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Formel Eins: Analyse GP von Spanien 2017 – Das Duell

von DonDahlmann
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Es war ein faszinierendes Duell an der Spitze mit zwei der besten Fahrer unserer Zeit. Am Ende war es ein virtuelles Safety Car, das den entscheidenden Impuls gab.

Normalerweise laufen die Rennen in Barcelona ja so ab: Zwei Runden Startgetümmel, dann setzt sich alles, es folgt ein Strategiecall, während das Feld in gemütlichen Abständen um den Kurs fährt. Prozessionen sind beim GP von Spanien nichts ungewöhnliches und eigentlich hatte ich auch an diesem Sonntag damit gerechnet. Aber Ferrari und Mercedes hatten andere Pläne. Denn beide Autos sind derartig gleichschnell, dass schon winzige Änderungen eine Verschiebung hervorrufen können. Das hatte man schon in der Quali gesehen, als Hamilton und Vettel praktisch zeitgleich unterwegs waren. Für Rennen ergab sich so eine spannende Konstellation und eine schwierige Strategie. Denn wann sollte man die Medium aufziehen?

Dass Vettel den Start gewinnen konnte, brachte Ferrari zwar die Führung ein, stellte das Team aber gleichzeitig vor das Problem, wie man dem Undercut von Mercedes begegnen könnte. Es war klar, dass man mit neuen Soft deutlich schneller sein würde, ungefähr 1,5 Sekunden pro Runde. Bei den engen Abständen reichten also anderthalb Runden, um den Gegner mit dem Undercut zu schlagen. Allgemein hatte man erwartet, dass man den ersten Stint bis Runde 20 ausdehnen würde. Das war früh genug, um auf eine eventuelle Drei-Stopp-Strategie umzuschwenken, aber spät genug, um mit einem weiteren Stopp durchzufahren.

Ferrari entschied sich, Vettel in Runde 14 an die Box zu holen, um Mercedes auszukontern. Viel früher hätte man nicht stoppen können, wollte man nicht ewig mit den Medium rumfahren müssen. Mercedes entschied sich zu warten – und verlor mit der Entscheidung beinahe das Rennen. Aber was sollte man auch machen? Als Vettel aus der Box kam, hatte er knapp 22 Sekunden Rückstand auf Hamilton, lag aber hinter Ricciardo. Bei Mercedes hoffte man, dass der Red Bull Vettel würde etwas aufhalten können, aber der Ferrari passierte den Konkurrenten auf der langen Geraden. Daraufhin entschied man sich, Hamilton zum Stopp zu holen, allerdings hatte Vettel den Rückstand zu diesem Zeitpunkt schon auf 15,5 Sekunden eingedampft. Der Brite kam dann auch nach dem Stopp fünf Sekunden hinter Vettel raus.

Aber Mercedes hatte die mutige Entscheidung getroffen, die Medium zu nehmen. Im übrigen, abgesehen von Ricciardo, als einziges Team beim ersten Stopp. Mit den Medium hat man ein breites Arbeitsfenster. Man kann schauen, ob man den Rückstand konservieren kann. Gelingt das, fährt man die einfach bis Runde 40 oder länger, um dann mit den Soft anzugreifen. Gelingt das nicht, kann man den Stint verkürzen. Hamilton gelang es dann auch, den Rückstand einigermaßen zu halten. Mehr noch: Dadurch, dass Mercedes Bottas auf eine Ein-Stopp-Strategie geschickt hatte, konnte man den Finnen als „Blocker“ nutzen. Aus den acht Sekunden Vorsprung, die Vettel hatte, wurden dann knapp fünf Sekunden. Und gerade als Vettel an Bottas vorbei war, kam das VSC, da Vandoorne im Kies stand.

Für Ferrari kam das VSC zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Man wollte die Soft so lange wie möglich fahren, so Richtung Runde 40, also blieb man, trotz der langen VSC-Phase, draußen. Mercedes, in den letzten Rennen oft wegen einer etwas mutlosen Strategie kritisiert, entschied sich, die VSC-Phase zu nutzen. Man holte Hamilton in Runde 36 rein, da war der Brite also nur 15 Runden auf den Medium unterwegs. Man zog einen Satz neuer Soft auf, war sich aber im Klaren, dass man damit 30 Runden würde leben müssen.

Ferrari wollte auf gar keinen Fall an die Box, um die langsamen Medium zu vermeiden, sah sich aber durch die Entscheidung von Mercedes unter Druck gesetzt. Warum Ferrari nicht die VSC-Phase nutzte, ist allerdings etwas unverständlich. Stattdessen kam man in der ersten freien Runde rein. Logischerweise verliert man bei einem Stopp unter Grün mehr Zeit, rund acht Sekunden. Und so kam Vettel nur auf gleicher Höhe mit Hamilton wieder auf die Strecke. Der Rest war dann ein wundervolles Duell, bei dem Hamilton mit den Soft die besseren Karten hatte.

Ferrari wird rätseln, wo man das Rennen verloren hat. Es war wohl die Entscheidung, beim zweiten Stopp auf die Soft zu gehen. Was allerdings bei einem normalen Rennverlauf, ohne das VSC, die richtige Entscheidung gewesen wäre. Das Problem war nun, das man nun die Hälfte des Rennens auf den langsameren Medium unterwegs sein musste. Die Rechnung war dann einfach: Hamilton war 51 Runden auf den Soft, Vettel nur 37 Runden.

Dass man es mit der Strategie auch anders machen konnte, zeigte Sauber. Pascal Wehrlein hatte es in Q2 geschafft und lag nach dem Start auf P12. Erstaunlicherweise konnte sich der Sauber da auch halten. Ein bisschen Glück kam dazu. Räikkönen und Verstappen waren nach einer Runde raus, Massa weit hinten mit einem platten Vorderreifen. Überraschend war dann aber, wie gut Wehrlein die Toro Rosso und die Haas im Griff hatte. Das war so nicht zu erwarten. Sauber entschied sich zu einer Ein-Stopp-Strategie und profitierte massiv vom VSC, das ihnen (und den anderen Teams) einen freien Stopp einbrachte. Danach war es dann ein einziger Kampf auf der Strecke, vor allem gegen den ja nicht minder talentierten Carlos Sainz. Wehrlein wehrte sich klug, obwohl der Sauber ja nicht gerade den stärksten Motor im Heck hat. Einmal mehr zeigte Wehrlein sein Talent, das Rennen dürfte ihn auf der Liste der Anwärter für einen Platz bei Mercedes wieder etwas nach vorne gebracht haben.

Katastrophal lief das Rennen für die Williams. Der Wagen lief in Spanien eh schon nicht gut, Massa startete auf P9 und kam sich dann mit Alonso ins Gehege, als er Verstappen und Räikkönen ausweichen musste. Damit war das Rennen von Massa gelaufen, zumal man eben kein gutes Auto hat. Mehr rächt sich aber die Entscheidung, Stroll ins Auto zu setzen. Der Kanadier wirkt weiter überfordert. In der Quali liefert Stroll nicht ab, was in dem engen Mittelfeld problematisch ist. Aber seine Rennpace passt auch hinten und vorne nicht. Die Zahlen sprechen für sich: Massa musste in Runde 1 an die Box und lag knapp 30 Sekunden hinter Stroll. Am Ende lag Massa zehn Sekunden vor dem Teamkollegen. Und dies, obwohl beide die gleiche Strategie hatten. Die schlechten Ergebnisse kosten Williams Punkte, denn sie liegen jetzt hinter den Toro Rosso in der WM, obwohl man das bessere Auto hat.

Um so besser läuft es bei Force India. P4 und P5 sind sensationell für das kleine Team. Strategisch arbeitete man parallel zu dem, was Ferrari machte, nutze aber die VSC aus. Aber das Chassis des Force India zeigte sich in Spanien mit den neuen Updates sehr gut aufgestellt, die Fahrer gut sortiert. Esteban Ocon beweist, dass er ein starker Nachwuchspilot ist, der zwar Perez (noch) nicht unter Druck setzen kann, aber auf einem sehr guten Weg ist. Da hat Force India wieder eine starke Paarung.

Einen Verlierer gab es aber noch in Spanien: Red Bull. Zwar hatte man nicht das erwartete große Update nach Barcelona mitgebracht, aber doch einige kleinere Updates (Barge Boards). Um dann doch wieder rund 1,2 Sekunden pro Runde zu verlieren. Man ist zwar schneller als das Mittelfeld, aber nach vorne geht nichts. Und da wird auch vermutlich nicht viel passieren. Über den neuen Renault-Motor, der auch später kommt, als geplant, bekommt man vielleicht 3 bis 4 Zehntel. Über das Chassis wird man nicht eine Sekunde holen, zumal Ferrari und Mercedes ja nicht stehen bleiben.

Bleibt McLaren, die ein gutes Wochenende hatten. P7 für Alonso in der Quali war auf der Powerstrecke von Barcelona ein sehr gutes Ergebnis. Im Rennen steckte Alonso nach seinem Ausritt nach dem Start dann im hinteren Mittelfeld fest und da fehlt dem McLaren dann halt Leistung, Unzufrieden war man aber dennoch nicht. Alonso fuhr die viertschnellste Zeit im Rennen.

Klar ist, dass es ab jetzt in der WM nur noch um Vettel und Hamilton geht. Und wie man in Spanien sehen konnte, dürfte das dieses Jahr noch richtig viel Spaß machen.

 

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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