Home GT-Serien24H Series GT3-Report: Das zwölfstündige 24-Stunden-Rennen

GT3-Report: Das zwölfstündige 24-Stunden-Rennen

von Philipp Körner
0 Kommentare

Die 24H Series bestritt ihr Saisonfinale im tschechischen Brno am vergangenen Wochenende mit nur 26 Boliden. Dementsprechend war der Wertungslauf kurz nach der Halbzeitmarke weitestgehend entschieden und brachte Lokalmatadoren als Triumphatoren hervor. Bereits am Donnerstagmorgen (20.10.2016) fanden die beiden Finalrennen der GT Asia Series statt und am Samstag absolviert der Michelin GT3 Le Mans Cup seinen Saisonabschluss.

24H Series:

24h-brno-33Herbstliches Wetter begrüßte die aus ganz Europa angereisten Teilnehmer im Zentrum der Region Mähren, wo Motorsport schon seit 1930 zu Hause ist. In diesem Jahr wurde die Vorgängerstrecke des Automotodrom Brno namens Masaryk-Ring zum ersten Mal genutzt und bestand aus öffentlichen Straßen am Rand der zweitgrößten Stadt unseres Nachbarlandes. Fast 30 Kilometer mussten in den Jahren vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs befahren werden, was durchaus historische Parallelen zu Le Mans und zum Nürburgring rechtfertigt. Legendäre Namen wie Farina, Nuvolari, Rosemeyer, Stuck und Caracciola sind unmittelbar mit dem Waldkurs verbunden. Während und kurz nach der zweiten Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts schwiegen die Motoren nahe des Dreiländerecks. 1949 erfolgte der Neustart auf verkürzter Strecke (nur noch 17,8 km), welchen 400.000 begeisterte Zuschauer verfolgt haben sollen. Den großen Preis der Tschechoslowakei gewann damals der Ferrari-Pilot Peter Whitehead, der somit eine Art vorzeitigen Schlussstrich für den Automobilsport im Vielvölkerstaat zog, da Motorradrennen mehr den politischen Vorstellungen der damaligen Regierung entsprachen. Auch deswegen spielt der Motorradsport eine dominierende Rolle, welche durch die diversen Gastspiele der MotoGP gestärkt wird, die dem später neu errichten Kurs auch heutzutage noch treu bleibt. Doch vier Räder waren weiterhin ein beliebtes Konzept bei den Zuschauern, weswegen beispielsweise die Formel 3 und die Tourenwagen-EM mehrmals eingeladen wurden.

WTCC_Brno_2010_8Anhand der häufigen Verkürzungen und Anpassungen erkennt man schnell, dass die Strecke mehrmals nicht mehr zeitgemäß war und eine dauerhafte Lösung gefunden werden musste. Aus diesem Grund wurden Pläne für eine permanente Anlage entwickelt, welche quasi im Herzen des alten Rings mitten im Wald erbaut werden sollte. Diese wurde 1987 eröffnet und ist 5,4 Kilometer lang. Natürlich dachte man beim Neubau vor allem an die Bedürfnisse der Motorräder, weswegen Rennwagen teils wie Fremdkörper wirken können. Nichtsdestotrotz gastierten die FIA-GT1-WM, die WTCC und sogar das Deutsche Tourenwagen Masters auf dem neuen Masaryk Circuit.

24h-brno-19Doch ein Veranstaltungstyp fehlte bislang in der sehr umfangreichen Tradition des Motorsportlands Tschechien: ein 24-Stunden-Rennen. In den ursprünglichen Kalenderentwürfen bewarb Serienorganisator Creventic das Saisonfinale noch als 12h-Rennen, was auch dem früheren Format entsprach. Da alle Planungen dementsprechend darauf ausgerichtet waren und das Rennen somit in dieser Variation bei Teams, Fahrern und FIA vorgestellt wurde, hatte die Zeitverlängerung auf 24 Stunden zumindest in Sachen Meisterschaftsentscheidungen keine Folgen. Um Mitternacht endete die wertungstechnische Saison der 24H Series.

24h-brno-34Für den „24h Epilog Brno“ waren nur fünf A6/GT3-Renner gemeldet worden. Vor dem Wochenende beschäftigte vor allem eine große Frage das Fahrerlager: kommt es zum Viererpack? Denn der #911 Precote Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R (Robert Renauer-Alfred Renauer-Daniel Allemann-Ralf Bohn) war das siegreiche Fahrzeug bei den 12h von Zandvoort, den 24h von Paul Ricard und den 24h von Barcelona gewesen. Der Gewinn der Meisterschaft war jedoch nicht mehr möglich, da man zum Saisonbeginn noch mit dem alten Paket antrat und dementsprechend bei den Endergebnissen schwächelte. In der Qualifikation am Freitagnachmittag erreichte man zudem nur Startplatz drei. Die Pole-Position gewann der #963 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3 (Rolf Ineichen-Adrian Amstutz-Andrea Caldarelli), der dadurch seiner Favoritenrolle gerecht werden konnte. Die erste Startreihe wurde vom #11 Scuderia Praha Ferrari 488 GT3 (Jiří Písařík-Josef Král-Peter Kox-Tom Onslow-Cole) komplettiert. Die zwei weiteren GT3-Maschinen mussten sich aufgrund ihrer Amateureinstufungen an der Grenze zur Top 10 einordnen. 24h-brno-37Rang zehn ging an den #10 Hofor-Racing Mercedes SLS AMG GT3 (Christiaan Frankenhout-Kenneth Heyer-Roland Eggimann-Chantal Kroll-Michael Kroll). Die Truppe aus der Schweiz hatte bereits ihren neuen Mercedes AMG GT3 vor Ort, welcher aber nur kurz angetestet wurde in der frei verfügbaren Trainingszeit. Das herbstliche Mähren wurde als atmosphärischer Abschiedsort für den SLS festgelegt, wohingegen Dubai als Debütstrecke für den AMG GT3 ausgewählt wurde. Ein Platz dahinter startete der #34 Car Collection Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Dr. Johannes Kirchhoff-Gustav Edelhoff-Max Edelhoff-Ingo Vogler-Elmar Grimm), dessen hauptsächlich aus dem Sauerland stammenden Fahrer auf unfallfreiere Stunden hofften. Nahe Barcelona musste man ja etliche Dreher und Kiesbettbesuche hinnehmen.

24h-brno-36Nach den zwei üblichen Einführungsrunden bestanden die ersten beiden Rennrunden aus einem mitreißenden Duell des Pole-Sitters in der Form des #963 GRT Lamborghini Huracán GT3 mit dem #11 Scuderia Praha Ferrari 488 GT3, der sich sogar kurzzeitig an die Spitze setzen konnte. Peter Kox im Scuderia Praha Ferrari gab jedoch nicht auf und holte sich schnell den ersten Platz zurück. Somit ging er auch als Führender in die erste Code 60-Phase, welche durch den Motorschaden des #34 Car Collection Motorsport Audi R8 LMS GT3 hervorgerufen wurde. Der V10-Ottomotor gab mit weißen Rauchschwaden sein Arbeitsende bekannt und ließ Elmar Grimm enttäuscht am Streckenrand auf Hilfe warten. Obwohl man offensichtlich Reparaturhoffnungen an der Box hegte, war Stunden später klar, dass der erste GT-Renner als verloren galt. Der Motorenwechsel wäre zu aufwendig gewesen.

Durch kleinere Strategieanpassungen führte nach 180 Minuten der #963 GRT Huracán GT3, der vor allem in den Händen des Super GT-Piloten Andrea Caldarelli zu Topzeiten fähig war. 24h-brno-35Aufgrund etwas undurchsichtiger Strafsekunden, die wohl im Zusammenhang mit einem inkorrekten Start und der Streckenbegrenzung standen, fiel der #11 Scuderia Praha Ferrari auf Rang drei zurück und überließ dem #911 Herberth Motorsport Porsche die Verfolgerrolle. Ebendieser hatte jedoch auch eine vergleichbare Disziplinierungsmaßnahme der Rennleitung bekommen. Für die Porschetruppe, welche durch Stopps sogar Platz eins für kurze Zeit innehatte, war dies nur ein zusätzliches Problem auf einer längeren Liste in Brünn. Auf der vierten Position lag der #10 Hofor-Racing SLS, welcher durch die Amateureinstufung und damit verbundenen Rundenzeitobergrenzen schon zu diesem Zeitpunkt größeren Respektabstand halten musste.

24h-brno-12Was Caldarelli für das Grasser Racing Team war, ist Josef Král für Scuderia Praha gewesen. Der Mann aus dem Norden der Tschechischen Republik mit GP2-Erfahrung holte viel aus dem F488 GT3 raus und näherte sich nach über viereinhalb Stunden schnell dem #911 Herberth Porsche, welchen er auch überholen konnte. Kurz vor Ende des ersten Renndrittels befand sich der rote Renner damit auf dem Weg Richtung Führung. Durch einen cleveren Umgang mit einer längeren FCY-Unterbrechung konnte Scuderia Praha bei ihrem Heimrennen schlussendlich auch Position eins übernehmen. In den darauf folgenden Rennstunden stagnierte die Konstellation an der Spitze, sodass der #11 Scuderia Praha Ferrari mit größerem Abstand zum #963 GRT Lamborghini sowie zum #911 Herberth Motorsport Porsche zirkulierte. In der Nachbetrachtung kann man sicher sagen, 24h-brno-21dass die neue GT3-Maschine aus Maranello an diesem Wochenende das stärkste Auto im Feld war. Somit „gewann“ man auch problemlos den 12h-Zeitrahmen mit zwei Runden Vorsprung vor dem GRT Grasser Racing Team. Platz drei ging an den #911 Herberth Porsche, der deswegen gegen Mitternacht an die Box beordert wurde. Während nahezu alle anderen das Rennen fortsetzten, konnte die Mannschaft aus Jedenhofen mit der Gewissheit des zweiten Gesamtrangs in der A6-Teammeisterschaft die Saison abschließen. Auch wenn diese Entscheidung verständlich war, ist es trotzdem schade gewesen, dass der „60-Stunden-Porsche“ auf diesem Status verbleiben sollte. Auch dem Rennen war damit nicht gerade geholfen, da nur noch drei GT3-Autos übrig waren.

24h-brno-32Eines davon wurde kurze Zeit später mit großen Problemen in der Box behandelt. Der #963 GRT Lamborghini laborierte an einem kaputten Getriebeaktor und musste schlussendlich sogar das Rennen aufgeben. Damit hatte Scuderia Praha den letzten ernsthaften Rivalen verloren und konnte die restlichen zehn Stunden ohne Druck absolvieren, infolgedessen man einen verdienten Heimsieg einfahren konnte. Auf die zweithöchste Stufe des Podiums durfte sich die Truppe des #10 Hofor-Racing Mercedes SLS AMG GT3 stellen. Für die Schweizer Mannschaft war dies jedoch Routine, denn durch die Amateurnennung ist man de facto immer auf einem (Gesamt-) Podium nach dem Rennen gestanden, weswegen man das beste GT-Team der Serie im Jahr 2016 war. Für einen Teil 24h-brno-23des Fahrerkaders war die Saison besonders erfolgreich. Chantal Kroll, die Tochter des Teambesitzers Michael Kroll, gewann den Ladies‘ Cup 2016. Beide Krolls freuen sich bereits auf den schon erworbenen Mercedes AMG GT3, welcher im kommenden Jahr als Familienauto fungieren wird. Komplettiert wurde das Podium durch den #444 RPD Racing Ferrari 458 Challenge (Lubomir Jakubik-Dusan Palcr-Luis Scarpaccio-Matteo Cressoni-Gregor Zsigo). Das ebenfalls von der Scuderia Praha eingesetzte Fahrzeug erlitt zwar wenige Minuten vor Rennende einen Aufhängungsschaden, aber durfte dank des Regelwerks der 24H Series den dritten Platz in der Boxengasse verharrend entgegennehmen.

2010DUBAI24H-STARTIm Gegensatz zum eher zähen Lauf in Tschechien wird der traditionelle Saisonstart in Dubai vom 12. bis 14. Januar 2017 ein, wie gewohnt, riesiges Starterfeld bieten. In der vorläufigen Nennliste findet man 22 A6/GT3-Renner, die sich in der langen arabischen Nacht beweisen wollen. Auch große Namen wagen wieder den Versuch, das erste 24h-Rennen des Jahres zu gewinnen. Beispielsweise wird Black Falcon zwei Mercedes AMG GT3 einsetzen. Vor gut neun Monaten hatte man mit dem damals noch komplett neuen AMG GT3 viele Probleme zu bewältigen, die sich über das Jahr hinweg eindrucksvoll in Luft aufgelöst haben. Freunde der ADAC GT Masters werden ebenfalls etliche bekannte Gesichter in unmittelbarer Nähe zum Burj Khalifa sehen. HB Racing und das GRT Grasser Racing Team treten mit jeweils einem Lamborghini Huracán GT3 an. Weitere Ein-Wagen-Teams sind das Team Zakspeed (Mercedes AMG GT3), MRS GT-Racing (Nissan GT-R Nismo GT3) und die in diesem Jahr sehr erfolgreiche Truppe von Herberth Motorsport (Porsche 911 GT3 R). Des Weiteren wird Car Collection Motorsport zwei Audi R8 LMS GT3 einsetzen. Neben den in der deutschen GT-Serie aktiven Teams reisen auch weitere in der GT-SzeneSCG Mugello bekannte Gesichter an. So ist die Rückkehr der Meistermannschaft von Hofor-Racing mit dem neuen AMG GT3 bereits beschlossene Sache. Optimum Motorsport, die vor allem in der British GT agieren, nehmen auch im kommenden Jahr wieder die Chance war, sich bei einem internationalen Event mit ihrem Audi R8 LMS GT3 zu präsentieren. Imsa Performance und die FACH AUTO TECH Motorsport GmbH werden das Porsche-Lager mit jeweils einem 911 GT3 R unterstützen. Am dritten Januarwochenende kann man zudem verschiedene Exoten auf der Strecke beobachten. Die Niederländer von Eurotrack haben eine Dodge Viper gemeldet und Traum Motorsport wird den SCG 003C via Container nach Dubai überführen. Außerdem werden vier Teams Renault RS01 FGT3 einsetzen, die hinsichtlich GT3-Regularien angepasst wurden. Diese grobe Übersicht ohne Fahrernamen verspricht bereits gute Unterhaltung.

Italian GT Championship:

P90106627_highResEs gibt Begriffe, die gerne inflationär und unpassend verwendet werden. Dazu gehören meist die Bezeichnungen „Legende“ und „Held“, welche häufig als Attribute in verschiedensten Situationen auftreten. Am vergangenen Wochenende bewies ein 49 Jahre alter Mann (am kommenden Sonntag wird er 50) aus Bologna zum wiederholten Male, was ein wahrer Held ist. Der schwärzeste Tag seines Lebens ist nun gute 15 Jahre her. Am 15. September 2001 verlor der Familienvater beide Beine in Folge eines dramatischen Unfalls auf dem Lausitzring, was das Energiebündel mit enormem Kampfgeist aber nicht mal ansatzweise stoppen konnte. Alessandro „Alex“ Zanardi erreichte in den darauf folgenden Jahren nahezu alles, was er sich vorgenommen hatte. In speziell angepassten Rennwagen sammelte er Siege und vor allem sehr viel Respekt. 2005 gewann er sogar einen Titel in der Italian Superturismo mit der BMW-Mannschaft ROAL Motorsport. Die Marke aus München gilt als sein größter Unterstützer. Sie ermöglichte dankenswerterweise vieles und akzeptierte Extrakosten jeder Art, um einen Beitrag zu leisten. P90045290Aber auch abseits der Rennstrecke hat der Italiener eine große Leidenschaft: Handbikes. Bei den Paralympischen Spielen und bei Weltmeisterschaften holte er etliche Medaillen, die meist golden auf den Podien schimmerten. Dadurch ist er einer der vielen begeisternden Charaktere der Paralympics geworden, welche Menschen mit Handicap als Hoffnung und Vorbild dienen. Für diese zweite große Leidenschaft seines Sportlerlebens stellte er in den letzten Jahren den Motorsport auf die Seite und bereitete sich akribisch vor. Er bestritt im Jahr 2014 noch eine volle Blancpain Sprint-Saison mit ROAL Motorsport, aber kürzte das Engagement im Folgejahr auf die Vorbereitung und die Teilnahme bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Langstreckenrennen sind für den Italiener eine besondere Herausforderung, da er viele Abläufe mit Hüfteinsatz ausgleichen muss, was sehr anstrengend ist.

Nach den Erfolgen in Rio bot sein persönlicher Kalender den Freiraum für die Teilnahme am Saisonfinale der Italian GT in Mugello. In der Super GT3-Division beendete er den ersten Lauf auf Platz sechs liegend. Gewonnen hat der #46 Black Bull Swiss Racing Ferrari 488 GT3 (Gai/Venturi). Rennen zwei begann sehr hektisch und war von etlichen Drehern und Ausrutschern geprägt. Alessandro Zanardi im #50 BMW Team Italia (bzw. ROAL Motorsport) BMW M6 GT3 behielt die Ruhe bei seinem erst zweiten Wettbewerb im neuen GT3-Renner aus München und konnte sich durch Konstanz und Rennschläue den Sieg sichern. Die Legende aus Bologna hat schon wieder zugeschlagen.

Die Sieger des ersten Rennens namens Stefano Gai und Mirko Venturi haben sich am Wochenende ebenfalls den Fahrertitel gesichert und damit zu einem weiteren Triumph des neuen Ferrari 488 GT3 innerhalb weniger Stunden beigetragen. Ob sie im nächsten Jahr bei der Titelverteidigung möglicherweise auf Alex Zanardi treffen oder ob dieser vielleicht sogar in der Blancpain GT Series antreten wird, ist eine spannende Frage des Winters. Wir würden uns sehr über neue Kapitel des Könners im Motorsportbereich freuen.

GT Asia Series:

AUTO - WEC 6 HOURS OF SHANGHAI 2013Heute Morgen fanden die letzten beiden Läufe der GT Asia Series auf dem Shanghai International Circuit statt. Normalerweise wäre man auf einer anderen chinesischen Strecke angetreten, die jedoch nicht rechtzeitig fertiggestellt wurde. Die komischen Zeiten sind wohl mit dem Standort verbunden, denn in zweieinhalb Woche gastiert die World Endurance Championship in der 24-Millionen-Munizipalität. Möglicherweise hat die Strecke aus diesem Grund die seltsame Vorverlegung in die Woche gefordert. In der Meisterschaftstabelle konnten zwar vor dem Beginn des Renndonnerstags noch etliche Titelanwärter ausgemacht werden, aber die größte Gewinnwahrscheinlichkeit lag beim #55 FFF-Racing Team by ACM Lamborghini Huracán GT3 (Liberati/Amici). Die beiden Italiener Edoardo Liberati und Andrea Amici aus dem erweiterten Lamborghini-Entwicklungskader konnten jeweils 119 Zähler in den vorangegangenen zehn Rennen verbuchen. Dahinter lag die Besatzung des #37 BBT Ferrari 488 GT3 (Rizzo/Liu). Anthony Liu und Davide Rizzo starteten in ihr zweites Heimspiel mit neun Punkten Rückstand. Für einen Laufsieg gibt es 18 Wertungseinheiten in der GT Asia Series.

Die Pole-Position für den ersten Wertungslauf sicherte sich der #6 Phoenix Racing Asia Audi R8 LMS GT3 (Yoong/Au), der in der Qualifikation nur 0.023 Sekunden vor dem zweitplatzierten #37 BBT Ferrari lag. Die Meisterschaftsrivalen der Nummer 37 in der Form des #55 FFF-Racing Lamborghinis fuhren nur die siebtbeste Zeit. Auf Platz drei liegend sollte der #88 Craft Bamboo Racing Porsche 911 GT3 R (Lyons/Yu) in das vorletzte Rennen der Saison gehen. Starker Regen prägte den Morgen am Rand der chinesischen Metropole und sorgte sicherlich für große Sorgen bei den meisten Beteiligten.

Obwohl alle elf Boliden einen geordneten Start antreten konnten, gab es in der berüchtigten Schneckenkurve einen unheilvollen Kontakt. Der #37 BBT Ferrari kollidierte mit dem #91 Craft Bamboo Racing Porsche 911 GT3 R (O’Young/Bhirombhakdi), wodurch beide ans Ende des Feldes geworfen wurden. Besonders stark schadete der Kontakt der Ferrari-Mannschaft, die in der Meisterschaftsaufholjagd einen herben Rückschlag hinnehmen musste. Ihre einzige Hoffnung war die mangelnde Pace des #55 Lamborghini Huracáns im Regen. Da der #91 Craft Bamboo Racing Porsche ungünstig stand, musste eine erste kurze Safety Car-Phase ausgerufen werden. Nach dem Neustart lag der #6 Phoenix Audi weiterhin auf Platz eins. Position zwei hatte der #88 Craft Bamboo Racing Porsche geerbt und auf Rang drei rückte der #7 Bentley Team Absolute Continental GT3 (Kim/Fong) auf. Nicht einmal zehn Minuten später stand der rot-gelbe Ferrari 488 GT3 wieder im Fokus, als er mit zerstörter Front am Ende der langen Gerade geborgen werden musste. Da er leicht qualmte und der Fahrer bereits ausgestiegen war, musste deswegen eine zweite Neutralisierung ausgerufen werden. Infolgedessen wurde nach dem zweiten Neustart gespannt auf die Platzierung des #55 FFF-Racing Lamborghinis geschaut, der somit den Titel vorzeitig gewinnen konnte bei passendem Endergebnis. Jedoch überwog beim Huracán GT3 das Hadern mit den nassen Verhältnissen, sodass eine Attacke auf die Top 5 ausbleiben musste. Im Zuge des Pflichtboxenstoppfensters des 60 minütigen Rennens entwickelte sich ein spannendes Duell um den Sieg zwischen dem #6 Phoenix Audi und dem #88 Craft Bamboo Porsche, welcher vom wieder zunehmenden Regen profitierte. Der Porsche verließ die Pitlane auf Position eins liegend und konnte immer mehr Abstand auf den Audi aufbauen, dessen eingewechselter Pilot Alex Au mit den Bedingungen kämpfte. Aber auch der zweite Pilot des #88 Porsches namens Frank Yu hatte immer mehr Probleme und sollte sich im weiteren Rennverlauf zweimal wegdrehen. Aus diesem Grund gelangte der #6 Phoenix Audi wieder an den Platz an der nicht vorhandenen Sonne und sicherte sich den ersten Sieg am Donnerstag vor einer gut gefüllten Haupttribüne. Rang zwei ging an den #7 Bentley Team Absolute Continental GT3 und komplettiert wurde das Podium vom zweiten Phoenix Racing Asia Audi R8 LMS GT3 mit der Nummer fünf (Thong/Lee).

Durch die zwei Unfälle des #37 BBT Ferrari 488 GT3 hatten seine beiden Piloten nun 16 Zähler Rückstand auf die Besatzung des #55 FFF-Racing Team by ACM Lamborghini Huracán GT3, der mit einem siebten Platz in den Tag gestartet war. Damit war der erste relevante Titel für den neuen GT-Renner aus Sant’Agata Bolognese in greifbare Nähe gerückt, da der Kontrahent aus Maranello gewinnen und der Kampfstier de facto ausfallen musste. Der Blick in die Startaufstellung für Lauf zwei sagte jedoch alles über die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios aus.

Von der Pole-Position ging nämlich der #55 FFF-Racing Huracán GT3 in das Abschlussrennen. Amici und Liberati mussten also nur ruhig und besonnen agieren. Dahinter lag aber bereits der #37 BBT Ferrari, der nur auf eine Abstauberrolle hoffen konnte. Der #5 Phoenix Racing Asia Audi startete auf der dritten Position. Die Strecke war zwar immer noch feucht, aber der trügerische Regen des Vormittags hatte weitestgehend nachgelassen. Die Vorentscheidung trat bereits bei der ersten Durchfahrt der Schneckenkurve ein. In der Anfahrt zur markanten Passage hatte sich der #37 BBT Ferrari noch an die Spitze setzen können, aber durch etwas zu viel Randstein und Rasen wurde der Renner in einen Dreher gezwungen. Dadurch fiel man bis auf Rang sechs zurück. Der #55 FFF-Racing Team Lamborghini setzte sich daraufhin bis zum Öffnen des Pflichtboxenstoppfensters massiv ab, indem Pilot Andrea Amici extrem starke Rundenzeiten generierte. Im Zuge der Fahrerwechsel änderte sich jedoch die Konstellation in der Top 3. Plötzlich hatte der Schwester-Huracán GT3 des FFF-Racing Team mit der Nummer 15 (Mul/Mapelli) die Führung inne und verteidigte diese auch konsequent bis zum Fallen der schwarz-weiß-karierten Flagge. Auf Position zwei lag nun der #5 Phoenix Racing Asia Audi, der vom ehemals führenden #55 FFF-Racing Team Lamborghini massiv unter Druck gesetzt wurde. Jedoch sollte keine Attacke fruchten, sodass das Rennen in dieser Form auch zu Ende ging.

Tatsächlich konnte die bekannte Sportwagenmarke aus Bologna heute erst ihren ersten großen Titel für den Huracán GT3 feiern. Dieser ist jedoch sehr verdient und souverän herausgefahren worden von zwei jungen Piloten, welche sicherlich auch weltweit nun öfters zu sehen sein werden. Die GT Asia Series ist weiterhin weder Fisch und Fleisch, was durch die Neugründung der BGT Asia ab nächstem Jahr zusätzlich torpediert wird. Über den Kampf der asiatischen GT-Serien wird in Zukunft noch zu sprechen/schreiben sein.

Wochenendvorschau:

ELMS_Race_Estoril_2014_-0011Der Blick in die TV Zeiten verrät, dass das kommende Wochenende in Sachen GT-Motorsport ziemlich ruhig sein wird. So erhält der Michelin GT3 Le Mans Cup bei seinem Gastspiel in Estoril einen Status, welchen er eigentlich nicht verdient hat: Highlight des Wochenendes für den GT3-Report. Um 17:45 Uhr werden nach aktuellem Stand mindestens zehn GT3-Renner antreten, die den Stammteams entsprechen. Im Fokus stehen der #72 SMP Racing Ferrari 488 GT3 (Basov/Shaitar) und der #34 TF Sport Aston Martin V12 Vantage GT3 (Yoluc/Hankey). Die britische Truppe TF Sport hat in der Teamwertung vier Zähler Vorsprung auf SMP Racing, aber in der Fahrerwertung haben Aleksey Basov und Victor Shaitar ganze 21 Punkte mehr. Durch die Anwendung des F1-Punkteschlüssels ist somit noch ein bisschen Spannung vorhanden. Wir wünschen ein spannendes und unterhaltsames Rennwochenende.

Bilderquelle / Copyright: 24H Series; WTCC; BMW; WEC; ELMS

Das könnte Dir auch gefallen