur SC-Phase rein, Ocon verlor dadurch weitere Zeit, weil er ja auf der Strecke in seiner Sollzeit bleiben musste. Nach dem Stopp betrug der Vorsprung auf Ocon dann sieben Sekunden. Aber auch ohne SC wäre der Finne vor dem Franzosen gelandet. Der meinte dennoch, dass ein dritter Platz drin gewesen wäre. Dafür hätte Force India mit dem Stopp warten müssen, wäre dann allerdings Gefahr gelaufen, einen Undercut zu riskieren. Dazu kommt, dass der Ferrari einfach eine knappe Sekunde schneller ist. Den Undercut braucht Ferrari nicht.

Bemerkenswert war dann auch das Rennen von Lance Stroll. Der lag nach der ersten Runde und einem guten Start auf P10 und rutschte dann durch die Ausfälle und Stopps vor ihm bis auf P4 nach vorne. Die VSC-Phase kam dann perfekt für ihn, er konnte ohne Platzverlust weiter fahren. Im letzten Drittel des Rennens lag er dann im Sandwich der beiden Force India, konnte seinen sechsten Platz aber locker halten. Mal wieder ein zufriedenstellendes Rennen des Kanadiers, der im übrigen jetzt mehr Punkte als Massa auf dem Konto hat. Hätte auch keiner gedacht.

Ein sehr amüsantes Rennen lieferte Fernando Alonso ab. Dessen Zweikampf mit Lewis Hamilton war großer Spaß und Fahrfreude pur. Das McLaren überhaupt so weit vorne war, überraschte dann doch. Einerseits hat Honda sicher mehr Leistung gefunden, andererseits fehlten Alonso auf der langen Geraden dann knapp 20 km/h auf die Besten. Die Zeit holte Alonso im mittleren Sektor, wo er in der Quali tatsächlich mal die schnellste Zeit fahren konnte. Das zeigt mal wieder, dass das Chassis des McLaren wirklich richtig gut.

Ob man sich aber so auf Renault freut? Zwar gewann Verstappen mit einem Renault, dafür fielen aber auch vier Autos mit Renault-Motoren aus. Geradezu dramatisch war die Situation bei Toro Rosso. Gasly kam ganze 10 Runden zum Fahren bevor er das Rennen startete. Hartley stand einmal im freien Training, im Rennen fackelte dann der Turbo ab. Bei Hülkenberg verabschiedete sich das MGU-H, gleiches passierte Ricciardo, dessen Einheit brandneu war. Sieg hin oder her – Vertrauenserweckend ist nicht gerade.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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