Ab morgen gilt in Deutschland das Leistungsschutzrecht. Das hat Auswirkungen auf unsere Berichterstattung und leider auch für alle Besucher.
Das Internet besteht vor allem aus Links. Links sind das Blut des Netzes, ohne Links funktioniert es nicht. Das gilt für alle Seiten, egal wie groß oder klein sie sind. Doch die deutschen Verlage sehen das ein wenig anders. In den letzten zwei Jahren haben sie unter der Führung des Axel-Springer-Verlags ein Gesetz durchgeboxt, das auf den sperrigen Namen „Leistungsschutzrecht“ hört. Ein paar Infos dazu gibt es hier.
Für uns bedeutet dies, dass wir in Zukunft nicht mehr auf Webseiten der meisten deutschen Verlage (Bild, Zeit, Sportbild usw.) verlinken können. Das gilt für alle Texte, alle Tweets und auch für alle Links in den Kommentaren oder im Chat. Zwei Ausnahmen gibt es: Spiegel Online und „Die Zeit“. (Weitere siehe hier)
Erlaubt sind Links zu Publikationen im Ausland, also zum Beispiel autosport.com, die Speedweek und alles andere, was in Österreich oder Schweiz sitzt. Das gilt dann aber NICHT für die „Motorsport Aktuell“, da diese zum deutschen „Motor Presse Verlag“ gehört und zum großen Teil auch mit deren Material bestückt wird. Ich kläre gerade, wie es in Zukunft mit „Motorsport Total“ weiter geht und hoffe, dass wir zumindest mit denen weiter zusammenarbeiten können. Motorsport-Total.com und formel1.de haben uns netterweise vom LSR befreit.
Warum das alles so ist? Hier ein paar Fragen und Antworten.
Was ist das Leistungsschutzrecht?
Jeder Link und jedes Zitat stellt nach Ansicht der Verlage eine „schöpferische Leistung“ dar, die vergütet werden sollte. Also will man für jedes Zitat und jeden Link im schlimmsten Falle Geld vom Betreiber einer Seite. Grundsätzlich richtet sich das Leistungsschutzrecht (kurz LSR genannt) vor allem gegen Seiten wie „Google News“. Die Verlage sind der Meinung, Google würde ihre Inhalte – also die Links und Zitate – nutzen, um damit ein eigenes Angebot aufzubauen, Leser zu gewinnen und Geld zu verdienen. Und daran wollen sie beteiligt werden.
Was hat das mit dieser Seite zu tun?
Das Problem ist, dass das Gesetz keine Abgrenzungen geschaffen hat. Es richtet sich zunächst gegen alle Seiten, die einen Link oder ein Zitat veröffentlichen. Daher sind auch wir betroffen.
Wieso sollen Links Geld kosten, das bringt den Verlagen doch Leser?
Die Verlage haben argumentiert, dass ein Link, der meist auch schon die Überschrift enthält, eine schöpferische Leistung darstellt. Zum Beispiel wäre ein solcher Link „www.zeitungxyz.de/formeleins/alonso-kauft-redbull-und-entlaesst-vettel“ schon etwas, das unter das LSR fällt, also Geld kosten könnte. Ich habe auch keine Ahnung, warum die Verlage das so sehen, aber es ist Stand der Dinge. Man muss ja nicht alles verstehen.
Uns bringt das in eine wirklich blöde Situation. Theoretisch müsste ich nun mit jeder deutschen Publikation einen rechtssicheren Vertrag abschließen. Das mache ich sicher nicht, der Aufwand ist viel zu groß. Die Verlage haben es auch versäumt, dass man auf ihren Webseiten eine generelle Freigabe erbitten kann. Man muss also jedes Mal den Weg über die Rechtsabteilung gehen.
Daher verlinken und zitieren wir ausschließlich nur noch Medien, die nicht unter das deutsche LSR fallen. Wir bemühen uns bei längeren Zitaten Übersetzungen anzufertigen.
Ich bitte alle Leser und vor allem alle User des Chats, keine Links mehr zu den Inhalten deutscher Verlage zu setzen. Wir müssen jeden Link zu einer deutschen Verlagsseite löschen.
7 Kommentare
Hiermit haben die deutschen Politiker wieder mal bewiesen, dass sie absolut keine Ahnung vom „Neuland“ haben und nur noch von Lobbyisten beherrscht werden. Heraus gekommen ist ein – für das Internet -feindliches Gesetz, welches den Verlagen eher schadet als nützt.
Zudem wird Google einen Teufel tun und Geld an die Verlage zahlen. Eher fliegen diese einfach aus den Index und was das bedeutet, sollte jedem Webseiten-Betreiber klar sein. Ich frag mich ernsthaft was man sich bei den Verlagen da gedacht hat. Und das man damit z.B. Blogs und Foren vor erhebliche Probleme stellt, war denen wohl nie bewusst.
Schade was hier im deutschen Neuland passiert, da fragt man sich doch, wen man im September wählen soll.
Ein vielleicht etwas naive Frage bezüglich der Links:
Wenn ein Link wie der oben als Beispiel fungierende “www.zeitungxyz.de/formeleins/alonso-kauft-redbull-und-entlaesst-vettel” schon eine schöpferische Leistung enthält, könnte man das dann nicht umgehen, indem man ihn mit bspw. bit.ly kürzt und die bit.ly-URL in den Artikel schreibt? Die schöpferische Leistung ist ja dann auf der Website des Postenden nicht mehr „abgebildet“.
Solange das juristisch nicht abgeklärt ist, bitte nicht ausprobieren… ;)
Willkommen, schöne neue Welt
„Alonso kauft Red Bull und entlässt Vettel“, zumindest den Humor habt ihr nicht verloren :D
Erstmal danke für den Hinweis, denn es betrifft ja viele Foren. Und so mancher Abzock Anwalt wird sich die Hände reiben …
Aber okay, darf man dann in Zukunft so formulieren?
———
Einer User feindlichen Adresse mit den 4 großen Buchstaben nach
“ … sollen Vettel und Alonso die Übernahme einer Getränkefirma planen …“ – mehr ist dort aber auch nicht zu lesen, auch nicht im bezahlten „Premiumbereich“.
Bis zu einer Bestätigung aus dem seriösen, öffentlich rechtlich geförderten Medienbereich sollte man allerdings die Meldung noch mit Vorsicht genießen.
Es wäre durchaus möglich, daß diese News aus einer (eher dem Kommerz verpflichteten) Feder entsprungen ist.
———-
Wäre das rechtlich okay?
@ Spotter:
Du kannst die Quelle nennen (BIld, Sportbild) und schreiben „Die Bild berichtet, dass Alonso Red Bull kaufen will“. Aber halt nicht verlinken oder direkte Zitate übernehmen.
Comments are closed.