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24 Stunden Nürburgring: Vorschau 2017 – Außenseiter und interessante Starter

von Max Albrecht
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Ein wichtiger Bestandteil des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring sind die vielen Privateinsätze.

Bereits im ersten Teil unserer Vorschau gab es ein kleinen Blick in die Geschichte des Rennens und die Relevanz der Privateinsätze in den letzten 45 Jahren. Inzwischen ist der letzte Gesamtsieg eines Privatteams genau 20 Jahre her und Scheid-Motorsport absolvierte damals 126 Runden mit dem Eifelblitz, bevor man u.a. mit Sabine Schmitz den Sieg erzielen konnte. Mit dem Sieg von BMW Motorsport im Jahr 1998 begann die Ära der Werke und zugleich sanken die Rundenzeiten. Bereits 1999 absolvierte Zakspeed mit einer werksunterstützten Chrysler Viper GTS-R 143 Runden und folglich fuhren auch die anderen Hersteller mit schnelleren Fahrzeugen. Nach Einführung der neuen DTM kam es in den frühen 2000ern zum Einsatz von Fahrzeugen wie dem Opel Astra V8 Coupé und einem Kampf zwischen dem GT-Konzept und den Tourenwagenprototypen. Endgültig setzten sich die GT-Fahrzeuge ab 2004 durch, mit dem Sieg des BMW M3 GTR, der zuvor in der ALMS unterwegs war und damit einem internationalen GT-Reglement folgte. Seit diesem Sieg waren es vor allem die Kämpfe zwischen den deutschen Premiumherstellern und einzelnen Privateinsätzen wie dem Hankook-Ferrari von Farnbacher Racing, die typisch für das 24-Stunden-Rennen waren. Inzwischen ist Falken Motorsport der einzige teilweise Privateinsatz in der SP9/GT3 mit Gesamtsiegchancen, doch selbst dieses Team wird dieses Jahr extrem von BMW und Porsche unterstützt, sodass man im Falle eines Sieges kaum von einem Privatteam sprechen wird.

Der Eigenbau
Seit einigen Jahren gibt es die sehr beliebte Scuderia Cameron Glickenhaus, die zunächst mit ihrem P 4/5 Competizione einen der schönsten Rennwagen des vergangenen Jahrzehnts schuf. Inzwischen startet man mit dem SCG 003 und der Wagen konnte im Qualifikationsrennen um den Sieg mitfahren, bis man 30 Minuten vor Schluss in Führung liegend im Bereich Aremberg verunfallte. Leider hat man durch die gute Vorstellung im Rennen eine schlechtere BoP bekommen und muss 15 Kilogramm zuladen, die Sprintmenge um fünf Liter verringern und der Ladedruck muss um 15 mBar reduziert werden. Dadurch ist es schon fraglich, ob der Wagen noch immer so schnell wie die anderen GT3-Fahrzeuge ist. Ein weiteres Problem ist die geringe Standfestigkeit des Wagens und des verbauten Honda-Performance-Motors. Auch die anderen mechanischen Teile funktionierten bisher noch in keinem 24-Stunden-Rennen durchgehend, sodass man wohl gegen Sonntagmorgen nicht mehr in den Spitzengruppe sein wird. Pilotiert wird die #702 von Thomas Mutsch, Andrea Piccini, Felipe Laser und Franck Mailleux. Laser und Mailleux werden auch mit der #703 fahren, unterstützt werden sie von Jeff Westphal und Andreas Simonsen.

Der Geheimfavorit
Bereits seit einigen Jahren ist Bentley auf der Nordschleife aktiv und dieses Jahr wird man wieder mit drei Fahrzeugen starten. Die Fahrzeuge sind alle von Bentley Team Abt gemeldet, auch wenn die #36 mit Maxime Soulet, Steven Kane und Guy Smith eigentlich ein direkter Werkseinsatz von M-Sport ist. Bei den vergangenen 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife fehlten oft einige Sekunden auf die anderen Marken und das liegt sicherlich am Bentley Continental GT3, denn der Wagen gehört zu der ersten Generation der GT3-Fahrzeuge und ist aerodynamisch nicht ganz so ausgreift wie der AMG GT3 oder der Audi R8 LMS. Trotzdem waren die Vorbereitungsrennen vielversprechend und auch im Qualifying lief es gut für die Bentleys, sodass alle Fahrzeuge im Top-30-Qualifying starten werden. Der M-Sport-Bentley dürfte dabei am schwächsten sein, da man nur mit drei Piloten startet, und diese haben auch nur begrenzte Erfahrung auf der Nordschleife.

Wesentlich stärker sind die #37 und #38 vom Bentley Team Abt, da man ausschließlich mit Nordschleifen-Experten antritt. Auf beiden Fahrzeugen werden Christer Jöns und Christopher Brück starten und Unterstützung bekommen sie auf der #37 von Christian Menzel, der sicherlich zu den erfahrensten Fahrern auf der Nordschleife gehört. Zusätzlich wird Nico Verdonck auf dem Fahrzeug starten. In der #38 werden zudem Christian Mamerow und Jordan Pepper das Fahrzeug pilotieren. Alle Fahrer sind schon das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring gefahren und so sollten zumindest menschliche Fehler kein großes Problem darstellen. Leider gehört der Bentley nicht zu den zuverlässigsten Autos und so könnte die Langstreckendistanz kritisch werden. Auch fehlt zur Konkurrenz von Audi und Mercedes-Benz noch knapp zwei, drei Sekunden. Bei einem optimalen Rennverlauf für die Bentleys halte ich einen Sieg trotzdem nicht für ausgeschlossen.

Pferde und Stiere
Jahrelang gab es einen Wochenspiegel-Porsche, der von Manthey Racing eingesetzt wurde und ein Publikumsliebling war. Dies hat sich für die aktuelle Saison verändert und das Gespann um Georg Weiss, Oliver Kainz, Jochen Krumbach und Mike Stursberg ist auf einen neuen Ferrari 488 GT3 umgestiegen, der von Rinaldi Racing betreut wird. Für das anstehende 24-Stunden-Rennen wird Stursberg jedoch durch Daniel Keilwitz ersetzt, sodass man sogar ins Top-30-Qualifying kommen könnte und dort ist dann eigentlich alles möglich. Die bisherigen Vorbereitungsrennen liefen noch nicht besonders gut und besonders der Unfall bei VLN 2 war kostspielig. Für das 24-Stunden-Rennen wird man wohl ein Ergebnis in den Top 20 anstreben, auch da man die Werksteams nicht angreifen kann.

Einen interessanten Privateinsatz gibt es von Konrad Motorsport mit einem Lamborghini Huracan GT3 in der SP9. Erst am Donnerstag wurden die letzten beiden Fahrer genannt und mit Christian Engelhart sowie Dominik Farnbacher, hat man sich absolute Topfahrer gesichert. Engelhart ist mit dem Lamborghini-Werksteam in der Blancpain GT Series aktiv und führt dort den Gesamtstand an. Farnbacher fährt in der GT Open mit dem Lexus-Werkseinsatz und konnte bereits im Farnbacher-Ferrari auf der Nordschleife überzeugen. Zusätzlich wird der Lamborghini-Werksfahrer Marco Mapelli das Fahrzeug pilotieren; dieser konnte bereits in der Straßenversion des Lamborghini Aventador SV die Nordschleife in 6:59,73 umrunden. Als vierten Piloten setzt man Hendrick Still ein und diesen kann ich nur schwer einschätzen. Er fährt bereits seit einem Jahrzehnt auf der Nordschleife, aber seine GT3-Erfahrung ist noch nicht besonders groß. Daher dürfte er nicht ganz mit seinen Teamkollegen mithalten können, jedoch halte ich ihn auch nicht für viel langsamer. Problematischer ist da eher der Wagen selbst, da dieser nur selten eine 24-Stunden-Distanz ohne Probleme durchsteht. Realistisch ist wohl ein Ergebnis in den Top 20.

Einen Lamborghini Huracan Super Trofeo setzt Dörr Motorsport in Kooperation mit dem Reifenhersteller Giti Tires ein. Der Reifenproduzent aus Singapur taucht damit erstmalig im europäischen Langstreckensport auf und vielleicht fährt man nächstes Jahr mit einem GT3. Zumindest für dieses Jahr konnte man mit Dominik Schwager einen richtig guten Piloten für das Projekt verpflichten. Die anderen Fahrer sind Philipp Wlazik, Florian Scholze und Uwe Wächtler. Die Super-Trofeo-Variante des Huarcan ist nicht auf GT3-Niveau, aber schneller als die Cup-Porsche. Dadurch sollte ein Ergebnis in den Top 30 am Ende des Rennens möglich sein.

Porsche in der Amateurwertung
Natürlich tritt 2017 wieder ein Porsche 911 GT3 R in der bekannten Frikadelli-Lackierung an. Jedoch wird man sich mit diesem Auto auf die Amateurwertung konzentrieren und das sieht man an der Fahrerkombination. Neben Klaus Abbelen und Sabine Schmitz wird der Frikadelli-Racing-Porsche von Andreas Ziegler und Alex Müller pilotiert. Die stärksten Piloten dürften hierbei Müller und Schmitz sein, aber die beiden sind nicht auf dem Niveau der anderen Werksfahrer. Mit der Aufsplittung auf zwei Fahrzeuge hat man sowohl Gesamtsiegchancen als auch die Möglichkeit- die Gentleman Trophy zu gewinnen. Eine Chance auf die Pole Position hat sogar die #12 von Manthey Racing. Hier werden die Porsche-Junioren bzw. -Werksfahrer Mathieu Jaminet und Matteo Cairoli ins Lenkrad greifen. Für beide Piloten ist so ein Einsatz sinnvoll, da sie so Erfahrung sammeln und nächstes Jahr eventuell in einem gesamtsiegfähigen Fahrzeug sitzen können. Etwas langsamer werden Otto Klohs und Robert Renauer sein, die ebenfalls auf der #12 gemeldet sind. Der sehr talentierte Sven Müller wird die #59 von Manthey Racing pilotieren, aber auch hier handelt es sich eigentlich um eine Amateurbesetzung. Unterstützung erhält er durch Harald Proczyk, Steve Smith und Randy Walls

Der ambitionierte Privateinsatz
Ein wirklich interessantes Projekt gibt es vom GTronix360 Team mcchip-dkr. Man fährt in diesem Jahr mit einem auf GT3-Niveau runtergerüstetem Renault R.S. 01, der u.a. von Dominik Schwager gefahren wird. Zusätzlich hat man mit Heiko Hammel einen ehemaligen Fahrer von Hyundai Deutschland verpflichtet. Der dritte Pilot ist Dieter Schmidtmann, der bereits für Manthey Racing in den letzten Jahren gefahren ist. Bisher konnte der Wagen noch nicht auf der Nordschleife überzeugen und auch ist fraglich, ob der Wagen ein so anspruchsvolles 24-Stunden-Rennen durchhält. Immerhin hat man ein zweites Fahrzeug als rollendes Ersatzteillager dabei, sodass der Wagen lange im Rennen mitfahren kann.

Die neuen GT4
Mit einem Werksaufgebot gibt der Audi R8 LMS GT4 sein Debüt auf der Nordschleife. Das Fahrzeug wird vom Audi Sport Team Phoenix eingesetzt, und da man bisher keine GT4-Homologation hat, wird man dieses Rennen in der SP-X fahren. Auch musste der Wagen wohl noch nicht unter der BoP leiden und so konnte man im zweiten Qualifying eine 8:51 fahren. Der beste Cayman GT4 war über zehn Sekunden langsamer. Insgesamt orientiert sich der GT4 stark an der GT3-Variante des Audi R8 und hat kaum etwas mit der Serienversion zu tun. Für das erste Rennen hat man zudem mit Christian Abt, Rahel Frey, Patrick Huismann und Peter Terting ausschließlich Profis für die #18 genannt. In der #17 fahren Joonas Lappalainen, Alexander Mies, Peter Terting und Alex Yoong. Auch dies ist eine ausschließliche Profibesatzung und man sollte das Rennen vor den anderen GT4-Fahrzeugen beenden. Am Ende könnte sogar ein Ergebnis in den Top 30 möglich sein.

Ein ähnliches Vorgehen gibt es dieses Jahr auch von BMW, die mit Securtal Sorg Rennsport einen BMW M4 GT4 in der SP8 T einsetzen. Der Wagen war bereits bei den 24h Dubai unterwegs und zeigte dort eine vielversprechende Leistung. Für das Rennen auf der Nordschleife werden zudem mit Dirk Adorf und Ricky Collard zwei BMW-Werksfahrer das Fahrzeug pilotieren. Unterstützt werden sie von Jörg Weidinger und Jethro Bovingdon. Bisher war der Wagen deutlich langsamer als der Audi R8 GT4 und eigentlich ist dieser der einzige Gegner am Wochenende, da die anderen GT4 in der SP10 fahren. Es wird spannend zu sehen, ob man sich im Rennen noch steigern kann und bei der Renngeschwindigkeit konkurrenzfähig ist.

Die anderen Werkseinsätze
Bei Aston Martin verzichtet man dieses Jahr auf ein Einsatz in der SP9 und fährt stattdessen mit einem Aston Martin GT8. Dafür wird man sogar mit Darren Turner und Nicki Thiim zwei Werkspiloten haben. Die Privatiers im Team sind Markus Lungstrass und Peter Cate. Auch Subaru Tecnica International bringt wieder den Subaru WRX STI an den Nürburgring und zusätzlich hat man auch eine gute Fahrerkombination dabei. Neben dem bekannten Tim Schrick wird der ehemalige GT500-Pilot Carlo van Dam für das Team starten. Des Weiteren fahren Marcel Lasse und Hideki Yamauchi mit dem Auto. Leider hat Toyota Gazoo Racing nur einen Lexus RC gemeldet. Daneben wird man Toyota Gazoo Racing Team Thailand beim Einsatz von zwei Toyota Corolla unterstützten. Zwei Hyundai I30 N werden zudem von Hyundai N eingesetzt.

Erstmalig gibt es eine TCR-Klasse, jedoch fahren in dieser nur Marken aus dem Volkswagen-Konzern. Bei skate-aid hat man sich mit der Chrysler Dodge Viper CC ein ehemaliges GT3-Fahrzeug geholt, aber man startet mit Erdgas und dadurch dürfte der Wagen wieder deutlich langsamer werden. Mit dem Opel Manta von Kissling Motorsport ist auch dieses Jahr wieder der Publikumsliebling dabei.

Samstagmorgen erscheint unser ausführlicher Guide mit allen Onboard-Streams, Übertragungszeiten und anderen nützlichen Links. Der Audi TT Cup wird morgen den Renntag um 9:45 Uhr eröffnen, bevor es mit den beiden Rennen der WTCC und ETCC um 11:20 Uhr weitergeht. Die grüne Flagge für das 24-Stunden-Rennen soll gegen 15:30 Uhr fallen. Unser Liveblog beginnt am Samstag um 15 Uhr und endet erst am Sonntag um 16 Uhr, sodass ihr nichts verpasst.

Starterliste
Zeitplan

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