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BTCC: Analyse Thruxton 2017

von Sebastian Focks
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Die BTCC legte bei den Saisonläufen in Thruxton einen kleinen Tag der Rekorde hin: Matt Neal sicherte sich seinen 60. Sieg und zieht mit Altmeister Andy Rouse gleich, während die beiden Siege von Rob Collard und Colin Turkington den 99. und 100. BTCC-Triumph für BMW bedeuteten. Für Diskussionen sorgte derweil (mal wieder) die Streckensicherheit in Thruxtons schneller Church Corner.

Dass am Ende des Renntages zwei BMW-Siege zu Buche stehen würden, hatte man zunächst nicht wirklich erwarten können. Nach der Quali und dem ersten Lauf sah alles nach einer reinen Honda-Show aus. Die Civic Type R hatten ihre gewohnt starke Pace in Thruxton bereits in den freien Trainings unter Beweis gestellt und nahtlos in der Qualifikation fortgeführt.

Matt Neal fuhr sich den Frust aus Donington von der Seele und sicherte sich mit einer Rekordrunde die erste Pole Position in fünf Jahren. Teamkollege Gordon Shedden wuchtete derweil eindrucksvoll die 75 kg Zusatzballast, die er an Bord hatte, rund um das Highspeed-Asphaltband von Thruxton und komplettierte mit gerade einmal 0,035 Sekunden Rückstand die erste Startreihe.

Platz 3 schnappte sich mit Jack Goff im Eurotech-Honda ein weiterer Civic. Dahinter platzierte sich der Meisterschaftsführende Tom Ingram im Toyota, gefolgt von Markenkollege Rob Austin und Jeff Smith im zweiten Eurotech-Honda. Die BMW verstreuten sich derweil über den Rest der Startaufstellung und belegten die Ränge 9 (Turkington), 16 (Jordan) und 18 (Collard).

Lauf 1 wurde dann analog zum Ergebnis der Qualifikation zu einer klaren Sache für die Honda, die geschlossen das Podium belegten. Matt Neal holte sich vor Shedden und Goff seinen ersten Saisonsieg 2017 und sprang damit, was die Gesamtzahl an Siegen in der BTCC angeht, auf Platz 2 der ewigen Bestenliste, gleichauf mit Andy Rouse. Noch mehr Siege hat bislang nur Jason Plato eingefahren. Bis zu dessen Bestmarke von 95 ersten Plätzen ist es aber freilich noch ein Stückchen.

Hinter den Podiumsrängen holte Tom Ingram wertvolle Punkte und festigte damit seine Meisterschaftführung. Ihm folgten Adam Morgan im Mercedes, Ashley Sutton im erneut besten Subaru, Colin Turkington im BMW und Mat Jackson im Ford. Nur Platz 9 sprang am Ende für Rob Austin heraus, der – ähnlich wie Jeff Smith (P11) – Probleme hatte, die Pace aus der Qualifikation zu reproduzieren. Rob Collard komplettierte die Top Ten, während sich BMW-Teamkollege Andrew Jordan im Infight mit Jeff Smith selbst verschuldet drehte und nur auf Rang 28 die Zielflagge sah. Für den ausgewiesenen Thruxton-Kenner Jordan war das diesjährige Rennwochenende ohnehin eines zum Vergessen.

Abgesehen von einer Kollision zwischen Jake Hill und Josh Cook und trotz einiger sehenswerter Kämpfe im Mittelfeld war der erste Lauf für BTCC-Verhältnisse eher gesittet. Der zweite Lauf sollte dann aber deutlich turbulenter werden. Ein heftiger Crash von Dan Lloyd in der ersten Runde (s.u.) führte zunächst zu einer Safety-Car-Phase und dann zu einer über einstündigen Unterbrechung, weil die Leitplanken in Church Corner eine komplette Runderneuerung benötigten.

Zwei Runden nach dem Restart bog dann plötzlich Matt Neal als Führender mit einer kaputten Servolenkung in die Box ab und übergab die Spitzenposition kampflos an Rob Collard. Der BMW-Pilot hatte sich beim ersten Start zunächst von Platz 10 auf 6 geschoben. Da der Rennabbruch wegen des Lloyd-Abflugs erst in der dritten Runde erfolgte, wurde für den Restart nicht die originale Startaufstellung, sondern der Rennstand zum Zeitpunkt des Abbruchs herangezogen – gut für Collard, der die beim Start gewonnen Positionen somit behalten konnte.

Als die rote Ampel dann ein weiteres Mal erlosch, um das Feld in die auf zehn Runden gekürzte Distanz zu schicken, katapultierte Collard sich mit einem weiteren Raketenstart bis auf den dritten Platz hinter den beiden Dynamics-Honda von Neal und Shedden. In einem sehenswerten Manöver schossen er, Shedden und Jack Goff dann zu dritt nebeneinander auf die Schikane vor Start-Ziel zu – mit dem besseren Ende für Collard, der sich P2 schnappte. Als Neal dann eine Runde später die Box ansteuerte wurde daraus P1.

Die überraschend geerbte Führung verteidigte Collard gegen den hart von hinten drückenden Shedden, profitierte aber schließlich davon, dass es in der sechsten von zehn Runden einen erneuten Rennabbruch gab, weil Martin Depper im Bereich des schnellen Village-Rechtsknicks abflog und dabei nicht nur seinen Motorbase-Ford, sondern auch die Streckenbegrenzung ein weiteres Mal in Mitleidenschaft gezogen hatte. Weil der Zeitplan für den Renntag mittlerweile schon aus dem Ruder gelaufen und genügend Distanz für eine Wertung absolviert war, entschied sich die Rennleitung, es dabei zu belassen und nicht noch ein weiteres Mal neu zu starten.

Rob Collard holte sich somit nur wenige Kilometer von seinem Zuhause entfernt den ersten Saisonsieg 2017 und BMWs insgesamt 99. in der BTCC. Zugleich konnten damit alle drei WSR-Piloten schon einen Rennsieg in dieser Saison verbuchen. Gordon Shedden und Tom Ingram, der sich zuvor an Jack Goff vorbeiarbeiten konnte, komplettierten das Podium. Rob Austin machte nach dem mittelmäßigen ersten Lauf einige Positionen gut und landete auf P5 gefolgt von Colin Turkington, Adam Morgan, Ash Sutton, Aiden Moffat und Jeff Smith.

Die Pole Position für den dritten und letzten Lauf ging an Colin Turkington. Und wie man es eigentlich erwarten konnte, ließ der zweifache BTCC-Champion nichts anbrennen und sicherte sich einen souveränen Start-Ziel-Sieg mit 2,5 Sekunden Vorsprung. Turkingtons zweiter Saisonsieg bedeutete zugleich den 100. Sieg für BMW in der BTCC. Das Erreichen dieser Marke passt natürlich optimal in die Saison, in der der bayerische Hersteller den offiziellen Werk-Support für das Einsatzteam West Surrey deutlich verstärkt hat.

Rob Austin, der neben Turkington das Rennen aus der ersten Startreihe in Angriff nahm und auf eine Podiumsplatzierung schielte, musste sich bereits beim Start Jack Goff geschlagen geben. Im Verlauf des Rennens gingen dann auch noch Tom Ingram und Gordon Shedden am Handy-Motorsports-Toyota vorbei. Austin landete am Ende auf P5, knapp vor Ash Sutton, dessen Attacken er sich in den letzten Runden erfolgreich erwehren konnte.

Im Kampf um P2 gelang Tom Ingram derweil eine erfolgreiche Attacke gegen Jack Goff, nachdem dieser in Allards ein wenig neben die Ideallinie gerutscht war. Hinter Ingram und Goff belegte Gordon Shedden P4 und holte damit wichtige Zähler für die Meisterschaft. Die Top Ten komplettierten Ash Sutton, Rob Collard, Aiden Moffat, Adam Morgan und Tom Chilton.

Ursprünglich hatte Matt Neal den zehnten Platz belegt, nachdem er sich von Platz 28 startend durch das halbe Feld gekämpft hatte. Bei seiner Attacke gegen Tom Chilton in der letzten Runde war er aber etwas zu optimistisch und kürzte in der Schikane ab. Das gefiel den Rennkommissaren natürlich gar nicht und sie belegten den Sieger aus dem ersten Lauf mit einer Zeitstrafe, die ihn wieder eine Position zurück auf P11 beförderte. Dennoch war Neals Aufholjagd in diesem Lauf mehr als respektabel.

Die Ergebnisse der drei Läufe aus Thruxton können hier noch mal detailliert nachgelesen werden.

Insgesamt muss man also festhalten, dass die Hondas in Thruxton eigentlich alle Trümpfe in der Hand hatten. Dass es am Ende nur ein Sieg werden sollte, hatte vor allem mit Neals Pech im zweiten Lauf und dem Rennabbruch im selbigen zu tun – es wäre nämlich gut möglich gewesen, dass sich Shedden noch Collard beim Kampf um die Führung geschnappt hätte.

Die BMW-Vorstellung war dagegen eine echte Überraschung, nachdem man in der Quali noch Probleme hatte, eine schnelle Runde hinzulegen. Dem gegenüber stand aber eine sehr gute Renn-Pace, bei der die BMW ein weiteres Mal davon profitierten, dass sie über Distanz deutlich schonender mit den Reifen umgehen können.

Apropos Reifen: Zum ersten Mal ist, soweit ich mich erinnern kann, in Thruxton kein einziger Reifen wegen Überbelastung geplatzt. Wie üblich bringt Dunlop ja wegen der enormen Kräfte, die auf dem Highspeedkurs wirken, ausschließlich die härteste zur Verfügung stehende Mischung an die Strecke. Die für diese Saison neu entwickelte Reifenkonstruktion, die auf Dunlops Reifen für die WEC basiert, zeigte jedenfalls, dass sie der Belastung standhalten konnte und eine brauchbare Mischung aus Grip über die Distanz und Haltbarkeit bot.

Neben den Honda und den BMW darf man aber nicht die dritte derzeit stärkste Kraft in der BTCC vergessen. Denn die Führung in der Meisterschaft hält auch nach den Läufen in Thruxton weiterhin Überraschungsmann Tom Ingram, der in seinem Speedworks-Toyota mit zwei Podiumsplatzierungen und einem vierten Platz konstant Punkte sammeln konnte. Dabei sah es nach den freien Trainings zunächst überhaupt nicht gut aus und erst ein großer Umbau am Fahrwerk brachten dem Avensis die notwendige Stabilität auf der Hinterachse, die Ingram sogleich in der Quali in Startplatz 4 ummünzen konnte.

Wenn Ingram weiterhin auf Augenhöhe mit den werksunterstützten Teams mithalten kann, verspricht der Kampf um die Meisterschaft allerhöchste Spannung. Aktuell führt Ingram mit 17 Punkten vor Gordon Shedden, 19 vor Turkington und 28 vor Collard. Dahinter liegt auf Platz 5 in der Meisterschaft mit Adam Morgan ein weiterer Überraschungsmann, der stets still und heimlich Punkte sammelt.

In Thruxton fehlte den Mercedes zwar die Pace, um mit um die Siege kämpfen zu können, aber mit den Plätzen 5, 7 und 9 hielt sich Morgan stets im Bereich des vorderen Mittelfelds auf und unterstrich, dass die Mercedes in dieser Saison auf jeden Fall viel Potenzial haben und arrivierte Teams wie die Motorbase-Ford oder die MG deutlich hinter sich lassen können. Markenkollege Aiden Moffat war nach seinem Sieg in Donington ebenfalls solide unterwegs und holte sich den achten Platz im dritten Lauf als bestes Resultat des Tages.

Von der Pace her war Moffat in den Rennen stets dort, wo sich auch die Vauxhall von Tom Chilton und Senna Proctor aufhielten. Der Bereich zwischen Platz 10 und 16 ist in etwa der aktuelle Vauxhall-Bereich. Um weiter vorne mitmischen zu können, fehlt derzeit noch einiges, aber immerhin hat man ein Fahrzeug, das in der Lage ist, solide Ergebnisse in den hinteren Punkterängen einzufahren.

Ungefähr in diesem Bereich, der das aktuelle Mittelfeld der BTCC markiert, sind auch die Motorbase-Ford zu verorten – bzw. um genau zu sein Mat Jackson im Motorbase-Ford. Denn wie bei den bisherigen Rennen zeigte auch Thruxton deutlich, dass es ein großes Gefälle zwischen Jackson und seinen Teamkollegen Luke Davenport und Martin Depper gibt. Davenport konnte immerhin mit Startplatz 15 aufhorchen lassen, während von Depper leider vor allem sein Abflug im zweiten Lauf hängen bleiben wird.

Mat Jackson gelang derweil nach Startplatz 10 ein sehr guter achter Rang im ersten Lauf, bevor im zweiten Lauf dann erneut eine unverschuldete Nullnummer zu Buche stand. Im Getümmel der ersten Runde wurde Jackson neben die Strecke gerempelt und sammelte eine eindrucksvolle Ladung frisch gemähten Grases mit dem Kühler ein. Der zwangsläufig notwendige Boxenstopp zur Reinigung ließ dann nur noch P20 zu. Im dritten Lauf ging es dann aber immerhin noch mal auf P14.

Eine Wundertüte, was die Einschätzung des aktuellen Leistungsstands angeht, sind die Subaru. Denn hier muss man wie schon in Donington zwischen Ash Sutton und seinen drei Teamkollegen trennen. Während Sutton mit dem Levorg souverän innerhalb der Top Ten unterwegs ist und um Punkte kämpft, sind James Cole, Josh Price und auch Jason Plato (!) nur am Ende des Feldes zu finden.

Während sich Sutton für Startplatz 8 qualifizierte, war der nächstbeste Subaru von Plato nur auf Platz 21 mit mehr als einer halben Sekunde Abstand zu finden. Sutton fuhr dann in den Rennen die Plätze 6, 8 und noch mal 6 ein und hatte im zweiten Lauf auch noch Pech, als er ausgangs Seagraves auf die Wiese geriet und einige Plätze verlor. Alle drei anderen Subarus schafften es aber noch nicht mal ansatzweise in die Nähe der Punkteränge.

Zugegeben, James Cole war nie besonders flott im Subaru unterwegs und Josh Price ist ein Rookie, der mit einem ungewöhnlich zu fahrenden Auto (Stichwort Boxermotor, niedriger Schwerpunkt) konfrontiert ist. Und bei Plato gab es wohl auch einige technische Probleme, die ihn den dritten Lauf nur aus der Box in Angriff nehmen ließen. Aber so oder so ist dieses Gefälle schon mehr als erstaunlich und man fragt sich im Fahrerlager allmählich, was da los ist.

Dass ausgerechnet Jason Plato das Rennfahren verlernt hat, kann keiner so recht glauben. Wie üblich in so einer Situation machen schon Gerüchte die Runde, nach denen Plato mit irgendetwas bei der Ausrichtung des Teams überhaupt nicht zufrieden ist und deshalb nicht vollen Einsatz zeigt. So eine These ist bei einem Vollblutracer wie Jason Plato aber auch nur schwer zu glauben. Wir werden abwarten müssen, wie sich die Lage hier weiter entwickelt. Die nächsten Rennen finden jedenfalls mit Oulton Park auf der Rennstrecke statt, auf der die Subaru im vergangen Jahr das Laufen und Siegen lernten und die dem Wagen auch in diesem Jahr sehr entgegen kommen dürfte.

Im Nirvana des hinteren Feldes waren in Thruxton die MG von Árón Taylor-Smith und Dan Lloyd unterwegs, die keinen einzigen Punkt einfahren konnten. Thruxton ist zwar eine Strecke, die den MG noch nie besonders gut gelegen hat, aber man kommt dennoch nicht drum herum, die diesjährige Leistung als unterirdisch einzustufen. Das Auto ist ganz offensichtlich einfach nicht gut.

Die größte Aufmerksamkeit bekamen die MG stattdessen beim Schreckmoment des Tages, als Dan Lloyd in der ersten Runde des zweiten Laufs in Church Corner vehement abflog und damit die über einstündige Unterbrechung zur Reparatur der Leitplanken auslöste. Das Ganze ist schlichtweg als unglücklicher Rennunfall zu werten: Teamkollege Taylor-Smith geriet beim Einlenken in die ultraschnelle Church mit Senna Proctor aneinander und dieser knallte dann Lloyd im unglücklichsten Moment ins Auto. Der aus der Kontrolle geratene MG rodelte durch die Auslaufzone und krachte bei hohem Tempo in die blanke Leitplanke, die das Auto einige Meter hoch in die Luft katapultierte.

Glücklicherweise war Lloyd abgesehen von einem kleinen Schock unverletzt. Aber es war mal wieder ausgerechnet Church Corner, diese legendäre, schnellste Kurve auf allen britischen Rennstrecken. Und gleichzeitig die Kurve, deren Auslaufzone bis vor einem Jahr noch aus einer stark abfallenden Wiese und einem mit Reifenstapeln „geschütztem“ Erdwall bestand. Unvergessen sind die Bilder von vor drei Jahren, als Simon Belcher hier kopfüber vom Erdwall ausgehebelt in den Wald verschwand.

Seither wurde viel darüber geredet, die Auslaufzone sicherer zu gestalten. Und nach vielem Reden hat man dann in diesem Winter auch endlich mal damit angefangen (wohlgemerkt fast drei Jahre nach dem Belcher-Unfall). Das Ganze ist in einen zwei-Phasen-Plan aufgeteilt: In der ersten, bereits abgeschlossenen Phase wurde das Gelände geebnet und das rutschige Gras entfernt, sodass die Auslaufzone nun nicht mehr knapp drei Meter zwischen Strecke und Bäumen abfällt. In der zweiten Phase soll die Auslaufzone dann zusätzlich um rund 15 Meter nach hinten erweitert werden, wofür umfangreiche Erdarbeiten notwendig sind.

Als ich im Qualifying erstmals den aktuellen Stand der Dinge gesehen habe, musste ich schon eine Augenbraue hochziehen. Denn das ganze sah eher nach Baustelle als nach Rennstrecke aus. Erdwälle ganz ohne Leitplanke wechselten sich im Bildhintergrund mit roher Leitplanke ab. Irgendwie hatte ich gehofft, dass sich wenigstens im Bereich der direkten Fluchtlinien bei einem Abflug noch Reifenstapel finden würden, die man auf dem TV-Bild einfach nicht sieht.

Dass es da aber tatsächlich nirgendwo Reifenstapel gab, zeigte dann der unglückliche Abflug von Lloyd. Mit vollem Tempo ging es im spitzen Winkel ab in die Leitplanke und auch der Schotter in der Auslaufzone half nicht wirklich, das Auto ausreichend zu verlangsamen. Das Fehlen von Reifenstapeln oder anderer einen Aufprall abmildernder Einrichtungen bemängelte dann auch Dan Lloyd unmittelbar nach dem Crash und gab zu bedenken, was wäre, wenn hier ein Formula-4-Fahrzeug ähnlich hart einschlagen würde – nur drei Wochen nach dem schlimmen Unfall von Billy Monger in Donington natürlich eine empfindliche Aussage.

Dem Vorwurf, dass hier notwendige Reifenstapel fehlen würden, hielt der Streckenmanager dann am Mikrofon von ITV entgegen, dass die Experten von FIA und MSA empfohlen hatten, keine Reifenstapel aufzustellen, weil ein Auto dadurch ausgehebelt und in einen Überschlag geschickt werden könnte. Dem halte ich einfach mal entgegen, dass Dan Lloyds Auto sich schon alleine durch die Wucht des Aufpralls meterhoch in die Luft bewegte und sich nur mit Glück nicht noch überschlug oder auf der anderen Seite der Leitplanke landete. Selbst wenn sich Lloyd durch den Einschlag in drei Lagen Reifenstapel überschlagen hätte, wäre das vermutlich insgesamt sanfter ausgegangen, als wie jetzt einfach in die Leitplanke zu rauschen – die dann auch noch völlig hinüber war und ersetzt werden musste.

Mich nervt das Thema, weil Church Corner eine tolle Mutkurve ist, aber gerade hier sollte man sich noch mehr und vor allem viel schneller um die notwendige Sicherheit kümmern. Vermutlich ist der jetzige Stand schon sicherer als noch vor einem Jahr (da wäre Lloyd wohl ab in den Wald geflogen), aber ideal ist es dennoch bei weitem noch nicht. Sind wir mal gespannt, wie sich das im nächsten Jahr präsentiert …

Zum Abschluss noch ein Blick auf die Situation rund um Billy Monger, der bei dem fürchterlichen Unfall vor drei Wochen in Donington in der britischen F4 ja leider beide Unterschenkel verloren hat. Abgesehen von seinen schweren Verletzungen an den Beinen ist Billy ansonsten körperlich wohlauf und scheint – zur großen Freude der Motorsportwelt, die bis hoch in die F1 Anteil an seinem Schicksal genommen hat – auch seelisch auf einem guten Weg zu sein.

In der letzten Woche konnte er bereits das Krankenhaus verlassen und meldete sich zwischenzeitlich immer wieder auf Twitter und Facebook mit positiv wirkenden kämpferischen Nachrichten, in denen er mitteilte, dass er es kaum abwarten könnte, wieder in einen Rennwagen zu steigen. Die Stärke dieses jungen Mannes ringt mir allen Respekt ab und ich hoffe sehr, dass er mit dieser tollen Einstellung weiter macht und – wie es sein Wunsch ist – irgendwann wieder Rennen fahren kann.

Das BTCC-Fahrerlager war am Wochenende jedenfalls voll von Support-Botschaften für Billy. An kaum einem Auto oder Fahrerhelm fehlte ein „#BillyWhizz“- und „ForzaBilly“-Sticker und Dunlop gab den Werbeplatz auf dem Frontnummernschild der BTCC-Fahrzeuge frei, um dort ebenfalls Unterstützung für Billy Monger zu zeigen. Über die eingerichtete Spendenseite wurden mittlerweile mehr als 800.000 britische Pfund, die für die notwendigen Reha-Maßnahmen verwendet werden sollen, gesammelt.

Das war es mit den Ereignissen der BTCC-Rennen aus Thruxton. Weiter geht es am 21.5. mit den nächsten drei Läufen auf der malerischen Rennstrecke von Oulton Park.

 

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