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BTCC: Analyse Rockingham 2016 – Es bleibt eng

von Sebastian Focks
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Bei den drei BTCC-Läufen in Rockingham holten sich Gordon Shedden, Sam Tordoff und Árón Smith die Siege. Dass es wieder einmal drei verschiedene Gewinner an einem Renntag gab und mit Smith nun schon der zwölfte Rennsieger in diesem Jahr gekürt werden konnte, unterstreicht, wie eng und unvorhersehbar es in der BTCC zugeht.

Auch nach Rockingham führt BMW-Pilot Sam Tordoff die Meisterschaft knapp vor Matt Neal im Honda an. Ob der Meisterschaftskampf aber tatsächlich nur zwischen den beiden ausgetragen wird oder ob sich nicht doch noch der ein oder andere Verfolger in den sechs noch ausstehenden Rennen einmischt, ist schwer zu prognostizieren.

Wie schmal der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg in der BTCC ist, lässt sich an Sam Tordoffs Wochenende in Rockingham sehr schön illustrieren: Im verregneten Qualifying landeten alle drei BMW weit abgeschlagen ganz hinten in der Startaufstellung. Regenwasser war in die Elektronik gelaufen und rief Zündaussetzer hervor. Ein Problem, das in dieser Form beim eigentlich bestens ausentwickelten 125i zum ersten Mal auftrat und das Team eiskalt erwischte.

Tordoff2-2Im ersten Rennen stürmten die BMW dann durchs Feld und Tordoff landete nach einer kämpferischen Fahrt auf dem guten 10 Platz. Größeres Unheil im Kampf gegen Matt Neal in der Meisterschaft war damit vorerst abgewendet, wenngleich der Vorsprung zwischenzeitlich auf zwei Punkte zusammenschmolz. Den zweiten Lauf gewann Tordoff dann aber in bravouröser Manier und man war geneigt festzuhalten, hier den ernsthaftesten Kandidaten um das Titelrennen zu erleben.

Im dritten Lauf dann aber plötzlich wieder verkehrte Welt: Mit dem hohen Zusatzgewicht und der für Rockingham als Option Tyre eingesetzten härtesten Dunlop-Reifenmischung kam Tordoffs BMW – neben vielen anderen – überhaupt nicht zurecht und wurde chancenlos Position um Position nach hinten gereicht. P16 und null Punkte, während Matt Neal, ebenfalls hart bereift, auf Rang 4 landete.

JacksonM-3Das Beispiel soll zeigen, wie eng einerseits die Leistungsdichte in der diesjährigen BTCC-Saison ist und wie schwer es andererseits – teilweise durch das Reglement vorgegeben (u.a. Thema Reifen) – ist, sich darauf einzustellen. Folgerichtig scheint für die letzten noch ausstehenden Rennen in Silverstone und Brands Hatch noch vieles möglich und sowohl Gordon Shedden als auch Mat Jackson und Rob Collard haben definitiv die Pace, um die Lücke zu den beiden Meisterschaftsführenden zu schließen und ein ernstes Wörtchen um den Titel mitzureden.

Lauf 1

Start1Die Pole Position im völlig verregneten und zweitweise sogar unterbrochenen Qualifying hatte sich Honda-Pilot Gordon Shedden gesichert. Und auch wenn Mat Jackson, der im Ford Focus die erste Startreihe komplettierte, augenscheinlich besser beim Umschalten der Ampel wegkam, schaffte es Shedden, seine Führung zu verteidigen und einen sicheren Sieg unter Dach und Fach zu bringen.

JacksonM-12Dahinter verteidigte Mat Jackson eisern seinen zweiten Platz gegen die Subaru von Jason Plato und Colin Turkington. Die beiden Teamkollegen hatten beim Start zunächst den MG von Josh Cook überholt (Startplatz 3), fanden aber das gesamte Rennen über keinen Weg an Mat Jackson vorbei.

Jason Plato komplettierte letzten Endes das Podium als Dritter, während Turkington zunächst als Vierter die Ziellinie kreuzte. Eine sechs Sekunden-Zeitstrafe wegen Frühstarts ließ ihn dann aber nachträglich eine Position nach hinten auf den fünften Rang rutschen. Der zuvor beim Start geschlagene Josh Cook war der Nutznießer der Strafe.

Cook-3Cooks Teamkollege im MG, Ash Sutton, landete nach einem abgesehen von einem Startgerangel mit Tom Ingram aus seiner Sicht eher ereignisarmen Rennen auf Platz 6. Dahinter holte sich Andrew Jordan nach einem eher desaströsen Qualifying, das ihm mit falscher Fahrzeugeinstellung nur Startplatz 14 einbrachte, einen versöhnlichen siebten Platz.

neal-1Wenig nach vorne ging im ersten Lauf für den Meisterschaftszweiten Matt Neal – und das ausgerechnet, als er wegen des von ganz hinten startenden Sam Tordoff gute Chancen hatte, die Tabellenführung zu übernehmen. Mit Rang acht landete Neal nach vielen Zweikämpfen, die ihn zwischenzeitlich sogar einige Positionen gekostet hatten, auf demselben Platz, von dem er losgefahren war.

„Edel-Aushilfsfahrer“ Dave Newsham, der an diesem Wochenende erneut Kelvin Fletscher vertreten musste/durfte, kam auf Platz 9 knapp vor Sam Tordoff ins Ziel. Tordoff hatte sich, wie eingangs bereits geschildert, von Startplatz 28 Position für Position nach vorne gearbeitet und das beste aus seinen Möglichkeiten gemacht.

Dabei war es zunächst aber Rob Collard, der als erster von den im Qualifying mit Fehlzündungen geplagten BMW in den Punkterängen auftauchte. Wie später bei Tordoff im dritten Lauf machtem ihm über die Distanz aber die harten Holzreifen Reifen einen Strich durch die Rechnung, sodass er nach Startplatz 27 letzten Endes „nur“ 14. wurde. Jack Goff im dritten BMW war auf den Standard-Reifen ein wenig besser unterwegs und wurde Zwölfter.

Ingram-2Relativ desaströs verlief der erste Lauf für Tom Ingram. Von Startplatz sieben gestartet, geriet der Toyota-Pilot bereits in der ersten Runde mit Ash Sutton aneinander. Aufsteigender Qualm aus einem Radkasten signalisierte sogleich, dass das Chassis nicht mehr im einwandfreien Zustand war und so verlor Ingram mehrere Positionen und wurde nur 16. Pech hatten auch Hunter Abbott und Jeff Smith, die gute Punkteränge durch Reifenschäden kurz vor Schluss verloren.

Lauf 2

War Gordon Shedden nach dem Qualifying und dem Sieg im ersten Lauf noch der gefeierte Mann, kämpfte der Honda-Pilot im zweiten Lauf dann mit stumpfen Waffen. Der Schotte hatte den harten Options-Reifen für diesen Lauf gewählt, was nicht unbedingt die beste Idee war. Zusammen mit dem hohen Zusatzgewicht wegen des vorangegangen Sieges kämpfte Shedden mit stumpfen Waffen und wurde nur Zehnter.

JacksonM2-1So sah Mat Jackson, nachdem er sich in der zweiten Runde die Führung von Shedden geholt hatte, zunächst wie der sichere Sieger aus. Und zwischenzeitlich stellte der von hinten kommende Andrew Jordan dann sogar eine Ford-Doppelführung her, die aber gegen den bärenstark auffahrenden Sam Tordoff nicht zu verteidigen war. Nachdem er nach der ersten Runde bereits Vierter war, schnappte Tordoff sich recht schnell auch den chancenlosen Shedden und machte anschließend Jagd auf die Ford.

Tordoff2-1In Runde 7 überholte er zunächst Andrew Jordan und nur eine Runde später auch Mat Jackson. Mit seinem zweiten Saisonsieg gelang es Tordoff, die Führung in der Meisterschaft gegenüber Matt Neal wieder auszubauen, da der Honda-Pilot in einem erneut nur mittelmäßigem Rennen als Sechster die Zielflagge sah.

Die geschlagenen Ford versuchten derweil, ihre Podiumsplatzierungen zu verteidigen, bekamen es aber nach Tordoff sogleich mit dem nächsten BMW zu tun. Rob Collard, jetzt endlich mit den besseren Reifen unterwegs, war in seiner gewohnt kämpferischen Art durchs Feld geschnitten und rückte immer näher an Jackson und Jordan heran. Da Jordan das schnellere Auto zu haben schien, entschied man sich bei Motorbase zu einem Positionswechsel, der sich auch als richtig erweisen sollte.

Collard schaffte es zwar, den dritten Platz von Mat Jackson zu erobern, kam aber nicht mehr an Andrew Jordan vorbei, der zwei Zentelsekunden vor dem BMW die Ziellinie kreuzte. Hinter Jackson eroberte Ash Sutton einen unauffälligen aber soliden fünften Platz. Gegen die nach vorne stürmenden Tordoff, Jordan und Collard hatte er keine Chance, verlor aber keinen weiteren Platz gegen die weiteren Verfolger.

Suttons Teamkollege Josh Cook betätigte sich derweil als Bad Boy des Rennens. Vom aussichtsreichen vierten Platz gestartet, überholte er beim Start zunächst sogar Jason Platos Subaru. Beim Anbremsen zur Haarnadelkurve verschätze sich Cook jedoch, berührte leicht Mat Jackson und kollidierte dann mit Jason Plato und Jack Goff. Zum doppelten Ärger für Subaru verlor auch Colin Turkington durch die Situation einige Positionen.

TurkingtonWährend Plato sein kaputtes Fahrzeug direkt an der Box abstellte, fuhr Turkington immerhin weiter, aber zwei Dreher im weiteren Rennverlauf brachten nur den 15. Platz ein. Für Plato und Turkington, die ja ebenfalls noch ein Wörtchen um die Meisterschaft mitreden könnten, war das natürlich eine herbe Niederlage.

Morgan-2Matt Neal beendete den zweiten Lauf auf Platz sechs, nachdem er in der ersten Runde zunächst außerhalb der Top Ten gefallen war. Gemeinsam mit Árón Smith, der im VW am Ende toller Siebter wurde, arbeitete er sich aber unter anderen an den Mercedes von Aiden Moffat und Adam Morgan (am Ende Achter und Neunter) sowie seinem Teamkollegen Shedden vorbei.

Shedden musste seinen zehnten Platz derweil sogar gegen Ollie Jacksons Audi verteidigen, der kurz davor war, sein bestes BTCC-Resultat einzufahren. Leider verlor Jackson in der letzten Runde aber irgendwie noch zwei Positionen an Dave Newsham und James Cole (in diesem Lauf bester Subaru) und wurde nur 13.

Lauf 3

Der Grid Draw für den dritten Lauf beförderte dann Árón Smith im VW vom Team BKR auf die Pole Position. Mit Matt Neal auf Startplatz 2 und Rob Collard, der mit den weicheren Reifen auf P5 stand, schienen die Möglichkeiten für einen Überraschungssieg allerdings nicht all zu hoch zu sein.

SmithA3Aber um es kurz zu machen: Trotz dreier Safety Car-Phasen, die immer einen gefährlichen Restart nach sich zogen, hat es Smith supercool durchgezogen und sich seinen ersten Sieg seit 2014 geholt. Das bedeutete zugleich nicht nur den ersten Sieg überhaupt für das neue Team BKR, sondern mit dem mittlerweile zwölften Rennsieger in diesem Jahr auch einen neuen Rekord für die BTCC.

Start2Smith wehrte sich im Laufe der ersten Runde erfolgreich gegen Matt Neal, der nach dem Start zunächst Seite an Seite mit dem VW auf die erste Kurve zufuhr, aber nicht vorbei gehen konnte. Im weiteren Rennverlauf schaffte es Smith dann sogar, sich um einige Sekunden abzusetzen und hatte den dreimaligen Champion, der in diesem Lauf die harten Reifen fahren musste, gut unter Kontrolle.

Allerdings drohte die größere Gefahr von noch weiter hinten. Gordon Shedden hatte sich nach dem schwachen zweiten Lauf der harten Reifen und des Zusatzballasts entledigt und arbeitete sich sukzessive nach vorne. Schon im Laufe der siebten Runde lag er hinter Matt Neal auf Position 3. Artig ließ ihn sein Teamkollege passieren und sogleich versuchte Shedden, die Lücke zum führenden Smith zuzufahren.

Eine Safety Car-Phase in Runde 10 wegen des nach einer Kollision mit Ash Sutton im Kies stehenden Dave Newsham schien Shedden dann in die Karten zu spielen, weil der bescheidene Vorsprung von Smith schlagartig dahin war. Aber der VW-Pilot ließ Shedden keine Chance und konterte alle Attacken.

GegeSmithAn Rennende bekam Shedden dann seinerseits noch Druck, als hinter ihm plötzlich Colin Turkington auftauchte. Der Subaru-Pilot hatte sich nach dem verlorenen zweiten Lauf eindrucksvoll von Startplatz 16 nach vorne gearbeitet und witterte nun seinerseits Chancen auf den Sieg.

Mit noch drei zu fahrenden Umläufen machte sich das Spitzentrio nach einer weiteren Safety Car-Phase wegen des am Streckenrand gestrandeten Warren Scott auf zum Schlusssprint, in dem Smith weiterhin die Nerven behielt und Shedden den Spagat zwischen Attacke nach vorne und Verteidigung nach hinten hinbekommen musste. In der Reihenfolge Smith vor Shedden vor Turkington kreuzten die drei schließlich die Ziellinie.

Matt Neal gelang dahinter ein vierter Platz, der angesichts der harten Reifen, die auf den Honda geschnallt waren, eine sehr solide Leistung darstellte. Sam Tordoff war auf den gleichen Reifen im selben Lauf chancenlos und sah nur als 16. die Zielflagge.

JacksonO-1Etwas besser erging es Tordoffs Teamkollegen Rob Collard, der hinter Mat Jackson Sechster wurde, sich aber mit den besseren Reifen, die ihm in diesem Lauf zur Verfügung standen, mehr ausgerechnet haben dürfte. Adam Morgan, Jake Hill, Aiden Moffat und Jason Plato komplettierten die Top Ten, während Andrew Jordan, ebenfalls auf den harten Reifen unterwegs, nicht an die gute Leistung im zweiten Lauf anknüpfen konnte und hinter Ollie Jackson nur Zwölfter wurde.

Alle Ergebnisse aus Rockingham können hier abgerufen werden.

Meisterschaft

TordoffWie bereits erwähnt führt Sam Tordoff bei sechs noch ausstehenden Rennen mit fünf Punkten Vorsprung vor Matt Neal. Gordon Shedden hat 30 Punkte Rückstand, Mat Jackson 38 und Rob Collard 41. Allen drei Verfolgern mag man durchaus noch zutrauen, dass sie mit dem einen oder anderen guten Rennen zur Spitze aufschließen können.

Für Colin Turkington mit 58 Punkten Rückstand und alle dahinter folgenden dürften dagegen nur noch theoretische Chancen bestehen. Wenngleich man natürlich konstatieren muss, dass der Subaru bei freier Fahrt schon echt enorm gut geht und man daher nicht so recht ausschließen mag, dass Turkington in einem Monat im dritten Lauf in Brands Hatch doch plötzlich noch um den Titel mitfährt.

Die gute Performance des Subaru war übrigens zwischen den Rennen in Knockhill und Rockingham wieder einmal Anlass für Diskussionen. Dieses Mal wurden diese aber nicht durch die Konkurrenten, sondern durch Jason Plato angeschoben, der sich nach Knockhill öffentlich beschwert hatte, dass der Subaru in Sachen Ladedruck weiterhin vom Reglement benachteiligt sei und anderen Team ein viel höherer Top Speed zugestanden würde.

BMR-2Nachdem TOCA-Boss Alan Gow dagegen scharf zurückgeschossen hatte, war man bei BMR bemüht, die Wogen zu glätten und veröffentlichte angesichts des Umbaus an der Auspuffanlage, der dem Team vor Oulton Park zugestanden worden war, am Freitag vor Rockingham ein offizielles Statement, in dem man die Einstufungen der Fahrzeuge seitens der TOCA positiv hervorhob und klarstellte, dass man volles Vertrauen in die technische Abteilung, die die Einstufungen vornimmt, habe.

Eng und spannend geht es übrigens auch noch in der Team- und Herstellerwertung zu. Während Honda Team Dynamics vor West Surrey (BMW) und Motorbase Performance (Ford) bei den Teams führt, hat BMW in der Herstellerwertung gegenüber Honda die Nase vorn. Bester Independent ist nach wie vor Andrew Jordan vor Teamkollege Mat Jackson.

Alle Meisterschaftsstände gibt es hier

Weiter geht es mit der BTCC am 18. September, wenn die drei Läufe in Silverstone auf dem Programm stehen, bevor dann am 2. Oktober das Saisonfinale in Brands Hatch steigt.

Austin-3

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