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F1 Saison 2016: Ferrari

von DonDahlmann
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Das war nicht das, was man sich erhofft hatte. Kein Sieg, nur wenige Podiumsplatzierungen und am Ende von Red Bull geschlagen, obwohl man den besseren Motor hat.

In Italien ringt man gerne mit den Händen und ruft nach göttlichem Beistand. Genau das dürfte bei Ferrari in diesem Jahr oft passiert sein. Es war aber auch wirklich zum Verzweifeln. Die Tests lieferten schon das erste Alarmsignal, allein schon deswegen, weil sich Kimi Räikkönen öffentlich unzufrieden zeigte. Das würde eine zähe Saison werden, unkte der Finne und gleich im ersten Rennen bestätigte sich das, denn er fiel aus. Vettel kam zwar auf P3, hatte aber knapp 30 Sekunden Rückstand eingesammelt. Im folgenden Rennen ging sein Motor in der Einführungsrunde ein. Immerhin landete er in China, Kanada und Baku auf P2.

Das sollte aber nicht reichen, um die massiven Probleme bei Ferrari zu überdecken. Zum einen hatte man sich, nach der gar nicht so schlechten Saison 2015, mehr Siege gewünscht. Zum anderen rückte Red Bull immer weiter auf. Ausgerechnet in der wichtigen Phase zwischen Mai und Juli passierte bei Ferrari nichts. Während Red Bull das Auto verbesserte und ein Motor-Upgrade von Renault spendiert bekam, stand man bei Ferrari auf der Stelle. Was war passiert?

So richtig hat das Ferrari nie erklärt, aber nach dem Rennen in Silverstone fiel dann doch auf, dass die Italiener ihrem Chassis seit Monaten nur minimale Updates geschenkt hatten. Eigentlich veränderte sich der Ferrari überhaupt nicht, während Red Bull und Mercedes an jedem Wochenende neue Frontflügel, Seitenteile und andere Dinge anschleppten. Offensichtlich gab es bei Ferrari einen kleinen Entwicklungsstau, der damit zusammenhing, dass man nicht wusste, wo genau das Problem mit dem Chassis lag. Diese Sache bekam man erst über die Sommerpause in den Griff. Ein Update in Suzuka und eins in Austin brachten den Ferrari dann schlagartig wieder auf Höhe der Red Bull. Das zeigte, dass es nicht an der, mehrfach umgekrempelten, Design-Abteilung oder am Motor liegt.

Beobachter machen viel mehr das Management um Sergio Marchionne für das Chaos verantwortlich. Der forderte, vor allem bis zur Mitte der Saison, an jedem Wochenende Siege und dass man Mercedes schlägt. Das war absurd und hörte erst auf, als Teammanger Arrivabene in Ungarn öffentlich darum bat, in Ruhe gelassen zu werden. Zwar nannte er den Namen seines Chefs nicht, aber jeder wusste, was und wer gemeint war.

Die Lage bei Ferrari ist eh immer ein Drama, aber sie erinnerte in dieser Saison an die frühen 90er Jahre. Auch da hatte man gute Autos, aber irgendwie wollte es nicht laufen. Die einzelnen Stücke passten nicht zusammen, die Abteilungen arbeiteten aus Angst davor, verantwortlich gemacht zu werden, mehr gegen- als miteinander. Dazu stand Luca di Montezemolo noch bei jedem Rennen persönlich an der Box.

Das änderte sich erst, als Jean Todt kam und der Montezemolo nach Hause schickte. Dazu kamen dann Ross Brawn und Rory Byrne. Letzter ist jetzt auch auf Wunsch von Marchionne wieder mehr in den Konstruktionsprozess involviert. Wie weit er Simone Resta abgelöst hat, ist nicht klar. Aber Byrne allein wird die Erfolge eh nicht retten können, dafür bedarf es auch guter Arbeit von Mattia Binotto, der Technische Direktor und Chef der Motorentwicklung. Mittlerweile darf auch bezweifelt werden, dass Arrivabene der richtige Mann ist. Ja, in Sache Politik und Sponsoring, aber in Sachen Teamführung, inklusive der Technik, bräuchte man vermutlich noch jemanden anderen. Aber diese Trennung hat Ferrari, im Gegensatz zu allen anderen Top-Teams, bisher noch nicht vollzogen.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Ergebnisse in diesem Jahr, aus Sicht von Ferrari, miserabel waren. Kein Sieg, keine Pole, ein paar Podien und am Ende wurde man auch noch von Red Bull geschlagen, obwohl man zu Beginn der Saison deutlich vor diesen lag.

Auch bei den Fahrern stand nicht alles zum Besten. Dass Kimi Räikkönen im Quali-Duell Sebastian Vettel schlagen konnte (11:10) sagt eigentlich schon alles über die Saison des Deutschen. Man konnte im Verlauf des Jahres förmlich sehen, wie die Anspannung bei Vettel immer größer wurde. Und hören konnte man es auch, denn schimpfte wie ein Rohrspatz am Funk. Das hat er schon immer gemacht, aber in der Form noch nicht.

Kimi Räikkönen schien mit dem internen Druck bei Ferrari besser umgehen zu können, was vermutlich auch daran liegt, dass er viele Sachen einfach an sich abperlen lassen kann. Aber auch er wurde im Laufe der Saison ungewöhnlich deutlich, wenn es um die Schwäche seines Teams ging. Überraschend war seine teilweise sehr gute Performance dann aber doch ein bisschen. Dass er schlechtere Ergebnisse als Vettel einfuhr, hatte oft mit einer etwas unterschiedlichen Strategie zu tun. Offenbar nutzte Ferrari den Finnen oft als Versuchskaninchen, was dieser ebenfalls mehrfach öffentlich kritisierte.

Für 2017 schaut man ja jetzt schon relativ angespannt nach Maranello. Die Trefferquote der Aerodynamik-Abteilung war in den letzten Jahren eher mau, was angesichts der neuen Regeln in der kommenden Saison schon leichte Bauchschmerzen verursacht. Klar, auch Ferrari kann ein Treffer gelingen, und beim Motor sind die Italiener kaum schlechter als Mercedes. Es fehlen so rund 20 PS, heißt es, aber Binotto ist auf dem richtigen Weg.

Schwieriger sind die Änderungen im Management einzuschätzen. Marchionne hat offenbar etwas umgeschaltet und setzt auf Kontinuität, wofür auch die Verlängerung des Vertrages mit Räikkönen spricht. Wichtig wäre aber offenbar auch, dass sich der Ferrari-CEO aus dem Tagesgeschäft raushält und nicht permanent einmischt. Sei es mit Gesten oder Worten. Wichtig wäre auch, dass man einen echten Teammanager einstellt und Arrivabene die Politik überlässt. Aber das wird wohl so schnell nicht passieren.

Bilder: Ferrari

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