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GT3-Update: Kessel Racing wiederholt Sieg bei den Gulf 12 Hours

von Philipp Körner
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Am späten Samstagabend ist das GT3-Jahr 2016 zu Ende gegangen. Mit einer sehr konstanten Leistung konnte der schweizstämmige Rennstall Kessel Racing den Titel auf dem Yas Marina Circuit verteidigen. Nachdem der erste Abschnitt von einem heftigen Unfall überschattet wurde, lief der zweite Teil ziemlich ereignisarm ab.

In der Qualifikation am Freitag setzte sich der #11 Kessel Racing Ferrari 488 GT3 (Michał Broniszewski-Giacomo Piccini-Davide Rigon) gegen die scheinbar übermächtige LMP3-Konkurrenz durch. Über die drei Teile hinweg, die jeweils von einem anderen Piloten absolviert werden mussten, war man mit einer Zeit von 2:09.249 Minuten nur minimal schneller als der #24 Graff Ligier JS P3 (Eric Trouillet-Adrien Chila-Fabrice Rossello-Alexandre Cougnaud). Startplatz drei sicherte sich der #16 GP Extreme Renault RS 01 (Jordan Grogor-Nicky Pastorelli-Stuart Hall), welcher somit der zweitbeste PRO-GT3-Renner war. Der #51 Spirit of Race / AF Corse Ferrari 488 GT3 (Thomas Flohr-Francesco Castellacci-Andrea Rizzoli) sollte dank eines achten Gesamtrangs die Rolle des PRO-AM-Polesitters übernehmen. Direkt hinter ihm startete bereits die beste GENT-Nennung in der Form des #99 Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R (Daniel Allemann-Ralf Bohn-Robert Renauer).

Trotz anderslautender Meldungen im Laufe der Woche konnte kein Live-Streaming angeboten werden. Somit war die Übertragung von Radio Le Mans die einzig verbliebene Art des Verfolgens. In den ersten zwanzig Minuten spielten die LMP3-Renner ihre Schnelligkeit aus und verdrängten den Kessel Racing Ferrari mit der Nummer 11 (Startfahrer: Davide Rigon) auf Rang drei. Neuer Führender war damit der #24 Graff Ligier (Startfahrer: Alexandre Cougnaud), der vom #23 United Autosports Ligier JS P3 (Richard Meins-Shaun Lynn-Alex Lynn) verfolgt wurde. Da die Prototypen insgesamt gesehen schwächere Besatzungen zu bieten hatten und pro 6h-Segment einen Stopp mehr als die GT-Nennungen durchführen mussten, galt es, einen Vorsprung auf die schnellsten GT3-Maschinen aufzubauen. Besonders der #23 United Autosports-LMP3 konnte in der Anfangsphase überzeugen, da der GP2-Star Alex Lynn als Startfahrer extrem gute Zeiten ablieferte.

Die erste Stunde wurde geprägt von mehreren Zwischenfällen sowie Unfällen. Beispielsweise kollidierte der #22 United Autosports Ligier JS P3 (Jim McGuire-Matt Keegan-Nico Rondet-Stefan Johansson) in den Händen des ehemaligen F1-Piloten Johansson mit einem langsamen GT-Fahrzeug, was den Querlenker beschädigte. Aufgrund dessen verlor man etliche Runden in der Box und fiel somit aus dem Bereich der Sieganwärter heraus.

Da die führenden LMP3-Ligiers noch vor dem Ablauf der ersten Stunde ihre Stopps absolvierten, konnte der #11 Kessel Racing F488 GT3 auf Platz eins springen. Alex Lynn übergab das Lenkrad an seinen Vater Shaun und teilte daraufhin dem Pit-Reporter von Radio Le Mans seine spannenden Beobachtungen mit. Laut ihm war die GT3-Konkurrenz auf neuen Pirelli-Slicks extrem schnell, was den zum Überholen verdammten Ligier in große Probleme brachte. Lynn war nach diesem Stint im Übrigen am Ende seiner erlaubten Fahrzeit für den ersten Teil angekommen, weil er als Platin-Pilot mit einer Ausnahmeregelung zugelassen wurde (eine Stunde pro Teil). Dank dieser Unterstützung der Veranstalter konnte er sich aber den Traum eines Rennens mit seinem Vater erfüllen.

Nachdem die besten GT3-Vertreter etwa eine Viertelstunde später an die Box gekommen waren, lag der Ferrari von Kessel Racing (Fahrer: Michał Broniszewski) immer noch auf Platz eins. Es zeigte sich schnell, dass durch die Zugeständnisse an die GT3 ein Sieg durchaus realistisch war. Bei 04:38h to go in der Morgensitzung wurde eine Safety Car-Unterbrechung nach einem heftigen Unfall notwendig. John Hindhaugh konnte dank der CCTV-Bilder vor Ort einen stark beschädigten Lamborghini Huracán Super Trofeo beschreiben, der von einem Trümmerfeld umgeben war. Außerdem zeigten die internen Bilder eine extrem eingedrückte Leitplanke. Der tendenziell größte Verlierer dieser Entwicklung schien zu diesem Moment der #11 Kessel Racing Ferrari zu sein, da er so seinen strategischen Vorteil nach dem ersten Stopp verlor. Immerhin war das Stoppfenster zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen, was das Feld zusammenhielt und den zukünftigen Schaden für die Nummer 11 stark begrenzte.

Die Reparatur der Leitplanke dauerte über eineinhalb Stunden, da ein stabilisierender Pfosten gewechselt werden musste und das Ersetzen samt neuem Beton viel Zeit in Anspruch nahm. Von den Stopps in der SC-Phase profitierend ist der #24 Graff Ligier als Führungsfahrzeug ins zweite Rennviertel gegangen. Dieses begann ausgesprochen ruhig und kam endlich in den Rhythmus, welcher den bezahlenden Amateuren natürlich nur gefallen konnte. Durch die zugewiesenen Boxenstoppkontingente waren die Teams bis zum Ende des ersten Teils weitestgehend mit sich selbst beschäftigt. Die SC-Phase zerstörte nämlich verhältnismäßig viele Strategiepläne, die im Vorfeld erstellt wurden.

So war es auch keine große Überraschung, als nach den ersten sechs Stunden viele große Abstände zu sehen waren. Der titelverteidigende #11 Kessel Racing Ferrari 488 GT3 kam seinem Ziel mit einem Erfolg in „Rennen eins“ sehr nahe. In derselben Runde waren außerdem der zweitplatzierte #88 Dragon Racing Ferrari 488 GT3 (Matt Griffin-Nic Minassian-Rob Barff) und der #16 GP Extreme Renault RS 01 auf Rang drei. Auf Platz vier lag der beste PRO-AM-Bolide in der Form des #51 Spirit of Race Ferrari 488 GT3. Die Top 5 wurde vom #99 Porsche 911 GT3 R von Herberth Motorsport aus der GENT-Klasse komplettiert. Damit lag man im Bereich der Zielvorgabe des Teameigentümers Robert Renauer. Die LMP3-Renner hatten ein sehr unglückliches Rennen bis zu diesem Zeitpunkt und schienen im Kampf um den Gesamtsieg bereits geschlagen zu sein. Die Fahrer- und Boxenvorgaben der Organisatoren waren zu radikal.

Um 17:43 Uhr Ortszeit wurden die letzten sechs Stunden GT-Sport in diesem Jahr freigegeben. Die meisten Teams entschieden sich dazu, mit ihrem besten Piloten den Sonnenuntergang zu bestreiten. So setzten die Führenden von Kessel Racing auf die Dienste ihres WEC-Profis Davide Rigon, welcher wie im letzten Jahr atemberaubende Zeiten fuhr. Robert Renauer begann für Herberth Motorsport und sprang schon nach wenigen Minuten auf Platz vier. Der Mann aus Oberbayern sollte ähnlich stark wie sein Rivale im Ferrari den Yas Marina Circuit umrunden.

Nach den ersten zwei Stunden der Nachtsession hatten sich der #11 Kessel Racing Ferrari und der #88 Dragon Racing Ferrari abgesetzt. Um den dritten Platz duellierten sich zu diesem Zeitpunkt der #99 Herberth Motorsport Porsche aus der GENT-Wertung und der #75 Optimum Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Flick Haigh-Joe Osborne-Ryan Ratcliffe) aus der PRO-AM-Klasse. Jedoch verlor der Porsche etwa zwei Minuten, als er in die Box geschoben werden musste für einen schnellen Eingriff. Dieser Zeitverlust im Zuge eines Getriebeproblems (ein Gang war blockiert) änderte hingegen nichts an der Klassenführung. Aber auch der Optimum Motorsport R8 LMS GT3 musste später für Arbeiten in die Garage geschoben werden.

Zwei Stunden vor Ablauf der Zeit hatte sich die Lage bezüglich des Kampfs um den Gesamtssieg beruhigt. Kessel Racing konnte sich eine perfekte Strategie zurechtlegen und verwaltete so den Rundenvorsprung auf den F488 GT3 von Dragon Racing. Der nun drittplatzierte #16 GP Extreme Renault hatte bereits zu viel Rückstand. Kurz vor dem Beginn der letzten Stunde verschwand der #99 Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R vom Radar. Scheinbar waren die Getriebeprobleme zurückgekehrt und zwangen den Fahrer zum kurzzeitigen Abstellen des Autos.

Matt Griffin im #88 Dragon Racing Ferrari nahm zwar dem Führenden etliche Sekunden in der letzten Stunde ab, aber konnte dessen riesigen Vorsprung nicht stark genug schrumpfen lassen. Trotzdem war der zweite Platz ein riesiger Erfolg beim Heimrennen. Selbiges hatten auch die Drittplatzierten in der Form von GP Extreme.

Klassensieger:

  • GT3-Pro: #11 Kessel Racing Ferrari 488 GT3 (Michał Broniszewski-Giacomo Piccini-Davide Rigon) [Gesamtwertung: Platz eins]
  • GT3-PRO-AM: #51 Spirit of Race / AF Corse Ferrari 488 GT3 (Thomas Flohr-Francesco Castellacci-Andrea Rizzoli) [Gesamtwertung: Platz vier]
  • GT3-GENT: #77 Kessel Racing Ferrari 458 GT3 (Jacques Duyver-David Perel-Marco Zanuttini) [Gesamtwertung: Platz fünf]
  • PROTO: #5 Graff Ligier JS P3 (James Winslow-Gregory Taylor-Neale Muston) [Gesamtwertung: Platz sieben]
  • GTX: #50 Scuderia Villorba Corse Maserati MC GT4 (Patrick Zamparini-Piotr Chodzen-Antoni Chodzen) [Gesamtwertung: Platz 15]

Auch in diesem Jahr war zwar die Übertragung von Radio Le Mans durchaus hörenswert, aber ohne ordentliche TV-Bilder lohnt es sich nicht, das Rennen weiterhin so umfangreich zu verfolgen.

Damit endet unsere GT-Berichterstattung für das Jahr 2016. Wir bedanken uns herzlich für Euer Interesse und hoffen, dass Ihr uns auch im Rennjahr 2017 treu bleiben werdet. Selbiges beginnt bereits am 12. Januar 2017 in der Form der ersten Sessions im Vorfeld der 24 Stunden von Dubai.

Bilderrechte / Copyright: Blancpain GT Series

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