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Formel Eins: Vorschau GP von Kanada 2015

von DonDahlmann
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Der GP von Kanada hat in den letzten Jahren immer wieder für jede Menge Abwechslung gesorgt. Obwohl die Strecke nur wenige Kurven hat, ist sie dennoch sehr anspruchsvoll.

Canadian F1 Grand Prix - RaceDer Kurs auf der Insel vor Montreal ist durchaus vergleichbar mit dem von Australien. Lange Geraden, enge Schikanen, keine einzige schnelle oder mittelschnelle Kurve. Eine dauernde Beschleunigungsorgie zwischen den Betonwänden und eine harte Prüfung für die Bremsen und das damit verbundende Hybrid-System. Im letzten Jahr erwischte es beide Mercedes mit einem Problem an der Hinterradbremse, was dazu führte, dass Hamilton ausfiel und Rosberg gänzlich ohne Hybrid-System unterwegs war und den sicheren Sieg an Daniel Ricciardo abgeben musste.

Mercedes ist auch in Kanada der große Favorit. Auf allen Strecken, auf denen es um Leistung ging, hatten die Deutschen die Nase vorne. Ferrari wird aber auch an diesem Wochenende der große Konkurrent sein. Die Italiener haben verlauten lassen, dass sie mit einem überarbeiteten Motor in Montreal an den Start gehen werden, dafür haben sie auch drei der noch sieben Entwicklungstokens verbraten. Änderungen hat es wohl vor allem am Zylinderkopf gegeben. Aber auch Mercedes bringt einen überarbeiteten Motor mit. Hier hat man sich im Rahmen von der FIA erlaubten „Verbesserungen“ im Bereich Verbrauch und Haltbarkeit bewegt, ohne dass man einen Token einlösen musste. Den Rest der sieben Tokens wird Mercedes wohl für die zweite Saisonhälfte aufheben.

F1 Spain 2015In Kanada kommt es vor allem auf den mechanischen Grip an, den man beim Herausbeschleunigen aus den Kurven benötigt. Je besser der ist, desto weniger muss man auf den aerodynamischen Grip zurückgreifen, man kann die Flügel also flacher stellen. Sowohl Mercedes als auch Ferrari bewegen sich hier auf einem ähnlichen Niveau, sodass es kaum Unterschiede geben wird. Mercedes hat aber weiterhin einen Vorteil in Sachen Leistung, sodass davon auszugehen ist, dass sie auch in Kanada die Nase vorne haben werden. Aufgrund der Beschaffenheit der Strecke wird der Vorsprung aber vermutlich kleiner ausfallen als in Spanien. In der Qualifikation könnte Vettel eine Chance haben, die erste Startreihe zu erreichen.

Nach der desaströsen Leistung der Williams in Monaco wird das britische Team in Kanada wieder besser aufgestellt sein. Der Wagen kam mit den engen Kurs nicht klar und ist sowieso eher auf Highspeed-Strecken ausgelegt. An die beiden Top-Teams wird man auch in Kanada nicht heran kommen, aber der Abstand nach hinten dürfte sich wieder vergrößern. Die Williams haben vor allem im Rennen eine gute Pace gezeigt, mittlerweile passt auch die Strategie. Den Briten wird es vor allem darum gehen, die Red Bull und damit den härtesten Konkurrenten für den dritten Platz in der Konstrukteurs-WM hinter sich zu lassen.

F1 Spain 2015Renault wird in Kanada keine Rolle spielen. Nachdem sehr guten Ergebnis von Monaco kommt nun eine Strecke, auf der Leistung gefordert ist. Und genau daran mangelt es dem Motor bekanntermaßen. Wie man bei den bisherigen Rennen gesehen hat, geht die Konkurrenz auf den Geraden auch ohne DRS am Red Bull vorbei. Da Renault keine Ausbaustufe nach Kanada mitbringt, wird die Situation hier ähnlich sein. Der größte Konkurrent von Red Bull und Toro Rosso heißt dann auch Lotus. Die sind wiederum etwas schwer einzuschätzen. Es ist manchmal nicht klar zu definieren, wann der E23 geht und wann nicht. Aber mit dem Mercedes-Motor hat man auf jeden Fall eine Trumpfkarte in der Hand. Eine Postion um P6 oder P7 ist durchaus drin.

Um die letzten Punkte werden sich auch die Sauber prügeln, die man für Kanada stark einschätzen sollte. Nasr und Ericsson haben insgesamt eine sehr gute Saison und landen manchmal überraschend in den Punkten. Ob es dem Sauber gelingt, sich sogar vor die Red Bull zu setzen? Die Chancen dafür stehen eher schlecht, da ist der Red Bull dann doch ein Ecke besser.

Ein Auge sollte man auch auf die McLaren haben. Honda hat ebenfalls ein paar Token verbraten und will einen deutlich stärkeren Motor präsentieren. Nachdem man in Monaco die ersten Punkte der Saison geholt hat, geht es jetzt darum, den Speed zu erhöhen. Das ist mit einem gewissen Risiko verbunden, denn standfest war der Honda-Motor bisher ja nicht so wirklich. Deswegen gilt für McLaren, dass alles drin sein kann: Punkte oder Totalausfall.

F1 Spain 2015Force India, die ja ebenfalls den Mercedes-Motor fahren, werden in Kanada keine große Rolle spielen. Das Chassis hat Schwächen auf der Hinterachse, wo man sich wohl komplett verhauen hat mit der Konstruktion. Aber eine ruhige Hinterachse ist genau das, was man in Kanada haben will, damit man die Kraft auf den Asphalt bekommt. Daher werden sich die Inder schwer tun, in die Punkte zu kommen. Das neue Chassis soll am Red Bull Ring Premiere feiern, allerdings hat man den ersten Crash-Test nicht bestanden. Die Probleme bei den Indern werden nicht kleiner.

Manor-Marussia erwähnen wir ja selten, aber bei dem Team hat sich in den letzten Wochen einiges sehr interessantes getan. Diese Woche verkündete man, dass man den ehemaligen technischen Direktor von Mercedes, Bob Bell, als Berater angeheuert hat. Ebenso hat man die Aerodynmaik-Abteilung verstärkt. Luca Furbatto, der lange bei McLaren und Toro Rosso gearbeitet hat, ist neuer „Head of Design“, Gianluca Pisanello kommt als Chief Engineer von Caterham. Pisanello und Furbatto bringen jede Menge Erfahrung mit, über Bob Bell muss man wenig Worte verlieren. Ganz billig werden die Verpflichtungen nicht sein und sie kommen rechtzeitig, um mit der Konstruktion des 2016er Chassis zu beginnen. Das deutet ebenfalls daraufhin, dass Manor dieses Jahr kein neues Chassis mehr bringen wird, sondern die Saison in Ruhe mit altem Chassis und dem 2014er Ferrari-Motor zu Ende fahren wird. Auch bei den Fahrern sieht es so aus, als ob es keine Änderung mehr geben wird. Stevens ist gesetzt bis Ende des Jahres, Mehri überzeugt mit ansprechenden Leistungen und damit, dass er nichts kaputt macht. Allerdings ist es durchaus möglich, dass Mehri im Herbst auch durch andere Fahrer ersetzt werden könnte. Die Liste der Piloten, die im Manor Platz nehmen wollen, ist allerdings nicht sehr lang.

Strategie:
Pirelli bringt die „Soft“ und „Supersoft“ nach Kanada. Das klingt etwas überraschend, aber das Rennen in Monaco hat gezeigt, dass die „Supersoft“ eine Runde härter sind als noch im letzten Jahr. Der Asphalt in Kanada ist nicht sehr aggressiv, große laterale Abnutzung durch schnelle Kurven gibt es auch nicht. Dennoch stellt die Mischung eine kleine Herausforderung dar. Beide Mischungen sind stabil, aber durch die enormen Belastungen bei der Beschleunigung wird den Reifen einiges abverlangt. Übertreibt man es, überhitzen sich die Reifen und verlieren gegen Ende des Stints sehr viel Haftung.

Pirelli 2015 F1Bleibt die Frage nach den Boxenstopps. Theoretisch kann man mit einem Stopp kalkulieren. Den „Supersoft“ schleppt man in den Bereich um Runde 20, danach könnte man mit dem „Soft“ durchfahren. Das birgt allerdings Risiken, denn der „Soft“ baut am Ende seiner Laufzeit um einiges ab. Die „Supersoft“ sind in Kanada eigentlich erste Wahl und daher sieht es eher nach einer Zwei-Stopp-Strategie für die meisten Teams aus. Hier ist die Frage, wann man den „Supersoft“ aufziehen möchte. Direkt hintereinander bei den ersten Stopps oder erst am Ende. Mit leerem Tank und frischen „Supersofts“ kann man in Montreal einiges gutmachen, dazu kommt, dass man dort sehr gut per DRS überholen kann.

Eine weitere Unwägbarkeit ist das Safety Car. Die Chancen, dass man eins sehen wird, stehen mehr als gut. Da die FIA nach dem Unfall von Bianchi zu Recht die Sicherheitsmaßnahmen angezogen hat, und in Kanada schnell mal ein Wagen an der Mauer strandet, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Rennen unterbrochen wird. Hier hängt es dann davon ab, wann das passiert. Wenn man in den letzten Runden ein SC sieht, wird man froh sein, wenn man noch einen Satz „Supersoft“ aufziehen kann.

Einem spannenden Rennen steht also nichts im Wege, das Wetter soll mit 24 Grad und Sonnenschein auch perfekt sein. Wie immer findet das Rennen am Sonntagabend deutscher Zeit statt.

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