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BTCC: Snetterton 2018 – Matt Neal gewinnt das Jubiläumsrennen

von Sebastian Focks
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Mit Matt Neal gewann ausgerechnet der derzeit dienstälteste BTCC-Pilot das Jubiläumsrennen zum 60-jährigen Bestehen der Serie. Dank der in diesem Rennen vergebenen doppelten Punkte bringt der Sieg den Honda-Piloten zugleich in Reichweite der Meisterschaftsführung, die nach den Rennen in Snetterton Toyota-Pilot Tom Ingram übernommen hat.

Lauf 1

Bevor das 60-Meilen Jubiläumsrennen als dritter Lauf des Tages anstand, gab es aber wie gewohnt erst noch zwei normale Läufe. Im Gegensatz zum Hochsommer der letzten Tage, der auch in England herrschte, regnete es am Rennsonntag in Strömen und der erste Lauf fand unter nassen Bedingungen statt. Jack Goff hatte sich die Pole Position vor Dan Cammish, Matt Simpson und Brett Smith gesichert, was die ersten beiden Startreihen fest in Honda-Hand brachte und mit den Positionen 1, 3 und 4 eine tolle Leistung des Eurotech-Teams darstellte.

Goff verteidigte beim Start seine Führung, während das Rennen für Simpson nach nur zwei Kurven wegen eines Ausritts beendet war. Den besten Start legte derweil Ash Sutton hin, der sich von Startplatz Neun bis auf den zweiten Platz nach vorne katapultieren konnte. Goff gelang es in den ersten Runden zunächst, einen Vorsprung von bis zu drei Sekunden herausfahren, hatte aber in der zweiten Rennhälfte sichtlich mit Traktionsproblemen zu kämpfen, wodurch Sutton wieder näher aufschließen konnte.

Pünktlich zum letzten Umlauf war Sutton dann an der Stoßstange des Hondas und versuchte sich in eine gute Position für einen Angriff zu bringen. Goff konnte dem Druck bis zur drittletzten Kurve standhalten, als er ausgangs Bomb Hole einen plötzlichen Quersteher abfangen musste und Sutton sich im nachfolgenden langgezogenen Rechtsknick links neben den Honda setze. Sutton hatte damit die bessere Position für die letzte Kurve vor Start-Ziel und nach einigen Berührungen beim Anbremsen lag er für wenige Sekunden in Front, geriet dann beim Herausbeschleunigen aber auf den nassen Curb, was Goff wiederum erlaubte, sich neben den Subaru zu setzen. In einem der besten Finishes der letzten Jahre preschten Sutton und Goff dann Seite an Seite der Ziellinie entgegen, die Goff dank des besseren Top Speeds mit knappen 0,01 Sekunden Vorsprung überquerte und sich so verdient seinen zweiten Saisonsieg holte.

Platz Drei sicherte sich Dan Cammish, der das Tempo an der Spitze ab der Rennhälfte nicht mehr mitgehen konnte. Innerhalb der Top Ten folgten Josh Cook, Sam Tordoff, Rob Austin, Chris Smiley, Tom Oliphant, Dan Llloyd und Adam Morgan, der zuvor nach einem Ausritt mehrere Positionen verloren hatte. Weiter hinten duellierten sich in einem sehenswerten Fight Matt Neal, Colin Turkington und Tom Chilton um die Plätze 13, 14 und 15 mit dem schlussendlich besseren Ende für Chilton, der kurz vor Rennende an beiden Kontrahenten vorbei gehen konnte.

Für den Meisterschaftsführenden Colin Turkington sprang am Ende somit nur ein einziger Punkt heraus. Generell taten sich die BMWs das gesamte Wochenende erstaunlich schwer, auf dem Kurs von Snetterton, der Hecktrieblern eigentlich sehr entgegen kommt. Das Hauptproblem am Rennsonntag lag wohl darin, dass die Reifen bei den feuchten und im Vergleich zum Vortag auch deutlich kühleren Bedingungen nicht richtig auf Temperatur kamen und folglich Grip fehlte. Noch schlechter als für Turkington lief es derweil für den Meisterschaftszweiten Tom Ingram, der seinen Toyota auf Position fünf liegend mit defekter Lichtmaschine abstellen musste.

Lauf 2

Zum zweiten Lauf hatte der Regen aufgehört und die Strecke trocknete zunehmend ab. Alle Piloten entschieden sich folgerichtig für Slicks. Der größte Pechvogel stand derweil schon vor dem Rennen fest: Da zu lange an seinem Honda gearbeitet werden musste, verpasste Jack Goff die Ausfahrt in die Startaufstellung und musste das Rennen statt von der Pole Position vom Ende des Feldes in Angriff nehmen. Nach dem Sieg im ersten Lauf sollte dies dann letztendlich eine Nullnummer im zweiten Lauf bedeuten.

Ashley Sutton erbte somit die Pole Position für den zweiten Lauf und setzte diese auch in eine souveräne Führung um. Zweitweise sah es so aus, als ob der zweit platzierte Cammish Sutton gefährlich werden könnte; wie im ersten Lauf verlor Cammish aber in der zweiten Rennhälfte deutlich an Boden. Gegen Rennende wurde es aber doch noch mal spannend für Sutton, als eine Safety Car-Phase wegen eines Abflugs von Rob Collard das auseinandergezogene Feld wieder zusammenbrachte.

Josh Cook hatte zu diesem Zeitpunkt das beste Auto und lag bereits vor der Safety Car-Phase im Heck des zweitplatzierten Cammish. Nach dem Restart in der vorletzten Runde konnte er in der Brundle-Nelson-Kombination erfolgreich am Honda vorbeigehen und holte in Windeseile zum erneut einige Wagenlängen enteilten Sutton auf. Letzten Endes war das Rennen aber mindestens eine Runde zu kurz, um Cook in eine realistische Position für eine Attacke zu bringen. Ash Sutton sicherte sich somit seinen dritten Saisonsieg und steigerte damit sogleich die Chance auf eine erfolgreiche Verteidgung seines Meisterschaftstitels aus dem Vorjahr.

Das beste Rennen legte aber Tom Ingram hin: Von Startplatz 27 aus machte der nun komplett gewichtsbefreite Toyota bereits in der ersten Runde 15 (!) Positionen gut und lag auf Rang zwölf. Im weiteren Rennverlauf arbeitete sich Ingram weiter nach vorne und profitierte dann ebenfalls von der Safety Car-Phase kurz vor Schluss. Beim Restart noch Sechster, überholte er in einer Runde zunächst Tordoff und Smiley und schaffte es dann, in der letzten Runde noch an Dan Cammish vorbeizugehen und aufs Podium zu fahren. Da Colin Turkington gleichzeitig wegen einer Kollision in der ersten Runde ausgefallen war und keine Punkte holte, machte Ingram mit diesem Resultat entscheidenden Boden in der Meisterschaft gut. Cammish, Smiley, Tordoff, Proctor, Oliphant, Jordan und Whorton-Eales komplettierten die Top Ten des zweiten Laufs.

Lauf 3

Als letzter Lauf des Tages stand das sogenannte Diamond Double Jubiläumsrennen zum 60. Geburtstag der BTCC an. Mit 60 Meilen ging dieser Lauf über die fast doppelte Distanz wie gewöhnlich und es wurden zudem doppelte Meisterschaftspunkte ausgelobt. Die Startaufstellung für das Rennen wurde in einem separaten Qualifying ermittelt, bei dem alle Fahrer – ebenso wie im Rennen – komplett ohne Zusatzgewicht in den Autos antraten. Jack Goff holte sich die Pole Position vor Matt Neal, Tom Chilton, Tom Ingram und Dan Cammish.

Goff schaffte es, seine Führung beim Start gegen Neal zu verteidigen, während Chilton und Cammish einige Positionen in der ersten Runde verloren. Mit Tom Ingram auf Position drei bildete sich recht schnell ein Spitzentrio, das sich vom Viertplazierten Andrew Jordan sukzessive absetzen konnte. Obwohl Goff, Neal und Ingram fast das gesamte Rennen hinweg selten mehr als eine Sekunde trennte, schien Jack Goff bis zur neunten Runde alles im Griff zu haben. Dann setzte plötzlich leichter Regen ein, der stellenweise in den ersten beiden Kurven etwas stärker wurde. Goff kam leicht von der Strecke ab und sogleich witterte Neal seine Chance und zog am Markenkollegen vorbei.

Mit immer mal wieder leicht einsetzendem Regen und allen drei Führenden Stoßstange an Stoßstange blieb das Rennen an der Spitze weiter spannend, auch wenn sich bis zur Zielflagge keine weiteren Positionswechsel mehr ergeben sollten. Matt Neal, der seit 1992 in der BTCC antritt und damit der dienstälteste unter allen derzeitigen Fahrern ist, holte sich den Sieg im Diamond Double und macht damit zugleich einen großen Sprung in der Meisterschaft. Hinter den Podiumsrängen folgten Andrew Jordan und Tom Chilton, die sich fast das gesamte Rennen über ebenfalls einen guten Kampf geliefert hatten.

Auf Rang Sechs führte Colin Turkington die aktivste Kampfgruppe des Rennens über die Ziellinie. Lange hatten Turkington und die beiden Vauxhall von Cook und Proctor hinter dem zunächst sechstplatzierten Chris Smiley gelegen. Später gesellten sich auch Adam Morgan, Dan Cammish, Matt Simpson und Dan Llloyd zu dem fröhlichen Scharmützel, das von mehreren Positionswechseln und Kollisionen geprägt war. Nachdem er bei einer Attacke auf Smiley zunächst noch eine Position gegen Proctor verloren hatte, behielt Turkington letzten Endes doch noch die Oberhand nachdem Smiley und Proctor in der vorletzten Runde miteinander kollidierten. Josh Cook, Matt Simpson und Dan Lloyd komplettierten am Ende hinter Turkington die Top Ten.

Nichts zu holen gab es im Diamond Double dagegen für Ash Sutton. Ohnehin nur von Startplatz 15 gestartet, musste der amtierende Champion obendrein noch eine 30-Sekunden-Strafe absitzen, weil sein Auto zu lange in der Startaufstellung aufgebockt war. Teamkollege Jason Plato holte mit Rang 15 derweil sein bestes Ergebnis an einem erneut schwierigen Wochenende für den Altmeister. Gar nicht am Start war im Jubiläumsrennen Rob Collard. Der BMW-Pilot erlebte einen Renntag für die sprichwörtliche Tonne. In Lauf Eins fiel er wegen einer Startkollision bereits nach wenigen Metern aus. Gleiches passierte im zweiten Lauf, als er kurz vor Rennende mit Stephen Jelley aneinandergeriet und hart in die Streckenbegrenzung einschlug. Da der BMW zu stark beschädigt war, bedeutete dies den vorzeitigen Feierabend.

Meisterschaft

Dank des sensationellen zweiten Laufs sowie der doppelten Punkte für Platz drei im dritten Lauf führt Tom Ingram nun die Meisterschaft mit sechs Punkten Vorsprung vor Colin Turkington an. Auch Matt Neal und Jack Goff konnten in größerem Maße von den doppelten Punkten profitieren und liegen mit 16 bzw. 17 Punkten Rückstand auf den Plätzen zwei und drei in der Meisterschaft. Es folgen Josh Cook und Andrew Jordan mit jeweils 32 sowie Ash Sutton und Tom Chilton mit 39 und 41 Punkten Rückstand. Chilton ist zugleich der bestplatzierte Pilot, der bislang noch keinen Sieg einfahren konnte.

Tom Ingram führt ebenfalls in der Independent-Wertung vor Jack Goff und Tom Chilton. In der Teamwertung führt Team Dynamics vor Power Maxed, West Surrey, Eurotech und Motorbase, während bei den Herstellern BMW die Nase vor Honda, Vauxhall und Subaru hat.

Alle Meisterschaftsstände sowie die Resultate der drei Läufe aus Snetterton können hier abgerufen werden.

Notizen und Ausblick

Getrennte Wege I: In der Sommerpause haben sich AmD Tuning und Tom Boardman getrennt. Seitens des Teams war man wohl unzufrieden mit den bisherigen Leistungen des ehemaligen WTCC-Piloten. Den MG übernimmt für den Rest der Saison BTCC-Rückkehrer Ant Whorton-Eales, der im vergangenen Jahr bereits einen der beiden Audi S3 des Teams pilotiert hatte. Mit Rang zehn im zweiten Lauf gelang Whorton-Eales bei seinem Debüt gleich ein gutes Punkteresultat.

Gentrennte Wege II: Beim Team Hard von Tony Gilham hat Jake Hill offenbar frustriert über die mangelnde Konkurrenzfähigkeit das Handtuch geworfen. Seinen VW hat in Snetterton mit Dan Welch ein alter BTCC-Bekannter übernommen.

Getrennte Wege III: Bei BMR hat man sich von Josh Price getrennt. Der letztjährige BTCC-Debütant fuhr in dieser Saison meist dem Feld hinterher und offenbar sah man seitens des Teams keine weitere gemeinsame Perspektive. Statt einen neuen Fahrer zu verpflichten, hat man die TBL an Power Maxed verkauft, die damit eine ihrer von der TOCA geliehenen TBLs an diese zurückgeben konnten. BMR konzentriert sich für den Rest der Saison auf den Einsatz von zwei Wagen für Sutton und Plato womit das BTCC-Feld auf 31 Fahrzeuge schrumpft.

Die nächsten BTCC-Rennen finden am 12. August in Rockingham statt. Der Kurs in der Grafschaft Northamptonshire steht in diesem Jahr zum vorerst letzten mal auf dem Programm nachdem man sich mit der TOCA wegen eines Verkaufs der Strecke nicht auf einen Vertrag für die kommende Saison einigen konnte. Im vergangenen Jahr gewannen in Rockingham mit James Cole, Ash Sutton (beide Subaru) sowie Andrew Jordan (BMW) ausschließlich heckgetriebene Fahrzeuge. Da es den Subarus aber in dieser Saison bekanntermaßen an Top Speed mangelt, der auf dem längsten Vollgasstück in der gesamten BTCC-Saison essentiell sein wird, ist es unwahrscheinlich, dass dies auch in diesem Jahr so sein wird.

Alle Bilder von btcc.net

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