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PR-Sprech Wahnsinn / NASCAR – News

von DonDahlmann
6 Kommentare

Ich bin ja viel gewöhnt in Sachen PR-Sprache. Eigentlich sind wir das alle, seitdem Norbert Haug seine eigenen Ergebnisse im Fernsehen kommentieren darf, aber man muss Haug zwischen all den „Wir werden uns steigern…“ und „Wir haben früher gewonnen und werden auch wieder gewinnen…“ Sätzen noch lassen, dass er zwischendrin, wenn man genau hinhört, wenigstens tatsächlich klare Worte findet. Das ist nicht bei allen Rennställen so und führt zu den allermerkwürdigsten Blüten, die einen schon mal an der Kernintelligenz des Nachrichtenübermittlers zweifeln lassen. Und zwar nicht, weil man glaubt, der Mensch an sich sei blöde, sondern weil man sich fragt, für wie blöd die einen eigentlich halten. Schönes Beispiel vom letzten Wochenende: Ferrari.

Auch wenn gar keine Ahnung hat, konnte man am Sonntag die leise Vermutung haben, dass Felippe Massa der Motor um die Ohren geflogen ist. Immerhin ging der Motor aus und der Ferrari qualmte wie ein Haufen feuchtes Heu das man angezündet hat. Also nicht gerade unauffällig. Stefano Domenicali meinte dann zum Ausfall:

„…we had a mechanical problem at the rear of the car…“

A-ha.

Ich bekomme die Presse-Briefings der Teams zugeschickt und ehrlich gesagt – ich lese sie selten. Warum auch? In den meisten Mitteilungen steht vor dem Rennen drin, dass man sich gute Chancen ausrechnet, dass alle motiviert sind und sich freuen. Nach dem Rennen steht drin, dass man entweder unzufrieden ist, weil das Rennen nicht so gut gelaufen ist, oder zufrieden ist, weil das Rennen toll war und man sich ganz doll auf das kommende Rennen freut. Danke, das wusste ich auch vorher.

In der NASCAR ist das allerdings auch nicht viel anders. Bei Stockcar Science hat man sich mal die Mühe gemacht, die letzte Presseerklärung von Goodyear zum Reifendebakel in Indy aufzuschlüsseln.

Goodyear schreibt:

Completing the extensive post-race analysis in process that includes all internal aspects of tire design and manufacturing and discussions with key external stakeholders, including representatives from NASCAR, team owners, crew chiefs and drivers to gain insight to information that will provide clarity to the final analysis.

Stockcar Science übersetzt:

We didn’t create this problem and we can’t fix it by ourselves.

Anders ausgedrückt – je peinlicher der Sachverhalt, desto schlimmer wird die PR-Sprache. Aber eigentlich auch nichts ungewohnt in einer Welt, in der das „Arbeitslosenamt“ zum „Jobcenter“ umbenannt wird. Arbeiten kann mit solchen Meldungen natürlich nur in der Art, wie es „Stock Science“ schreibt. Wenn man das allerdings dauernd macht, werden die Presseabteilungen sehr schnell, sehr böse.

NASCAR – Diskussion um die Motoren
Die Entscheidung der NASCAR, Toyota in der NW Serie einen engeren Restrictor zu verpassen, sorgt weiter für Diskussionen. Zum einen scheint es nichts gebracht zu haben, zumindest wenn man sich den Sieg von Kyle Busch vom O’Reilly Oval anschaut. Dort führte der JGR Pilot 197 der 200 Runden. Zum anderen beschwert sich Toyota bitterlichst und fühlt sich unfair behandelt. Man könne ja auch nichts dafür, dass man so gut sei und die anderen nicht. Chevy, Ford und Dodge geben zu bedenken, dass Toyota für den Einstieg in die Serie einen neuen Motor bauen musste, während man selber ja prinzipiell noch mit dem V8 Small Block rumfährt, der irgendwann in den 50er entwickelt worden sei. Also habe Toyota ganz andere Möglichkeiten bei der Konstruktion gehabt, die sich jetzt auszahlen würden. Im übrigen sei man der Ansicht, das Toyota auf dem Prüfstand einen Motor gezeigt habe, der nicht die volle Leistung erbracht hätte. Mindestens drei bis fünf PS mehr hat der doch, sagt Pat Suhy von General Motors. Toyota streitet das ab und kramt die „Ihr seid nur neidisch weil wir besser sind“ Karte raus. Das mir dem Motor aus den 50ern ist jetzt PR-Quatsch, der Rest ist dann zumindest diskussionswürdig.

Sagen wir mal so: Das Toyota in der NASCAR mitfährt, dass sie Siege einfahren, dass sie vielleicht sogar Meister werden, dass findet die NASCAR wünschenswert. Man hätte vermutlich gerne noch ein anderes Werk in der NASCAR und schielt in Richtung eines deutschen Herstellers. Das aber ein Nicht-US-Hersteller die Serie dominiert, dass ist dann wieder etwas anderes.

GM sieht ein, dass das Problem auf Dauer schwer zu lösen sein. Die bauliche Unterschiede zwischen den „alten“ V8 Blocken und dem neuen Toyota sind einfach zu groß. Zu dem ist die Frage, ob man überhaupt soviel Leitung braucht. 750 PS sind schon eine Menge Holz, auch wenn die Wagen 1.8 Tonnen wiegen. Trotzdem erreichen sie auf der Geraden in Pocono über 320 km/h. Um die Diskussionen um die unterschiedlichen Motoren zu beenden, zieht GM dann jetzt die Öko-Karte, und unterbreitet den Vorschlag, den neuen, auf dem Teststand schon laufenden Motor, der mit 85% Ethanol (E85) läuft, in drei oder vier Monaten einsatzbereit zu haben. Das wiederum findet Toyota überhaupt nicht lustig, die sowas nämlich nicht im Schrank haben.

GM überlegt auch, ob es nicht Sinn machen würde, neue Motoren einzuführen, weil man auf dem Weg gleich die Leistung kappen kann. Die NW Serie auf 500 PS drücken, den Cup auf 600 oder 650. Das könnte man zum Beispiel mit einer Reduzierung des Hubraums erreichen. Die NASCAR hat solche Ideen in der Vergangenheit immer wieder abgelehnt und wird das im Moment wohl auch machen, da die Motorleistung mit den CoT dank des geringeren Abtriebs jetzt nicht so das Problem darstellt.

Die Situation für die NASCAR selber ist aber nicht so einfach. Einerseits will man Toyota nicht zu sehr auf die Füsse treten. Man braucht die Japaner als Hersteller, vor allem, wenn man weiter expandieren will. Andererseits überlegen GM und Ford gerade ziemlich laut, was sie mit ihren Motorsportetats anfangen sollen. GM hat alleine im erten Quartal des Jahres, einen Verlust von sage und schreibe 15.5 Milliarden Dollar eingefahren. Ford 8,7 Milliarden. Auf gar keinen Fall will die NASCAR, dass GM oder Ford die Serie verlassen, zumal man mit Dodge eh einen Wackelkandidaten hat. Sollte Dodge abspringen, könnte man die Teams bei Ford oder Toyota unterbringen, aber wenn Chevy sein Programm auch nur kürzt, sieht es schlecht aus fürs Starterfeld. Neue Motoren bedeuten aber vor allem für die kleinen Teams, die keinen eigenen Shop haben und die Motoren zum Beispiel von Hendrick bekommen, dass die Kosten explodieren werden, da die Hersteller und Tuner die Entwicklungskosten logischerweise weiterreichen werden.

Wie lange die NASCAR allerdings noch mit im Prinzip steinalten, Sprit saufenden und ökologisch eher grenzwertigen V8 Motoren an den Start gehen kann, ist eine andere Frage. Es gibt nicht wenige, die ein Umdenken fordern. Auf der anderen Seite gibt es aber Stimmen, die zurecht sagen, dass es gerade in solchen Zeiten eine Rennserie geben muss, die mit Motoren unterwegs ist, die man eben nicht mehr in seinem Privatwagen unter der Haube hat. Der Motorsport ist in den 60er und 70er Jahren ja gerade dadurch so groß geworden, weil man Fahrzeuge und Motoren sehen, bzw. hören konnte, die jenseits von all dem waren, was man in seinem eigenen Auto hatte.

Mit Material von hier

Und sonst?
– Im Forum von digitalfernsehen.de geht das Gerücht um, dass Premiere beim Rennen in Pocono ein eigenes Team vor Ort hatte, dass Montoya und Gordon interviewt hat. Hab ich nicht gesehe, kann ich nicht bestätigen. Und: Warum sollte Premiere extra ein oder zwei Leute rüberfliegen, die zwei 60sekündige Interviews machen? Wahrscheinlich hat man zusätzliches Material von ESPN/SpeedTV bekommen und mal wieder so getan, als sei die Sache „exklusiv“. Es waren auch alle Premiere Kommentatoren in Ungarn, bzw. München. Gäbe noch die Möglichkeit, dass sie einen von New York aus rübergeschickt haben, aber auch hier wieder die Frage: Warum sollten die das machen?

– Alonso und kein Ende. Es gibt vermutlich gerade mindestens drei Teams (Honda, Renault, BMW), die dem Spanier auf die Nerven gehen und sich wünschen, er möge sich endlich mal entscheiden. Renault braucht Alonso, hat aber vermutlich auch Verhandlungen mit Kubic. BMW weiß nicht was man macht, wenn Kubica gehen sollte, und läßt zu dem Heidfeld zappeln, während Honda den Input von Alonso so dringend haben möchte, dass man sich auch mit einem 12 Monatsvertrag zufrieden geben würde. Vermutlich gefällt dem Spanier die ganze Sache. Eine Entscheidung soll frühestens im September fallen.

06.08.2008

Aufz. 09:35 Uhr Silverstone Classics Diverse MotorsTV
Aufz. 10:15 Uhr Porsche Supercup Ungarn Euro 2
Aufz. 13:30 Uhr Formel BMW Ungarn 2 Premiere
Aufz. 14:00 Uhr NASCAR SC Pocono Premiere
Aufz. 17:00 Uhr NASCAR SC Pocono Premiere
Aufz. 22:45 Uhr V8 Supercars Winton MotorsTV

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6 Kommentare

Helmar 5 August, 2008 - 18:18

Was das Montoya-Interview betrifft, wurde dies tatsächlich mit einem der üblichen Premiere-Mikros durchgeführt. Der Interviewer war aber zu keiner Zeit im Bild zu sehen und die Örtlichkeit war auch nicht auszumachen.

Flo 5 August, 2008 - 18:19

Das mit Premiere in Pocono lässt sich aus Interviews, welche mit Premieremikrofonen geführt wurde ableiten…Ist in der tollen Zusammenfassung von Premiere zu sehen

DonDahlmann 5 August, 2008 - 18:25

Danke für die Aufklärung. Da hat also einer einen Premiere Popschutz übers Mikro gezogen. Kann ein Servive von NASCAR Media sein, den die für die Sender einrichten, die keine Livebilder haben. Die Interviews werden ja meist weit vor oder nach dem Rennen bei den üblichen Interview-Marathons gemacht.

Flo 5 August, 2008 - 19:21

Blöde Frage aber wieso kriegt dann Premiere nicht jedes mal diesen Service?

Wolli 5 August, 2008 - 19:58

der Service kostet bestimmt mehr,weil man normalerweise nur das vorproduzierte Highlightformat übernimmt.Norbert Haug erinnert mach voll und ganz an Herrn Calmund,der in Mikronähe auch seine Monologe runterrasselt.Nur das beim Norbert immer diesselben Parolen kommen mit durchhalten,analysieren,uns nicht abschreiben bla bla^^Bei F1 oder Nascar schau ich mir auch keine Interviews mehr an,da die Fahrer nur noch den Sponsoren und Teams danken oder etwas über den Start reden und bei Defekten erst von weiss nicht,muss man schauen und analysieren in der Fabrik ,faseln.

racer10392 5 August, 2008 - 22:34

Die Aussage von Stefano Domenicali bezog sich nicht auf Massas Auto, sondern auf das von Räikkönen. Der hat wohl in den letzten Runden langsamer gemacht, da mechanische Probleme entstanden sind.

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