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Riverside International Raceway – gone but not forgotten

von Philipp Körner
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Das Leuchten in ihren Augen ist noch da – nach all den Jahren. Als ich die Mitglieder einer Reisegruppe aus dem kalifornischen Riverside nach Berührungspunkten mit dem Riverside International Raceway befragte, überraschte mich das Ausmaß der Antworten. Ein eher ruhig wirkender Herr geriet dabei besonders ins Schwärmen. Er wäre noch auf dem Kurs gefahren und könne sich besonders an die herausfordernden Esses erinnern. Andere Gäste aus der Partnerstadt Erlangens vermissen die Mischung aus Zirkus und Festival, welche die Motorsportenthusiasten mit sich brachten. Über 25 Jahre ist das Ende des „RIR“ nun her und ein schmuckloses, typisch US-amerikanisches Einkaufszentrum hat seinen Platz eingenommen. Der kalifornische Automobilsport musste sich andere Heimatorte suchen.
Da das Rennfahren ein Mythen- und Legendensport ist und seine Sportstätten als Pilgerstätten angesehen werden, werfen wir einen Blick auf die Historie des berüchtigten Asphaltbandes, welches keinesfalls in den Nebel der Vergessenheit geraten sollte. Dieses Ziel teilt ein sehr besonderes Buch, das eine wichtige Rolle im Zuge der Recherchen gespielt hat.

Anfangsjahre

© Riverside International Raceway by http://petelyons.com/

Wie viele größere Änderungen und Neuerungen der jüngeren Vergangenheit findet auch unsere Geschichte ihren Beginn in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. In Europa trafen zu dieser Zeit US-amerikanische Soldaten auf eine sehr andere Art von Automobil: flinke und kompakte Sportwagen. Eine Konstellation, die noch heute Hobbymotorsportler zu begeistern vermag. Durch das Importieren vergleichbarer Maschinen in die Vereinigten Staaten stieg die Nachfrage für Klubrennen rasant an. Da adäquate Rennstrecken in den endlosen Weiten Nordamerikas jedoch Mangelware gewesen sind, entstanden kleinere, nicht permanente Kurse auf sonst öffentlichen Straßen. Hier kann man zu Recht an die berüchtigten Heuballen und Zuschauer direkt am Streckenrand denken.
Ein sehr bekanntes Beispiel dieser Entwicklung ist Watkins Glen International im Bundesstaat New York. Auch am Rande der Finger Lakes begann alles mit Sportwagenrennen auf normalen Straßen. Nachdem die gefährliche Charakteristik des temporären Kurses einem jungen Zuschauer aber das Leben gekostet hatte, sah man sich gezwungen, die Strecke nach außerhalb zu verlegen und später in einen festen Kurs umzuwandeln. Dies war jedoch nicht der erste seiner Art in den Vereinigten Staaten, denn die eher unbekannte Rennstrecke im kalifornischen Willow Springs gilt als erster permanenter und speziell errichteter Rundstreckenkurs Amerikas und wurde 1953 eröffnet. Neben „The Glen“ gibt es noch weitere legendäre Rennstrecken, welche diesen Prozess durchlaufen haben. Als bekannte Beispiele seien Road America in Elkhart Lake (Wisconsin), Laguna Seca (Kalifornien) und der Lime Rock Park (Connecticut) angeführt. Besonders an dieser Entwicklung ist der Bruch mit den sonst traditionellen Oval-Strukturen. Auf einen Schlag entstanden Strecken, die ihren europäischen Gegenstücken in nichts nachstanden: ein Segen für die Sportwagenkultur.

Der Riverside International Raceway ist ebenfalls ein Kind dieser Zeit. Ende der 1950er wurde er in die geographischen Gegebenheiten des hügeligen sowie teils wüstenartigen Gebietes eingepflegt und mit einigen Mutkurven ausgestattet. Besonders die hufeisenförmige Kurve nach der langen Gegengerade begeisterte und ängstigte Piloten zugleich. Das Anbremsen und das Eintauchen in diesen Abschnitt waren sogar so heftig, dass man schlussendlich einen Knick (“The Kink“) in die Geraden einbaute im Jahre 1969, um durch eine geschwungenere Anfahrt die Gefahr zu reduzieren.
In seiner ursprünglichen Form wurde der etwa fünf Kilometer lange Kurs am 22. September 1957 eröffnet. Der Initiator des Baus war mit Rudy Cleye im Übrigen ein Deutscher, der in Frankfurt geboren wurde.

© Riverside International Raceway by http://petelyons.com/

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Bereits während des ersten Rennwochenendes, an welchem lokale Sportwagenläufe ausgetragen wurden, kam es zu einem Unfall mit tödlichen Folgen ausgangs der sehr schnellen Esses. Der tragische Ruf als sehr gefährliche Rennstrecke nahm dort seinen Anfang. Die nächste größere Veranstaltung hatte jedoch eine schönere Geschichte zu bieten, da ein junger Mann aus Riverside, der Jahrzehnte später als Legende in die Historie des Weltmotorsports eingehen sollte, die Konkurrenz verzweifeln ließ: Dan Gurney. Wie sich das Naturtalent, das ursprünglich aus der Nähe von New York stammt, diese Rolle verdient hat und wie wichtig ihm Riverside ist, folgt in einem späteren Abschnitt. Neben den kniffligen Streckensektionen sollte zudem das südkalifornische Klima die Piloten an ihre Grenzen bringen. So waren Hitzeschlachten aber auch das krasse Gegenteil davon keine Seltenheiten. Mal waren der Kurs und seine Umgebung komplett ausgetrocknet und an manchen Wochenenden regnete es ohne absehbares Ende.

Formel 1 in Riverside

Der 20. November 1960 war ein angenehm warmer Tag in Südkalifornien. Ein schwacher Wind zog durch die bergige Region und trug zu den perfekten Bedingungen des Formel 1-Saisonfinales bei, welches zuvor noch im floridianischen Sebring beheimatet war. Ein gewisser Stirling Moss setzte die Pole-Position perfekt um und gewann auf eindrucksvolle Weise in seinem zigarrenförmigen Lotus-Climax. Er konnte unter anderem so befreit fahren, da der Titel schon etliche Monate vorher beim portugiesischen Grand Prix in Porto entschieden wurde und die Scuderia Ferrari deswegen auf die beschwerliche Anreise verzichtete. Ein junger Jack Brabham sollte nämlich nach seinem Sieg auf dem Circuito da Boavista als nun zweifacher Weltmeister den Atlantik über- und die USA durchqueren dürfen.
Das kurze Gastspiel der ruhmreichsten Serie hätte im Übrigen kaum kürzer ausfallen können. 1961 schlug der größte Motorsportzirkus der Welt seine Zelte bereits wieder an einem anderen Ort auf: Watkins Glen.

Die Hochphase des RIR

© Riverside International Raceway by http://petelyons.com/

Auch wenn die Königsklasse des Motorsports nie zurückkehren sollte, war dank diverser Rennen aller wichtigen Disziplinen Nordamerikas viel geboten. Am bekanntesten sind sicherlich der NASCAR Winston Cup, der ab diesem Jahr Monster Energy NASCAR Cup Series genannt wird, und die CART PPG Indy Car World Series. Aber auch Motorräder (Stichwort Lawson), Drag Racing-Geschosse und Off-Road-Renner konnten Läufe in Riverside austragen. Die National Association for Stock Car Auto Racing veranstaltete über einen langen Zeitraum hinweg sogar zwei Rennen pro Jahr auf einer speziellen NASCAR-Variante (4,32 Kilometer).
Zum einen gab es das Winston Western 500 (anfangs noch Riverside 500), das über viele Jahre hinweg als Saisonbeginn im Januar fungierte. Denn erst 1982 lösten die Daytona-Wochen wieder den Start an der Westküste ab. Ab diesem Zeitpunkt hatte man aber dafür die Ehre, das Saisonfinale für einige Jahre austragen zu dürfen. Passend zur aktuellen Diskussion um mögliche Rennverkürzungen tauschte man 1977 Meilen gegen Kilometer, was die durchschnittliche Renndauer von fünf auf drei Stunden sinken ließ.

Zum anderen besuchte man zusätzlich im Juni nochmal die Stadt mit den tausenden Orangenbäumen, um das Budweiser 400 zu veranstalten. Dieses Rennen erlebte seine Verkürzung bereits 1976, als ebenfalls Meilen in Kilometer umgewandelt wurden. Trotz dieser Anpassungen bezeichneten die Offiziellen in Daytona Riverside gerne als „home in the west“, was das Ende der Anlage so schmerzlich für die NASCAR machte. Dort gewann unter anderem Penske Racing sein erstes Cup-Rennen (Winston Western 500) mit Sportwagenlegende Mark Donohue am Volant im Jahre 1973. Aber auch viele andere Stock Car-Stars konnten sich in die Siegerlisten eintragen, wie zum Beispiel Bobby Allison, Richard Petty, Darrell Waltrip oder Cale Yarborough. Beim Winston Western 500 dominierte Ford in der historischen Nachbetrachtung und beim Budweiser 400 überquerte meist ein Chevrolet zuerst die Ziellinie. Da die NASCAR bis 1988, also ein Jahr vor der Schließung, Riverside besuchte, kann sie als wichtigster Serienverbund im Rennjahr eingestuft werden – auch finanziell.

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Die CART PPG Indy Car World Series absolvierte von 1981 bis 1983 500-Kilometerrennen auf dem Riverside International Raceway, die meist Ende August stattfanden. Bekannte Gewinner dieser Läufe sind Bobby Rahal und Rick Mears. Aber auch die „Vorgängerserie“ namens USAC National Championship war ein paar Mal im Riverside County zu Gast und konnte so Formelsportlegenden nach Südkaliforniern locken. So ist es kaum überraschend, dass ein Mario Andretti oder ein Dan Gurney (wer sonst?) in Boliden mit freistehenden Rädern dort siegreich waren.

Seit jeher konnte die Sportwagenszene Riverside als Heimat bezeichnen, da sie ja die Lebensgrundlage für den Raceway letztendlich schuf. Das zeigte sich an einer jährlich stattfindenden Traditionsrennveranstaltung namens „Los Angeles Times Grand Prix“. Obwohl der Zusatz „Grand Prix“ an Formelsport erinnert, waren ausschließlich Sportwagenkategorien in über drei Dekaden anzutreffen. Das von einer bekannten Zeitung aus Charitygründen gesponserte Rennen war die konstanteste Veranstaltung in all den Jahren und konnte viele Sportwagenlegenden anziehen. Beispielsweise dominierten die Neuseeländer Bruce McLaren sowie Denny Hulme auf dem schnellen Kurs mit kargem Umfeld und mit Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck konnte sich 1975 auch ein Deutscher in die Siegerlisten eintragen.

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Wie bei den Open-Wheelern wandelten sich die Serienstrukturen im Sportwagenbereich ebenfalls relativ häufig. Das Rennen wurde zuerst vom Sports Car Club of America, dann vom United States Auto Club und schließlich von der International Motor Sports Association betreut. In den 80er Jahren gastierte dementsprechend mit der IMSA GT Championship eine Vorgängerversion der WeatherTech SportsCar Championship auf der Charakterstrecke. 1981 erhielt die zu diesem Zeitpunkt sechsstündige Veranstaltung sogar einen Weltmeisterschaftsstatus, als die FIA Sportwagen-Weltmeisterschaft in den Grand Prix integriert wurde. Gut 20 Jahre nach dem F1-Lauf ist die Welt also mal wieder zu Gast gewesen in Riverside. Im Kalender der WSC war man in bester Gesellschaft mit den 24 Stunden von Le Mans, den 1000 Kilometern auf dem Nürburgring oder den 24 Stunden von Spa-Francorchamps. In den 80er Jahren waren Sportwagenserien dank des Gruppe C-Reglements besonders gut aufgestellt, was auch auf den International Raceway positive Auswirkungen haben sollte. Trotzdem fand der Los Angeles Times Grand Prix und damit eine Prestigeveranstaltung des Weltmotorsports sein Ende im Jahre 1987.

Das Ende

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Am 02. Juli 1989 ereilte auch die Rennstrecke per se dieses traurige Schicksal. Aus der Obhut des ehemaligen Football-Spielers Les Richter (Los Angeles Rams) wanderte der Kurs Anfang der 1980er Jahre immer mehr in die Hände von Fritz Duda, der nicht mal ansatzweise an die Erfolge des Managements von Richter anknüpfen sollte. Trotz Dudas Vergangenheit als Motorsportjournalist konnte er keine Wende herbeiführen und ließ die Anlage später für ein neues Einkaufszentrum (Moreno Valley Mall) abreißen. Der Druck von außen war zu groß. Dem geneigten Motorsportenthusiasten blutet bei diesem Gedanken natürlich das Herz. Der Blick auf die Satellitenbilder verrät aber auch, dass der Häuserbau im Laufe der letzten Jahrzehnte vor der Schließung bis in das Gebiet der Strecke ausgeweitet wurde, was – selbst ohne Mall – die Zukunft des Kurses massiv gefährdet hat. In der Nachbetrachtung gilt diese Entwicklung als ein Hauptgrund für das Ende der Traditionsstrecke.
Für den örtlichen Motorsport war dies der zweite größere Schicksalsschlag, denn der wenige Meilen entfernte Ontario Motor Speedway musste bereits 1980 nach nur zehn Betriebsjahren aufgeben. Das als „Indianapolis des Westens“ konzipierte Projekt hatte zu keinem Zeitpunkt eine solide Finanzierung. Auf dem riesigen Gelände, welches auch das Festival „California Jam“ beherbergte, findet man heutzutage eine Mehrzweckarena und anderes Gewerbe. Nur wenige Blöcke weiter wurde einige Jahre später der Auto Club Speedway (ehemals California Speedway) im angrenzenden Fontana errichtet. Dort fand nicht nur die NASCAR schlussendlich ein neues Zuhause im Westen.

Riverside als Rennfahrerheimat

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Kommen wir nun zum mehrfach erwähnten Daniel Sexton Gurney. Der 1931 auf Long Island geborene Sohn eines berühmten Sängers der Metropolitan Opera zog noch als Teenager nach Riverside um, wo er erste größere Berührungspunkte mit dem Motorsport fand. Besonders die Hot Rod-Kultur hatte es ihm angetan und brachte ihn schließlich dazu, ein eigenes Gefährt auf die Räder zu stellen, welches über 220 km/h schnell fahren konnte. Neben den enormen technischen Fähigkeiten beeindruckte der junge Gurney auch durch großes Fahrertalent, das er sich in den Orangen-Hainen seiner Familie erschlossen hatte. In lokalen Sportwagenrennen bewies er sein Können und schlug selbst Größen der regionalen Szene. Aus diesem Grund vertraute man dem Koreakriegsveteran ausgerechnet beim ersten Riverside Grand Prix 1957 einen extrem schwer zu fahrenden Renner an, den er jedoch mit Bravour bändigen konnte. Dadurch hatte er sich eindrucksvoll für höhere Aufgaben qualifiziert. Diese waren in Europa zu finden, wo Ferrari ihn zum de facto Werksfahrer bei den legendären 24 Stunden von Le Mans im Jahre 1958 machte. Zwar gewann ein Bolide der Scuderia Ferrari tatsächlich in diesem Jahr das größte Rennen der Welt mit einem amerikanischen Piloten, aber dieser sollte auf den Namen Phil Hill hören. Dan Gurney schied hingegen nach einem Unfall aus.
Seinen siebten Anlauf beendete Gurney in einer AC Cobra 1964 auf Gesamtrang vier, der zudem mit einem Klassensieg verbunden war. Während er in den beiden Folgejahren mal wieder Probleme hinnehmen musste, ging 1967 endlich sein großer Traum in Erfüllung: Le Mans-Sieger. Übrigens feierte er diesen Triumph mit dem ausgiebigen Versprühen von Champagner und wurde damit zum Begründer einer der größten Traditionen des Weltmotorsportes.
Die frühe Verbindung zu Ferrari brachte dem Bewohner Riversides zudem einen Formel 1-Vertrag ein, der den Grundstein für eine über zehn Jahre lange Karriere in der bekanntesten Serie der Welt legte. In diesem Zeitraum kam er zwar nie in die Sphären eines Titelkampfes, aber für einige Siege reichte es trotzdem.

In der US-amerikanischen Formelszene betätigte sich Dan Gurney ebenfalls und verfehlte 1968 und 1969 nur knapp einen Sieg beim Greatest Spectacle in Racing – dem Indianapolis 500. Eine weitere uramerikanische Motorsportdisziplin sind bekanntermaßen die Stock Car-Rennen. Dank seiner großen Erfahrung wurde er mehrmals von NASCAR-Teams (v.a. Wood Brothers) in ihre Autos geholt, wenn Rennen auf dem Riverside International Raceway anstanden. Diese gewann er auch meist auf eindrucksvolle Art und Weise als „hometown hero“. So ist es kaum verwunderlich, dass man den Kurs gerne als „the track that Gurney built“ bezeichnet.
Anfang der 1970er Jahre ließ er schlussendlich seine besondere Karriere ausklingen, die Auftritte auf allen sehr relevanten Kursen der Welt enthält. Allein dies ist eine enorme Leistung, die heutzutage nahezu unmöglich erscheint. Dan Gurney schaffte nach seiner aktiven Zeit den nahtlosen Übergang in das Teambesitzer- und Herstellergeschäft, wofür er 1964 bereits die Voraussetzungen geschaffen hatte. Zusammen mit dem texanischen Fahrer und Autodesigner Carroll Shelby baute er damals den Rennstall All American Racers auf, welcher sich in den folgenden Jahrzehnten verschiedene Errungenschaften auf den Briefkopf schreiben konnte. Er fuhr logischerweise etliche seiner Kreationen selbst und gewann so auch ein F1-Rennen: eine Motorsportversion des American Dream. Natürlich war der Riverside International Raceway eine beliebte Teststrecke für die automobilen Kinder der Rennwagenschmiede, die nahezu immer auf den Namen Eagle hörten.
Heutzutage ist AAR kein klassischer Rennstall mehr. Ähnlich wie McLaren hat man sich Kompetenzen in verschiedenen technischen Bereichen angeeignet, was sein Sohn Alex Gurney in diesem Podcast beschreibt.

Wer dieses besondere Fahrzeug gebaut hat? Genau, Dan Gurneys All American Racers!

Im technisch-aerodynamischen Bereich hat er ebenfalls große Fingerabdrücke in der Form des sogenannten Gurney-Flaps hinterlassen. Dies ist eine Art kleine Abrisskante, welche zusätzlich auf dem Heckflügel angebracht wird, um weiteren Anpressdruck zu generieren. Außerdem kann sein Einfluss im Sicherheitsbereich gewürdigt werden, denn Gurney gilt als erster F1-Fahrer, der einen Vollvisierhelm verwendete. In den frühen 90ern wurde der „All American Hero“ verdientermaßen in die internationale und amerikanische Hall of Fame aufgenommen.

Die Legende des Dan Gurney reichte sogar bis ins Politische hinein. Im Mai 1964 formulierte die US-amerikanische Motor(sport)welt einen Wunsch, dessen Begründung noch heute wirksam ist: DAN GURNEY FOR PRESIDENT!

Riverside International Raceway – ein Buch gegen das Vergessen

© Riverside International Raceway by http://petelyons.com/

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Pete Lyons ist ein Mann der Erinnerungen. Seien es seine eigenen oder die seines Vaters Ozzie, der ebenfalls als Motorsportfotograph und -journalist tätig gewesen ist. Pete hat Artikel für nahezu alle großen Automobilsportpublikationen der Welt geschrieben und hat in dieser Funktion Dekaden des Sports begleitet, die dessen Gesicht maßgeblich prägen sollten.
Doch wer den Finger am Puls der Zeit haben will, muss auch hinnehmen, dass manche Herzen zu schlagen aufhören. Mit seinem Buch Riverside International Raceway: A Photographic Tour of the Historic Track, Its Legendary Races, and Unforgettable Drivers wagte er den Versuch, das Pochen des Traditionskurses in die Unsterblichkeit zu überführen.
Dank einer faszinierenden Mischung aus surreal-historischen Fotos und tiefgreifenden Erklärungen reist der geneigte Leser durch die drei Jahrzehnte des RIR, ohne je das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Die Reise orientiert sich zwar am chronologischen Ablauf, aber gönnt sich kleine Verschnaufpausen am Wegesrand. So erklärt Lyons beispielsweise die Entstehung sowie Bedeutung des kalifornischen Motorsports und identifiziert gekonnt das Detail, das eine Geschichte zum Mythos macht.
Neben der regionalen Identität wird zudem beschrieben, wie der Riverside International Raceway zu einem Schicksalsort des Rennsports wurde und welche Chancen vor den Toren Los Angeles ungenutzt blieben. „Woulda-coulda-shoulda“ resümiert Dan Gurney [oben links abgebildet] diesbezüglich bereits im Vorwort.
Die Lektüre des 200 Seiten umfassenden Buches verbindet gekonnt zwei eher gegensätzliche Gefühlswelten miteinander. Zum einen begeistert und fasziniert die historische Rückschau, die vom puren Erstaunen bezüglich des Muts sowie der grenzlosen Verrücktheit der früheren Generationen geprägt wird. Das alleine gönnt Lyons dem Leser aber nicht. Er erinnert nämlich mehrmals mahnend, dass wir uns gerade in Erinnerungen aufhalten. Erinnerungen ohne konkreten Bezug zur Gegenwart, denn dieser musste einem Einkaufszentrum und mürrischen Vorstadtbewohnern weichen.
Ein Gedanke, den Du, werter Leser, bei Deinem nächsten Rennstreckenbesuch in Dir tragen solltest: höre auf das Pochen!

© Riverside International Raceway by http://petelyons.com/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilderrechte / Copyright: http://www.petelyons.com/ [autographed copies of this book; annual calendar plus many other photos by me and my father, Ozzie Lyons]

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