Mit dem Rennen auf dem Watkins Glen International biegt die IndyCar-Saison endgültig auf die Zielgerade ein. Eigentlich war für das Wochenende ein Rennen in den Straßen von Boston geplant gewesen.
Der Veranstalter des Grand Prix of Boston hatte aber nie die Absicht das Rennen auszutragen und sich nur an dem Geld vergriffen, das von Sponsoren und Ticketkäufern schon gezahlt worden war. Leider kommen so weder die Fahrer noch die Zuschauer in den Genuss einer wirklich spannenden Strecke in Boston. Glücklicherweise sprang aber der Watkins Glen International kurzfristig ein, sodass die Saison immerhin 16 Rennen umfasst. Auch im nächsten Jahr wird dort der vorletzte Lauf der Saison Anfang September ausgetragen. Neu im Kalender ist ein Rennen auf dem Gateway Motorsports Park eine Woche vorher. Weitere Änderungen gibt es nicht, sodass 17 Rennen (6 Oval-, 5 Stadt- und 6 Straßenrennen) die nächste Saison bilden.
Wer die nächste Saison als Meister in Angriff nehmen wird, steht noch nicht fest. Mit Simon Pagenaud und Will Power kämpfen zwei Teamkollegen um den Titel. Mit 113 Punkten und mehr Rückstand haben Tony Kanaan, Helio Castroneves und Josef Newgarden nur noch theoretische Chancen. Für Pagenaud sprechen die 28 Punkte Vorsprung auf Power. In den letzten neun Jahren hat aber sechsmal der Führende vor dem vorletzten Rennen den Titel nicht gewinnen können. Im Vorjahr holte Scott Dixon 34 Punkte auf Juan Pablo Montoya auf. Im Prinzip ist der Kampf zwischen Pagenaud und Power noch komplett offen.
Strecke
Den Watkins Glen International kennt man durch diverse Rennen der Formel 1, der IndyCar und der NASCAR. Im Gegensatz zur NASCAR fährt die IndyCar Series aber die längere Variante inklusive „The Boot“. Der Kurs hat so eine Länge von 3,40 mi (5,43 km) mit elf Kurven. Die kurze Start- und Zielgeraden endet in einer 90 Grad Rechtskurve. Es folgen drei schnelle Kurven, die die Fahrer die Fahrer auf die lange „Back Straight“ bringen, an deren Ende die Höchstgeschwindigkeit erreicht wird. Die „Inner Loop“-Schikane bremst die Wagen ein, bevor eine lange Rechtskurve („Outer Loop“) folgt. Eine weite Linkskurve bringt die Fahrer in den „Boot“. Die Spitze bildet eine 180 Grad, den Absatz eine 80 Grad Rechtskurve. Über eine enge Linkskurve kommen die Wagen zurück auf die kurze NASCAR-Variante. Es folgen noch zwei 90 Grad Kurven, bevor die Runde zu Ende ist.
James Hinchliffe zeigt uns eine Runde aus Sicht des Piloten:
Favoriten
Das letzte IndyCar-Rennen auf dem Watkins Glen International fand 2010 statt. Will Power, Helio Castroneves, Graham Rahal, Ryan Hunter-Reay, Marco Andretti, Takuma Sato und Scott Dixon waren damals schon Teil der IndyCar Series. Die letzte Ausgabe gewann Will Power, Justin Wilson war ein Jahr vorher erfolgreich. In den Jahren 2005 bis 2007 hieß der Gewinner dreimal in Folge Scott Dixon und 2008 siegte Ryan Hunter-Reay. Von den Top-Piloten fehlen noch James Hinchcliffe und Simon Pagenaud. Hinchcliffe hat zumindest Erfahrung aus den Indy Lights, mit denen er 2010 auf der Pole-Position stand und sich auch die schnellste Rennrunde sicherte. Für Pagenaud war die Strecke bis zum Test absolutes Neuland.
Der Grand Prix at The Glen ist das fünfte Rennen auf einem Straßenkurs in dieser Saison. Simon Pagenaud gewann die Grand Prix von Alabama und Indianapolis sowie das Honda Indy 200 at Mid-Ohio. Der Kohler Grand Prix in Road America ging an Will Power. Alles deutet somit auf einen Zweikampf zwischen Simon Pagenaud und Will Power hin.
Will Power kann und muss alles riskieren, um die Chance zu erhalten, Meister zu werden. Zu verlieren hat er eigentlich nichts. Er war schon 2014 IndyCar-Champion und hatte dieses Jahr den schlechtesten Saisonstart, da er in St. Petersburg gar nicht antreten konnte. Simon Pagenaud hingegen führt die Meisterschaftswertung seit dem zweiten Rennen in Long Beach an und hat den Druck, sie auch nach Hause fahren zu müssen. In Pocono hat er durch einen dummen Fehler wertvolle Punkte verloren. Mein Tipp ist ein Sieg von Will Power vor Simon Pagenaud. Egal wie das Rennen ausgeht, die Entscheidung fällt auf jeden Fall, dank der doppelten Punkte, beim Saisonfinale in Sonoma.
Abseits von Team Penske ist Graham Rahal etwas überraschend der nächste Favorit. Im Vorjahr hat er in Mid-Ohio gewonnen und jeweils Platz 2 bei den Grand Prix of Alabama und Indianapolis eingefahren. Bei den Straßenrennen in dieser Saison stehen bei ihm die Plätze 2, 4, 3 und nochmal 4 zu Buche. Nur Platz 18 beim Rennen in Sonoma 2015 trübt seine blitzsaubere Bilanz bei Straßenrennen.
Mit Rahal um die Top-5 werden, wie eigentlich jedes Wochenende, Scott Dixon, Tony Kanaan, Josef Newgarden, Helio Castroneves und James Hinchcliffe kämpfen. Sie besitzen das nötige Talent und, was vielleicht noch wichtiger ist, auch das passende Material, um bei jedem Rennen vorn mitfahren zu können. Kleine Joker sind Sebastien Bourdais, Mikhail Aleshin, Takuma Sato und Conor Daly. Wenn alles, wie Abstimmung, Reifenverschleiß, Strategie, Fehlervermeidung und Cautions, perfekt passt, können auch sie vorne auftauchen. Meistens hakt es aber mindestens an einer Stelle.
Die Entry-List (PDF) umfasst die üblichen 22 Meldungen. Teamkollege von Conor Daly ist bei den beiden letzten Saisonrennen RC Enerson.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 2. September
11:00 – 11:45 a.m. (17:00 – 17:45) – Verizon IndyCar Series practice #1, NBCSN (Live)
3:30 – 5:30 p.m. (21:30 – 23:15) – Verizon IndyCar Series practice #2, RaceControl.IndyCar.com (Live)
Samstag, 3. September
11:00 – 11:45 a.m. (17:00 – 17:45) – Verizon IndyCar Series practice #3, RaceControl.IndyCar.com (Live)
3:00 p.m. (21:00) – Qualifying for the Verizon P1 Award (three rounds of knockout qualifying), RaceControl.IndyCar.com (Live); TV: NBCSN (Taped, 6 p.m.)
Sonntag, 4. September
10:30 – 11:00 a.m. (16:30 – 17:00) – Verizon IndyCar Series warmup, RaceControl.IndyCar.com (Live)
1:55 p.m. (19:55) – Driver Introductions
2:30 (20:30) p.m. – Command to Start Engines
2:37 p.m. (20:37) – INDYCAR Grand Prix at The Glen (60 laps/202.2 miles), NBCSN, Sport1 US, DAZN (Live)
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens