Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Honda Indy 200 at Mid-Ohio

IndyCar: Analyse Honda Indy 200 at Mid-Ohio

von Rainer
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In Ohio gewann Alexander Rossi sein zweites Rennen in dieser Saison. Mit der maximalen Ausbeute von 54 Punkten behält er auch eine gute Position in der Meisterschaftswertung.

Die Geschichte von Alexander Rossis Sieg ist schnell erzählt. Er ging von der Pole-Position ins Rennen, führte 66 der 90 Runden das Feld an, absolvierte einen Boxenstopp weniger als das restliche Feld und überquerte so am Ende knapp 13 Sekunden vor Robert Wickens die Ziellinie. In Summe war es einfach eine perfekte Leistung von Alexander Rossi und dem ganzen Team hinter ihm. Die große Frage bleibt aber offen, warum kein anderes Team eine 2-Stopp-Strategie gewagt hat. Natürlich waren Stints über 30 Runden nur mit einem gewissen Maß an Benzinsparen möglich und auch den Reifenverschleiß musste man im Auge behalten. Rossi war aber nie wirklich langsam unterwegs, sondern meist komplett auf Augenhöhe mit den 3-Stoppern. Als letzter Punkt bleibt das Risiko mit einer alternativen Strategie, dass eine unpassende Caution das Renen komplett zerstören kann. Auf permanenten Rennstrecken ist das Caution-Risiko aber deutlich geringer als auf Ovalen oder Stadtkursen und wenn man zwei Fahrer in der Spitzengruppe hat, kann man auch mal etwas Risiko eingehen. So zum Beispiel bei Team Penske, die in der Anfangsphase mit Will Power und Josef Newgarden die beiden ersten Verfolger gestellt hatten. So fuhr Alexander Rossi einen ungefährdeten Sieg ein.

Hinter Rossi aber entwickelte sich ein spektakuläres Rennen mit einem herausragenden Sebastien Bourdais. Der Franzose hatte in der Qualifikation Probleme mit der Temperatur der Hinterradbremse und verlor so den Wagen in einer Anbremszone. Ohne eine schnelle Runde musste er vom letzten Startplatz ins Rennen gehen. Neben James Hinchcliffe und Marco Andretti war Bourdais beim Start der einzige mit den langsameren Prime-Tires. Das hinderte ihn aber nicht daran in den ersten Runden an Rene Binder, Pietro Fittipaldi und Matheus Leist vorbei zu gehen. Am spektakulärsten war aber ein Doppel-Überholmanöver gegen Takuma Sato und Spencer Pigot in der Kurvenkombination 4 und 5. Nach zehn Runden wechselte er aber auf die deutlich schnelleren Option-Tires. Mit dem Under-Cut gegenüber fast allen anderen Fahrern schob sich Bourdais bis auf Platz 12 in Runde 30 nach vorne.

Schnell wurden aber auch James Hinchcliffe und Zach Veach Opfer Sebastien Bourdais‘. Nach der nächsten Boxensequens lag Bourdais auf Platz 9 und auch Graham Rahal konnte ihn nur wenige Runden hinter sich halten. Auf Platz 7 fuhr aber Simon Pagenaud, der seinerseits eine tolle Aufholjagt von Startplatz 17 gezeigt hatte. An ihm kam Bourdais nicht so einfach vorbei. Erst nach der letzten Runde der Boxenstopps sollte sich die Chance ergeben. Pagenaud wurde durch Ryan Hunter-Reay vor ihm aufgehalten und einen misslungen Angriff Pagenauds auf Hunter-Reay konnte dann Sebastien Bourdais nutzen.

Nächstes Ziel war nun natürlich Ryan Hunter-Reay und in Runde 83 zog Sebastien Bourdais in Kurve 4 außenherum am Amerikaner vorbei. Wie schon Takuma Sato, James Hinchcliffe und Graham Rahal war auch Ryan Hunter-Reay auf der Ideallinie chancenlos in Kurve 4 gegen Bourdais. Leider war das Rennen sechs Runden später zu Ende, denn sonst wäre Scott Dixon noch in große Bedrängnis gekommen. Auch so war die Fahrt von Startplatz 24 auf Position 6, ohne Hilfe einer einzigen Caution, sehr beeindruckend.

In die Kategorie „sehr beeindruckend“ gehören auch weiterhin die Leistungen von Robert Wickens. Bei SPM setzte man früh auf die 3-Stopp-Strategie und so gelang Wickens ein Under-Cut gegenüber den meisten Kontrahenten. Mit neuen Option-Tires war er sehr schnell und nach dem ersten Stopp von Alexander Rossi lag er sogar in Führung. Gegen die überlegene 2-Stopp-Strategie war er aber chancenlos. Vom reinen Speed her waren Robert Wickens und Sebastien Bourdais wahrscheinlich die einzigen Fahrer im Feld, die Alexander Rossi hätten gefährlich werden können. Immerhin sprang wieder ein zweiter Platz heraus. Sein Teamkollege James Hinchcliffe erreichte übrigens nur auf Platz 14 das Ziel.

Unauffällige Rennen brachten Will Power und Josef Newgarden die Plätze 3 und 4 ein. Ich bin der Meinung Team Penske hätte mit einem der beiden Fahrer das Risiko einer 2-Stopp-Strategie eingehen müssen. Dann wäre vielleicht der Sieg und damit auch wieder mehr Hoffnung in der Meisterschaft möglich gewesen. Mit dritten und vierten Plätzen macht man Scott Dixon nun wirklich keine Angst. Vielleicht verhinderte der höhere Benzinverbrauch des Chevrolets-Motors auch von Anfang an Stints über 30 Runden.

Den umgekehrten Weg von Sebastien Bourdais bestritt Max Chilton. Eine sehr gute Qualifikation brachte ihm Startplatz 6 ein. Es war überhaupt das erste Mal, dass ein Carlin-Fahrer die Fast-Six erreichen konnte. In der zweiten Runde aber schon drehte er Takuma Sato in der Kurvenkombination der Kurven 4 und 5 um. Für diese völlig unsinnige Aktion musste Chilton eine Drive-Through-Penalty antreten. Diese warf ihn an das Ende des Feldes zurück und genau auf diesem 24. Platz sollte er auch das Ziel erreichen. Ein Rennen was so hoffnungsvoll begann, endete so wieder in einer Enttäuschung.

Das ganze Ergebnis kann man als PDF auf der Seite der IndyCar Series nachlesen.

Insgesamt war es ein sehr gelungen Wochenende in Mid-Ohio. Der Kampf um den Sieg war zwar langweilig, dafür hat Sebastien Bourdais aber ein fantastisches Feuerwerk abgebrannt. Aber auch sonst gab es einige sehr schöne Kämpfe auf der Strecke. Beispielhaft wären da die Duelle zwischen Ryan Hunter-Reay und Simon Pagenaud oder auch der direkte Kampf um die Meisterschaft zwischen Josef Newgarden und Scott Dixon zu nennen.

Scott Dixon führt mit 494 Punkten weiterhin souverän die Meisterschaftswertung bei noch vier ausstehende Rennen an. Alexander Rossi (448 Punkte) konnte seinen Rückstand etwas verkürzen. Solange Dixon aber weiterhin regelmäßig in die Top-5 fährt, wird es sehr schwer diesen Rückstand aufzuholen. Hinter Rossi folgen Josef Newgarden (434 Punkte) und Will Power (407 Punkte). Für Power ist nach dem Sieg beim Indy-500 aber die Meisterschaft relativ unbedeutend. Ryan Hunter-Reay (399 Punkte) bräuchte schon zwei ganz schwache Wochenenden von Dixon um diesen noch gefährden zu können.

Die IndyCar-Series begibt sich nun in eine kleine Sommerpause. Das ABC Supply 500 auf dem Pocono Raceway läutet dann am 19. August den Zielsprint zur Meisterschaft ein. Vor dem Finale in Sonoma am 16. September liegen noch die Rennen im Gateway Motorsports Park und in Portland.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skibinskiz

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