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Formel Eins: Chaos bei Sauber

von DonDahlmann
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Sauber C34

Die Formel-Eins-Saison ist noch nicht offiziell gestartet, da gibt es schon die ersten negativen Schlagzeilen. Sauber hat sich mit den Verträgen für seine Fahrer verheddert und befindet sich jetzt in einer unangenehmen Situation.

Die Situation um die Verträge der Fahrer ist schon seit einigen Jahren mehr als unsicher. Mehr als einmal wurde ein Fahrer trotz seines Vertrages gegen einen anderen Piloten ausgetauscht. Oft geschah das während der Saison, meist wurden dann „Leistungsprobleme“ genannt, auch wenn der Hintergrund meist finanzieller Natur war. Neu ist allerdings, dass ein Team drei Verträge für zwei Cockpits vergeben hat. Oder sind es sogar vier?

Barcelona F1 Test 26/02-01/03/15Sauber hatte im letzten Herbst etwas überraschend die Verpflichtung von Marcus Ericsson und Felipe Nasr bekannt gegeben. Ericsson bringt Geld aus verschiedenen schwedischen Quellen mit (angeblich rund 18 Millionen Dollar), Nasr hat eine volle Geldbörse durch Banco do Brasil. In der finanziellen Situation von Sauber war es sicher wichtig, diese Verträge zu schließen, doch nun stellt sich heraus, dass Sauber im Fall von Giedo van der Garde wohl ebenfalls einen gültigen Vertrag als Einsatzfahrer geschlossen hat. Der Niederländer, der wiederum Geld von der Bekleidungsfirma „McGregor“ mitbringt, hat sich nun zu Wehr gesetzt. Er klagte gegen Sauber auf Erfüllung des Vertrages. Laut van der Garde hatte Sauber im letzten Sommer eine Option gezogen, die den Niederländer als Einsatzfahrer für 2015 bestätigt.

Nachdem Sauber Nasr und Ericsson verpflichtet hatte, ging van der Garde vor ein Schiedsgericht in der Schweiz, das seinen Fall aber erst am 2. März zu seinen Gunsten entschied. Daraufhin wandte sich van der Garde an ein Gericht in Australien, das zum einen die Entscheidung aus der Schweiz bestätigen, andererseits aber auch seinen Einsatz in Melbourne anordnen sollte. Und genau das tat das Gericht in Australien (Hier die Entscheidung als pdf)

Sauber stellte sich laut Medienberichten vor Gericht nicht gerade geschickt an. Es ging in Australien nicht um die vertragliche Situation zwischen beiden Parteien, sondern „nur“ um die Frage, ob die Entscheidung des Schiedsgericht aus der Schweiz in Australien aufrecht erhalten werden kann. Sauber argumentierte unter anderem dahingehend, dass ein Einsatz die anderen Fahrer und die Zuschauer gefährden würde. Giedo van der Garde sei mit dem neuen Wagen nicht vertraut, er habe keine Testfahrten absolviert und zudem sei der Wagen nicht auf ihn vorbereitet. Die Argumentation ist schwach.

Sauber C34Zum einen lässt sich ein Wagen innerhalb weniger Tage anpassen, zum anderen bringt van der Garde genug Erfahrung mit. Ihm vorzuwerfen, er sei als Rennfahrer eine Gefahr für andere, ist einfach nicht wahr. Was Sauber damit bezwecken wollte, ist aber auch klar. Offenbar wollte man im ersten Schritt gar nicht gegen den Vertrag vorgehen, sondern in Australien nur Zeit schinden. Die Entscheidung des australischen Gerichtes fiel nach dem Schluss der Nennliste für das Rennen, Änderungen sind nur machbar, wenn ein Fahrer wegen Krankheit ausfällt und das Team seinen (vorher benannten) Testfahrer nachnominiert. Sauber wollte vor dem Rennen Tatsachen schaffen, so dass ein Einsatz nicht mehr möglich ist.

Eine Wendung nahm die Sache dann heute. Und zwar in einer fast komödiantische Art und Weise. Sauber hatte während des Verfahrens darauf hingewiesen, dass van der Garde keine Superlizenz besitzen würde. Was ungewöhnlich wäre, denn er ist ja im letzten Jahr als Testfahrer bei Sauber nominiert gewesen. Und das geht nur mit einer Superlizenz. Einerseits berichtet Joe Saward, dass van der Garde selbst versäumt habe, bei seiner nationalen Motorsportbehörde die Lizenz zu beantragen, andererseits sagt er Pilot gegenüber Adam Cooper, dass er seinen Teil geleistet habe, es läge jetzt an Sauber.

Sauber C34Die haben gleichzeitig beim unabhängigen Contracts Recognition Board in der Schweiz beantragt, dass der Vertrag mit van der Garde terminiert wird. Diese Entscheidung steht allerdings noch aus. Die Strategie von Sauber läuft daraus hinaus, dass man versucht, Zeit zu gewinnen, um van der Garde an einem Einsatz in Australien zu hindern. Die Entscheidung des Gerichtes bezieht sich nur auf das Rennen in Australien, nicht aber auf die kommenden Rennen. Hier müsste van der Garde erneut vor Ort klagen. Gleichzeitig hat das Gericht aber auch beschlossen, dass Sauber die Kosten des Verfahrens tragen muss. Zusätzlich droht das Gericht, dass die Möglichkeit einer Pfändung bei Sauber besteht. Ob und wie die ausgeführt werden kann, ist dann wieder eine andere Frage, zumindest behält sich das Gericht eine Pfändung vor, sollte Sauber die Kosten nicht begleichen und der Entscheidung des Gerichtes, van der Garde einzusetzen, nicht nachkommen. Es ist kompliziert und nicht schön. Zudem gibt es mit Adrian Sutil einen weiteren Ex-Sauber Fahrer, der sich die Entwicklung mit großem Interesse anschauen wird.

Sauber ist sicher nicht unschuldig an der Situation. Wenn zwei Gerichte in zwei Ländern den vertraglichen Anspruch bejahen, muss es Sauber bewusst gewesen sein, dass sie sich mit der Verpflichtung von Nasr und Ericsson in ein Problem manövrieren. Es zeigt auch, wie schlecht die Situation bei Sauber ist. Giedo van der Garde hat Sponsoren, aber offensichtlich zahlen die weniger, als die von Nasr oder Ericsson. Die Situation ist absurd und im Grunde ein Schmierentheater. Dass es ein Team wie Sauber trifft, ist erstaunlich, spiegelt aber nur das wieder, was wir vor ein paar Tagen schon aufgezeigt haben. Die Formel Eins steckt in großen Schwierigkeiten. Dazu passt auch die heutige Meldung, dass Sauber, Lotus und Force India erst sehr spät ihre Reifen von Pirelli bekommen haben. Grund: Sie hatten zu spät dafür bezahlt.

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nona 12 März, 2015 - 20:26

Sutil hat letztes Jahr in Interviews mehrfach verlauten lassen, dass er für die kommende Saison einen gültigen Vertrag habe und ergo davon ausgeht, in der F1 zu fahren. Wie üblich in solchen Vertragsdetails betreffende Fällen hat er nicht dazu gesagt, bei welchem Team, aber wenn man seine scheinbare Überraschung nach der Fahrerverkündung zu Saisonende mal interpretiert, dürfte er in der Tat ebenfalls einen Vertrag bei Sauber haben. Entweder er hat keine Lust zu klagen, oder pocht später auf Abfindung zur Vertragsauflösung. Dass unterschriebene Fahrerverträge in der F1 mitunter Schall und Rauch sind ist ja nichts Neues, Auflösungen und Abfindungen sind ja Gang und Gäbe. Vermutlich ist Sauber ganz einfach kalt erwischt worden von der Situation, dass ein Fahrer sich entgegen aller Gewohnheit ausnahmsweise mal nicht einfach abschieben lässt, sondern auf Einhaltung des Vertrags pocht. Sehr sehr dumm von Sauber.

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