Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Russland 2015 – Danke, TecPro

Formel Eins: Analyse GP von Russland 2015 – Danke, TecPro

von DonDahlmann
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Zwei schwere Unfälle und ein überraschend abwechslungsreiches Rennen lieferte die Formel 1 beim GP von Russland ab. Mercedes hat einen Titel in der Tasche und Rosberg dürfte genervt sein.

GP RUSSIA F1/2015Es war mal wieder ein Cent-Teil, das bei Mercedes streikte, und es passierte mal wieder bei Nico Rosberg. Der erste richtige Ausfall in diesem Jahr, aber nicht das erste Mal, dass das Pech zuschlug. Dabei hatte der Deutsche alles richtig gemacht. In Sotchi gelang ihm das Kunststück, seinen Teamkollegen mal um drei Zehntel in der Quali zu distanzieren. Dann klappte auch noch der Start gut und alles lief für ihn. Doch dann blieb der Mechanismus des Gaspedals stecken und Rosberg musste seinen Wagen schon nach wenigen Runden abstellen. Da ging sie hin, die letzte kleine WM-Chance, die Rosberg noch hatte. Jetzt muss er sogar aufpassen, dass er seinen Vize-Titel aus dem letzten Jahr verteidigen kann, denn das Rennergebnis brachte Vettel auf Platz 2 der Wertung.

Eine wirkliche Chance hatte Ferrari gegen die Mercedes in Sotchi aber nicht. Trotz der „Supersoft“, von denen viele hofften, dass sie die Mercedes einbremsen würden. Aber zum einen war es mit 15 Grad recht frisch in Russland, zum anderen war der Asphalt so sanft, dass man die „Supersoft“ bequem lange auf dem Wagen lassen konnte. Hamilton wagte sich erst in Runde 32 an die Box, also nach mehr als der Hälfte der Distanz. So blieb es dann nicht aus, dass der Brite mal wieder ein einsames Rennen an der Spitze fuhr. Ungefährdet, fast langweilig. Der WM-Titel für ihn ist auch nur noch Formsache.

Deutlich amüsanter ging es allerdings ab P3 zur Sache. Durch den heftigen Crash von Romain Grosjean in Runde 11 (weiter unten dazu mehr) wurden die Strategien der Teams ziemlich durcheinander geworfen. Einerseits war klar, dass man nur einmal stoppen wollte. Andererseits war die Frage: „Wann?“ Runde 12 war jedenfalls für einige Teams zu früh, andere wie Force India versuchten es.

Motor Racing - Formula One World Championship - Russian Grand Prix - Race Day - Sochi, RussiaDas indische Team hatte in der Startphase schon den aussichtsreich gelegenen Nico Hülkenberg verloren, der sich aus eigenem Verschulden gedreht und dabei den schuldlosen Ericsson aufgegabelt hatte. Perez lag hinter dem Deutschen, bei Force India entschloss man sich aber zu der riskanten Entscheidung, die Reifen in Runde 12 zu wechseln. Perez wurde durch die Entscheidung nach vorne gespült und hatte zudem Glück. Weil Bottas und Räikkönen später wechselten, blieben sie im Verkehr hängen und waren zudem massiv miteinander beschäftigt. Perez konnte so seinen Vorsprung halten, aber dummerweise brachen dann in den letzten Runden seine Reifen komplett ein. Man hat schon oft gesehen, dass die Pirelli, fährt man sie zu lange, irgendwann in eine massive Drop-Off-Zone kommen und man zusehen kann, wie der Wagen nur noch rutscht. Perez fügte sich in sein Schicksal und ließ beide Finnen passieren, netterweise sah Räikkönen dann in der letzten Runde eine Lücke, wo keine war. Und Perez konnte sich wieder über P3 freuen.

Red Bull sah in Sotchi nicht sonderlich gut aus. Sowohl auf als auch neben der Strecke. Auf der Strecke machte sich mal wieder der schwache Renault-Motor bemerkbar, neben der Strecke auch. Mercedes will keine Motoren liefern. Ferrari schon, aber nur alte. Jetzt hat man laut Radio Fahrerlager wieder Kontakt zu Renault aufgenommen, ob die nicht doch… so für ein Jahr… Toro Rosso soll sich allerdings mit Ferrari über die Nutzung der 2015er einig geworden sein.

F1_Russia_Race_2015_12Warum Red Bull nicht einfach hinschmeißt? Es geht ums Geld. Offensichtlich hat Bernie im letzten Concorde Agreement eine Klausel eingebaut: Pro Jahr, das man vor 2020 die F1 verlässt, zahlt man 100 Millionen Dollar. Für Red Bull wären das 500 Millionen. Plus der Verlust der TV/Marketing-Kanäle und der Wechsel als Sponsor irgendwo anders hin. Dietrich Mateschitz hat zwar viel Geld, aber zum Fenster will er es nicht rauswerfen. Bernie wiederum hat die Klausel damals eingebaut, damit ihm nicht noch mal sowas wie mit BMW, Toyota und Honda passiert.

Viel Glück hatten am Wochenende Carlos Sainz und Romain Grosjean. Sainz brach am Ende der langen Geraden zu Kurve 13 der Wagen aus, er streifte die Wand und konnte nur noch zuschauen, wie er mit weit über 250 km/h auf die TecPro-Barrieren zu rutschte. Die Schutzmaßnahmen taten ihren Dienst, allerdings begruben sie Sainz auch unter sich, dessen Auto am Ende noch so viel Schwung hatte, dass die dahinter liegende Leitplanke aus der Verankerung riss. Das sah nicht gut aus, auch brauchte man ewig um Sainz unter den TecPro-Dingern zu finden. Passiert ist dem Spanier nichts, auch dank der Investition der Russen in die teuren, aber sinnvollen Sicherheitsbarrieren.

Das hat sich vermutlich auch Romain Grosjean gedacht, der in Runde 11 heftig in der endlosen Kurve 3 hinter dem McLaren von Alonso den Wagen verlor. Der Aufprall war heftig, vor allem die Drehenergie auf den Kopf des Franzosen. Aber er konnte völlig unverletzt aussteigen. Bei einem Reifenstapel wäre die Sache vielleicht anders ausgegangen.

Und sonst so?

  • Pirelli wird bis Ende 2019 der F1 treu bleiben. Man wird neue Reifen entwickeln, darunter auch 18-Zoll-Reifen. Aber vorerst nur zum Test.
  • Bernie hat am Wochenende mehrfach angedeutet, dass die F1 noch in diesem Jahr den Besitzer wechseln könnte. Gerüchten zufolge soll es sich um Investoren aus Dubai handeln. Klar ist, dass Bernie noch länger weitermachen will. Die CVC hat ihn gerade auch wieder ins Amt des Geschäftsführers der FOM gehoben. Den Posten hatte er im Rahmen seines Bestechungsskandal verloren.
  • Keine Neuigkeiten in Sachen Lotus/Renault. Es geht wohl weiter um die Bonuszahlungen, die Renault gerne hätte.
  • Beide McLaren kamen wegen der vielen Ausfälle in die Punkte, Alonso wurde dann am Ende noch eine Strafe aufgebrummt, die ihn P10 verlieren ließ. Positiv: Der Honda-Motor hielt durch, man war auch gar nicht so langsam. Das Akku/KERS-Problem wird man aber 2015 nicht mehr in den Griff bekommen.

Nächstes Rennen: Austin in zehn Tagen. Hamilton benötigt noch sechs Punkte für den WM Titel. Sollte machbar sein.

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Bilder: Daimler AG, Ferrari, Red Bull Mediahouse/Getty, Williams F1, Force India, Sauber F1, Lotus F1, McLaren F1

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1 Kommentare

xeniC 13 Oktober, 2015 - 12:10

Keine Worte über die Instandsetzung der Absicherungen nach dem Grosjean Unfall?

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