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Formel Eins: Analyse & Zusammenfassung erster Test 2017

von DonDahlmann
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Zum gestrigen Testtag lässt sich wenig sagen, denn die Strecke war nass. Die Regenreifen standen im Mittelpunkt.

Der Test der Regenreifen war geplant, nachdem Pirelli nach dem kleinen Desaster in Brasilien im letzten Jahr mehr Daten sammeln wollte. Also wurde die Strecke unter Wasser gesetzt, was aber dazu führte, dass kaum jemand fahren wollte. Die Zeiten sind also uninteressant, auch wenn Ferrari mal wieder fleißig war und viel fuhr. Das gibt aber die Gelegenheit, den erste Test mal Team für Team zusammen zu fassen.

Mercedes
Wie jedes Jahr läuft das Auto fast problemlos. Von der ersten Runde an war der W08 schnell und stabil unterwegs. Die Zeiten sprechen da eine deutliche Sprache. Einzig das mehrfach beschriebene Untersteuern des Wagens und einige merkwürdige Stints trüben ein bisschen das Bild. Die Rundenzeiten in den Long Runs waren nicht sehr stabil, vor allem bauten die Reifen schnell in den ersten drei Runden ab um sich dann zu stabilisieren. Das mag daran gelegen haben, dass Mercedes das Auto fast immer randvoll getankt hatte. Auffällig war eine Quali-Simulation von Bottas, als er die schnellste Zeit des Tests fuhr. Die Ultrasoft verloren auf der zweiten Runde eine knappe halbe Sekunde, was mehr ist, als im letzten Jahr. Könnte darauf hindeuten, dass der Reifenverschleiss bei Mercedes noch ein kleines Problem ist. Aber insgesamt macht Mercedes wieder den Eindruck, als sei man sehr stark unterwegs.

Ferrari
Die Italiener waren so ein bisschen die Überraschung des Test. Zum einen lief das Auto ebenso gut, wie der Mercedes. Im Gegensatz zu den Vorjahren stimmte offenbar das Basis-Setup sofort. Beobachter an der Strecke waren beeindruckt, wie ruhig der SF70H liegt und wie problemlos er sich fahren lässt. Sowohl Räikkönen als auch Vettel waren beide sofort schnell und konnten viele Runden drehen, darunter etliche Rennsimulationen. Ein bisschen vorsichtig muss man doch sein, denn es machte den Eindruck, dass Ferrari etwas leichter unterwegs war. Das man mit Soft an die Zeiten kam, die Mercedes auf Ultrasoft gefahren ist, deutet zumindest daraufhin. Aber alles in allem machte Ferrari einen sehr starken und gefestigten Eindruck und ist somit deutlich besser sortiert, als in den vergangenen Jahren.

Red Bull
Ganz, ganz schwer einzuschätzen. Die Zeiten waren ok, aber nicht auf dem Niveau von Mercedes und Ferrari. Die eher schlichte Aerodynamik des RB13, die sich während des Tests nicht veränderte, verwundert nicht nur uns. Aber es gab keine Nervosität bei Red Bull, was darauf schliessen lässt, dass alles nach Plan läuft. Vielleicht wollte man erst ein Basis Setup erarbeiten um dann beim nächsten Test mit einem überarbeiteten Wagen zu kommen. Bis auf ein oder zwei Kleinigkeiten hatten die Fahrer keine technische Probleme. Und Red Bull wäre nicht Red Bull, wenn sie nicht was im Köcher hätten. Allerdings sei daran erinnert, dass man im letzten Jahr auch den Start in die Saison versemmelte.

Force India
Ebenfalls schwer einzuschätzen. Einerseits fuhr man wegen eines gebrochenen Auspuffs auch nicht so viele Runden, andererseits setzte man an einem Tag den dritten Fahrer Adolfo Celis ins Auto. Aber immer wenn Ocon oder Perez unterwegs waren, dann legten sie auf Anhieb sehr schnelle Runden hin. Das Auto macht generell einen hervorragenden Eindruck und die sehr eigenwillige Aero des Force India scheint sehr gut zu funktionieren. Vor allem auf der Vorderachse scheint man eine gute Lösung gefunden zu haben, die man so schnell auch nicht kopieren kann. Das könnte sich im Verlaufe der Saison als großer Vorteil heraus stellen. Was im Kampf im Mittelfeld, bzw. „best of the rest“ wichtig werden kann. Es dürfte um Platz vier und fünf auch in diesem Jahr mächtig eng werden.

Williams
Eigentlich ging es ganz gut los mit dem FW40, aber dann setzte Rookie Lance Stroll den Wagen zweimal in die Reifenstapel und man verlor dadurch anderthalb Testtage. Sehr ärgerlich für Williams, die sich in den Pressemitteilungen auch sehr schmallippig gaben. Zwei Tage bei den Tests zu verlieren ist sehr schlecht, die bekommt man nicht mehr rein. Aber grundsätzlich scheint der neue Williams ein Schritt in die richtige Richtung zu sein, auch wenn der Wagen nicht sehr spektakulär aussieht. Im Gegensatz zum FW38 aus dem letzten Jahr, scheint aber der Grip an der Vorderachse deutlich besser zu sein. Sorgen könnte tatsächlich der Rookie im Team machen. Seine zwei Unfälle waren beide vermeidbar und sorgten dafür, dass Williams fast zwei volle Tage verlor.

HaasF1
Auch die Amerikaner blieben im Grunde etwas unter dem Radar. Das sehr schöne Auto mit einer ebenso hübschen Lackierung ist ja im Grunde ein halber Ferrari. Hinten sowieso, weil man ja Motor und Getriebe aus Italien bekommt und die Ansatzpunkte für die Aufhängung dann festgelegt sind. Vorne sieht der Haas dem neuen Ferrari auch verteufelt ähnlich. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Haas könnte ein Sprung nach vorne gelungen sein, was in diesem Jahr wichtig sein wird. Das zweite Jahr eines neuen Teams ist bekanntlich meist etwas schwerer. Sollte Haas sich im Mittelfeld etablieren, dann sieht es für das Team, dass in diesem Jahr wieder fast ohne Sponsoren auskommt, etwas besser aus.

Renault
Definitiv verbessert hat sich Renault, was jetzt aber auch kein Wunder ist. Das neue Auto funktioniert auf Anhieb, wie gut der R.S.17 aber tatsächlich ist, ist schwer zu sagen. Offenbar fährt man ein eher konservatives Testprogramm, in dem man sehr viel Zeit für das Basis-Setup nutzt. Große Probleme hatte man auch nicht mit dem Motor, den Renault ja über den Winter stark verbessert haben soll. Laut eigener Aussage sieht man sich auf Augenhöhe mit Ferrari, was den Motor angeht. Auffallend war, dass die Renault Teams mit ähnlichen Programmen unterwegs war. Offenbar galt der erste Test auch dem neuen Motor. Vielleicht bringt der zweite Test mehr Klarheit, aber einige Rundenzeiten sahen wirklich gut aus.

Toro Rosso
Ebenso wie Red Bull ist das Schwesterteam schwer einzuschätzen. Die Rundenzeiten waren nicht auffällig, es gab aber auch keine Ausreißer nach unten. Auch hier liegt die Vermutung nahe, dass die Italiener eher schwer unterwegs waren. Beobachtern an der Strecke fiel auf, dass der Wagen gegenüber dem Vorjahresmodell stark verbessert wirkt. Während der STR11 Probleme mit der Hinterachse hatte, liegt das neue Modell sehr gut und ruhig. Man müsste die Geschwindigkeiten aus T3 und T9 zur Hand haben, um mehr sagen zu können. Richtig rund lief es aber für Toro Rosso nicht, die noch weniger Runden, als McLaren drehen konnten. Dennoch halte ich das Team für sehr stark aufgestellt.

McLaren
Eine Baustelle. Der komplett neue Honda-Motor erlebte schon zwei Motorschäden, weil es wohl Probleme mit der Ölversorgung gibt. Ob sich das leicht lösen lässt, ist nicht bekannt. Allgemein machte es den Eindruck, dass Honda nicht mit der vollen Leistung unterwegs war. Sollte das doch der Fall gewesen sein, dann wird es mal wieder sehr zäh. Auch das in Sachen Aerodynamik sehr komplexe Chassis des MCL32 schien noch nicht so richtig entwickelt zu sein. Zwar vermeldete man eine „gute Basis“ aber eine gute Basis ist eben auch nicht „super Chassis“. Noch passen die Dinge nicht wirklich zusammen, aber Eric Boullier gab sich am Rande der Tests zuversichtlicher, als im letzten Jahr. Wunder sollte man aber nicht erwarten

Sauber
Viel spricht dafür, dass Sauber in diesem Jahr das Schlusslicht des Feldes bildet. Alle gefahrenen Zeiten lagen ein gutes Stück vom Mittelfeld weg. Wenn Sauber vorne auftauchte, dann mit Reifen, die ein oder zwei Mischungen weicher waren. Das mag am 2016er Ferrari Motor liegen, den man dieses Jahr fährt. Es kann gut sein, das der Entwicklungssprung bei den Motoren über den Winter doch größer ist, als man gedacht hat. Zumal man auch davon ausgehen muss, das weder Ferrari, Mercedes oder Renault in den Tests die volle Leistung freigeben. Ein Hoffnungsschimmer ist aber, dass Sauber bekanntermaßen die Tests immer sehr konservativ angeht.

Insgesamt macht es den Eindruck, dass sich in der Rangfolge wenig getan hat. Ferrari könnte etwas näher an Mercedes gerutscht sein, bei Red Bull muss man abwarten. Der größte Kampf dürfte im Mittelfeld stattfinden. Force India, Williams, Haas und Renault hängen vermutlich sehr dicht zusammen, Toro Rosso müsste ebenfalls dabei sein. McLaren und Sauber bilden im Moment die Schlusslichter des Feldes.

TeamZeitAbstandReifenRunden
Mercedes1:19.705Ultrasoft558
Ferrari1:19.9520.247Soft468
Red Bull1:21.1531.448Soft294
Renault1:21.3961.691Soft293
Sauber1:21.8242.119
Supersoft349
Williams1:22.0762.371Soft213
HaasF11:22.1182.413Supersoft343
Force India1:22.5092.804Supersoft278
McLaren1:22.5762.871Ultrasoft208
Toro Rosso1:22.9563.251Soft183

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Red Bull Mediahouse/Getty Images, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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