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Europ. Sportwagen-Serien: Saisonauftakte LMS & GT Masters

von StefanTegethoff
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Zwei ganz unterschiedliche Sportwagenserien starten an diesem Wochenende in ihre 2010er Saison: die Le Mans-Serie, in der es einige spannende Comebacks zu bestaunen gibt, sowie die ADAC GT Masters, die Teil der neuen Deutschen Meisterschaft in der GT3-Kategorie ist. Die GT Masters-Rennen werden in diesem Jahr außerdem erstmals live im Fernsehen übertragen.

Update: Korrektur und nachgetragener Mansell-Link im Abschnitt LMS/LMP1-Klasse

Und eben wegen dieser Besonderheit nun zunächst zur „kleineren“ dieser beiden Rennserien, die ich etwas genauer vorstellen will, da sie noch jung ist und hier im Blog (sicher auch mangels TV-Präsenz) bisher nicht so viel darüber berichtet wurde. Nachdem 2006 von der FIA ein einheitliches Reglement für eine GT3-Klasse geschaffen wurde, riefen Stephane Ratels SRO und der ADAC die GT Masters als einen von vielen nationalen Wettbewerben in Europa und neben der FIA GT3-Europameisterschaft ins Leben. Das GT3-Reglement kann als Erfolg der FIA gewertet werden, man hat eine Lücke gefüllt und so eine lebendige Klasse geschaffen: die Fahrzeughersteller können für Kundenteams in aller Welt Autos nach diesem reglement zur Verfügung stellen die Teams können ihre Fahrzeuge beispielsweise in der deutschen GT Masters und in der EM einsetzen. Genau aus diesem Grund gab es ja im Winter auch mal die Diskussion, ob man die DTM zu einer Serie nach GT2-Reglement machen sollte. Dem ist aber nicht so, die DTM fährt weiter ihre eigenbrötlerische Strategie.

Durch das einheitliche Reglement bietet die GT Masters so nämlich genau das, was der DTM oft als Mangel angelastet wird: Vielfalt – 24 Meldungen sind für den Saisonstart 2010 eingegangen, von 13 Teams, die sechs verschiedene Fahrzeugtypen einsetzen: den Großteil des Feldes stellen zwar der Klassiker Porsche (10, verschiedene Typen) sowie Audi mit dem Newcomer des letzten Jahres, dem R8 LMS (5); aber auch Corvette (3), Lamborghini (2), BMW (2) und Ferrari (1) sowie der britische Exot Ascari (1) sind vertreten. Weitere Fahrzeuge, die für die GT3-Kategorie homologiert sind und somit potentiell teilnehmen dürften, aber in diesem Jahr von keinem Team mehr eingesetzt werden, sind etwa der Ford GT und der Aston Martin DBRS9. Für 2011 kann man sich bereits auf die Rennversion des neuen Mercedes-Flügeltürers SLS freuen.

Die Liste der Teams umfasst einige große Namen des deutschen Sport- und Tourenwagensports: Abt, Mühlner, Reiter, Rosberg, Callaway, um die bekanntesten zu nennen. Die Teams setzen zwei Fahrer pro Wagen ein, ein Wechsel muss zur Mitte jedes Rennens vorgenommen werden. Die GT Masters ist wie die anderen GT3-Serien eine Pro-Am-Serie, Profis und Amateure sollen sich die Cockpits teilen. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, werden alle Teilnehmer nach Rennerfahrung, Erfolgen und Alter in die vier Kategorien Platin, Gold, Silber und Bronze eingeteilt und für jede Kombination ein entsprechender Zusatzballast festgelegt. Teilt sich etwa ein (professioneller) Platin-Fahrer mit einem (erfahrenen) Amateur der Silber-Stufe ein Auto, müssen 30kg zugeladen werden. Platin-Platin ist als einzige Paarung nicht erlaubt.

Entsprechend breit gefächert und vielfältig ist dann auch das Fahrerfeld: der Sohn von Tourenwagen-Legende Klaus Ludwig, Luca, wechselt sich beispielsweise als Silber-Fahrer mit dem goldenen Christopher Mies in einem der Abt-R8 ab; Peter Kox, der in Europa schon so ziemlich alles gefahren ist, Jan Lammers und Christian Abt sind die Platin-Fahrer im Feld; weitere bekannte Namen sind Ellen Lohr (Rallye Dakar, 24h Nürburgring), Michael Ammermüller (Gold, Ex-F1-Testfahrer) und natürlich Ex-Skispringer Sven Hannawald, einen guter Teil der übrigen Fahrer ist einem auch bereits begegnet, wenn man gelegentlich die VLN, die 24h am Nürburgring oder die diversen Porsche-Cups verfolgt.

Die Rennen – jeweils zwei einstündige Läufe pro Wochenende – werden fliegend gestartet, Erfolgsballast (den ich persönlich nicht mag, der aber in dieser Serie sicher nicht fehl am Platze ist) und eine vorgeschrieben Mindestdauer für den Pflichtboxenstopp, der jeweils zwischen der 25. und 35. Rennminute erfolgen muss, gehören zu den weiteren prägenden Regeln. Der Kalender umfasst nach dem Saisonauftakt in Oschersleben noch Läufe am Sachsenring, in Hockenheim und Assen, auf dem Eurospeedway und am Nürburgring, bevor im Oktober das Finale auch wieder in der Magdeburger Börde über die Bühne geht. Der Kurs in Oschersleben wird oft als Mickey-Maus-Bahn kritisiert, hat aber durchaus anspruchsvolle und schnelle Kurven. Die umgebaute Kurve 1 ist leider absolut grausig und wird wie bei der DTM und der WTCC sicher auch hier für unnötige Startunfälle sorgen.

Alle Läufe der Serie werden 2010 live übertragen – ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der jungen Rennserie – und zwar vom Privatsender Kabel 1; von dem hätte man das nun nicht unbedingt erwartet, aber ich finde das sehr erfreulich. Die einstündigen Läufe wird es jeweils mit 15 Minuten Vor- und Nachberichterstattung ab 11:45 zu sehen geben. Genauso groß war die Überraschung wohl auch, als ausgerechnet am 1. April verkündet wurde, dass Kommentatoren- und Streckensprecherlegende Rainer Braun die Rennen kommentieren wird. Braun ist bekannt für seine Live-Übertragungen der „alten“ DTM sowie seine „Hallo Fahrerlager“-Buchreihe und wurde in den letzten Jahren immer wieder von Eurosport für die Unterstützung des 24h von Le Mans-Teams reaktiviert. Das DSF, bald sport1, wird auch weiterhin eine Zusammenfassung der ADAC Masters-Wochenenden senden; für die Hintergrundberichte waren die bisher schon sehr sehenswert, nur von den Rennen selbst bekam man nicht allzu viel mit, aber das ändert sich ja jetzt. Die beiden sollten sich gut ergänzen. Ein Live-Timing für alle Events des Masters-Weekends gibt es hier.

Kurz notiert: Schnellste im 1. Training waren Kox/v. Thurn und Taxis im Reiter-Lamborghini, im 2. Training schnappten sich Hannwald/Jäger auf ihrer Callaway-Corvette die Bestzeit.

Le Mans Series – Le Castellet

Eines der Highlights der LMS-Offseason war sicherlich das Comeback von Nigel Mansell: der Formel 1-Weltmeister von 1992 und CART-Champion von 1993 wird nach einem Gaststart beim LMS-Saisonfinale in Silverstone vergangenes Jahr nun die gesamte Saison 2010 fahren – und zwar teilt er sich einen LMP1-Prototypen mit seinen beiden Söhnen Greg und Leo, die in den vergangenen Jahren eher mäßig erfolgreich Motorsport betrieben haben. Teambesitzer und Sponsor ist Andrew Howard mit seiner Eiscreme-Firma Beechdean, der auch selbst schon Rennen gefahren ist.

Mansell ist aber nicht der einzige Rückkehrer: auch Jean Alesi wird nach einigen Jahren Pause – nach dem Ende seines DTM-Engagements trat er nur in der mittlerweile wieder eingestampften Gentlemen-Winterserie „Speedcar Series“ an – wieder in den hochklassigen Rennsport zurückkehren. Er teilt sich in der GT2 einen Ferrari F430 des Teams AF Corse mit Giancarlo Fisichella (und beim achstündigen Auftaktrennen auch mit Toni Vilander).

Insgesamt gut 40 Autos dürften bei jedem Rennen der Le Mans-Serie am Start stehen, beim Auftakt in Le Castellet werden es 41 sein. Audi bringt einen seiner R15plus (jetzt ganz neu mit gewöhnungsbedürftiger Front und „progressiver“ Lackierung) mit der Top-Fahrerkombination McNish/Capello/Kristensen. Das Peugeot-Werksteam bleibt der Serie leider fern, setzt aber über das Privatteam Oreca Matmut einen 908 in deren buntem Design ein. Da der Wagen als Testträger für den Le Mans-Einsatz fungieren soll, gibt es Unterstützung vom Konzern, auch in Form von Werksfahrer Stephane Sarrazin, der Nicolas Lapierre und Olivier Panis unterstützen wird.

Peugeot wird – anders als Audi – leider auch nicht an dem neuen „Le Mans Intercontinental Cup“ teilnehmen, dem Vorläufer der angestrebten Neuauflage einer Sportwagen-Weltmeisterschaft, der in diesem Jahr das LMS-Finale in Silverstone, das Petit Le Mans in den USA sowie ein Rennen der Asian Le Mans Series umfassen wird.

Neben Peugeot, Audi und dem Mansell-Clan gibt es in der LMP1 natürlich auch andere Teilnehmer: zwei Lola-Aston Martin werden antreten, einer eingesetzt vom französischen-Signature-Team, der andere ein Werkseinsatz, neuerdings aber mit Unterstützung vom mexikanischen Rennfahrer und Teambesitzer Adrian Fernandez, der außerdem Aufkleber und Geld der Baumarktkette Lowe’s mit über den großen Teich gebracht hat (Korrektur: das galt wohl nur für den Sebring-Einsatz, in Europa lohnt sich die Werbung wohl kaum). Er teilt sich den Wagen mit Stefan Mücke und Harold Primat. Oreca setzt neben dem Peugeot noch ein Fahrzeug Marke Eigenbau ein, die Schweizer vom Team Rebellion Racing (ehemals Speedy) setzen zwei Lola vom nagelneuen Typ B10/06 ein.

Die LMP2 soll in Zukunft noch mehr zu einer Klasse für Privatteams und -fahrer werden. Interessante Entries sind hier Strakka Racing mit dem ersten in Europa eingesetzten Acura-LMP2; Kruse-Schiller-Motorsport, die neuerdings mit Judd-Motor anstatt Mazda fahren; Welter Racing, die nächstes Jahr gern den ersten privaten Diesel-LMP1 in Le Mans starten würden, mit einem selbst konstruierten Chassis; Oak Racing mit zwei Pescarolo-Judd; Racing Box mit zwei Lola-Judd; sowie Ray Mallock mit einem Lola mit Honda-Motor. Die kleine Prototypen-Klasse wird mit den Einheitsfahrzeugen der Formula Le Mans aufgefüllt, die bereits an den 12h von Sebring im März in einer eignen Klasse teilgenommen haben.

In der GT1 steht der Sieger bereits fest, der Larbre-Saleen ist einziger Teilnehmer. Für Spa ist ein zweiter Saleen vom Team Atlas angekündigt. Die GT2 ist wie auch in der ALMS hochklassig besetzt, wenn auch etwas weniger abwechslungsreich: sechs Ferrari F430GT, vier Porsche 997 GT3 RSR stehen auf der Liste, allesamt stark besetzt. Schnitzer wird einen der in den USA bereits erfolgreichen BMW M3 GT2 einsetzen, mit Jörg Müller und Dirk Werner hat man auf jeden Fall eine Top-Fahrerpaarung am Start. Der niederländische Spyker mit Dumbreck/Coronel/Bleekemolen und der britische Aston Martin V8 Vantage mit Bell/Turner runden das Feld ab, dürften aber nur wenig Siegchancen haben.

Der Circuit Paul Ricard ist in den letzten Jahren fast ausschließlich für Testfahrten genutzt worden. 1990 fuhr die F1 letztmals dort, allerdings auf einem verkürzten Kurs. Danach wurde die Strecke zu einer reinen Teststrecke umgebaut, es wurden unzählige Streckenvarianten geschaffen, sämtliche Auslaufzonen sind asphaltiert und mit blauen und roten Streifen, die die unterschiedlich griffigen Asphalt-Mischungen dieser Run-Offs kennzeichnen, lackiert. Das macht das Anschauen der Strecke etwas anstrengend.

Beim LMS-Saisonauftakt wird die ursprüngliche, die längste Streckenvariante gefahren, einschließlich der vollständigen Mistral-Geraden ohne unterbrechende Schikane. Die ist dadurch knapp 1,9 km lang und damit nur unwesentlich länger als die beiden längsten Geraden in Le Mans. Zusammen mit einigen schnellen Kurven, etwa Signes direkt am Ende der Geraden, sowie einigen langsameren Ecken dürfte man bei über 40 Autos auf der Strecke eine sehr gute Le Mans-Simulation hinbekommen, auch da das Rennen ja mit acht Stunden Dauer erstmal das übliche 1000km/6h-Format der LMS überschreitet. Nur in der Verriere-Passage nach Start/Ziel weicht man von der traditionellen Konfiguration ab und wählt die langsamste der drei S-Kurven-Varianten (Variante 1A-V2, wer nachschauen möchte).

Eurosport überträgt das Rennen in Europa, allerdings aufgrund der Länge und des vollen Programms (Paris-Roubaix nimmt den Großteil des Nachmittags ein) wieder einmal nur als Stückwerk: die Startphase läuft mit ein wenig Vorlauf ab 11:15 auf dem Hauptsender, von 12-13 Uhr ist das Rennen auf Eurosport 2 weiterzuverfolgen, um 14 Uhr gibt es eine halbstündige Einblendung auf Eurosport 1, von der zweiten Rennhälfte gibt es gar nichts live zu sehen außer der Schlussphase inkl. Einer kurzen Zusammenfassung ab 19 Uhr. Für den Rest der Zeit müssen das Live Timing sowie Radio Le Mans herhalten.

Kurz notiert: im ersten Training lag der Oreca-Peugeot vor dem Audi, im zweiten war die Reihenfolge umgekehrt mit Aston Martin und den Mansells dahinter. In der LMP2 scheinen Quifel und Strakka gut aufgestellt, in der GT2 war bisher Tim Mullen im CRS-Ferrari mit Abstand der Schellste. Auch hier gilt natürlich – wie bei der F1 – die Frage, wer was mit wie viel Sprit und welchen Reifen getestet hat.

Und sonst so?

  • 2010 wird es zum ersten Mal eine Deutsche Meisterschaft in der GT3-Kategorie geben. Diese setzt sich zusammen aus allen Läufen der GT-Masters-Serie sowie aus dem 24h Rennen am Nürburgring und dem letzten Saisonrennen der VLN. Bei den Masters-Rennen gibt es 10 Punkte für den Sieg, bei den längeren Rennen auf der Nordschleife 20 bzw. 30 Punkte. Schön, dass man diese Synergie weiternutzt, nachdem ja die GT3-Kategorie letztes Jahr erstmal das Feld am Nürburgring bereichert hat (auch wenn es da noch einige Unstimmigkeiten wegen der Einstufungen gab).
  • Die VLN fährt am Samstag ihr zweites Saisonrennen über vier Stunden aus. Wieder wird es darum gehen, welches der Top-Teams es schafft, zu gewinnen, ohne seine wirkliche Leistungsfähigkeit zu zeigen, denn alle arbeiten auf das 24h-Rennen im Mai hin. Manthey-Porsche gegen die Audi R8-Meute sollte das Duell lauten. Bewegte Bilder gibt’s anscheinend leider nirgends, abgesehen von der Kurs-Zusammenfassung auf der Homepage der Serie.
  • Gemeinsam mit der ADAC GT Masters fahren in Oschersleben auch die PROCAR-Serie, die Formel Masters und der ATS Formel 3 Cup. Zusätzlich zum bereits genannten DSF-Magazin werden die beiden Formel-Serien auch von Kabel 1 als Zusammenfassung am Sonntagabend kurz nach Mitternacht gezeigt.
  • Auch die angesprochene GT3-Europameisterschaft wird dieses Jahr im TV zu sehen sein: Das nur im Kabel und gegen Geld zu sehende MotorsTV wird alle zwölf Läufe (an sechs Wochenenden) live oder as-live zeigen. Saisonstart ist am erste Mai-Wochenende in Silverstone.
  • Das dritte Event der GrandAm findet gemeinsam mit den IndyCars im Barber Motorsports Park, einer gelungenen Strecke jüngeren Baujahrs, statt. Gibt’s aber leider nirgends im deutschen TV zu sehen. Die Ganassi-Kombo Rojas/Pruett führt die Meisterschaft in der „Daytona Prototypes“-Klasse an, Tremblay/Bomarito auf SpeedSource Mazda sind die GT-Leader.

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4 Kommentare

nona 10 April, 2010 - 10:39

VLN im TV – auf AXN gibt es eine Magazin-artige Sendung mit Rennberichten. Allerdings ist das -wie MotorsTV- Pay-TV und auch angesichts der sonstigen Qualität des Senders wohl nur von homöopathischer Reichweite.

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