Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Österreich – Die richtige Entscheidung

Formel Eins: Analyse GP von Österreich – Die richtige Entscheidung

von DonDahlmann
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Es war ein abwechslungsreiches Rennen und der Sieger stand auch erst drei Stunden nach der Zieldurchfahrt fest.
Die Situation, die das Rennen entscheiden sollte, kam wenige Runde vor Schluss. Verstappen klemmte schon zwei Runden hinter Leclerc und entschied sich in Turn 3 zu dieser Attacke:

Natürlich gibt es zu dem Manöver zwei Meinungen. Die einen sind entrüstet, weil Verstappen den Ferrari sehr robust aus dem Weg geräumt hat. Die anderen sagen, dass das zwar hartes, aber normales Racing war. Der Fehler lag zudem nicht bei Verstappen, sondern bei Leclerc, der auf der ungünstigen Außenbahn versuchte sich durchzuzwängen, obwohl der Red Bull schon gleich auf war.

Meine Meinung dazu: Es war hartes, aber nicht überhartes Racing. Wäre da hinter dem Curb ein Kiesbett gewesen, Leclerc hätte entweder zurückgesteckt, oder eine andere Linie genommen. Verstappen war sehr spät auf der Bremse, er verpasste den Scheitelpunkt – soweit, so richtig. Aber ist das im Racing nicht normal, dass man auch mal einen Meter mehr Strecke benötigt? Wie viele grandiose Manöver haben wir schon gesehen, wenn Verstappen oder Ricciardo auf der letzten Rille bremsten und sich irgendwie vorbeigequetscht haben?

Die Rennkommissare entschieden sich nach länglicher Sitzung dann dafür, Verstappen nicht zu bestrafen. Nachdem man in Kanada Vettel bestraft, ohne dass dieser Hamilton berührt hatte, war das ein bisschen überraschend. In Kanada war es der Vorwurf, dass Vettel auf die Strecke in unsicherer Art und Weise zurückgekehrt sei. In Österreich stand der Vorwurf im Raum, dass Verstappen einen anderen Piloten von der Strecke gedrängt hat. Die Entscheidungen der Rennkommissare haben keine klare Linie, was das Leben für die Fahrer mehr als schwierig macht. Was auch daran liegt, dass in jedem Rennen andere Rennkommissare gibt.

Es gab schon mehrfach den Vorschlag, dass man ständige Rennkommissare mit den zu den Rennen nimmt. Dies wurde allerdings aus zwei Gründen immer wieder abgelehnt. Zum einen besteht bei hauptberuflichen Rennkommissaren die Gefahr der Bestechung. Natürlich müsste ein Team schon sehr dämlich sein, so etwas zu machen. Aber wir haben in der F1 schon alles gesehen und wenn es um Budgets von 300 Millionen Euro geht, dann kommt man vielleicht auch auf solche Ideen. Der zweite Grund ist, dass man mit dem rotierenden System vermeidet, dass ein Fahrer bevorteilt wird. Oder umgekehrt. Persönliche Animositäten und Präferenzen lassen sich nie ausschließen. Das gilt zwar auch für das rotierende System, hier ist dann aber nur ein Rennen betroffen.

Das Rennen

Die entscheidende Frage nach dem Rennen: Warum war Mercedes so langsam? Es war wohl eine Kombination verschiedener Dinge. Die Streckentemperaturen lagen deutlich über 50 Grad und die Asphaltbeschaffenheit (eher rutschig) führen dazu, dass der Mercedes die Reifen überhitzt. Die langen Geraden helfen den Mercedes auch nicht. Ein weiteres Problem an diesem Wochenende war, dass Mercedes mehr Kühlungsöffnungen am Auto hatte, als das sonst der Fall war. Das verändert die Aero zusätzlich. Ein weiterer Grund: Der Kurs in Österreich hat bis auf die beiden Haarnadel, keine langsamen Stellen. So konnte Mercedes den Wagen nicht kühlen und gleichzeitig sind langsame Sektoren die Stärke der Mercedes.

Aber warum war Mercedes bei ähnlichen Bedingungen vor einer Woche in Frankreich noch so dominant? Dazu gibt es drei Antworten:

+ Es war zwar warm in Frankreich, aber nicht so heiß. Die Asphalttemperatur lag bei etwas unter 50 Grad. In der F1 machen wenige Grad schon einen Unterschied. So hat Ferrari immer wieder Probleme, wenn die Temperatur knapp unter 30 Grad fällt. Das hängt damit zusammen, wie die jeweiligen Chassis die Reifentemperaturen zustande bringen. Bei Mercedes geht das schnell, bei Ferrari dauert das. Dementsprechend wird auch schnell das Limit der Reifen erreicht.

+ Die hohen Temperaturen brachten die Kühlung des Motors an die Grenzen. Mercedes musste etwas Leistung wegnehmen und früher vor der Kurve vom Gas gehen. Das erklärt auch, warum weder Hamilton noch Bottas sich groß gegen die Angriffe wehren konnten.

+ Das wiederum führte auch dazu, dass man zwar die Reifen einigermaßen schonen konnte, aber gleichzeitig brachten die harten Reifen am Ende zu wenig Performance.

Man kann froh sein, dass das so ist, sonst hätte Mercedes auch in Österreich gewinnen können. Und kaum waren die sonst so über-dominanten Deutschen aus dem Weg, entwickelte sich ein faszinierendes Rennen. Schuld daran hatte vor allem Max Verstappen und sein versauter Start. Weil das „Anti-Stall“ kurz einsetzte, verlor der Niederländer viele Positionen und lag in der ersten Runde nur auf Platz Acht, noch hinter seinem Teamkollegen Gasly.

Verstappen hielt sich allerdings nicht lange mit der Konkurrenz auf. Er schnappte sich Gasly noch in der ersten Runden und überholte dann nacheinander Räikkönen und Norris. An Vettel kam er zunächst nicht ran, überholte ihn allerdings, als Vettel, der auf Soft gestartet war, an die Box musste. Die Medium von Verstappen hielten etwas länger durch. Er kam in Runde 31 und lag nach dem Stopp nur 12 Sekunden hinter Leclerc zurück. Da die Spitze eng zusammenlag und Verstappen seine harten Reifen nicht schonen musste, konnte der Red Bull Fahrer voll auf Angriff fahren.

Es ist bekannt, dass der Red Bull von den Top Teams den niedrigsten Reifenverschleiß hat. Das machte sich Verstappen zunutze und stellte eine schnelle Runde nach der nächsten auf. Hamilton schnupfte er schnell auf, Vettel hatte, dank DRS, auch keine Chance. Bottas wehrte sich auffällig wenig und dann schloss er schnell die Lücke zu Leclerc. Mit dem oben beschriebenen Ergebnis. Aber das Rennen hat er wirklich verdient gewonnen.

Weiter hinten zeigten sich vor allem die McLaren sehr stark. Sie waren klar „Rest of the Best“ an diesem Wochenende und Lando Norris fand sich nach dem Start sogar kurz auf Patz 4 wieder, bevor Hamilton die Sache humorlos beendete. Ein geradezu fantastisches Rennen hatte Carlos Sainz. Wegen eines Motorwechsels musste der Spanier von P19 starten. McLaren, deren Reifenverschleiß ebenfalls sehr niedrig ist, ließ Sainz auf den harten Reifen bis in die zweite Hälfte des Rennens fahren. Da hatte sich Sainz schon in den Top Ten fest gesetzt. Einerseits, weil die Konkurrenz früher kommen musste, aber auch, weil er auf der Strecke überholen konnte. Am Ende landete Sainz auf P8 und Norris erreichte P7.

Dazwischen lag Pierre Gasly. Dessen Zeit bei Red Bull scheint schneller zu Ende zu gehen, als der Franzose sich vorgestellt. Weder Helmut Marko noch Christian Horner machen ein Geheimnis draus, dass die Leistungen nicht ausreichen. Und man muss ihnen angesichts des Rennens in Österreich recht geben. Die Quali versemmelte er mal wieder und im Rennen ging nichts. Wie gesagt, er lag nach dem Start vor Verstappen. Am Ende wurde er vom Niederländer überrundet. Was soll man da noch sagen.

Die Top Ten rundeten dann die beiden Alfa ab. Räikkönen lag zwischenzeitlich auf P4, musste aber am Ende Vettel und Verstappen passieren lassen. Auch die beiden McLaren konnte er nicht halten. Aber insgesamt ein gutes Wochenende für Alfa, auch weil Giovinazzi ebenfalls ein gutes Wochenende hatte und dem Finnen auf die Pelle rückte.

Weiter geht es in zwei Wochen in Silverstone. Andere Strecke, anderes Wetter und es wäre ein Wunder, wenn Mercedes die Rangfolge dort nicht wieder herstellen würde.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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