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F2/WSbR Saisonvorschau, F3 Euro Analyse

von Vorsicht
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Das Motorsportjahr nimmt weiter Fahrt auf: Am vergangenen Wochenende ist eine Nachwuchsserie gestartet, diesmal folgen gleich zwei weitere. Eine davon verspricht wieder unterhaltsame Rennen – in der anderen sind ein paar große Talente am Start. Und in der dritten fährt fast gar keiner mehr.

Schon bemerkt? Seit dem Wochenende ist die neue Saison der F3 Euroseries in vollem Gange. Wenn nicht, dann ist das verständlich: Irgendwie ist in diesem Jahr fast gar nichts über die Saisonvorbereitungen der laut Eigendefinition „stärksten Juniorserie der Welt“ an die Öffentlichkeit gedrungen. Nicht nur bei den Fans ist wenig angekommen – auch einige Fahrer dürften den Saisonbeginn verschlafen haben, denn zur Premiere standen nur 13 Starter am Grid. Deutlich mehr Piloten werden am kommenden Wochenende in der Formel 2 das Racingjahr 2010 in Angriff nehmen – nicht alle davon sind aber ganz unumstritten. Immerhin hat Konstrukteur Williams F1 angekündigt, dass das Auto in diesem Jahr deutlich näher an Formel 1 Wagen dran sein soll. Außerdem gibt es in der Formel 2 ja bekanntlich Superlizenzen für die drei erstplatzierten Fahrer – ein nicht zu unterschätzendes Asset, wie sich im Winter gezeigt hat, als einige der neuen Teams nach startfähigen Talenten mit Kleingeld gesucht haben. Gerade an Talenten scheint es in der Formel 2 aber in diesem Jahr – mit wenigen Ausnahmen – ein bisschen zu mangeln. Daher erstmal zur anderen Serie, die an diesem Wochenende startet: Denn in der World Series by Renault gehen 2010 einige sehr viel versprechende Fahrer an den Start.

Da wäre zunächst Daniel Ricciardo. Der Red Bull Junior aus Australien konnte im vergangenen Jahr in der Britischen Formel 3 überzeugen, und hat auch bei den Formel 1-Testfahrten im Herbst eine gute Figur gemacht. In diesem Jahr wechselt er sich mit Brendon Hartley als Ersatzfahrer bei den beiden Red Bull F1-Teams ab. Mit dem Neuseeländer teilt sich Ricciardo neben der Ersatzfahrerrolle und der ozeanischen Herkunft in diesem Jahr außerdem den Platz bei Tech 1 Racing in der WSbR. Auch wenn Hartley 2009 eher ein charakterbildendes Jahr eingelegt hat: In der Branche wird ihm nach wie vor eine große Portion Talent nachgesagt. Sofern er das wieder findet, sind wohl beide Fahrer Titelkandidaten.

Aus deutschsprachiger Sicht interessant: Walter Grubmüller. Der Österreicher wurde 2009 hinter Ricciardo Vizemeister in der birtischen Formel 3 – war dort aber vorher schon ein paar Jahr mit eher durchschnittlichem Erfolg unterwegs. Mal sehen, was ihm im Familieneigenen P1 Motorsport-Team gelingt. Ganz interessant könnte auch das Abschneiden von Esteban Guerrieri werden, sofern sich der Argentinier in diesem Jahr endlich mal eine ganze Saison leisten kann. Guerrieri ist schon einige Jahr in europäischen Juniorserien unterwegs. Dass er sich nie wirklich durchsetzen konnte, dürfte aber eher am mangelnden Budget als am Talent liegen: 2004 fuhr er in der Formel 3000 regelmäßig in die Punkte, 2008 in der WSbR. Im vergangenen Jahr gelangen ihmin der SLF sogar zwei Siege. Die WSbR hat aber einen Hang dazu, dass dort auf einmal Talente auftauchen, die man vorher nicht so auf der Rechnung hatte – es kann also gut sein, dass sich am Ende ein Fahrer durchsetzt, der hier nicht erwähnt wurde. Spannend wird es aber allemal – immerhin genießt die Serie einen ausgezeichneten Ruf. Nicht umsonst waren Sebastian Vettel, Robert Kubica und Fernando Alonso alle mal in der Serie unterwegs.

Bei den Strecken bemüht sich Renault, möglichst oft auf Kursen zu fahren, auf denen auch die Formel 1 unterwegs ist. Highlight der Saison ist wohl auch in diesem Jahr das Rennen im Rahmen des GP von Monaco – Lowlights versprechen aus Überhol-Sicht dagegen die Ausgaben am Hungaroring und in Barcelona zu werden. Außerdem fährt die Serie noch in Spa, Magny-Cours, und in Silverstone. Wer selbst einmal eines der Rennen besuchen will, kann das in diesem Jahr wohl am besten in Hockenheim (3.-5. September) oder (von Österreich aus) in Brno (4.-6. Juni) machen. Renault bietet an allen Wochenenden ein ziemlich breites Programm: Neben der WSbR 3.5 sind noch ein paar weitere Serien aus dem Haus des „Créateur d’automobiles“ unterwegs: Formel Renault 2.0 und 1.6, Clio Cup und lokale Tourenwagen Meisterschaften. Der Clou: Der Besuch ist gratis, man muss sich nur aus versicherungstechnischen Gründen ein Ticket beim Renault-Händler abholen – oder von der Serienhomepage ausdrucken.

Los geht’s am Wochenende an der selben Strecke, an der die letzte Saison geendet hat – am Motorland Aragon. Der Kurs im Nordosten Spaniens hat mir beim ersten Auftritt 2009 recht gut gefallen. Es handlet sich um ein Tilkodrom der gehobenen Klasse. Will heißen: Die Strecke ist von Verlauf her recht ähnlich wie zum Beispiel jene in Istanbul – ein paar schnelle Kurven, relativ viel Auslauf, eine lange Gerade, deutliche Höhenunterschiede. Die gehobene Klasse zeigt sich darin, dass der Kurs schöner in die Landschaft gebaut ist, und viel weniger seril wirkt, als das Otodrom. Außerdem waren im vergangenen Herbst auch ein paar Fans vor Ort. Kollege Stefan Tegethoff hat die Strecke zur Eröffnung damals ausführlicher vorgestellt – wer mehr wissen will, folge also diesem Link. Für alle anderen hier die „Kurzversion“ der Streckenvorstellung in Form eines Onboard-Videos.

Formel 2

Etwas mehr Nähe zur Königsklasse sucht man auch in der Formel 2, die am kommenden Wochenende in Silverstone ins Racingjahr 2010 startet. Im vergangenen Jahr war die Serie mit dem Anspruch, eine der GP2 und WSbR gleichwertige, aber deutlich billigere Feederserie für die Formel 1 zu werden gestartet. Ganz ist das noch nicht gelungen: Meister Andy Soucek hat sich als einziger Teilnehmer einen Platz imF1-Milieu sichern können – und zwar als einer von zwei Testfahreren beim Neuling Virgin F1. Ob und wie oft er dort im Cockpit sitzen wird, muss sich erst zeigen. Vizemeister Robert Wickens ebenfalls „aufgestigen“ – allerdings nicht in die Formel 1, und auch nicht in die GP2. Stattdessen wird der Kanadier im kommenden Jahr in der GP3 an den Start gehen. Nicht gerade ein Qualitätsausweis für den Ruf der Formel 2 als Talentschmiede. Aber was nicht ist, kann ja noch werden: Daher hat Williams im Winter am Wagen gearbeitet. Das Chassis wird nun 24 Prozent mehr aerodynamische Effektivität bieten, der Motor hat 30 PS zugelegt, und auch das Fahrverhalten soll deutlich näher an einem Formel 1 Auto dran sein.

Ob sich aber auch das Niveau der Fahrer entsprechend verbessert hat, dass darf man bezweifeln. Zwar ist diesmal kein Juniorserien-Altstar wie Vorjahresmeister Andy Soucek dabei. Dafür fehlen aber auch Talente wie Mirko Bortolotti oder Robert Wickens. Wieder am Start ist dafür Phillip Eng. Für den Österreicher ist in seiner zweiten Saison in der Serie der Titel das klare Ziel. Bei den Testfahretn schnell unterwegs waren sonst etwa noch Will Bratt, Benjamin Bailly und Dean Stoneman. Außerdem konnte sich noch Jolyon Palmer, Sohn des ehemaligen Formel 1 Fahrers und Serienorganisators Jonathan eine Tagesbestzeit sichern. Weniger toll für den Ruf der Serie als Nachwuchs-Kaderschmiede sind wohl die Engagements des 38-jährigen Bollywood-Stars Ajith Kumar und des 37-jährigens bulgarischen Geschäftsmanns Plamen Kralev. Die beiden werden sich mit GP2-Dropout Ricardo Teixeira wohl ein munteres Duell um den letzten Platz liefern.

Das Engagement solcher Gentleman-Junioren inmitten echter Heißsporne ist dabei alles andere als unriskant. Vor allem, wenn man sich die Strecken ansieht, auf denen die Formel 2 in diesem Jahr fahren wird. Wie schnell im Rennsport nach wie vor etwas passieren kann, hat uns allen der tragische Unfall von Henry Surtees viel zu deutlich vor Augen geführt. Was ich davon halte, dass die Formel 2 trotzdem heute nicht nur wieder in Brands Hatch, sondern außerdem noch in Zolder und am Stadtkurs von Marrakesch unterwegs ist, ist mittlerweile sicher hinlänglich bekannt – dehalb hier nicht nochmal die ganze Leier. Ich hoffe natürlich sehr, mit meinen Befürchtungen unrecht zu haben. Abgesehen davon fährt die Formel 2 noch in Monza, Portimao, Brünn, Oschersleben und in Valencia. Die Saisonpremiere am kommenden Wochenende wird wohl das letzte große Rennen am „alten“ Kurs in Silverstone sein – die GT1-WM fährt zwei Wochen später schon am neuen „Arena“-Layout.

Übertragen wird die Formel 2 auch in diesem Jahr wieder auf Eurosport und Eurosport 2. Laut Serienhomepage sollten alle Rennen live gesendet werden. Derzeit steht aber nur das zweite Rennen im Eurosport-Programm, das erste ist nichteinmal als Wiederholung gelistet. Mal sehen, ob sich das im Lauf der Woche noch ändert. Sofern nicht bleibt noch die Hoffnung auf einen Livestream – ein solcher soll auch in diesem Jahr wieder gratis auf formulatwo.com verfügbar sein. Ebenfalls auf Eurosport laufen heuer auch wieder die Rennen der WSbR – für das kommenden Wochenende sind derzeit beide Rennen als Liveübertragungen geplant.

F3 Euro-Analyse

Und dann ist da noch „die stärkste Juniorserie der Welt“. Es war ja zu erwarten, dass die steigende Masse an Nachwuchsformeln auch an der F3 Euroserie nicht ganz spurlos vorbeigehen würde. Aber das, was dann am vergangenen Wochenende offensichtlich wurde, hat doch etwas überrascht: Nur 13 Fahrer haben die Reise nach Le Castellet angetreten, wo man im Rahmen der LMS die ersten beiden Rennen dieses Jahres gefahren ist. Zwar sollen sollen in Hockenheim angeblich wieder etwas mehr Starter ins Rennen gehen – aber Werbung für die Serie war das vergangene Wochenende nicht gerade. Es ist verständlich, dass die Reise nach Frankreich für zwei Rennen im Rahmen der LMS in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht für alle Teams interessant ist. Aber andererseits kommt der Name „Euroserie“ ja nicht von ungefähr: Die Klasse ist aus dem Zusammenschluss der deutschen und französischen F3 hervorgegangen und hat internationalen Anspruch – Rennen im Ausland gehören eben dazu. Und nur der Wirtschaftskrise oder gar den Teams die Schuld zu geben, greift auch zu kurz – ein bisschen müssen sich die Serienorganisatoren schon selbst an die Nase fassen. Denn irgendwas scheint auch bei der Öffentlichkeitsarbeit nicht so ganz zu funktionieren: Da, wo man von anderen Serien während der Winterpause immer wieder mal hört, so dass sich langsam eine gewisse Vorfreude entwickelt, schien bei der F3 Euro gepflegtes Schweigen zu herrschen. Dabei kann man nichtmal fehlendes Bemühen unterstellen: Den ganzen März über hat man Fahrerportraits und Testberichte veröffentlicht, zum Saisonstart war es eine schicke neue Homepage online, und nach dem TV-Desaster des vergangenen Jahres gibt’s heuer jeweils beide Rennen live auf n-tv. Trotzdem: Irgenwas läuft falsch, und man sollte schnell darauf reagieren – wenn der Eindruck der „Premiummarke“ nämlich verloren geht, wird die verhältnismäßig teure F3 Euro wohl als Verlierer aus dem „Kampf der Juniorserien“ hervorgehen.

Immerhin: Bei den wenigen Piloten, die am Wochenende am Start waren, sind gleich einige gute Talente dabei. Und auch die Rennen selbst waren nicht übel: Wer seine Augen an den migränigen Streifen-Auslauf von Le Castellet gewöhnt hatte, konnte in beiden Läufen ein paar schöne Zweikämpfe beobachten. Besonders hervortun konnte sich dabei Edoardo Mortara. Der Italiener gibt in diesem Jahr den „Andy Soucek der Formel 3“: Er kehrt nach einem mittelmäßigen Jahr in der GP2 wieder in die Serie zurück, und will dort versuchen, seine Karriere wieder in die richtige Bahn zu lenken. Am Samstag konnte er nach einem frühen Zweikampf mit Pole-Mann Juncadella recht unbedrängt den Sieg ins Ziel fahren. Sonntags konnte Mortara sich in der letzten Runde noch von Platz vier auf Rang zwei hinter Sieger Alexander Sims hochkämpfen. Lohn der harten Arbeit: Drei Punkte Vorsprung (insgesamt 15) in der Meisterschaft auf die beiden zweitplatzierten Sims und Marco Wittmann (beide 12). Weiter geht es in zwei Wochen beim DTM-Auftakt in Hockenheim – es bleibt zu hoffen, dass sich die Ankündigungen bewahrheiten, und dann wieder mehr Teams an den Start gehen werden.

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