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VASC: Analyse Perth 2017

von ThomasB
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Nach den letzten beiden äußerst turbulenten Rennwochenenden auf Tasmanien und Phillip Island gönnten sich die Supercars auf dem Barbagallo Raceway zur Abwechslung zwei sehr ruhige Läufe. Dafür sorgten nicht nur die Reifen, die zur Überraschung aller im Rennen viel länger hielten, als man nach den Trainings vermutet hatte, sondern vor allem die Dominanz von DJR-Penske.

Mit zwei Pole Positions und zwei Laufsiegen ließen sie auch an der Westküste Australiens keinerlei Zweifel aufkommen, wer bei den Supercars zur Zeit das Sagen hat. Daran hatte sicherlich auch Roger Penske seine Freude, der sich am vergangenen Wochenende höchstpersönlich ein Bild vom Geschehen machte. Nicht viel zu melden hatte dagegen das Red Bull Holden Racing Team, das DJR zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährden konnte und ungewöhnlich blass blieb. Einzig Jamie Whincup konnte mit zwei dritten Plätzen noch Schadensbegrenzung betreiben.

Bei HSV Racing (Walkinshaw) wäre man damit aber wohl überglücklich gewesen, doch dort rumort es gerade gewaltig. James Courtney muss nach der Karambolage von Symmons Plains zur Zeit mit dem alten Chassis von Garth Tander fahren, das man bereits letztes Jahr geparkt hatte, da es unmöglich war, es vernünftig abzustimmen. Zur Erinnerung: Das betroffene Chassis war 2014 im Abschlusstraining zum Bathurst 1000 in einen heftigen Unfall zwischen Warren Luff und Craigh Lowndes verwickelt und reagierte seitdem äußerst unberechenbar auf Setup-Änderungen. Courtney nannte die Leistung in Perth (P17 und P22) „peinlich“ und vermutete, dass Tander wohl recht damit hatte, dass dieses Chassis „verflucht“ sei. Doch von Teamchef Ryan Walkinshaw bekam er direkt Gegenwind, man habe lediglich noch nicht das richtige Setup-Fenster gefunden. Zugegeben waren in Perth auch die Ergebnisse von Scott Pye (P20 und P14) nicht unbedingt besser – auch ohne verfluchtes Auto. Dem eigenen Anspruch, ein Top-Team zu sein, werden Resultate wie diese natürlich nicht gerecht. Es muss sich also schleunigst etwas ändern.

Rennen 1

Doch wenden wir uns nun dem Renngeschehen zu. In der Qualifikation zum ersten Rennen des Wochenendes hatte sich DJR-Penske in die erste Reihe gesetzt. Fabian Coulthard startete dabei vor Scott McLaughlin. Die zweite Startreihe teilten sich Jamie Whincup und Shane van Gisbergen, während Chaz Mostert und Mark Winterbottom mit den Startplätzen fünf und sechs die zuletzt recht soliden Ergebnisse nochmals bestätigen konnten. Von Platz sieben ging Will Davison in Rennen, der es zum ersten Mal in diesem Jahr in einem Qualifying in die Top 10 schaffte. Simona de Silvestro startete von Platz 14, was für sie ebenfalls eine persönliche Bestmarke darstellt.

Den besten Start erwischte McLaughlin, der sich sofort die Führung schnappte. Sein Start war sogar so gut, dass ihn die Rennleitung prompt untersuchte, aber schlussendlich kein Vergehen feststellen konnte. Der Rest des Rennens ist dann eigentlich schnell erzählt: McLaughlin und Coulthard fuhren schnell einen Vorsprung von mehreren Sekunden heraus, sodass sie auch nach den Pitstops in Führung lagen. McLaughlin hatte dabei sogar noch Glück, denn er kam bereits in Runde 22 und damit eigentlich zu früh zu seinem Stopp. Er hatte von seinem Renningenieur Ludo Lacroix das Kommando „push!“ als „pit!“ verstanden und kam an die Box. Sein Team konnte aber schnell genug reagieren und ihn ohne Zeitverlust abfertigen. Ironischerweise war es aber wohl dieses Missverständnis, das McLaughlin den Sieg sicherte. Denn McLaughlin kam lediglich eine knappe Sekunde vor Coulthard wieder auf die Strecke. Vor den Stopps betrug sein Vorsprung noch 3,5 Sekunden.

Während die DJR-Penske dem Feld enteilten, kämpfte der Rest des Feldes um die übrigen Positionen. Am meisten hatte wohl van Gisbergen zu tun, der in der Anfangsphase keine gute Pace hatte und Whincup den dritten Platz überließ. Nach den Stops war er sogar noch hinter Davison und David Reynolds auf die siebte Position zurückgefallen, konnte sich aber im letzten Renndrittel auf Platz fünf vorarbeiten. Etwas mehr Mühe hatte er dann mit Mostert, aber auch ihn konnte er sechs Runden vor Schluss noch abfangen und sich so Platz vier sichern.

In den letzten Runden änderte sich an der Reihenfolge nichts mehr und DJR-Penske holte sich Doppelsieg Nummer zwei in diesem Jahr. Erwähnen sollte man vielleicht noch Matt Brabham, Sohn des viermaligen IMSA-GTP-Champions und Le-Mans-Siegers von 1993 Geoff Brabham und Enkel des legendären Jack Brabham. Er ersetzte recht kurzfristig Taz Douglas bei LDM und wurde bei seinem Tourenwagen-Debüt 25., blieb aber immerhin fehlerfrei.

Ergebnis Rennen 1
Highlights Rennen 1

Rennen 2

Die Pole für das zweite Rennen ging an Scott McLaughlin, der in der Qualifikation mit Chaz Mostert und Mark Winterbottom zwei weitere Fords hinter sich ließ. Von Platz vier ging Shane van Gisbergen ins Rennen, gefolgt von Fabian Coulthard im zweiten DJR-Penske.

Vorne änderte sich beim Start nichts, denn sowohl McLaughlin als auch Mostert kamen sehr gut weg. Dahinter wurde es zwischen van Gisbergen und Whincup dagegen sehr eng. Whincup konnte sich mit einem guten Start von Platz sechs auf vier verbessern und fand sich bereits in der ersten Kurve neben van Gisbergen wieder. Die beiden fuhren sich in den Esses fast von der Strecke und van Gisbergen musste seinem Teamkollegen schließlich den Vortritt lassen. Coulthard dagegen musste die Spitze schnell ziehen lassen, da er auf alten Reifen startete und schließlich auch recht früh zum ersten Boxenstopp kam.

Da die Reifen ansonsten wie am Vortag viel besser hielten als erwartet, war auch das zweite Rennen recht ereignislos. Das soll nicht heißen, dass das Rennen langweilig war, denn im Mittelfeld gab es durchgehend sehenswerte Positionskämpfe. Diese aber alle aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen.

Wen ich an dieser Stelle aber trotzdem hervorheben möchte, ist Craig Lowndes, denn er fuhr (leider größtenteils abseits der Kameras) ein sensationelles Rennen. Vor dem Start hatte Lowndes mit Problemen an der Elektronik zu kämpfen und nahm das Rennen trotz Startplatz 18 von ganz hinten auf, da sein Motor zuvor Aussetzer hatte und er keinen Auffahrunfall riskieren wollte. Gerade in Perth gab es damit bereits schlechte Erfahrungen. Als Lowndes in Runde neun zum ersten Pitstop abbiegen wollte, wurde er auch noch von Alex Rullo umgedreht und sein Tag schien endgültig gelaufen zu sein. Doch seine Drei-Stopp-Strategie sollte sich schließlich auszahlen und nach einer großartigen Leistung fuhr er noch Rang acht nach Hause.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass Rullo anschließend mit einer Zeitstrafe von 15 Sekunden belegt wurde. Meiner Meinung nach eine zu harte Strafe, denn der Kontakt mit Lowndes ist auch der Position des Pit Entrys geschuldet, der direkt hinter der letzten Kurve liegt. Hat man einen Gegner vor sich, der in die Box abbiegen möchte, fährt man fast unweigerlich auf. Theoretisch gäbe es die Möglichkeit, die Einfahrt auch vor die letzte Kurve zu legen.

An der Spitze waren die Positionen leider sehr früh bezogen und am Sieg von McLaughlin kamen nie Zweifel auf. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Mostert und Whincup, während sich Winterbottom den vierten Platz sichern konnte.

Um die Plätze fünf und sechs wurde es jedoch etwas enger, denn Davison bekam in der Schlussphase Druck von Coulthard, der dank eines dritten Stopps mit neueren Reifen unterwegs war. Trotzdem schaffte es Coulthard nicht, am Tekno-Piloten vorbeizuziehen, und so konnte der hinter den beiden lauernde van Gisbergen Coulthard Platz sechs abluchsen.

Auf Platz neun landete Garth Tander, der damit einmal mehr seine Klasse unter Beweis stellte. Für GRM ist er ein echter Glücksfall, denn er hilft seinem Team sichtbar weiter. Walkinshaw hingegen wird sich fragen müssen, warum sie Tander haben ziehen lassen.

Ergebnis Rennen 2
Highlights Rennen 2

In der Gesamtführung ist es noch einmal enger geworden. Die ersten Fünf trennen gerade mal 31 Punkte. An der Spitze liegt weiterhin Fabian Coulthard mit insgesamt 802 Zählern. Sein Vorsprung auf Shane van Gisbergen (783) beträgt 19 Punkte. Auf Rang drei liegt Jamie Whincup (780), gefolgt von den punktgleichen Scott McLaughlin und Chaz Mostert (beide 771).

Die nächsten Rennen der Supercars finden am Wochenende vom 19. bis 21. Mai auf dem Winton Motor Raceway in Victoria statt, es geht also wieder rund 3.500 km quer über den Kontinent zurück in den Südosten Australiens. Zum Abschluss wie immer noch die Links zur Fahrer- und Teamwertung sowie der Stewards Summary (pdf) der Supercars.

Bilder: © Prodrive Racing Australia

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