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Formel Eins: Analyse GP von Australien 2019

von DonDahlmann
2 Kommentare

Mercedes gewinnt wie gewohnt, Ferrari hat Sorgen und der Red Bull ist verdammt schnell. Die Lehren aus dem ersten Rennen.

Die Demütigung von Ferrari fand in Runde 32 statt. Da überholte Max Verstappen in seinem Red Bull Sebastian Vettel auf der kurzen zweiten Gerade vor Turn 3 auf der Außenseite. Vettel hatte nicht mal den Hauch einer Chance. Die klaren Favoriten vor dem Saisonstart erlitten in Australien einen herben Absturz. Aber auch andere Teams erlebten in Melbourne ein böses Erwachen. Darunter war vor allem Renault.

Training & Quali
Das Feuerwerk, welches Mercedes schon am Freitag und Samstag abbrannte, war bemerkenswert. Das Auto wirkte auf der Strecke zwar enorm unruhig und schwer zu beherrschen, dafür war es aber schnell. Sehr schnell. Knapp eine Sekunde brummte man den Ferrari auf, die dann dementsprechend auch geschockt waren. Red Bull zeigte sich zwar einigermaßen zufrieden, weil man mit dem Honda ganz offensichtlich nicht schlechter da steht, als mit dem Renault. Aber die Sekunde, die ihnen auch fehlt, ist dann doch heftig.

Weitere negative Überraschungen gab es in der Quali vor allem bei Renault, die es beide nicht in Q3 schafften. Sie mussten sich McLaren, Haas, Racing Point und Alfa geschlagen geben. Zwar nur knapp, aber der eigene Anspruch von Renault lautet tja P4 und man sucht den Anschluss an P3. Davon war man am Samstag sehr, sehr weit entfernt. In Q2 war für beide Autos Endstation, man musste sich Alfa, Haas, McLaren und Racing Point geschlagen geben. Auf Red Bull, die man so gerne angreifen würde, fehlten 1.2 Sekunden.

Rennen

Für Renault lief es im Rennen etas besser. Allerdings verlor man direkt Daniel Ricciardo, der am Start auf die Wiese ausweichen musste und dabei seinen Frontflügel zerstörte. Später musste er sein Auto mit näher benannten Problemen abstellen. Etwas besser lief es für Nico Hülkenberg, der auf P8 vor kam und von dort aus ein sehr gutes Rennen fuhr, das ihn am Ende auf P7 brachte.

Vorne schnappte sich aber Valtteri Bottas den ersten Platz von Lewis Hamilton. Der war gar nicht mal schlecht gestartet, aber ein leichter Abfall der Drehhzahl sorgte dafür, dass der Finne vorne lag. Nach nur einer Runde hatte er sich einen kleinen Puffer erarbeitet, den er dann auch im ersten Teil des Rennens verteidigen konnte. Der Weltmeister machte aber auch keine Anstalten, seinen Teamkollegen unter Druck zu setzen und er sah sich seinerseits wenig Druck von Vettel ausgesetzt, der hinter ihm lag. Der musste hin und wieder nach hinten schauen, denn da lauerte Verstappen. Leclerc im zweiten Ferrari konnte im ersten Drittel des Rennens das Tempo vorne nicht mitgehen.

Wer glaubte, dass das Mittelfeld in diesem Jahr näher an den Top Teams sein würde, sah sich nach wenigen Runden enttäuscht. Nach 10 Runden fehlten dem sehr gut aufgelegten Kevin Magnussen schon 20 Sekunden auf die Spitze. Und das, in einem Rennabschnitt, in dem es eher ruhig zuging und man die Reifen schonte. Am Ende war der Haas der einzige Wagen außerhalb der Top Drei Teams, der nicht überrundet wurde. Was aber auch nur daran lag, dass Bottas in den letzten Runden meist vorsichtiger unterwegs war.

Den Reigen der Boxenstopps eröffnete sehr überraschend Kimi Räikkönen in Runde 12. Der lag eigentlich bequem auf P9, kam aber doch rein. Ein Undercut, vermuteten alle, dabei war es am Ende so, dass der Alfa-Pilot reinkommen musste, weil einer seiner Kühler verstopft war. Sein Stopp löste dann eine Kaskade von Stopps aus, die vor allem bei Racing Point Konsequenzen haben sollte. Perez holte man rein, Stroll, der hinter dem Mexikaner lag, ließ man aber fahren. Am Ende war das die richtige Entscheidung, die auch Kvyat und Gasly betraf. Denn die roten C4 Reifen produzierten erstaunliche lange sehr gute Zeiten, während die C3 und C2 sich nicht so gut machten. Das führte am Ende dazu, dass der ganze Block, Stroll, Kvyat und Gasly in die Top Ten kam und bis auf Gasly alle Punkte holten.

Vorne splittete man die Strategie ebenfalls. Vettel kam sehr früh (Runde 14) und Mercedes reagiert mit Hamilton (Runde 15). Beide setzten auf die C3, mit denen der Mercedes aber etwas besser zurecht kam. Mercedes hatte den Briten so früh reingeholt, weil man befürchtete, dass Vettel einen Undercut schaffen würde. In der Tat schien es eng zu werden, aber Hamilton blieb vor dem Deutschen. Gleichzeitig blieben Bottas, Verstappen und Leclerc draussen, was meiner Meinung nach die richtige Entscheidung war. Sie kamen erst in Runde 23, 25 und 28.

Nach deren Stopps kam vorne Bewegung rein. Ganz offensichtlich kam Verstappen mit den C3 deutlich besser zurecht, als Vettel, der das Tempo von Hamilton nicht gehen konnte. Der Brite wieder hatte durch den frühen Stopp so viel Zeit verloren, dass er die Jagd auf Bottas gar nicht erst eröffnete und den Motor schonte. Verstappen wiederum schnappte sich dann Vettel und rückte dem Briten auf die Pelle, der sich aber souverän wehrte. Auch Vettel kam unter Druck durch seinen Teamkollegen Leclerc. Für den hatte Ferrari die harten C2 Reifen gewählt, was ganz offensichtlich die bessere Wahl für den Ferrari war. Als er dann im Diffusor von Vettel hing, wurde er zurück gepfiffen.

Im Mittelfeld brach derweil eine Schlacht aus. Auslöser war Giovinazzi, den Alfa bis Runde 27 draussen ließ. Logischerweise trafen die Frühstopper aus Runde 12 bis 14 irgendwann auf den Italiener, der aber zu Recht keine Anstalten machte, sich zur Seite zu bewegen. Und weil Giovinazzi sich geschickt verteidigte, dauerte es, bis die Kollegen vorbei kamen. Betroffen waren davon vor allem Perez, Albon und Norris. Die lagen vor den Stopps in den Punkten, bzw. knapp dran, verloren aber durch den Alfa soviel Zeit, dass hinter die Spät-Stopper Gasly, Kvyat und Stroll fielen. Der Undercut, der nie eine Chance hatte, verpuffte dann am Alfa und spülte dafür andere nach vorne.

Es ist wirklich erstaunlich, wie eng das Mittelfeld in diesem Jahr zusammen ist. Der Haas scheint, zumindest in Australien, leichte Vorteile zu haben, auch der McLaren ist angesichts seiner guten Zeiten in der Quali nicht zu unterschätzen. Doch generell liegen zwischen allen Mittelfeld Teams (ausgenommen Williams) vielleicht fünf bis sieben Zehntel, was sich je nach Strecke verschieben wird.

Die Rookies lieferten allesamt einen guten Job ab. Keiner zerstörte seinen Wagen. Norris kam in O3 und war überhaupt an seinem ersten Rennwochenende sehr stark. Albon musste sich Kvyat geschlagen geben, aber auch, weil die falsche Strategie hatte. Russel bügelte Kubica im Williams deutlich. Von denen gibt es immer die positive Meldung, dass man wohl das grundlegende Problem des Autos erkannt hat. Nicht so schön: die Lösung wird zwei Monate benötigen. Mindestens. Sagt zumindest Kubica.

Sicher – das schien eine klare Sache für die Mercedes zu sein, die sich auch, nicht wie im letzten Jahr, Fehler bei der Strategie erlaubten. Aber man darf das Rennen in Australien nicht überbewerten. Auch im letzten Jahr schlug Mercedes die Konkurrenz um sieben Zehntel im ersten Rennen, um dann in Bahrain geschlagen zu werden. Die besondere Charakteristik des Kurses in Melbourne bedeutet auch, die man so höchstens noch in Kanada wiederfindet, lässt kein klares Bild zu. Erst nach den beiden kommenden Rennen in Bahrain und China wird man etwas sagen können. Das gilt nicht nur für die Spitze, sondern auch für das sehr enge Mittelfeld, das im Grunde alle Teams bis auf Williams umfasst.

am Ende darf die traurige Nachricht nicht fehlen, dass Charlie Whiting verstorben ist, wie vermutlich alle mitbekommen haben. Wenn man die F1 medial begleitet oder auch nur länger Fan ist, dann kam man um die Figur Whiting nicht drum herum. Er gehörte zur „alten“ Garde, jeder F1-Enthusiasten, die in den 70ern angefangen hatten, erfolgreich waren und sich hoch arbeiten konnten. Seit 23 Jahren war er quasi der Chef an der Strecke, der Rennleitung, technische Abnahme und andere administrative Dinge vereinte. Er war Ansprechpartner für die Team aber auch für die Fahrer, egal welches Problem man hatte. Genauso war er für die Medien da, auch wenn er selten im TV-Bild zu sehen war. Whiting war ein Fixstern in der Formel Eins, ein Petrolhead, einer, der die Szene in- und auswendig kannte und nie ein Funktionär war. Sein Einfluss auf die moderne Formel Eins, kann nicht hoch genug geschätzt werden.

Charlie Whiting verstarb am Donnerstag an einer Lungenembolie in Australien. Wie wichtig er für die Formel Eins war und welche große Lücke er hinterlässt, hat SkyF1 in einer sehr sehenswerten Laudatio zusammengefasst.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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2 Kommentare

Sven 18 März, 2019 - 09:03

Danke für den Bericht.

nona 18 März, 2019 - 13:22

Im letzten Jahr schlug Mercedes die Konkurrenz zum Auftakt? Wie ist das gemeint? Ich würde mal sagen, im letzten Jahr gewann Vettel die beiden ersten Rennen…

Vettel scheint im Rennen Probleme mit der MGU-K bzw. der Aufladung gehabt zu haben, seine Rückleuchte war ständig am Blinken wie nix Gutes. Der war definitiv nicht mit den maximal möglichen PS unterwegs. Leclerc war als er so rapide aufschloss zeitweise fast eine Sekunde schneller, bei dem blinkte nix…

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