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Vorschau: GT1-WM und GT3-EM in der Silverstone-Arena

von StefanTegethoff
5 Kommentare

Nach dem recht erfolgreichen – wenn auch nicht makellosen – Premieren-Event der GT1-Weltmeisterschaft gibts auch am zweiten Rennwochenende etwas Brandneues zu bewundern: Silverstones frisch fertiggestellten Arena Circuit. Als Support-Rennen gibt es den Saisonauftakt der GT3-EM mit einem großen, abwechslungsreichen und spektakulären Starterfeld, erstmals auch live im TV.

Das Debut-Rennwochenende der neuen WM lief bis auf den bösen Unfall von Natacha Gachnang gut – spannende Rennen, verdiente Sieger; und als sich die Aschewolke verzog, konnten Teams, Fahrer, Journalisten und Co. mit nur wenigen Tagen Verzögerung sogar wieder aus Abu Dhabi heimreisen. Eine dunkle Wolke blieb aber: Die Nissan-Teams fühlten sich bei der Balance of Performance stark benachteiligt. Die vier japanischen Wagen waren die einzigen, die in den beiden Läufen nicht wirklich mithalten konnten und sich mit Plätzen im hinteren Mittelfeld begnügen mussten. Darüber waren die beiden Einsatzteams, Sumo Power und Swiss Racing, entsprechend sauer und Othmar Welti kündigte einen Boykott seines Swiss Racing-Teams für das Silverstone-Rennen an, wenn nicht etwas an der Balance of Performance geändert werde.

Das Argument der Ankläger ist, dass die Bemessung der Balance of Performance unfair ausgeführt wurde: beim entscheidenden Test (gefahren von Heinz-Harald Frentzen) seien einige Fahrzeuge Longruns gefahren, der Nissan aber nur einige schnelle Runden auf frischen Reifen. Danach beurteilt, hat das Auto eine Gewichtszuladung von 30kg bekommen, die zusammen mit dem hohen Basisgewicht und dem hohen Schwerpunkt des Fahrzeugs dafür sorgt, dass es bei Reifenverschleiß und Fahrverhalten nicht mit der Konkurrenz mithalten kann. Eine Lösung des Konflikts scheint noch nicht gefunden, es ist möglich, dass sich hier am Freitag oder Samstag noch etwas tut, aber es ist zu bezweifeln, dass die FIA „spontan“ und auf Bitten der beiden Teams die Zusatzgewichte entfernen lässt. Gut möglich also, dass zwei Fahrzeuge weniger am Start stehen werden – die Sumo-Mannschaft sieht sich als britisches Team zum Start verpflichtet.

Ansonsten wird es interessant sein, zu sehen, wie sich das Kräfteverhältnis mit den nach Abu Dhabi verteilten Platzierungsgewichten verändert hat. Wenn Grosjean wieder so eine starke Performance hinlegt wie vor zwei Wochen, sollte ihm und Thomas Mutsch im Matech-Ford GT auf jeden Fall trotz der 40 zugeladenen Kilos eine Top-Platzierung zuzutrauen sein. Im Übrigen sollte es ziemlich ausgeglichen zugehen, aber eine Vorhersage ist schwierig, da Silverstone mit seinen schnellen Kurven ein völlig anderer Kurs ist als Abu Dhabi mit den 90°-Ecken und Schikanen. Auf Bartels & Bertolini im Maserati, Seriensieger der letzten Jahre und am Wochenende nur mit 10kg Zusats-Ballast unterwegs, sollte man auf jeden Fall immer ein Auge haben.

Und damit zur Rennstrecke: es ist das allererste Rennen auf dem neuen Arena Circuit (Diagramm & Luftbild-Montage), den nach dem Donington-Desaster auch die MotoGP und die F1 nutzen werden, wenn sie im Sommer nach Northamptonshire kommen. Die Abbey-Schikane sowie die Kurven Bridge und Priory fallen weg und werden durch eine neue Infield-Sektion ersetzt, die sogenannte „Arena“. Abbey ist nun eine schnelle Rechts (die vom sich öffnenden Radius an die heutige, umgebaute 130R in Suzuka erinnert), gefolgt von einer schnellen Links (in der F1 dürften beide voll gehen, mit den GT1-Sportwagen vermutlich nicht), dann folgen Haarnadeln: erst rechtsrum, dann linksrum. Die Passage scheint reizvoll: wer in den schnellen Kurven die Linie nicht optimal trifft, wird angreifbar, hat aber die Möglichkeit zum Konter in der zweiten Kehre. Danach gehts mit einer schnellen Links auf die Gegengerade des National Circuits, die in den Brookland-Linksbogen mündet, der so weiter und damit schneller ist als in der alten GP-Variante. Das macht diese Kurve auch deutlich spannender. Um die ultraschnelle Bridge Corner ist es schade, aber insgesamt scheint der Umbau, den Grafiken nach zu urteilen, gelungen. Die Feuertaufe gibt’s dann am Wochenende.

Wie beim ersten Event wird man die beiden Läufe auch dieses Mal wieder im gelungenen Live-Stream verfolgen können – und müssen! Denn Sport1 hat das Wochenende mit MotoGP vollgepackt und zeigt demnach nichts außer einer halbstündigen (!) Zusammenfassung des GT1-Wochenendes am Montag um 14:30 Uhr. Enttäuschend ist nicht so sehr, dass die GT1 den Kampf gegen die MotoGP verlert (deren Fans sollen ja zur Abwechslung auch mal was zu sehen bekommen), sondern dass es Sport 1 nicht schafft, wenigstens das Hauptrennen in einer vollständigen Aufzeichnung zu senden. Die Dauerwerbesendungen und das Sport Quiz sind am Montag Nachmittag anscheinend wichtiger…

GT3-Europameisterschaft

Die Europameisterschaft für Sportwagen der GT3-Kategorie geht nun schon in ihre fünfte Saison. Die homologierten Fahrzeuge und die Regeln sind die gleichen wie bei der vor einigen Wochen schon hier vorgestellten, die eine der vielen nationalen GT3-Serien ist, die in den letzten vier bis fünf Jahren, seit FIA und SRO diese Kategorie ins Leben gerufen haben, entstanden sind. Und aus diesen diversen europäischen Serien, aber auch aus der GT1 und sogar aus den USA (!) finden sich Teilnehmer zum Auftakt dieser Europameisterschaft in Silverstone ein.

Erfolg und Beliebtheit der Serie spiegeln sich in der vollen Entry List wieder: 36 Fahrzeuge werden am Start stehen, von den 18 Teams stammt das Gros aus Frankreich, Belgien und Deutschland. Hexis beispielsweise tritt hier wie auch in der GT1-WM mit zwei Astn Martin an, Rosberg (Audi R8), Callaway (Corvette), S-Berg (BMW Alpina B6) und Mühlner (Porsche 911 GT3) sind aus der deutschen GT Masters bekannt, die weiteren R8 von Phoenix und Black Falcon sind von der Nordschleife bekannt, auch das US-amerikanische United Autosports-Team setzt zwei Wagen aus Ingolstadt ein.

Damit stellt Audi insgesamt acht Fahrzeuge, die weiteren Modelle sind: Porsche 911 GT3, Chevrolet Corvette, Lamborghini Gallardo, Ford GT, Ford Mustang, Aston Martin DBRS9, Ferrari 430; und dann gibt es da auch noch zwei der brandneuen BMW Z4 in GT3-Ausführung, die von „Need for Speed by Schubert Motorsport“ – wie sich das Team nun nennt – eingesetzt werden. Ein ziemlich spektakuläres Feld also, zu dem im kommenden Jahr sicher auch noch der eine oder andere Mercedes SLS GT3 dazustoßen wird. Bei den Fahrern sind, auch wieder wie bei der GT Masters, bekannte Namen und unbekanntere Amateure bunt durchmischt. Mit Ellen Lohr und Claudia Hürtgen sind außerdem gleich zwei deutsche Damen am Start.

Aber das Beste ist: MotorsTV wird die Rennen der GT3-EM in dieser Saison live übertragen – nach dem was die Rechte angeht sehr dünnen Jahr 2009 scheint der Bezahlsender nun langsam wieder etwas mehr Geld in sein Programm investieren zu können und zu wollen. Lauf 1 gibt es am Samstag von 15 Uhr an zu sehen, Start ist um 15:15, eine Wiederholung für alle Maiwanderer gibts um 21 Uhr; der zweite Lauf startet am Sonntag um 13:15 Uhr, wieder startet die Übertragung eine Viertelstunde früher. Auch für alle, die kein MotorsTV haben, gibt es gute Nachrichten: die Rennen werden ebenfalls – wie auch bei der WM – live im Netz per Stream zu sehen sein, unter gt3europe.com.

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5 Kommentare

nona 29 April, 2010 - 18:03

Wie sieht eigentlich die Start/Ziel-Gerade inzwischen aus? Als die Dutch Supercar Challenge Anfang April in Silverstone fuhr, war links daneben die frische Erde noch so unkomprimiert und tief, dass ein Wagen aus dem Startgetümmel querkommend sich da seitwärts die Räder eingrub und erstmal fix auf’s Dach legte. Und mindestens ein anderer blieb schlichtweg stecken.

StefanTegethoff 29 April, 2010 - 22:13

@nona: da ist auch Asphalt und Kies hingekommen.

Viele Bilder und Infos zum Umbau gibts hier: http://www.f1fanatic.co.uk/2010/04/29/silverstone-opens-new-arena-circuit/

dogfood 1 Mai, 2010 - 09:01

Ich würde meine Jetons darauf setzen, dass die GT1 am Samstag (20h30) und Sonntag (20h) in jeweils 90minütigen Aufzeichnungen bei Bloomberg TV (ASTRA-Satelliten, normalerweise Wirtschaftsnachrichten-Sender) zu sehen ist. Die FIA-Website hat die Aufzeichnungen nur für UK eingetragen, aber meines Wissens findet inzwischen bei Bloomberg keine Trennung zwischen UK und Resteuropa statt.

nona 1 Mai, 2010 - 17:47

Bzw. die internationalen nicht-englischsprachigen Bloomberg-Ausgaben wurden vor einiger Zeit eingestampft und global durch die eine „originale“ ersetzt (und irgendwie finde ich gerade deren regulären Online-Stream nicht wieder…). In ihrem Schedule wird jedenfalls nichts gelistet, aber das muss nichts heissen. Witzigerweise scheinen sie sich neuerdings in Sportsegmenten platzieren zu wollen, auf ESPNA gibt es Spots für irgendwelche „Bloomberg Sports Services“ für Sportnachrichten. Na mal sehen.

nona 3 Mai, 2010 - 18:02

Nachtrag für Samstag (Sonntag weiss ich nicht): im Receiver-EPG bei T-Entertain wurde *extrem* kurzfristig die FIA-GT erst für 20:30 eingepflegt, um 20:30 die Startzeit dann auf 20:37 korrigiert. Tatsächlich gesendet wurde allerdings nichts dergleichen, sondern reguläres Programm. Im Entertains Web-Programmplaner war zu keiner Zeit eine Spur von FIA-GT zu finden.

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