Home Formel EinsF1 Formel Eins – Analyse GP China 2016 – Rosberg ohne Probleme

Formel Eins – Analyse GP China 2016 – Rosberg ohne Probleme

von DonDahlmann
3 Kommentare

Während Nico Rosberg vorne schon fast vor Langeweile einschlief, bot die Formel Eins dahinter das bisher beste Rennen der Saison. Schuld daran waren die Reifen.

GP CINA F1/2016Man muss die Formel Eins auch mal loben. Das Debakel um die Quali-Regeln war schlimm, aber man hatte auch eine sehr gute Idee, indem drei Mischungen pro Rennen zur Verfügung stellt. Die komplexen Regeln drum herum spielen im Alltag keine Rolle, am Ende geht es um die Frage, wer mit welchen Reifen am besten klarkommt. Da Pirelli die Mischungen generell etwas weicher gemacht hat, muss man auch wieder häufiger an die Box. Die Strategie spielt also eine größere Rolle, ebenso die Frage, wer wie mit welcher Mischung zurechtkommt.

In China konnte man dies schön beobachten. Die strategische Meisterleistung lieferte dabei Mercedes ab, und das schon am Samstag in der Quali. Sich der eigenen Stärke bewusst setzte man Rosberg in Q2 auf die Soft und nicht auf die Supersoft, wie das alle anderen machten. Es war klar, dass Rosberg damit nicht an die Spitze fahren würden, aber das muss man in Q2 ja auch nicht. Rosberg qualifizierte sich locker, hatte aber so a) einen Satz Supersoft gespart und konnte b) auf den Soft ins Rennen gehen. Die sind beim Start ein Nachteil, halten auf dem Mercedes aber lange. Man rechnete sich aus, dass man mit den Soft zudem ungefähr auf Augenhöhe mit den Ferrari im Rennen sein würde.

Das Glück, das Rosberg im Moment aber hat, spielte Mercedes in die Hände. Hamilton war wegen eines ERS-Problems eh weg und dann machten sowohl Vettel als auch Räikkönen in Q3 Fehler und mussten sich hinter den überraschend schnellen Red Bull einsortieren. Dass dann Vettel in der ersten Kurve seinen Teamkollegen abräumte und Hamilton sich im hinteren Mittelfeld den Frontflügel abfuhr, war dem Deutschen auch recht. Er musste nur noch Ricciardo hinter sich lassen, was ihm mit Leichtigkeit gelang. Danach war Cruisen angesagt. Wie langsam Rosberg unterwegs war, konnte man an seinen Rundenzeiten sehen. Er fuhr nach seinem Stopp in Runde 20 locker Zeiten um 1:40 min, hielt sich aber zurück und reduzierte das Tempo auf mittlere 1:41er Zeiten. Damit war er dann immer noch zwischen 0,7 und 1,5 Sekunden schneller als Ricciardo.

F1_China_Race_2016_01Auch Ferrari konnte das Tempo nicht gehen, auch nicht nachdem Vettel endlich auf P2 vorgerückt war. Aber da war Rosberg sowieso schon 30 Sekunden vorne. Das Rennen lief für Ferrari schlecht, was vor allem an der Kollision in der ersten Kurve lag. Allerdings auch ein wenig an der merkwürdigen Strategie für Räikkönen. Denn statt den Finnen wie Vettel im Mittelstint auf die Soft zu setzen, wählte man die Medium, die er 23 Runden fahren musste. Vor allem in den letzten Runden seines Stints verlor Räikkönen einiges von der Zeit, die ihm am Ende von Ricciardo auf P4 trennte. Da wäre etwas mehr drin gewesen, denn man darf nicht vergessen, dass der Australier seinen Reifenschaden nach der SC-Phase hatte und zeitweise nur knapp vor dem Ferrari lag. Schaut man sich das Lap-Chart an, sieht man, dass Räikkönen in seinem langen Stint auf den Medium auf Ricciardo Zeit verlor. Auf den Soft wäre er pro Runde circa 0,5 Sekunden schneller gewesen. Mehr als P4 wäre aber nicht drin gewesen, da Kvyat zu schnell war.

Dass Red Bull in China stark sein würde, hatten wir erwartet, aber es war dann doch etwas überraschend, wie gut die Red Bull waren. Zugegeben, ohne die Probleme beim Start, hätte Ferrari die beiden Podiumsplätze belegt, aber Red Bull war schnell genug, um von den zahlreichen Fehlern der Ferrari zu profitieren. An die Mercedes war nicht zu denken, aber Red Bull spielt zumindest wieder mit, wenn es um Podiumsplätze geht. Wenn ab dem Sommer der überarbeitete Renault kommt, dürfte es vorne etwas enger werden. Denn wie man in China sehen konnte, fehlt dem Renault nicht mehr viel Leistung auf Ferrari und Mercedes.

F1_China_Race_2016_12Auf P6 landete nach einem wirklich gutem Rennen der Williams von Massa. Man muss den Brasilianer wirklich loben, denn leicht hatte er es mit dem bockigen Wagen wirklich nicht. Massa profitierte von einer mal gelungenen Strategie seines Teams, denn die ließen den auf den Soft gestarteten Piloten in der SC-Phase einfach draußen. Damit rutschte er auf P2 und konnte sich so eine gute Ausgangsposition verschaffen. Beim ersten Stopp nahm er wieder die Soft, bei seinem zweiten und letzten Stopp nahm er in Runde 31 die Medium. Damit gingen seine Zeiten zwar zurück, aber immerhin konnte er sich noch Hamilton vom Hals halten. Und er zeigte ein besseres Rennen als Bottas, der sich trotz der nominell schnelleren 3-Stopp-Strategie schwer tat.

Dass Massa noch vor Weltmeister Hamilton ins Ziel kam, war schon bemerkenswert. Aber für den Briten geht gerade nichts zusammen. In Australien hat er Pech mit der Kupplung, in Bahrain wird er beim Start abgeschossen und in China versagt sein Hybrid-System noch vor der Quali. Das bedeutet auch einen Motorwechsel, dabei war der erst für Spanien geplant. Jetzt muss man sehen, ob man den Motor noch retten kann, um ihn bei einem anderen Rennen einsetzen zu können. Aber leichter wird die Saison für Hamilton so sicher nicht. Dass ihm ein Sauber im Trubel des Starts dann auch noch den Frontflügel abrasierte, passt zum schlechten Saisonbeginn. Sorgen muss man sich aber noch nicht machen, die 37 Punkte Rückstand sind bei noch 18 ausstehenden Rennen aufzuholen. Allerdings brauch er dafür dann schon eine längere Siegesserie und das Pech von Rosberg.

F1_China_Race_2016_18Der Rest des Feldes sortierte sich teilweise nach harten Zweikämpfen. Die Toro Rosso waren immer in den Punkten, was man auch erwarten konnte. Auch Force India schnupperte zeitweise an den Punkten, aber im Verlauf des Rennens rutschte man immer weiter nach hinten. Das lag einerseits daran, dass Räikkönen und Hamilton nach vorne stürmten, andererseits fehlt den Force India im Rennen im diesen Jahr die Konstanz. Man kommt mit den neuen, weicheren Pirelli offenbar nicht so richtig klar. Nach dem Start lag man auf P4 und P5. Dann folgte ein schlechter Stopp für beide und man steckte im hinteren Mittelfeld. Man versuchte es mit einem langen letzten Stint mit den Medium auf beiden Autos. Perez kam 28 Runden weit, verpasste aber die Punkte auf P11. Hülkenberg musste zehn Runden vor Schluss noch mal rein, weil seine Medium hinüber waren. Dem Wagen fehlt es also an Speed, aber auch an Reifenmanagement, was in den letzten Jahren immer die Stärke der Inder war.

F1_China_Race_2016_15Ein schon fast ungewöhnlich schlechtes Wochenende erlebte das HaasF1 Team. Einen Grund kann man nicht so richtig erkennen, seitens Hass hörte man auch nichts. Schaut man sich die bisherigen Rennen von Haas an, wird es aber deutlich. Der Kurs in China frisst die Reifen, wie man auf den TV-Bildern schön sehen konnte. Der Haas mag aber eher die weichen Reifen und konsequenterweise verzichte Grosjean auch komplett auf den Einsatz der Medium. Die Soft und Supersoft halten aber nicht lange genug, auch nicht mit dem Haas-Chassis. Dadurch sah man sich gezwungen, das Setup zu verändern, was dann zu den sichtbaren Problemen führte. Aber es war auch klar, dass die Haas-Story nicht auf jedem Kurs so märchenhaft sein würde.

Bleiben Sauber, Renault und MRT, die in China ungefähr auf einem Niveau lagen. Wie schlecht das Renault-Chassis ist, konnte man im Vergleich zu Red Bull sehen. Da liegt viel Arbeit vor den Franzosen, die damit aber gerechnet hatten. Sauber sah zeitweise gar nicht so schlecht aus, verlor aber im Verlauf des Rennens den Anschluss ans vordere Mittelfeld. Und MRT hat sich war verbessert, aber für Punkte reicht es noch lange nicht.

Bilder: Daimler AG, Red Bull/Getty, Ferrari, WilliamsF1, HaasF1, SauberF1, RenaultSport, Force India, McLaren

 

Das könnte Dir auch gefallen

3 Kommentare

Leser 18 April, 2016 - 13:12

Sagt mal irre ich mich oder fand Vettels Manöver in der Boxeneinfahrt während der SC-Phase statt?

R. Kurz 19 April, 2016 - 08:05

„dass der Australier seinen Reifenschaden nach der SC-Phase hatte“ … das ist falsch! Der Reifenschaden von Ricciardo war vor der SC-Phase.

Ansonsten sind meiner Meinung nach in dem Artikel einige unglückliche Formulierungen enthalten. Zum Beispiel:
„Dass ihm ein Sauber im Trubel des Starts dann auch noch den Frontflügel abrasierte, passt zum schlechten Saisonbeginn“. Wenn jemand das Rennen nicht verfolgt hatte und das hier liest, könnte er glauben, dass da ein schlechtes Manöver vom Sauber ausging, allerdings ist dieser nur dem langsamen Räikkönnen ausgewichen und hatte keine Chance woanders hinzufahren.

R. Kurz 19 April, 2016 - 08:07

@Leser, ja das Manöver war in der SC-Phase, allerdings legal, da der Force India zu langsam unterwegs gewesen war um einen Vorteil für sich und seinen Teamkollegen herauszufahren. Und wenn ein Fahrzeug zu langsam hinter dem SC oder in der Box unterwegs ist darf man überholen.

Comments are closed.