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Super Formula: Souveräner Lotterer siegt in Sugo

von geinou
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Zurück zur alten Stärke: André Lotterer gewann souverän im Sportsland Sugo vor den beiden Honda-angetriebenen Naoki Yamamoto sowie Tomoki Nojiri. Es war der zweite Saisonsieg für den deutschen Tom’s-Piloten, der damit seine mathematischen Titelchancen bewahrte – auch weil Hiroaki Ishiura und Kazuki Nakajima schwächelnd auf den Plätzen vier und fünf ins Ziel kamen.

Super Formula Sugo 2015 StartDie Freude über seinen zweiten Saisonerfolg nach dem Auftaktsieg in Suzuka war André Lotterer ansehbar. Über beide Backen wie ein Honigkuchenpferd grinsend sprang er auf dem Podium herum und malte gar dem japanischen TV-Reporter Jiro Takahashi ein Herzchen auf die Backe. Der Jubel war verständlich, schließlich beendete der gebürtige Duisburger im Sportsland Sugo seine persönliche Dürreperiode, die ihm seit April nicht mehr auf dem Treppchen sah. Damit bewahrte der Tom’s-Fahrer seine mathematischen Meisterschaftschancen, auch weil die beiden derzeit führenden Titelkonkurrenten Hiroaki Ishiura sowie Kazuki Nakajima auf den Plätzen vier und fünf schwächelten. Stattdessen sah das Sportsland Sugo mit Tomoki Nojiri und Naoki Yamamoto zwei Honda-Piloten gleichzeitig auf dem Podium. Für die Marke war es das beste Resultat in dieser Saison, für Naoki Yamamoto gar die erste Treppchenerklimmung seit seinem Titelgewinn in Suzuka im November 2013. 2014 erlebte der Japaner im Dienste von Mugen ein absolutes Seuchenjahr, was beim diesjährigen Saisonauftakt mit einem Motorschaden in der allerletzten Runde seine Fortsetzung fand. Der Silberrang sollte dem Champion von 2013 jedoch neue Motivation verleihen, zumal es zum Finale erneut nach Suzuka geht, wo er im April die Pole-Position ergatterte.

Die Lotterer-Show begann bereits am Samstag in der Qualifikation, als er seinen SF14-Boliden mit einem neuen Rundenrekord (1:05.005) auf die Pole-Position stellte. Tatsächlich wurde der Super Formula Sugo 2015 Start 3letztjährige Rekord von der gesamten Top-10 unterboten, was für die Weiterentwicklung des Fahrzeuges spricht. Hinter Lotterer qualifizierten sich Teamkollege Kazuki Nakajima, Tabellenführer Hiroaki Ishiura, Naoki Yamamoto sowie Tomoki Nojiri. Komplettiert wurde die Top-10 von Joao Paulo de Oliveira, Kamui Kobayashi, Takashi Kogure, Takuya Izawa und Andrea Caldarelli. Insbesondere der achte Startplatz von Takashi Kogure sorgte für viel Jubel in der Box von Drago Corse, schließlich debütierte das von Ryo Michigami geleitete Team an just der gleichen Stelle vor einem Jahr – und kam nur eine Kurve weit, als man unverschuldet in den Startunfall zwischen André Lotterer und Joao Paulo de Oliveira verwickelt war. Womöglich hätte es für Kogure sogar noch weiter nach vorne gehen können, da er die beiden Trainingseinheiten am Samstag- wie auch Sonntagmorgen mit der jeweils schnellsten Rundenzeit beendete. Lange Gesichter hingegen bei Kondo Racing: Wegen eines Drehers musste James Rossiter von der allerletzten Position ins Rennen gehen. Teamkollege William Buller litt hingegen an Bremsproblemen, womit er nicht über den vorletzten Startplatz hinauskam.

Super Formula Sugo 2015 Start 2Lotterers weiße Weste vom vergangenen Wochenende nahm lediglich am Start einen kleinen Fleck, als er wegen einer schleifenden Kupplung die erste Position an seinen Teamkollegen Kazuki Nakajima verlor. Ebenfalls nicht gut vom Fleck kam Hiroaki Ishiura, der von Naoki Yamamoto überholt wurde. Ansonsten verlief der Start, anders als im letzten Jahr, als André Lotterer über den Wagen von Joao Paulo de Oliveira flog und dabei leicht den Helm des Brasilianers berührte, ohne größere Zwischenfälle ab. Lediglich Daisuke Nakajima und Andrea Caldarelli kamen sich in die Quere, wodurch der Italiener seinen Frontflügel beschädigte. Zudem würgte Bertrand Baguette am Start seinen Motor ab, konnte kurz darauf aber in der Box befeuert werden. Die insgesamt 18.700 Zuschauer sahen an einem sonnig-warmen Herbsttag (22 Grad Außentemperatur) ein für Sugo relativ untypisch ruhiges Rennen, das ohne Gelblichtphasen oder anderer Zwischenfälle auskam. Der weniger wilde Rennverlauf ließ jedoch nicht an Spannung missen, insbesondere da die Teams mit unterschiedlichen Strategien operierten.

So eröffnete bereits in der siebten von insgesamt 68 Runden James Rossiter die Boxenstopps. In der Hoffnung auf eine Safety-Car-Phase kam der Super Formula Sugo 2015 James RossiterKondo-Racing-Pilot lediglich zum Nachtanken zu seiner Crew. Drei Umläufe später tat es ihm sein Teamkollege sowie Ryo Hirakawa gleich. In der elften Runde kamen Kamui Kobayashi wie auch Andrea Caldarelli zum Auftanken in die Box. Dabei nutzte die Impul-Mannschaft die Chance, um den beschädigten Frontflügel des Italieners auszutauschen. Ansonsten verzichteten alle genannten Fahrer auf einen Reifenwechsel. Gemessen der Vorjahre waren die vorgezogenen Boxenstopps eine sinnige Entscheidung, schließlich wurde das Rennen letzte Saison mit zwei, 2013 sogar mit gleich vier Gelblichtphasen neutralisiert. Da das Nissan-Sicherungsfahrzeug dieses Jahr jedoch ohne Einsatz blieb, musste insbesondere James Rossiter am Ende genügend Spritsparen, um noch mit den allerletzten Tropfen über die Ziellinie zu kommen, nachdem er eine Runde vor der Öffnung des kalkulierten Boxenstoppfensters hereinkam. Hoch gepokert, doch nur wenig gewonnen: Am Ende kam der Brite auf dem 14. Rang ins Ziel, eine Position vor seinem Kondo-Racing-Kollegen William Buller.

Super Formula Sugo 2015 Andre LottererBereits in den Eröffnungsrunden wurde deutlich, dass André Lotterer deutlich schneller als Kazuki Nakajima könnte. Zu Beginn des 15. Umlaufs sah der dreimalige Le-Mans-Champion letztlich seine Chance, als er sich auf der Start- und Zielgeraden am Heck seines Teamkollegen ansaugte und ihn anschließend sauber ausbremste. Gewiss kein einfaches Manöver. So sah Kurve eins aufgrund ihrer Enge in der Vergangenheit häufig kleinere Kollisionen oder gar Abflüge, da man bei einem Abkommen von der Ideallinie schnell ins Gras rutscht. So auch Joao Paulo de Olvieira, der wenige Runden zuvor bei einem ähnlichen Manöver an Kamui Kobayashi leicht von der Strecke kam. Fortan konnte sich Lotterer umgehend von Nakajima absetzen. Der Deutsche fuhr dabei nur so schnell wie er auch musste, wobei er graduell den Vorsprung auf seine Verfolger ausbaute. Nakajima musste sich hingegen leicht nach hinten orientieren, von wo Naoki Yamamoto sowie der sich im Schlepptau befindliche Hiroaki Ishiura Druck ausbauten. Letztere befanden sich in einem spannenden Zweikampf, auch wenn es nicht zu direkten Angriffen auf der Strecke kam.

Im 27. Umlauf bog Hiroaki Ishiura zum Service ab. Wie auch die Frühstopper verzichtete der Tabellenführer auf einen Reifenwechsel. Das Nachtanken verlief allerdings nicht optimal, da der Super Formula Sugo 2015 Hiroaki IshiuraJapaner erst nach 10,9 Sekunden wieder auf die Reise geschickt werden konnte. Mugen reagierte sofort und beorderte Naoki Yamamoto eine Runde später ebenfalls zum Stopp, bei dem der Champion von 2013 ebenso nur Treibstoff nachfasste – in 7,9 Sekunden. Dank des flinken Stopps kam Yamamoto mit einem kleinen Puffer vor seinem direkten Konkurrenten wieder auf die Strecke zurück. Wohlwissend, dass sich Kazuki Nakajima im Kampf um die zwei verbleibenden Podiumsplätze befand, gesellte sich der Titelverteidiger im 29. Umlauf ebenfalls zu seiner Mannschaft, die nicht nur seinen Tank auffüllte, sondern auch die Hinterreifen wechselte. Nach eigener Aussage hatte Nakajima die Hoffnung, dass er mit zwei frischen Pneus einen Grip-Vorteil haben könnte. Diesen Joker konnte der Toyota-Werksfahrer, der vergangene Saison Tomoki Nojiri zu seinem Premierensieg führte, nicht ausspielen. So erklärte Nakajima, dass der Grip-Vorteil quasi inexistent war, was für einen etwas überraschend geringen Reifenverschleiß schließen lässt. Vielmehr: Wegen des Hinterreifenwechsels dauerte der Stopp des Tom’s-Piloten 10,9 Sekunden, weshalb er seine Position an Naoki Yamamoto verlor, aber noch vor Tabellenführer Hiroaki Ishiura wieder auf die Strecke kam, wo er sich umgehen der Attacken des selbigen erwehren musste, letztlich aber die Oberhand behielt.

Super Formula Sugo 2015 Tomoki NojiriDie kommenden Umläufe sahen keinerlei Positionsverschiebungen innerhalb der Top-Platzierungen. André Lotterer baute bis zur 48. Runde seinen Vorsprung auf 16,6 Sekunden auf den zu jenem Zeitpunkt zweitplatzierten Tomoki Nojiri aus, der wie die restliche Top-4 noch seinen Boxenstopp absolvieren musste. Der letztjährige Sugo-Gewinner fuhr dabei Rundenzeiten auf dem Niveau von Naoki Yamamoto. Im 50. Umlauf brannte er gar die schnellste Runde des Rennens (1:07.427) in den Asphalt. Tatsächlich gelang es Nojiri genügend Abstand herauszufahren, um bei seinem Boxenstopp (ebenfalls nur Benzin) in der 54. Runde zwar hinter dem Mugen-Piloten, aber knapp vor Kazuki Nakajima wieder auf die Strecke zu gelangen. Just in der gleichen Runde bog auch Spitzenreiter André Lotterer zum Service ab, wo er wie auch Nojiri lediglich Benzin fasste.

Einen Umlauf später tat es ihnen Joao Paulo de Oliveira gleich, indem auch er auf einen Reifenwechsel verzichtete. Abgesehen vom kleinen Super Formula Sugo 2015 Joao Paulo de OliveiraAusrutscher in der Anfangsphase im Kampf mit Kamui Kobayashi, fuhr der Brasilianer ein wenig auffallendes, aber nicht minder schlechtes Rennen. Mit seiner Pace hätte er sich vor Kazuki Nakajima schieben können; er selbst sprach gar von einer etwaigen Podiumsplatzierung. Der persönliche Sugo-Fluch des Impul-Piloten schien gebrochen – bis ihm der Motor beim Boxenstopp ausging. Zwar konnten die Mechaniker den Titelträger von 2010 schnell wieder befeuern, dennoch flog Oliveira zunächst bis auf die neunte und damit die erste Position außerhalb der Punkteränge hinter Ryo Hirakawa zurück. Als letzter der Stopper kam neun Runden vor Schluss Yuichi Nakayama in die Box, der sich zu jenem Zeitpunkt auf einem virtuellen zweiten Platz befand. KCMG pokerte mit einer späten Safety-Car-Phase, indem Nakayama das gesamte Rennen über Benzin sparte, um so ohne Tankstopp durchfahren zu können. Beim Stopp selbst wollte der Tankrüssel nicht sofort aufsetzen, wodurch Nakayama wertvolle Sekunden verlor. Ansonsten wäre möglicherweise ein Meisterschaftspünktchen möglich gewesen. Der letztlich zehnte Rang ist für das in der Super Formula noch dem Erfolg hinterherfahrendem Team letztlich dennoch ein großer Erfolg.

Super Formula Sugo 2015 Naoki YamamotoWährend Lotterer souverän und einsam seinem zweiten Saisonerfolg entgegen segelte, wurde es in den finalen Runden noch eng zwischen Naoki Yamamoto und Tomoki Nojiri. So musste der Mugen-Pilot etwas an Fahrt rausnehmen, da der Tankinhalt zu Gunsten des flinken Boxenstopps, der ihn letztlich auf den Silberrang spülte, knapp kalkuliert hatte. Am Ende konnte sich der Champion von 2013 letztlich aber mit 0,785 Sekunden vor dem Dandelion-Fahrer über die Ziellinie retten. Drama hingegen um Ryo Hirakawa, dem in der allerletzten Runde auf den finalen Metern das Benzin ausging. Profiteur war Joao Paulo de Oliveira, der dadurch noch den siebten Rang erbte. Hirakawa selbst kroch direkt dahinter ins Ziel. Damit hatte der Japaner mehr Glück als James Rossiter beim Suzuka-Saisonauftakt, als sich Kondo Racing ebenfalls verkalkulierte, und er in aussichtsreicher Position kurz nach der 130R ausrollte. Einen Umlauf zuvor humpelte Andrea Caldarelli in die Garage, nachdem die Benzinzufuhr aufgrund eines technischen Defekts streikte.

Mit seinem zweiten Saisonerfolg fand André Lotterer im Sportsland Sugo zu seiner alten Stärke zurück. Nachdem er sich in der 15. Runde die am StartSuper Formula Sugo 2015 Andre Lotterer Nobuhide Tachi verlorene Spitzenposition von Kazuki Nakajima zurückeroberte, kontrollierte er souverän das Rennen. Er selbst lobte die Arbeit seiner Ingenieure mit den allerhöchsten Tönen. So konnte er problemlos mit dem Auto „spielen“. Ein Aspekt, der auf der Naturachterbahnfahrt des Sportsland Sugo besonders viel Spaß macht. Weniger spaßig dürfte hingegen der Rennverlauf für Kazuki Nakajima und Hiroaki Ishiura gewesen sein. Letzterer erklärte, dass obwohl in den Trainings die für das Podium benötigte Pace vorhanden war, man diese im Rennen nicht abrufen konnte. Nakajima verpokerte sich hingegen mit dem Wechsel der Hinterreifen, die ihm wertvolle Zeit auf Naoki Yamamoto sowie Tomoki Nojiri kosteten und letztlich nicht den erhofften Grip-Vorteil brachten. Der Jubel bei Honda dürfte hingegen groß gewesen sein. Zwar konnte man nicht den Vorjahrestriumph wiederholen. Mit dem Silber- wie auch Bronzerang feierte man dennoch das bisher beste Saisonresultat. Die Ziele für Suzuka dürften jedenfalls hoch sein, wo man im Frühjahr bereits eine gute Performance hatte.

Super Formula Sugo 2015 PodiumTrotz des fünften Platzes führt Hiroaki Ishiura weiterhin die Tabelle mit nunmehr 45 Punkten vor Hauptverfolger Kazuki Nakajima (39 Punkte) an. Dank seines Sieges konnte André Lotterer seine Meisterschaftschancen bewahren. Mit 31 Zählern auf dem dritten Rang liegend muss er jedoch nicht nur ein perfektes Wochenende fahren, sondern gleichzeitig auch auf eine erneut schwächelnde Performance der beiden zuvor genannten Titelaspiranten hoffen. Ähnliches gilt für Joao Paulo de Oliveira, der nach Platz sieben in Sugo nun punktgleich mit Lotterer auf dem vierten Tabellenrang ist. Mit noch insgesamt 18 zu vergebenen Punkten ist beim großen Saisonfinale am 8. November jedoch noch alles möglich. Hierfür wird das Rennformat auf zwei unterschiedlich lange Sprintrennen geändert, über das wir euch wie auch über die hierfür leicht veränderte Punktevergabe sowie die Chancen der vier verbliebenden Titelaspiranten in unserer gewohnt umfangreichen Vorschau informieren werden.

Ergebnis Sportsland Sugo
Fahrerwertung

Copyright Photos: Japan Race Promotion

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