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GT3-Report: Schnöde neue SprintX-Welt

von Philipp Körner
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Die Organisatoren der Pirelli World Challenge waren sehr zuversichtlich nach dem schwierigen Debütjahr 2016. Man hoffte, dass das stark angewachsene Starterfeld mit vielen bekannten Namen das neue Format endlich auf die richtige Bahn bringen könne. Nach den ersten beiden Saisonläufen herrscht jedoch wieder einmal Katerstimmung, da viele grundsätzliche Dinge nicht funktionierten. Auch die ADAC GT Masters sollten bei ihrem Saisonauftakt in Oschersleben einige kontroverse Entscheidungen treffen.

ADAC GT Masters

Die Motorsport Arena Oschersleben ist seit 2008 der traditionelle Startpunkt der neuen Saison und sah schon einige denkwürdige Läufe. Da sie aufgrund kurzer Geraden und teils sehr enger Kurven (v.a. Turn 1) sehr technisch ist, sind Safety Car-Unterbrechungen relativ wahrscheinlich. Dies hatte beispielsweise im letzten Jahr bereits einige Kontroversen zur Folge gehabt und sollte auch am vergangenen Wochenende eine größere Rolle einnehmen.
Die Trainingssitzungen am Freitag wurden von starken Audis und Porsches geprägt. Vor allem die Meistermannschaft von Land-Motorsport war jeweils oben in der Top 10 zu finden. In der ersten Qualifikationssession am Samstagmorgen überraschte der #17 KÜS TEAM75 Bernhard Porsche 911 GT3 R (Jaminet/Ammermüller), der bis dahin eher am Rande der Top 10 war, mit einer Pole-Zeit von 1:26.165 Minuten. Der #36 Schütz Motorsport Porsche 911 GT3 R (Bachler/MacDowall) sicherte sich Rang zwei. Platz drei ging an die #77 Callaway Competition Corvette C7 GT3-R (Gounon/Keilwitz), die somit als beste Juniorennennung (durch Jules Gounon) in den ersten Saisonlauf ging. Das beste Fahrzeug der Trophy-Wertung für Amateure war ebenfalls eine Corvette und qualifizierte sich auf Rang elf: #13 RWT – Racing Team Corvette C7 GT3-R (Barth/Hackländer).

Top 3 der Samstagsqualifikation sowie beste Klassennennungen:
1) #17 KÜS TEAM75 Bernhard Porsche 911 GT3 R
(Jaminet/Ammermüller)
2) #36 Schütz Motorsport Porsche 911 GT3 R (Bachler/MacDowall)
Junior-Wertung| 3) #77 Callaway Competition Corvette C7 GT3-R (Gounon/Keilwitz)
Trophy-Wertung| 11) #13 RWT – Racing Team Corvette C7 GT3-R (Barth/Hackländer)

Insgesamt gesehen sprach das Klassement für eine tendenziell gute Balance of Performance. In der Top 10 waren fünf Marken (Porsche, Audi, Corvette, Mercedes und BMW) vertreten und im klischeehaften 1-Sekunde-Fenster lagen 17 Boliden (Top 10 in 0,423 Sekunden). Nur die Lamborghini Huracán GT3 schienen mit den Bedingungen zu hadern.

Rennen eins

Der Auftaktlauf der elften Saison sah ein 28 Boliden starkes Feld, das sich bei 15°C sowie windig-bewölktem Wetter in die zwei Einführungsrunden begab. Überraschenderweise liefen sowohl der fliegende Start als auch die Durchfahrt der ersten Kurve ohne größere Probleme ab. Klaus Bachler im #36 Schütz Motorsport Porsche ging frühzeitig in Führung und baute einen kleinen Vorsprung auf Mathieu Jaminets #17 TEAM75 Bernhard Porsche auf. Dieser war nach nur fünf Minuten Rennzeit jedoch auf einen Schlag weg, da der zweite Bernhard-Porsche mit einem kaputten Reifen unglücklich neben der Strecke stand: erste Safety Car-Phase.

Gleich beim Restart setzten sich die beiden Porsche 911 GT3 R ab und hatten nach zwei Minuten schon einen größeren Vorsprung auf den drittplatzierten #3 Aust Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Pommer/van der Linde). Die #77 Callaway Corvette, die ursprünglich von Rang drei aus ins Rennen gegangen war, verlor in der Startphase einige Plätze und landete nur drei Minuten nach dem Neustart im Kiesbett. Dies machte eine zweite Neutralisierung nach nur zehn Rennminuten erforderlich. Während im Hintergrund seine C7 GT3-R geborgen wurde, wartete Gounon das zirkulierende Feld ab, um den #1 Montaplast by Land-Motorsport Audi R8 LMS GT3 (de Phillippi/Mies) mit Gesten auf sein Fehlverhalten hinzuweisen. In der Wiederholung sah man zwar einige Berührungen, aber der kaputte Reifen der Corvette war eindeutig der Auslöser des Abflugs.

Nach dieser eher NASCAR-esken Startphase mit mehreren Unterbrechungen und „Grüßen“ an die Gegner konnten die Rennmitte und damit auch das Boxenstoppfenster ohne Zwischenfälle vonstattengehen. Wie bei der ersten Freigabe sollten der Bernhard-Porsche und der Schütz-Porsche schnell Abstand zu den Verfolger-Audis aufbauen. Auch abseits der Spitze war das vordere Mittelfeld eher statisch. Im hinteren Mittelfeld wurden hingegen härtere Bandagen ausgepackt, welche unter anderem einen beschädigten #50 YACO Racing Audi R8 LMS GT3 (Geipel/Frey) und einen Kiesbettausflug des #84 Mercedes-AMG Team HTP Motorsport AMG GT3 (Assenheimer/Götz) provozierten.
Im Audi-Lager und beim TEAM75 Bernhard rief man die Fahrzeuge relativ frühzeitig in die Boxenstraße. Der #36 Schütz Porsche bog im Gegensatz dazu als einer der letzten Renner ab und verlor durch das Abwürgen des eingewechselten Alex MacDowall schlussendlich die Führung. Da mit Michael Ammermüller ein sehr erfahrener Pilot nun im Bernhard-Porsche saß, hatte Schütz Motorsport die Chance auf den Sieg somit verspielt. Die Top 3 nach den Stopps wurde vom titelverteidigenden #1 Land Audi komplettiert.

Während der #17 Bernhard Porsche die Flucht nach vorne antrat, geriet MacDowall in Schlagdistanz der beiden Land-Audis und des #3 Aust Audis. Weil sich das Ingolstädter Trio jedoch uneinig war und sich bekämpfte, blieb die Porsche-Doppelführung bis kurz vor Schluss erhalten. Fünf Minuten vor Ende kamen die SC-Schilder ein drittes Mal zum Einsatz, nachdem der #22 MRS GT-Racing Nissan GT-R Nismo GT3 (Lips/Huisman) in Folge eines Verbemsers im Kies feststeckte. Das schnelle Arbeiten der Streckensicherung ermöglichte eine letzte Runde unter Grün, die zwar teils hektisch war, aber keine größeren Änderungen mehr nachsichzog.

Top 3 des Samstagsrennens sowie beste Klassennennungen:
1) #17 KÜS TEAM75 Bernhard Porsche 911 GT3 R
(Jaminet/Ammermüller)
2) #36 Schütz Motorsport Porsche 911 GT3 R (Bachler/MacDowall)
3) #1 Montaplast by Land-Motorsport Audi R8 LMS GT3 (de Phillippi/Mies)
Junior-Wertung| 5) #2 Montaplast by Land-Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Schmidt/Haase)
Trophy-Wertung| 9) #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Ineichen/Engelhart)

Der erste Lauf des neuen Jahres wurde von Porsche und Audi dominiert, wodurch sich die technische Kommission scheinbar gezwungen sah, eingreifen zu müssen. Für den Folgetag mussten die Audis (+10 Kilogramm) und die Porsches (+20 Kilogramm) zuladen.

In der Sonntagsqualifikation zeigte sich plötzlich der #42 BMW Team Schnitzer M6 GT3 (Collard/Eng) als schnellstes Auto, was man vor allem auf die beeindruckende Leistung von Philipp Eng zurückführen kann. Trotz der Übernachtmaßnahmen lag mit dem #99 Precote Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R (Renauer/Müller) ein Zuffenhausener auf Rang zwei. Die dominierenden Autos des Samstags waren nur noch im Mittelfeld zu finden. Die gute Platzierung des Herberth Porsche 911 GT3 kann man ebenfalls mit einem großen Talent erklären. Sven Müller saß am Steuer. Rang drei ging zum wiederholten Male an die #77 Callaway Competition Corvette C7 GT3-R (Gounon/Keilwitz).

Top 3 der Sonntagsqualifikation sowie beste Klassennennungen:
Junior-Wertung| 1) #42 BMW Team Schnitzer M6 GT3
(Collard/Eng)
2) #99 Precote Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R (Renauer/Müller)
3) #77 Callaway Competition Corvette C7 GT3-R (Gounon/Keilwitz)
Trophy-Wertung| 11) #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Ineichen/Engelhart)

Rennen zwei (150. Rennen der ADAC GT Masters)

Der zweite Lauf fand bei etwas wärmeren Bedingungen und blauem Himmel statt. Ähnlich wie am Samstag überraschte das Feld mit großer Disziplin in der ersten Runde. Diese beendete der #42 Schnitzer BMW als weiterhin Führender vor dem #99 Herberth Porsche, dessen Startfahrer Sven Müller abreißen lassen musste. Die ersten Rennminuten waren eher ruhig und sahen wenige Verschiebungen. Doch wie am Vortag sollte schnell das Safety Car zum Einsatz kommen und das Feld nach nur wenigen Minuten wieder zusammenführen. Der Aust Motorsport Audi R8 LMS mit der Nummer 4 steckte nämlich so ungünstig im Kiesbett fest, sodass eine aufwendigere Bergung erforderlich war.

Den Restart gewann der Österreicher Eng ohne Probleme und nutzte die Situation, um Vorsprung aufzubauen. Trotz des komprimierten Feldes fand das Rennen schnell wieder in den Rhythmus zurück und verlief bis zum Öffnen des Boxenstoppfensters eher ereignislos. Die unveränderte Top 3-Konstellation ging geschlossen am Ende des Zeitrahmens an die Box. Im Zuge des Fahrerwechsels schob sich die #77 Callaway Corvette mit dem eingewechselten Jules Gounon auf Platz zwei vor. Robert Renauer musste sich mit Platz drei begnügen.

Etwa 18 Minuten vor Schluss entstand noch einmal Hektik, als ein Unfall den Ausgang der ersten Kurve blockierte. Mike David Ortmann im #25 BWT Mücke Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Ortmann/Stippler) hatte sich in einem Duell mit einem Lamborghini verschätzt und die nachfolgende RWT-Corvette konnte nicht mehr ausweichen und rutschte in den Audi. Durch diese Neutralisierung sollte ein zehnminütiger Schlusssprint folgen. Diesen begann Ricky Collard stark und schloss somit an die Leistung des Teamkollegen Eng an. Während man an der Spitze mit den bezogenen Positionen scheinbar zufrieden war, herrschte im Mittelfeld Kontaktsport. Im Zuge dessen rutschte der #22 MRS GT Nissan über den Randstein hinaus und flog daraufhin unkontrolliert in die gegenüberliegende Leitplanke ab. Somit löste der japanische Renner wie am Vortag eine späte Neutralisierung aus. Obwohl die Leitschienen in den TV-Bildern erkennbar verbogen waren, beeilte man sich, um eine letzte Runde zu ermöglichen. Warum dies noch sein musste, bleibt mir weiterhin ein Rätsel. So formierte sich das Feld zu einer unnötigen Finalrunde, was sogar noch vor dem Restart mit einem Auffahrunfall verbunden war. Unbeeindruckt davon gab die Rennleitung die Strecke frei, obwohl zwei kaputte Boliden (samt Trümmer) und eine verbogene Leitplanke vor dem Feld lagen. Glücklicherweise entstanden durch diese Aktionen keine größeren Folgen für das Endklassement.

Top 3 des Sonntagsrennens sowie beste Klassennennungen:
Junior-Wertung| 1) #42 BMW Team Schnitzer M6 GT3
(Collard/Eng)
2) #77 Callaway Competition Corvette C7 GT3-R (Gounon/Keilwitz)
3) #99 Precote Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R (Renauer/Müller)
Trophy-Wertung| 12) #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Ineichen/Engelhart)

Oschersleben-Notizbuch

  • Alle verwendeten Bilder wurden vom Kollegen Felix (tbz) gemacht, der am Sonntag vor Ort war. Vielen Dank für die spannenden Eindrücke!
  • Die BoP-Änderungen am Samstagabend taten dem Bernhard-Porsche (Ausfall) und dem Schütz-Porsche (Platz 14) nachweislich weh am Sonntag. Ihre Markenkollegen von Herberth Motorsport schienen hingegen sogar besser damit unterwegs zu sein.
  • Die beiden Land-Audis (#2 auf P5; #1 auf P10) und der #3 Aust Audi (P9) fuhren gute Ergebnisse ein und waren im zweiten Rennen nur marginal langsamer.
  • Der Sieg des Schnitzer-BMW M6 GT3 ist der erste größere Erfolg für die bayrische Marke in diesem Jahr, nachdem man in Bathurst nach einer dominanten Anfangsphase durchgereicht wurde.
  • Verbunden mit dem zehnten Platz am Samstag liegen Philipp Eng und Ricky Collard (jeweils 26 Punkte) auf Platz eins in der Fahrerwertung. Nur einen Punkt dahinter ist das Duo Jaminet/Ammermüller (25 Punkte).
  • Das BMW-Team führt zudem mit 27 Zählern in der Teamwertung. Das KÜS TEAM75 Bernhard und Montaplast by Land-Motorsport liegen mit jeweils 25 Punkten dahinter.
  • Trotz der beiden Unfälle liegen die Nissan-Fahrer Remo Lips und Patrick Huisman mit 57,7 Punkten auf Position eins in der Trophy-Wertung. Sie profitieren vom Auftreten als AM-Duo.
  • Ricky Collard und Jeffrey Schmidt teilen sich Position eins bei den Junioren mit 40 Einheiten. Ihr Verfolger Luca Stolz hat bereits zwölf Punkte Rückstand.
  • Für die Startaufstellung hat man sich für dieses Jahr am Beispiel Le Mans orientiert, was gleich einen positiven Eindruck hinterlassen hat.
  • Der nächste Saisonlauf ist vom 19. bis 21. Mai auf dem Lausitzring im Rahmen des ‘Motorsportfestivals‘.

Pirelli World Challenge

In den Tagen vor dem SprintX-Wochenende glich der Virginia International Raceway einem Sumpf. Starke Regenfälle hatten kleine Seen entstehen lassen, die glücklicherweise rechtzeitig ausgetrocknet sind. Somit blieb nur noch das feucht-heiße Element als eine wettertechnische Herausforderung.
Denn auch ohne klimatische Einflussnahme gilt der VIR als anspruchsvolle und teils rustikale Strecke, was man an den vielen Unfällen in den Trainingssitzungen erkennen konnte. In den ersten Sitzungen überzeugten vor allem die Mercedes AMG GT3 und die Ferrari 488 GT3, aber auch die Audi R8 LMS GT3 schienen gut auf dem kurvenreichen Kurs zu funktionieren. Aus dem letztgenannten Lager stammte mit dem #82 McCann Racing Audi R8 LMS GT3 (Skeen/Davis) auch der Pole-Sitter, was durchaus überraschend war. Auf Startplatz zwei qualifizierte sich der #2 CRP Racing Mercedes AMG GT3 (Morad/Dalziel) und komplettiert wurde die Top 3 vom #31 TR3 Racing Ferrari 488 GT3 (Mancinelli/Montermini).

Top 3 der Qualifikation sowie die beste GT Pro-Am-Nennung:
1) #82 McCann Racing Audi R8 LMS GT3
(Skeen/Davis)
2) #2 CRP Racing Mercedes AMG GT3 (Morad/Dalziel)
3) #31 TR3 Racing Ferrari 488 GT3 (Mancinelli/Montermini)
GT Pro-Am| #75 Always Evolving / AIM Autosport Nissan GT-R Nismo GT3 (Sanchez/Montecalvo)

Rennen eins

Bereits in der Einführungsrunde kam es zum ersten großen Schreckmoment. Der #8 Cadillac Racing ATS-V.R. (Cooper/Jordan Taylor) blieb erst unvermittelt stehen, aber fügte sich wenig später wieder ins Renngeschehen ein. Nachdem diese missliche Lage geklärt worden ist, erfolgte ein gesitteter Start in das Samstagsrennen. Mike Skeen konnte die Führung trotz des enormen Drucks von Ryan Dalziel verteidigen. Aus der Perspektive des Meisterschaftskampfes hatte mit dem #9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 (Parente/Barnicoat) ein weiterer Anwärter früh technische Probleme und wurde nach hinten durchgereicht. Bis zum Öffnen des Boxenstoppfensters, was mit einem Schild im Zuge der entsprechenden Runden-Zeit-Konstellation signalisiert wird (es ist genauso unnötig-kompliziert, wie es klingt), war das Rennen teils sehr statisch und ereignislos.

Schon auf dem Weg Richtung Fahrerwechsel befindlich machte Skeen einen verhängnisvollen Fehler und geriet mit seinem McCann-Audi in einen Dreher. Sein sehr beachtenswerter Stint hatte sich damit ins Gegenteil verkehrt, aber das Weitermachen war nicht gefährdet. Doch auch bei anderen Siegkandidaten waren diese zehn Minuten mit Pech verbunden. So kollidierte Daniel Mancinelli im #31 TR3 Racing Ferrari beispielsweise in den schnellen Esses mit dem #4 Magnus Racing Audi R8 LMS GT3 (Kaffer/Pumpelly), was zum wiederholten Male dem Übermut des Italieners geschuldet war. Eine Strafe sollte nicht mehr folgen.
Dank dieser Zwischenfälle übernahm folgerichtig Daniel Morad im #2 CRP Racing Mercedes die Führung und behielt diese bis 22 Minuten vor Schluss, als eine Safety Car-Phase aufgrund eines stehengebliebenen Amateur-Ferraris notwendig wurde. Im Laufe dieser müssen einige verhängnisvolle Entscheidungen bei der Rennleitung abgesegnet worden sein. Denn kaum war der Restart erfolgt, bogen die Top 3 (und vier weitere Boliden) für eine Durchfahrtsstrafe ab. Laut Rennleitung hätten sich die Teams nicht an das Zeitminimum in der Boxengasse gehalten. Da die Teams eine fehlerhafte Zeitnahme durch falsch gesetzte Infrastruktur kritisierten, war der Zorn dementsprechend groß. Nach dem Rennen initiierte die PWC selbst eine Untersuchung, die erst Sonntagabend mit einer Bestätigung der Strafen abgeschlossen wurde. Dieses Hin und Her war sicherlich höchst peinlich und lässt an der Kompetenz der Serie zweifeln.

Den ersten Platz erbte somit der eingewechselte Andrea Montermini (#31 TR3 Racing), der das Rennen kontrolliert zu Ende brachte. Auch bei dieser Nennung könnte man ein Versagen der Rennleitung attestieren, da Mancinelli zum wiederholten Male einen vermeidbaren Fehler begangen hatte, der andere ins Unglück stürtzte. Rang zwei ging ebenfalls an ein Fahrzeug, das Ärger zur Rennhalbzeit hatte. Andrew Davis konnte nach dem Dreher von Skeen den Lauf solide abschließen und dank der Strafen auf Platz zwei vorrutschen. Für den McCann-Audi, der anfangs als GT Pro-Am-Meldung gedacht war, ist dies ein großer Erfolg. Sowohl Gesamtplatz drei als auch der GT Pro-Am-Klassensieg wurden nach dem Rennen entschieden. Da der #14 GMG Racing Porsche 911 GT3 R (Sofronas/Vanthoor) nachträglich eine Zeitstrafe (Überholen unter Gelb) erhielt, rutschte der #16 Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R (Heylen/Schein) einen Platz nach oben und konnte die Klassensiegerehren verspätet feiern.

Top 3 des Samstagsrennens sowie die beste GT Pro-Am-Nennung:
1) #31 TR3 Racing Ferrari 488 GT3
(Mancinelli/Montermini)
2) #82 McCann Racing Audi R8 LMS GT3 (Skeen/Davis)
GT Pro-AM| 3) #16 Wright Motorsports Porsche 911 GT3 R (Heylen/Schein)

Top 3 der Startaufstellung für das Sonntagsrennen sowie die GT Pro-Am-Nennung:
(Aufstellungen anhand der schnellsten Rundenzeiten in Lauf eins)
GT Pro-Am| 1) #54 Black Swan Racing Mercedes AMG GT3 (Bleekemolen/Pappas)
2) #2 CRP Racing Mercedes AMG GT3 (Morad/Dalziel)
3) #4 Magnus Racing Audi R8 LMS GT3 (Pumpelly/Kaffer)

Rennen zwei

Nach dem unglaublich irritierenden ersten Lauf wünschten sich alle Beteiligten einen guten Abschluss des Wochenendes. Viele bestrafte Teams waren zu diesem Zeitpunkt im Übrigen sogar positiv gestimmt, weil sie von Anpassungen bezüglich des Rennergebnisses aus Rennen eins ausgingen. So kann man sich täuschen.
Mit der Rennfreigabe attackierte Rolex24-Sieger Daniel Morad (#2 CRP Mercedes) den Routinier Bleekemolen und holte sich die Führung. Zwischen den beiden Mercedes entwickelte sich daraufhin ein intensives Zeitenduell, bei welchem der drittplatzierte Audi nicht mithalten konnte und an Boden verlor. Der Magnus Racing-Bolide wurde schlussendlich sogar vom Cadillac mit der Nummer 8 überholt, welcher von IMSA-Star Jordan Taylor während des ersten Stints pilotiert wurde.

Das erste Renndrittel endete mit einer Safety Car-Phase, die bis zur Mitte des avisierten Boxenstoppfensters anhielt. Da man neutralisierte Stopps vermeiden wollte, wartete man die Bergung des gestrandeten Porsches ab und gab die Boxengasse erst Minuten später frei. Damit hatte man das Fenster nach hinten verschoben. Im Zuge der Fahrerwechsel fiel der Black Swan Racing Mercedes aus der Top 10, da man aufgrund des Amateurs Pappas mehr Zeit in der Pitlane verbrachte. Somit verlor CRP Racing, die nun Ryan Dalziel am Volant  betreuten, den einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten. Immerhin entwickelte sich aus dem Nichts ein Sechskampf um Platz zwei. Auf diese Position hatte sich der #9 K-PAX McLaren geschoben, der unter anderem den #8 Cadillac und den #4 Magnus Racing Audi im Rückspiegel sah. Diese unterhaltsame Kampfgruppe konnte jedoch nur zehn Minuten lang tollen Motorsport bieten, da eine weitere Safety Car-Unterbrechung erforderlich war. In der engsten Stelle der Esses waren zwei Autos aus dem Hinterfeld kollidiert, die etliche Trümmer hinterließen. Im Gegensatz zu den ADAC GT Masters verzichtete man auf einen erzwungenen Neustart. Dementsprechend war auch das zweite Rennen eher seltsamer Natur.

Top 3 des Sonntagsrennens sowie die beste GT Pro-Am-Nennung:
1) #2 CRP Racing Mercedes AMG GT3
(Morad/Dalziel)
2) #9 K-PAX Racing McLaren 650S GT3 (Parente/Barnicoat)
3) #8 Cadillac Racing ATS-V.R. (Cooper/Jordan Taylor)
GT Pro-AM| 10) #54 Black Swan Racing Mercedes AMG GT3 (Bleekemolen/Pappas)

Insgesamt gesehen war der Relaunch von SprintX ein weiterer Misserfolg. Neben unnötig-komplizierten Regeln, die leicht von europäischen Vorbildern ersetzt werden könnten, sorgten etliche merkwürdige Entscheidungen für eine schlechte Außendarstellung.

Virginia International Raceway-Notizbuch

  • In beiden GTS-Läufen gewann Nico Jamin im #13 ANSA Motorsports KTM X-Bow GT4. Der 21-jährige Franzose, der mittlerweile in Florida zuhause ist, gilt als ein großes Talent in der US-amerikanischen GT-Szene.
  • Der viel umjubelte dritte Platz des #50 Panoz Avezzano GT wurde im Nachhinein aberkannt. Die Rennleitung bestrafte das Anschieben von Ian James und stufte ihn auf Platz vier zurück.
  • Stand Mittwochmorgen waren noch keine SprintX-Wertungstabellen verfügbar. Als großer Titelfavorit reiste der #2 CRP Racing Mercedes ab, welcher mit dem #8 Cadillac Racing ATS-V.R. von Michael Cooper sowie Jordan Taylor und dem #31 TR3 Racing Ferrari starke Konkurrenten haben wird.
  • Die Pirelli World Challenge evaluiert weitere Formatwechsel und Anpassungen für 2018 bis Ende Juli. Man möchte beispielsweise die normalen Sprintrennen verlängern. Dies hätte Boxenstopps samt Tanken und Reifenwechsel zur Folge. Möglicherweise sollte man sich lieber erstmal auf SprintX konzentrieren…
  • Die zweite Chance für einen besseren Eindruck ist vom 19. bis 21. Mai im Canadian Tire Motorsport Park gegeben. Dort werden ebenfalls alle Klassen antreten.

Was sonst noch geschah

  • Der Saisonstart der International GT Open im portugiesischen Estoril sah wie erwartet starke Lexus RC-F GT3.
    In der ersten Hälfte des Auftaktlaufs stahlen jedoch Côme Ledogar (#88 Garage 59 McLaren 650S GT3) und Pole-Sitter Rob Bell (#22 Balfe Motorsport McLaren 650S GT3) die Show. Da ihre Amateurkollegen aber massiv Zeit am Ende verloren, konnte der #54 Emil Frey Racing Lexus RC-F GT3 (Costa/Frommenwiler) beide überholen und somit den ersten genuinen GT3-Sieg der Japaner feiern (SP-X-Klasse beim VLN-Triumph).
  • Durch die Handicap-Regelung bezüglich der erfolgreichen Mannschaften war am Folgetag der #55 Farnbacher Racing Lexus RC-F GT3 (Mario Farnbacher/Dominik Farnbacher) in der Lage, den ersten GT Open-Sieg zu feiern.
  • Zudem reiste die deutsche Mannschaft auch als Meisterschaftsführende in der Fahrer- und Teamwertung ab. Diese Position gilt es nun vom 27. bis 28. Mai in Spa-Francorchamps zu verteidigen.
  • Passend zum vermeintlichen Mottowochenende wurde das zweite Jahresevent der British GT im mittelenglischen Rockingham ebenfalls von einer seltsamen Begebenheit überschattet. Der souverän führende #21 Spirit of Race Ferrari 488 GT3 (Cameron/Griffin) überholte in einer Safety Car-Phase kurz vor Rennende das Rennleitungsfahrzeug, welches jedoch auch durch sehr missverständliche Gesten dies provozierte. Trotzdem hätte der Ferrari dahinter bleiben sollen und kann sich glücklich schätzen, dass man nur auf Position zwei zurückgesetzt wurde. Zusätzlich waren die Timing-Angaben der Rennleitung und das tatsächliche Geschehen auf der Strecke teils arg unterschiedlich. Das zweistündige Rennen gewann der #31 Team Parker Racing Bentley Continental GT3 (Parfitt/Morris).
  • Auch im Laufe des zweiten Rennwochenendes wurde ein Livestream angeboten. Bis auf den Ausflug nach Spa werden alle Rennen via YouTube ausgestrahlt. Da nur britische Journalisten auf der Media-Seite zugelassen werden, berichten wir weiterhin in dieser kurzen Form.
  • Wie nahezu alle Serien auf diesem Planeten veranstaltet man am letzten Maiwochenende Rennen. Vom 27. bis 28. Mai gastiert man in Snetterton.

Am kommenden Wochenende…

…stehen das zweite Saisonevent des Blancpain GT Series Sprint Cups in Brands Hatch (GP), die 24 Stunden von Paul Ricard der 24H Series und der Auftritt der Australian GT auf dem Barbagallo Raceway an.
In Brands Hatch wird eine Frage dominieren: wer kann den #84 HTP Motorsport Mercedes AMG GT3 von Maximilian Buhk und Franck Perera stoppen? Über 30 Boliden werden dieses Ziel in Angriff nehmen und wenn man das letzte Jahr als Beurteilungsgrundlage heranzieht, sollte man neben den Mercedes auch auf die Audis achten.
Die 24 Stunden von Paul Ricard finden mit den gewohnten Bedingungen statt. Deswegen sollten die relevanten Nennungen bekannt sein.
Streams, Zeiten und weitere Informationen für alle besprochenen Serien findet Ihr wie immer in unseren TV Zeiten.

Das kommende Wochenende werde ich am Hockenheimring verbringen, weswegen es nicht sicher ist, ob ein GT3-Report erscheinen wird. Wir wünschen Euch einen guten Start in den Mai!

Nächste Rennen mit GT3-Beteiligung:
03. – 07. Mai 2017: Super GT (Fuji Speedway (GT300-Klasse; Rennen bereits am Donnerstag)); BGTSC (Brands Hatch); 24H Series (24 Stunden von Paul Ricard); Australian GT (Barbagallo Raceway); IMSA SportsCar Championship (GTD-Klasse; Circuit of The Americas)
12. – 14. Mai 2017: BGTEC (3 Stunden von Silverstone)
19. – 21. Mai 2017: ADAC GT Masters (Lausitzring); Pirelli World Challenge (SprintX in Mosport); Super GT (GT300-Klasse, Autopolis)

[Fokus auf Veranstaltungen des Report-Portfolios; wird fortlaufend ergänzt]

Bilderquelle / Copyright: Felix (tbz); Blancpain GT Series (SRO); International GT Open; Pirelli World Challenge

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