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IndyCar: Analyse Chevrolet Detroit Grand Prix

von Rainer
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Graham Rahal heißt der strahlende Sieger des Wochenendes. Zum ersten Mal konnte ein Fahrer beide Rennen des Double-Headers in Detroit gewinnen.

Beide Duals fielen eher in die Kategorie Taktikklassiker. Graham Rahal war einfach zu stark, sodass keinerlei Spannung beim Kampf um den Sieg aufkommen wollte. Interessant waren immerhin die Strategien, die einige Teams für ihre Fahrer ausgewählt hatten. So kam es auch zu großen Verschiebungen im Feld. Aber auch auf der Strecke kam es zu einigen Überholmanövern, vor allem Kurve 3 wurde gerne genutzt. Trotzdem werden die Rennen nicht wegen des guten Racings in die Geschichte eingehen. Das hat nur Graham Rahal durch seine Leistung erreicht.

Dual I

Sehr überraschend legte Graham Rahal schon in den Trainings die Bestzeit hin. Bisher war die Saison sehr unauffällig für ihn verlaufen. Vor allem in der Qualifikation hatte er mehrfach größere Probleme und startete entsprechen meist weit hinten. In seiner Qualifikationgruppe war er aber der Schnellste und hatte so den Startplatz in der ersten Reihe sicher. In der zweiten Gruppe unterbot zwar Helio Castroneves Rahals Zeit, diese wurde aber aufgrund eines Vergehens unter Gelb gestrichen. So ging Graham Rahal von Startplatz 1 vor Castroneves ins Rennen.

Graham Rahal war auch im Rennen sehr schnell und baute seinen Vorsprung bis auf zwei Sekunden in Runde 12 sukzessive aus. Takuma Sato hatte weitere drei Sekunden Rückstand und Alexander Rossi schon acht Sekunden auf die Spitze. Es war klar, dass Graham Rahal über den Speed kaum zu schlagen sein würde. Die besten Chancen hatte noch Helio Castroneves, während das restliche Feld maximal noch ums Podium fahren konnte. Also versuchten die Teams, sich über die Strategie zu verbessern.

James Hinchcliffe löste mit einem Dreher direkt in der ersten Kurve des Rennens eine Caution aus. Hinchcliffe, Spencer Pigot, Mikhail Aleshin und Oriol Servia nutzten diese Gelbphase für den Reifenwechsel von Option-Tires auf Prime-Tires. Die weicheren Option-Tires waren auf eine Runde die schnelleren Reifen, brachen aber auch entsprechend schnell ein, und der Prime-Tire war über einen Stint der klar bessere Reifen. Die Idee, das Rennen in vier kurze Stints einzuteilen und damit die Zeit auf den Option-Tires zu verkürzen, war also nachvollziehbar. Bei einem Rennen ohne passende Caution für die 3-Stopper war laut den Firestone-Technikern die 2-Stopp-Strategie aber um sechs bis sieben Sekunden schneller gegenüber der 3-Stopp-Strategie, die somit ein kleines Glückspiel darstellte. Vor allem für Teams, die weit hinten waren und somit nicht viel zu verlieren hatten, war sie die Strategie der Wahl.

Schon in Runde 7 eröffnete Tony Kanaan von Platz 14 aus das Fenster für die 3-Stopper, die vier Fahrer, die in der Caution drin waren, mal ausgenommen. Es folgten unter anderem Josef Newgarden und Simon Pagenaud von den Plätzen 10 und 9 aus. Sehr überraschend kam auch ihr Teamkollege Helio Castroneves in Runde 13 an die Box. Er verlor zwar Zeit auf Graham Rahal, hatte auf der anderen Seite aber auch einen ordentlichen Vorsprung auf Takuma Sato. Mit der konservativen 2-Stopp-Strategie hätte man gegen Rahal zwar verloren, aber auch einen ziemlich sicheren Platz 2 eingefahren. Bei Andretti Autosport reagierte man auf dieses Manöver und holte Takuma Sato eine Runde später rein.

Will Power kam in Runde 19 zum Reifenwechsel. Das war für eine 3-Stopp-Strategie deutlich zu spät, für die 2-Stopp-Strategie hingegen zu früh. Nur unter massivem Benzinsparen oder mit passender Caution hätte er mit einem weiteren Stopp durchfahren können. Durch den relativ langen Stint auf den Option-Tires hatte er aber auch viel Zeit auf die anderen 3-Stopper verloren. Keine Ahnung, was man sich bei Team Penske dabei gedacht hat.

Ab Runde 22 kamen die 2-Stopper in Form von Ed Jones, Graham Rahal, Alexander Rossi und Scott Dixon an die Box. Ihnen folgten dann auch James Hinchcliffe, Spencer Pigot, Mikhail Aleshin und Oriol Servia.

In Runde 25 sah es für die besten 3-Stopper noch gar nicht schlecht aus. Helio Castroneves führte mit 1,3 Sekunden vor Josef Newgarden. Graham Rahal hatte 5,7 Sekunden Rückstand und gegen Alexander Rossi auf Platz 5 hatte Castroneves mit 21 Sekunden schon fast den weiteren Stopp herausgefahren. In Kurve 3 ging aber plötzlich der Wagen von Conor Daly aus und Charlie Kimball rutschte beim Ausweichen in die Mauer. Die fällige Caution zerstörte nun das Rennen der meisten 3-Stopper. In einem sehr interessanten Move holte Team Penske Josef Newgarden an die Box. Er fiel zwar auf Platz 16 zurück, war aber auf einer Strategie mit Rahal und Co. und hatte nur einen kleinen Rückstand auf die traditionellen 3-Stoppern.

Graham Rahal übernahm mit Castroneves Stopp in Runde 36, der dabei auf Platz 12 mitten im Verkehr zurückfiel, wieder die Führung. Ohne Probleme und Druck cruiste Graham Rahal dann zu seinem ersten Saisonsieg. Mit einem Undercut beim letzten Stopp schob sich Scott Dixon, der ein sehr unauffälliges Rennen hatte, auf Platz 2. Auf Platz 3 folgte James Hinchcliffe, der nach seinem Dreher in Kurve 1 ein tolles Rennen zeigte. Durch den ersten Stopp und damit sehr kurzen Stint auf den Option-Tires gewann er Zeit auf die anderen 2-Stopper. Das brachte seinem Teamkollegen Mikhail Aleshin Platz 6 ein.

Den besten Chevrolet pilotierte Josef Newgarden auf Platz 4, den er in Runde 58 Alexander Rossi in Kurve 3 abnahm. Der Wechsel der Strategie bei der zweiten Caution hat sich für Newgarden komplett ausgezahlt. Die besten traditionellen 3-Stopper waren dann Helio Castroneves und Takuma Sato auf den Plätzen 7 und 8. Wie gut die 2-Stopp-Strategie funktionierte, zeigten auch die Plätze 9 und 10 für Ed Jones und Spencer Pigot. Beide verloren pro Runde fast eine Sekunde auf Castroneves und Sato und konnten trotzdem fast alle 3-Stopper hinter sich halten.

Katastrophale Rennen hatten Simon Pagenaud und Will Power, die die Plätze 16 und 18 einfuhren. Beide waren nicht besonders schnell, und dann war die Strategie der Sargnagel zum Rennen. Erschwert wurde Pagenauds Rennen auch noch von einem harten Manöver Powers in Runde 30, das dem Franzosen fünf Plätze kostete. Will Power war ab Runde 19 im Benzinsparmodus und konnte so nicht das Tempo der anderen 2-Stopper halten. Abgesehen von Josef Newgarden hatten die Strategen von Team Penske so richtig Mist gebaut.

Das ganze Ergebnis (PDF) von Dual I kann man auf der Seite der IndyCar Series nachlesen.

Dual II

Für den zweiten Sieg musste Graham Rahal etwas mehr arbeiten. In der Qualifikation waren Takuma Sato und Ryan Hunter-Reay schneller und so ging er nur von Startplatz 3 ins Rennen. In Runde 9 ging Rahal aber schon an Hunter-Reay vorbei. Helio Castroneves wollte direkt auch mit durchschlüpfen. Damit hatte Hunter-Reay nicht gerechnet und mit seinem Frontflügel schlitzte er Castroneves‘ Hinterreifen auf. Beide fielen mit den Reparaturstopps aus der Spitzengruppe.

In Runde 23 kam Takuma Sato an die Box. Graham Rahal folgte ihm eine Runde später und diese eine freie Runde reichte ihm, um die Spitze zu übernehmen. Die Entscheidung um den Rennsieg war damit schon gefallen. Wie am Samstag war Graham Rahal auch am Sonntag über den Speed nicht zu schlagen. Auch eine späte Rennunterbrechung sorgte nur für ganz wenig Spannung. Graham Rahal war damit der erste Fahrer, der beide Rennen des Double-Headers in Detroit gewinnen konnte.

Mit auf dem Podium standen am Sonntag Josef Newgarden und Will Power. Mit Platz 5 für Simon Pagenaud und Platz 9 für Helio Castroneves war es dann doch ein halbwegs versöhnlicher Abschluss des Wochenendes für Team Penske. Nach dem Debakel am Samstag setzte man die drei bestqualifizierten Fahrer auf die 2-Stopp-Strategie. Durch den Plattfuß musste Helio Castroneves aber auf die 3-Stopp-Strategie ausweichen, die auch für Josef Newgarden angedacht war. In Runde 9 wechselte Newgarden von den stark abbauenden Option-Tires auf die Prime-Tires. Danach folgten drei Stints über je 20 Runden auf den besseren Prime-Tires. Newgarden hatte meist freie Bahn und konnte so den Vorteil der Reifen ausspielen. In Runde 28 war er zum Beispiel gut 1,5 Sekunden schneller als Graham Rahal. Da es auch keine störende Caution gab, brachte diese Strategie ihn von Startplatz 13 bis auf Platz 2 nach vorne. Power und Pagenaud setzten auf die gleiche Strategie wie Graham Rahal, was sich auch auszahlte. Insgesamt zeigt das Ergebnis von Dual II, dass Team Penske sich am Samstag deutlich unter Wert geschlagen hat.

In Runde 66 blieb James Hinchcliffe auf der Strecke stehen. Kaum waren die gelben Flaggen draußen, löste sich der Motor von Spencer Pigot in bester Honda-Manier, auch wenn es ein Chevrolet war, in Rauch auf. Da nur noch vier Runden zu fahren waren, unterbrach die Rennleitung das Rennen. Die unterschiedlichen Restzeiten des Push-to-Pass-Systems versprachen noch ein wenig Spannung für die letzten beiden Runden unter Grün. Takuma Sato hatte so nur noch 17 Sekunden Restlaufzeit, wohingegen Will Power vor ihm noch 71 Sekunden und Simon Pagenaud hinter ihm noch 42 Sekunden hatte. Die kleine Spannungsblase platze aber zeitig nach dem Restart. Er kam zu keinem Überholmanöver, noch nicht mal zu einem ernsten Angriffsversuch.

Nach Platz 2 in Dual I erreichte Scott Dixon am Sonntag nur Platz 6. Von Startplatz 8 kommend versuchte man sich bei Chip Ganassi Racing an der 3-Stopp-Strategie. Beim ersten Stopp gab es aber Probleme mit dem Tankschlauch und Dixon verlor acht Sekunden. Damit fiel er nicht nur hinter Josef Newgarden, sondern auch hinter Marco Andretti zurück. Andretti war auch schon der Box gewesen, konnte aber bei weitem nicht den Speed eines Newgarden oder Dixon gehen. Der Neuseeländer verlor so noch mehr Zeit auf Newgarden, dessen Strategie er dann folgte.

Auf den Plätzen 7 und 8 folgten dann Alexander Rossi und Charlie Kimball. Besonders Rossi hatte mit den Plätzen 5 und 7 ein sehr gutes Wochenende. Die Top-10 komplettierte Tony Kanaan, der durch eine Drive-Through-Penalty aufgrund der Mitnahme des Schlauchs eines Schlagschraubers zurückgeworfen wurde.

Zum Anschluss des Detroit-Wochenendes möchte ich noch ein paar Worte zu Esteban Gutierrez verlieren. Er trat ohne Erfahrung in einem IndyCar beim ersten freien Training an. Mit Ed Jones hatte er auch keinen erfahrenen Teamkollegen, der ihm sehr helfen konnte. Trotzdem qualifizierte sich Gutierrez jeweils für Startplatz 19 und ließ dabei unter anderem Oriol Servia hinter sich. Im Rennen machte er keine Fehler und kam auf den Plätzen 19 und 14 ins Ziel. Für die Umstände war das ein sehr ordentliches Debut in der IndyCar Series.

Das ganze Ergebnis (PDF) von Dual II kann man auf der Seite der IndyCar Series nachlesen.

Auch ohne Saisonsieg führt Scott Dixon (303 Punkte) fast zur Halbzeit der Saison die Meisterschaftswertung an. Erster Verfolger ist Helio Castroneves (295 Punkte). Takuma Sato (292 Punkte) hält sich vor Titelverteidiger Simon Pagenaud (278) und Josef Newgarden (259 Punkte). Mit den beiden Siegen machte Graham Rahal (251 Punkte) einen großen Sprung nach vorne auf Platz 6.

Vorschau: Rainguard Water Sealers 600

Ohne Pause geht es im Kalender der IndyCar Series weiter. Schon am Samstagabend steht das Rennen auf dem Texas Motor Speedway an. Auf dem 1,5-Meilen-Oval werden wieder die Speedway-Aero-Kits zum Einsatz kommen. Im Indianapolis Motor Speedway waren die Honda in dieser Aerodynamik und der Motorleistung nicht zu schlagen gewesen. Auch in Fort Worth im Vorjahr dominierten die Honda. Der Sieg ging an Graham Rahal vor James Hinchcliffe und Tony Kanaan. Andretti Autosport hat also noch eine kleine Rechnung offen. Für Chevrolet muss wahrscheinlich Helio Castroneves wieder die Kohlen aus dem Feuer holen.

Strecke

Der Texas Motor Speedway ist ein 1,5-Meilen-Oval mit einem Banking von 24 Grad in den Kurven. Die Start-und-Ziel-Gerade ist doppelt abgeknickt und so ist es ein Schwesteroval der beiden Ovale in Charlotte und Atlanta. Mit den alten Dallara-Chassis und den Motoren vor 2012 konnte man den Kurs ohne Probleme Flat-out durch alle Kurven bestreiten. Dies führte zum berühmt berüchtigten Pack-Racing. Nach dem tragischen Unfall in Las Vegas, auch einem stark überhöhtem 1,5-Meilen-Oval, zum Saisonende 2012, wollte man dies ändern. In den letzten Jahren mit den neuen DW12-Chassis sowie einer starken Anpassung der Aerodynamik ist es auch gelungen. Die Fahrer mussten lupfen und „richtig Auto fahren“, wie es Will Power ausdrückte. Im letzten Jahr kam es mit neuen Reifen aber zum Pack-Racing.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag, 9. Juni

11:00 a.m. – 12:15 p.m. (18:00 – 19:15) – Verizon IndyCar Series practice #1
3:15 – 4:15 p.m. (22:15 – 23:15) – Qualifying for the Verizon P1 Award
6:45 – 7:15 a.m. (1:45 – 2:15) – Verizon IndyCar Series practice #2

Samstag, 10. Juni

7:00 p.m. (2:00) – Übertragungsbeginn NBCSN, Sport1 US und DAZN
7:30 p.m. (2:30) – Rainguard Water Sealers 600 at Texas Motor Speedway

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Christopher Owens, Brett Kelley

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