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Formel Eins: Analyse GP von Monaco 2015

von ThomasB
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Zum dritten Mal in Folge gewann Nico Rosberg den Grand Prix von Monaco. Doch aus eigener Kraft hätte er dies gar nicht geschafft, wenn nicht 15 Runden vor Schluss eine fatale Fehlentscheidung bei Mercedes zu Ungunsten von Lewis Hamilton Rosberg den Sieg geschenkt hätte.

F1MOC_2015_HZ_07191Denn das ganze Rennen über war Hamilton, wenn auch nicht ganz ohne Probleme, der dominierende Mann. Beim Start konnte er sich vor seinem Teamkollegen behaupten und schaffte es ohne Zwischenfälle durch die ersten Runden. Ganz im Gegensatz zu manch anderem Mitstreiter. So kollidierten Nico Hülkenberg und Fernando Alonso noch in der ersten Runde in der Mirabeau, wobei Hülkenberg seinen Frontflügel verlor. Die beiden fuhren schon ausgangs Casino nebeneinander her, doch in der Mirabeau verbremste sich Alonso und schob Hülkenberg in die Streckenbegrenzung. Alonso bekam dafür eine für mich völlig überzogene Fünf-Sekunden-Pitstop-Penalty aufgebrummt – es sollte nicht die einzige fragwürdige Entscheidung der Rennleitung an diesem Tag bleiben. Für Alonso kam es später sogar noch dicker, auf Platz neun liegend musste er mit einem Problem am Getriebe seinen McLaren nach 40 Runden abstellen.

Auch Felipe Massa im Williams kam nicht ohne Feindkontakt über die erste Runde. Er hatte wohl ein kleineres Scharmützel mit Pastor Maldonado (ein herzliches Dankeschön an dieser _89P0038Stelle an die konstant unterirdische Leistung der Monaco-Regie) und musste mit einem Reifenschaden ebenfalls früh in die Box, wo er zudem noch eine Runde verlor. Wie sein Teamkollege Valtteri Bottas blieb auch Massa in diesem Rennen ansonsten unauffällig. Monaco, das den Williams anscheinen so gar nicht entgegenkommt, verließen beide Fahrer ohne einen einzigen Punkt.

Hamilton bekam von alldem wenig mit, er lag zwar an der Spitze, hatte aber andere Sorgen. Zum einen machte er sich Gedanken über seine Bremsen, die ihm wohl zu heiß wurden, und zum anderen konnte er sich nicht entscheidend von Rosberg und Vettel lösen, weswegen er dann auch etwas Druck von seinem Team bekam. Allerdings stoppten sowohl Rosberg als auch Vettel noch vor ihm und waren danach mehr mit zu überrundenden Fahrzeugen und mit dem eigenen Duell beschäftigt, sodass Hamilton nach seinem eigenen Stopp in Runde 38 ungefährdet an der Spitze bleiben konnte.

Nach den Stopps plätscherte das Rennen dann vor sich hin, bis es in Runde 64 zur rennentscheidenden Szene kam. Max Verstappen, der bis dahin ein starkes und fehlerfreies Rennen fuhr, fuhr

xxxx during the Monaco Formula One Grand Prix at Circuit de Monaco on May 24, 2015 in Monte-Carlo, Monaco.

auf den Lotus von Romain Grosjean auf und schlug anschließend heftig in die TecPro-Barrieren in der Sainte Devote ein. Der Aufprall war so heftig, dass sogar die dahinter liegende Leitplanke repariert werden musste. Verstappen blieb zum Glück unverletzt und Grosjean konnte das Rennen sogar noch fortsetzen, kam aber über Platz zwölf nicht mehr hinaus.

Das Safety Car kam nun auf die Strecke und zur Überraschung aller Beteiligten kam Hamilton an die Box, um sich neue Reifen zu holen. Bei Mercedes war man davon ausgegangen, dass Hamilton genug Vorsprung auf Rosberg und Hamilton haben müsste, um sich neue Reifen holen zu können und vor den beiden zu bleiben. Womit sie allerdings nicht rechneten, war, dass Hamilton im zweiten Sektor auf das Safety Car auflief und somit die entscheidenden Sekunden verlor. Selbst Hamilton schien von dieser Entscheidung überrascht zu sein: „I’ve just lost the race, haven’t I?“, funkte er an seine Box.

Auch einen Tag später kann ich diesen Move von Mercedes absolut nicht nachvollziehen. Völlig ohne Not holte man Hamilton an die Box und verspielte damit die gerade in Monaco so wichtige Track Position leichtfertig. Zumal Hamilton derjenige aus der Spitzengruppe war, der am spätesten die Reifen gewechselt hatte.

Die einzige Hoffnung, die Hamilton noch blieb, waren die neuen Reifen. Doch dafür hätte er möglichst schnell nach dem Restart an Vettel und Rosberg vorbeikommen müssen – ein unmögliches Unterfangen.

So blieb es für Hamilton beim am Ende enttäuschenden dritten Rang. Doch immerhin zeigte er beim späteren Interview mit Martin Brundle Größe und kritisierte sein Team nicht. „We win as a team, we lose as a team“, war sein Statement. Das Debriefing bei Mercedes dürfte allerdings angesichts der Mienen von Toto Wolff und Niki Lauda wahrscheinlich etwas länger gedauert haben.

Was sonst noch war:

Bei Daniel Ricciardo entschied sich Red Bull für eine ähnliche Taktik wie bei Hamilton. Vor der Caution lag der Australier noch auf Platz sechs, konnte nach seinem zweiten Stopp noch zwei

MONTE-CARLO, MONACO - MAY 24:  Daniil Kvyat of Russia and Infiniti Red Bull Racing drives ahead of Daniel Ricciardo of Australia and Infiniti Red Bull Racing during the Monaco Formula One Grand Prix at Circuit de Monaco on May 24, 2015 in Monte-Carlo, Monaco.  (Photo by Dan Istitene/Getty Images)

Plätze gutmachen. Zunächst drängte er sich in Mirabeau etwas rabiat an Kimi Räikkönen vorbei, ehe er auf Kommando des Teams von Daniil Kvyat auf den vierten Rang durchgewunken wurde, um eventuell noch Vettel oder Hamilton zu kriegen. Da er dies jedoch nicht schaffte, ließ er Kvyat kurz vor Schluss wieder den Vortritt.

Ricciardo hatte zudem Glück, dass er seinen fünften Rang behalten durfte, da sein Manöver gegen Kimi relativ grenzwertig war. Die Rennleitung stellte allerdings kein Fehlverhalten fest und bestrafte Ricciardo nicht. Dann stellt sich allerdings die Frage, was genau Alonso in Runde eins gegen Hülkenberg verbrochen hat. Nicht zum ersten Mal eine sehr inkonsequente Linie der Race Control.

Last but not least: Sergio Perez holte in einem unauffälligen Rennen einen guten siebten Platz und somit sechs wichtige Punkte für Force India. Auf dem achten Platz folgte Jenson Button, der phasenweise sogar die Rundenzeiten der Spitze fahren konnte und sich und McLaren die ersten vier Zähler der Saison sicherte.

Die Top Ten komplettierten Felipe Nasr und Carlos Sainz.

Eine Anmerkung noch zum Schluss: Nach dem Verstappen-Unfall hätte das Rennen so niemals mehr freigegeben werden dürfen. Die Leitplanke war bestenfalls nur provisorisch repariert worden, und trotzdem wurden die letzten Runden mit einer eigentlich defekten Streckenbegrenzung absolviert. Eigentlich hätte man das Rennen auch unterbrechen können, um die Leitplanke in dem betreffenden Stück ordentlich reparieren zu können. Sogar eine permanente gelbe Flagge in der Sainte Devote wäre eine Lösung gewesen. Aber nach dem Lauda-Motto „Da schlägt sowieso nicht nochmal einer ein“ weiter zu fahren, war mehr als fahrlässig. Die Rennleitung hat die Läufe des Porsche Supercup und der Renault World Series wohl verschlafen. Und wie war das nochmal mit der „FIA Action For Road Safety“?

Hoffentlich beweist man in Montreal in knapp zwei Wochen mehr Fingerspitzengefühl.

 

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Williams F1 / LAT, Red Bull / Getty, Toro Rosso / Getty, LotusF1, McLaren F1 / LAT, Force India, Sauber F1

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3 Kommentare

hwk 25 Mai, 2015 - 18:27

Einfach köstlich den beleidigten Hamilton zu sehen. Ein bockiges Kind könnte es nicht besser.
Im Gegensatz dazu die bückligen, devoten Mercedes Menschen sind genauso peinlich.

Sicherlich hat HAM den Sieg verdienst, aber alles drumherum ist nur noch peinlich.

Montoya12 25 Mai, 2015 - 18:58

@hwk

Der Herr Rosberg hat sich bis Barcelona noch schlimmer verhalten. Wie der bei mancher PK ein Gesicht gezogen hat. Dagegen hat sich Hamilton doch sehr gut verhalten.

floehde 25 Mai, 2015 - 20:07

Ohne die Fehlentscheidung von Mercedes hätte es keinen Grund gegeben überhaupt über diese Prozession zu berichten. So aber bleibt das Rennen in Erinnerung.

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