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Formel Eins: Saisonrückblick – Toro Rosso

von DonDahlmann
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Ein schlechter Start in die Saison und ein schwachbrüstiger Renault-Motor waren die Hauptprobleme von Toro Rosso in diesem Jahr. Fragwürdige Fahrerentscheidungen überschatteten dann das Ende der Saison.

F1 Grand Prix of Abu Dhabi - QualifyingGleich zehn Ausfälle hatte Toro Rosso in diesem Jahr zu verzeichnen. Neun davon aus technischen Gründen und ebenfalls neun passierten in der ersten Saisonhälfte. Das macht deutlich, wie groß die Probleme mit dem neuen Motor bei Toro Rosso waren. Das B-Team von Red Bull litt unter der neuen Technik ungleich stärker, als es beim Hauptteam der Fall war. Der Grund dafür lag im Heck des STR9 und es war nicht mal nur der Motor. James Key und Chefdesigner Ben Butler waren mit ihrer Idee, das Heck möglichst klein und schmal zu gestalten, einen Schritt zu weit gegangen. Ein Großteil der Probleme wurde von der Auspuffanlage verursacht, die eingezwängt im engen Heck unter Atemnot litt. Das wiederum führte zu einem Hitzestau unter den Haube, was dem Turbolader nicht sonderlich gut bekam. Wenn aber beide Fahrer fast die Hälfte der ersten Rennen nicht beenden können, sieht es für ein Team wie Toro Rosso im Verlauf der Saison eben schlecht aus.

Dass man mit dem Renault-Motor Probleme hatte ist eine Sache. Überraschend ist aber doch, dass James Key bei Toro Rosso bei weitem nicht so gute Auto zeichnet, wie es ihm noch bei Force India und Sauber gelungen ist. Das mag mit der etwas dünneren Finanzdecke zu tun haben, auffallend ist aber dennoch, dass sowohl der STR8 als auch das 2014er Auto auch gegenüber der Konkurrenz schwach wirkten. Die aerodynamische Effizienz war zwar hoch, wie die guten Topspeed-Werte bewiesen, aber in Sachen mechanischer Grip haperte es doch enorm. Immerhin versemmelten es noch ein paar andere Teams. Platz 7 hinter Force India ist sicher kein schlechtes Ergebnis, der Punkteabstand zu den Indern beträgt aber satte 125 Punkte, was einfach zu viel ist. Damit wird auch klar, dass hinter Force India das Hinterfeld begann und die Formel Eins praktisch in drei Klassen geteilt war.

F1 Grand Prix of USA - PracticeDass man überhaupt auf die 30 WM-Punkte kam, hatte man Jean Eric Vergne zu verdanken, der vor allem in der zweiten Saisonhälfte einige sehr gute Rennen hinlegen konnte. Der Franzose fuhr in Singapur immerhin auf Platz 6, was das beste Ergebnis für Toro Rosso in dieser Saison darstellte. Ansonsten kämpfte man um die letzten beiden Punkte, meist gegen die Force India, McLaren und Kimi Räikkönen. Hier setzte sich dann oft Vergne durch.

Daniil Kwjat lieferte ebenfalls eine sehr gute Saison ab. Mit gerade mal 20 Jahren überraschte der Russe mit einer fehlerlosen Fahrweise und er wusste vor allem in der Qualifikation zu überzeugen, wo er Vergne sehr oft (12:8) hinter sich lassen konnte. Doch im Rennen sah die Sache meist anders aus. Kwjat fehlte es logischerweise an Erfahrung, vor allem was die Pflege der Reifen anging, sodass Vergne ihn, bis auf zwei Ausnahmen, immer hinter sich lassen konnte. Kyjat leistete in seiner ersten Saison gute Arbeit – aber rechtfertigt das die Beförderung zu Red Bull?

F1 Grand Prix of Russia - QualifyingRed Bull stehen eine Menge Daten zur Verfügung, sie kennen ihre Fahrer meist seit Jahren und wissen genau, wie sich ein Pilot entwickelt. Vermutlich sagen ihnen die Daten, dass Kwjat in der Lage sein wird, Daniel Ricciardo, zumindest in der Qualifikation, unter Druck zu setzen. Und genau das will man bei Red Bull ja – zwei Fahrer, die sich ständig auf den Zehenspitzen halten damit die bestmögliche Leistung erreicht wird. Ein Kwjat, der einen Vergne schlägt, ist sicher besser geeignet, einen Ricciardo unter Druck zu setzen. Im Rennen wird man vom Russen erwarten, dass er in der Nähe des Australiers bleibt, um möglichst viele Punkte zu holen.

Vergne wurde in den letzten zwei Jahren von Ricciardo gebügelt und zumindest in der Quali vom Newcomer Kwjat geschlagen. Auch wenn er im Rennen, auch dank seiner Erfahrung, mehr Punkte holen konnte – im System Red Bull hat der Franzose so keine Chance mehr. Das Auswahlsystem von Red Bull ist bekanntermaßen hart, seine Zukunft wird entweder in der IndyCar oder der WEC liegen. Man hat ja an Sebastian Buemi gesehen, dass das durchaus nicht schlecht sein muss.

Fragwürdig ist allerdings die Auswahl von Max Verstappen als Nachfolger von Kwjat. Verstappen ist im November gerade mal 17 Jahre alt, hat also nicht mal einen Führerschein. Der Kartweltmeister von 2012 hat gerade mal 46 Rennen und eine Saison in der F3 Euro hinter sich, in der mit zehn Siegen Platz 3 belegt. Mehr Erfahrung bringt der Holländer nicht mit. Verstappen hat sicher jede Menge Talent, aber es ist fraglich, ob er die nötige Reife für die Formel Eins mitbringt. Mal abgesehen von seiner Rennerfahrung gehört ja auch eine gewisse mentale Reife zur Formel Eins. Zwar haben Kimi Räikkönen und auch Sebastian Vettel ähnliche Karrieresprünge hinter sich gebracht, aber selbst Vettel legte ein paar Rennen in der WSbR 3.5 ein und war Testfahrer bei BMW, bevor er zu Toro Rosso ging. Ich halte es gerade wegen des harschen Auswahlprozesses bei Red Bull für fahrlässig, einen 17-Jährigen in die Mühle der Formel Eins zu stecken und offenbar stehe ich mit der Meinung nicht ganz alleine. Immerhin hat die FIA reagiert und das Mindestalter für eine Superlizenz auf 18 Jahre angehoben.

Dagegen wirkt der zweite neue Fahrer, Carlos Sainz jr., mit seinen 20 Jahren und 165 Rennen wie ein alter Hase. Er hat zudem dieses Jahr die WSbR 3.5 gewonnen und sich damit nachhaltig für einen Platz in der Formel Eins empfohlen.

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Am 18. Dezember 2014 gefunden … – wABss 19 Dezember, 2014 - 03:10

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