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IMSA: Vorschau 12h Sebring 2018

von DonDahlmann
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Die IMSA macht ihren jährlichen Stopp in Sebring. 12 Stunden geht es über die nicht gerade einfache Strecke in Florida.

#77 Mazda Team Joest Mazda DPi, P: Oliver Jarvis, Tristan Nunez, René Rast

Während der ACO verzweifelt versucht genug Autos in den Prototypen-Klassen zusammen zu bekommen, boomt die Klasse bei den Amerikanern. Immerhin werden in Sebring 16 Prototypen an den Start gehen. So viele, wie schon lange nicht mehr. Dabei sind nicht wegen des Prolouge der WEC nicht mal Gaststarter dabei. Als Favoriten müssen wieder die Cadillac gelten. Zwar hat die IMSA den Autos 10 Kilo Mehrgewicht aufgebrummt, aber das wird den bärenstarken Motor wenig kümmern. Das neue 5.5 Liter Aggregat hat seine Standfestigkeit in Daytona unter Beweis gestellt und sollte auch in Sebring wenig Probleme machen. Vorteile haben die beiden Action Express, der WRT und der Spirit of Daytona Wagen vor allem in Sachen Topspeed und beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven. Nachteile hat man allerdings in den engen, kurvenreichen Passagen, wie man schon im Infield von Daytona sehen konnte. Da liegen dann die Chancen der Konkurrenz, denn überholen ist in Sebring so eine Sache und geht eigentlich nur auf der Bremse.

Stark einzuschätzen sind vor allem die neuen Acura von Penske. Immerhin lag man schon in Daytona an der Spitze, bevor ein paar kleinere Defekte die Wagen zurückwarfen. Bei den Tests vor wenigen Tagen machten die Penske jedenfalls einen guten Eindruck. Auf der anderen Seite ist Sebring sehr fordernd. Die Strecke hat viele Bodenwellen und Schläge. Nicht umsonst sagt man, dass die 12 Stunden in Sebring einen Wagen so fordern, wie die 24 Stunden von Le Mans. Anders gesagt: was in Sebring in 12 Stunden nicht kaputt geht, hält auch in Le Mans. Ob die Acura schon so weit sind, wird sich in Sebring dann zeigen.

Ebenfalls stark sollten die ESM Liger sein. In Daytona kam man erst gegen Mitte des Rennens so richtig in Schwung. Dann lag man allerdings in den Top 3. Danach setzen die für ESM ja leider oft typischen Probleme ein, die die Autos aus dem Rennen warfen. In Sebring hatte ESM schon einige gute Auftritte, von daher muss man ein Auge auf die Schwarz-grünen Renner haben.

#51 Spirit of Race Ferrari 488 GT3, GTD: Paul Dalla Lana, Pedro Lamy, Mathias Lauda, Daniel Serra, #10 Wayne Taylor Racing Cadillac DPi, P: Renger van der Zande, Jordan Taylor, Ryan Hunter-Reay

United Motorsport hat einen Wagen am Start, den man mit Phil Hanson, Bruno Senna und Paul di Resta besetzt hat. Ein schnelle Kombination und der Ligier ging in Daytona aus dem Stand überraschend gut. Bekannt ist, dass der Ligier in Sachen Topspeed nicht so gut aufgestellt ist, dafür aber auf kurvenreichen Strecken gut funktioniert. Könnte also gut sein, dass man den United Wagen vorne sehen wird.

Unterschätzen darf man auch nicht beide JDC Oreca. Die Besetzung beider Autos ist solide (Trummer, Alon, Panciatici und Miller, Simpson, Goikhberg). Zwar konnte man in Daytona den Speed der Cadillac nicht gehen, aber vor allem im ersten Drittel lief die Sache für das mittlerweile mit viel Erfahrung ausgestattete Team durchaus passabel. Das gilt ebenso den Ligier von PR1 und den Oreca von Core Autosport. Letzterer könnte eine Art Geheimfavorit für das Podium sein, ist er doch mit Johnathan Bennett, Colin Braun und Romain Dumas besetzt.

Bleibt die Mazda/Joest Truppe, die schwer enttäuscht aus Daytona abreisen musste. Zum einen kam kein Auto ins Ziel, zum anderen war man auch nicht schnell genug. Und dies, obwohl Joest den Wagen seit letzten Sommer komplett überarbeitet und viel getestet hatte. Zwar hatte man sich in Sachen Rundenzeit gesteigert, aber wirklich dran war man nicht. Das wird sich in den letzten sechs Wochen kaum verändert haben. Schuld daran ist bekanntermaßen auch der Motor, der zusammen mit dem Getriebe immer wieder Sorgen macht. Vermutlich ist man bei Joest dann in Sebring schon froh, wenn man beide Autos durch bekommt und der Abstand nicht sonderlich groß ist.

GTLM

#25 BMW Team RLL BMW M8, GTLM: Bill Auberlen, Alexander Sims, Connor de Phillippi

Die Saga um BMW in der IMSA geht weiter. Der neue M8 war in Daytona zu langsam. Was, laut BMW, aber nicht am Auto lag, sondern an der BoP. Experten und die Konkurrenz haben herzlich gelacht. Wenn man, wie BMW glaubt, man könne mit einem nagelneuen Auto, das gerade mal ein halbes Jahr getestet wurde, gegen die Porsche und Ford auf Augenhöhe antreten, dann muss man schon eine besondere Form der Realität wahrnehmen.

Wie dem auch sei – der IMSA ist an einer sehr engen Klasse gelegen, also hat man dem BMW zwischen Daytona und Sebring einiges an zugestanden. In Sachen Gewicht liegt der M8 jetzt an der unteren Grenze von 1220 kg. Damit wiegt er 45 kg (!) weniger als der Ford oder der Ferrari. Selbst die Corvette ist 20 Kilo schwerer. Ebenfalls wurde mehrfach der Ladedruck angehoben, vor allem im mittleren und oberen Bereich. Dazu hat er mit 97 Litern nun den größten Tank.

Ob man damit aber alle Probleme des M8 lösen wird? Eher nicht. Der BMW machte in Daytona keine gute Figur in Sachen Reifenverschleiß. Seine Rundenzeiten ab der Hälfte des Stints gingen signifikant schneller in den Keller, als die der Konkurrenz. Das kann ein Abstimmungsproblem sein, das kann aber auch auf ein grundsätzliches Problem in Sachen Aufhängungsgeometrie usw. hindeuten. Offensichtlich kämpft der BMW auch mit einem etwas hohen Schwerpunkt. Es gibt das Gerücht, dass BMW das Dach deutlich tiefer legen wollte, allerdings erst nach der Homologation. Das hat die Konkurrenz, deren Zustimmung dann fällig ist, wohl abgelehnt.

BMW kann nicht leugnen, dass man in der GTE-Klasse heute nicht mehr mit einem Auto an den Start gehen kann, das erst für die Serie und dann für den Rennsport entwickelt wurde. Ferrari hatte vor einigen Jahren mit dem F458 den Anfang gemacht. Dessen Plattform kam aus der GT-Entwicklung von Ferrari und ging dann zur Serie. Porsche hat mit dem RSR samt dem umgebauten Motor im letzten Jahr ebenfalls einen halben Prototyp an den Start gebracht. Bei Ford ist die Sache eh klar. Nur bei der Corvette sieht es noch etwas anders aus. Jedenfalls bis nächstes Jahr, wenn die Mittelmotor-Corvette kommen soll, die in einer Kleinstserie hergestellt werden soll.

#911 Porsche Team North America Porsche 911 RSR, GTLM: Patrick Pilet, Nick Tandy, Frédéric Makowiecki

Das Rennen in Daytona in der GTLM war erstaunlich öde. Wegen der wenigen Gelb-Phasen rutschte das Feld nur selten zusammen und dann war da der Ford, der im Rennen plötzlich eine halbe Sekunde gefunden hatte. Zwar hat man den Ford erstaunlicherweise nicht per BoP eingebremst, aber die Strecke sollte dem Porsche fast ein bisschen besser liegen. Vor allem der langsamere Teil. Der Topspeed spielt in Sebring keine Rolle, was ebenfalls für den Porsche spricht.

Den Corvette merkt man langsam an, dass sie ein bisschen in die Jahre kommen und eine Weiterentwicklung kaum noch möglich ist. Die extrem zuverlässigen Wagen sind aber auf der Holperstrecke von Sebring auf jeden Fall für das Podium gut. Was man beim Ferrari nicht so sagen kann. Der einzige F488 von Risi war schon in Daytona eher langsam unterwegs, was auch an seinem hohen Gewicht liegt. Er ist genau so schwer wie der Ford eingestuft (1265 kg). Das hohe Gewicht geht beim Ferrari auf die Reifen und drückt dessen Vorteil in den mittelschnellen Passagen. Was dem Ferrari aber bleibt, ist sein Verbrauchsvorteil. Je nach Rennverlauf kann das in Sebring ja entscheidend sein.

GTD

Courtesy of IMSA

Die Sache zwischen Land Motorsport und der IMSA köchelt immer noch etwas nach. Wir erinnern uns: In Daytona hatte man den führenden Audi zu einer Stopp und Go an die Box geholt, weil die IMSA Kommissare das „Gefühl“ hatten, der Audi habe zu schnell getankt. Dummerweise fand nach dem Rennen bei der technischen Kontrolle aber alles regelkonform vor. Anders gesagt: die IMSA hat Land den möglichen Sieg geklaut.

Verständlicherweise war man bei Land „not amused“, was eine ziemliche Untertreibung ist. Die Blutdruckwerte von Wolfgang Land dürften im alarmierenden Bereich gelegen haben und die PR-Mitteilung zum Vorfall liest so, als habe sich jemand beim Schreiben gesagt „Ich muss sachlich bleiben“, den Text aber mit einem Vorschlaghammer getippt. Die IMSA hat die Regel jetzt in so fern konkretisiert, in dem sie eine Mindesttankzeit eingeführt haben.

Ebenso fröhlich dürfte die Stimmung im AMG Lager sein. Zwischen Daytona und Sebring packte man dem GT erst 5 Kilo aus dem Auto. Um dann ein nach dem Test wieder 20 Kilo reinzupacken. Der Mercedes ist jetzt sage und schreibe 100 kg (!) schwerer als Aston Martin (Modell 2017) und sogar 105 kg schwerer als der Porsche GT3. Selbst zum zweitschwersten Auto, dem F488, sind es 45 Kilo Unterschied. Damit wird man Sebring vermutlich wenig Chancen haben.

Ansonsten gibt es in Sebring mal wieder das übliche dichte Feld an GT3, die irgendwie alle aufs Podium fahren können. Aber natürlich gibt es Autos, bei denen das minimal wahrscheinlicher ist. Dazu gehören vor allem der Audi R8 von Land Motorsport und beide Acura NSX von Michael Shank. Es gibt noch zwei weitere Acura (Hart Performance und CJ Wilson) aber die sind nicht so stark besetzt, wie man es für einen Sieg in der engen Klasse sein müsste.

Porsche dürfte ebenfalls ein Wörtchen ums Podium mitreden, vor allem der ultrastark besetzte Wagen von Wright Motorsport. Da sitzen nämlich Patrick Long. Robert Renauer, Mathieu Jaminet und die zweifache IMSA-Meisterin Christina Nielsen im Auto. Im zweiten Porsche von Park Place nehmen Patrick Lindsey, Jörg Bergmeister und Timothy Pappas Platz.

Rennen/Strategie

#32 United Autosports Ligier LMP2, P: Phil Hanson, Alex Brundle, Paul di Resta

Normalerweise denkt man ja, dass während des Rennens sowieso viele Gelbphasen kommen und man sich um die Strategie erst in den letzten Stunden richtig Gedanken machen muss. Aber das Rennen in Daytona hat gezeigt, dass es anders laufen kann. Böse Zungen sagen, der Mangel an SC-Phasen habe was mit dem Verschwinden der PC-Klasse und deren Amateurfahrern zu tun. Tatsächlich landete kaum ein Fahrer in Daytona in den Reifenstapeln und dies trotz heftigen Regens. Dazu kam auch, dass die IMSA sich mit „local yellows“ behalf, eine Idee, auf die man in den USA ja nur selten kommt.

Sebring ist aber ein bisschen anders als Daytona. Die Strecke ist enger, die Auslaufzonen kleiner. Außerdem hat man viele 90 Grad Kurven und wenn da in der Anbremszone einer steht wird eher unterbrochen.

Problematischer für das Rennen könnte die ausgesprochen gute Wettervorhersage sein. Regen ist nicht angesagt, dafür satte 31 Grad. Selbst in der Nacht soll das Thermometer nicht unter 15 Grad fallen. Es ist also geradezu sommerlich heiß. Dies wiederum fordert die Motor und die Reifen mehr, als sonst. Das Reifenmanagement wird eine erhebliche Rolle spielen, zumal man ja nicht mehr unbegrenzt Reifen zur Verfügung hat.

Insgesamt darf man ein spannendes und abwechslungsreiches Rennen erwarten, das einige Überraschungen parat haben sollte. Los geht es am Samstag um 15.30 Uhr.

Entry List

Aktuelle BoP vor Sebring

BoP vor Daytona zum Vergleich

Bilder: IMSA

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