Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Monaco – Marussia macht es

Formel Eins: Analyse GP von Monaco – Marussia macht es

von DonDahlmann
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Es war mal wieder ein Rennen voller Emotionen. Zwischen Hamilton und Rosberg sinkt die Stimmung sekündlich immer tiefer, Vettel ist frustriert und Marussia ließ nach dem Zieleinlauf die Korken knallen.

F1_Race_Monaco_2014_-0005Das am Ende ein Mercedes gewinnen würde, war vor dem Start gar nicht klar. Lewis Hamilton war sauer, nachdem Rosberg im letzten Teil der Qualifikation einen Fehler machte und somit Hamilton die letzte Chance raubte, die Pole Position zu gewinnen. Das Manöver des Deutschen sorgte für jede Menge Gesprächsstoff. War es Absicht, sich in der Mirabeau zu verbremsen? Warum war er rund einen halben Meter von der Ideallinie weg? Traut man Rosberg so ein Manöver überhaupt zu? Bisher ist der Deutsche noch nie mit unfairen Manövern aufgefallen, aber Lewis Hamilton hat in den letzten Wochen den Ton etwas verschärft. Er käme aus armen Verhältnissen, er sei immer hungrig, Rosberg dagegen sei in Monaco aufgewachsen, mit viel Geld und Reichtum. Rosberg hatte die Angriffe bisher nicht kommentiert, aber wahrgenommen wird er sie haben. Die Kommissare schauten sich die Daten aus Rosbergs Auto sehr genau an und stellten fest, dass Rosberg keinen Fehler gemacht habe. Der Deutsche entschuldigte sich laut Mercedes auch bei Hamilton, der sich aber offenbar nicht überzeugen ließ. Bei der Fahrerparade am Sonntag ließ er durchblicken, dass er Rosberg nicht glauben würde.

Der Deutsche ließ sich nicht beirren. Er gewann den Start und damit dann auch das Rennen. Einfach war es allerdings nicht. Mercedes ließ beide Fahrer kämpfen, eine Stallorder gab es nicht. So klemmte sich Hamilton ins Getriebe von Rosberg und hielt nicht den üblichen 2-Sekunden-Abstand ein. Es entwickelte sich ein schönes Duell, auch wenn Hamilton keinen echten Angriff startete. Aber er setzte seinen Teamkollegen permanent unter Druck, versuchte ihn, in einen Fehler zu treiben, was allerdings nicht passierte. Allerdings stieg durch den Druck der Spritverbrauch von Rosberg an, was ihn zur Mitte des Rennens in leichte Probleme bringen sollte.

F1_Race_Monaco_2014_-0012Entscheidend für das Rennen war die Safety-Car-Phase nach dem Unfall von Adrian Sutil. Die Rennleitung wartete einen Moment, bis sie das SC aussandte. Genau in dieser Phase sah Hamilton seine Chance. Wäre er sofort an die Box gekommen, hätte er seine Outlap noch teilweise unter Rennbedingungen fahren können, während Rosberg, der eine Runde später gekommen wäre, Zeit wegen des SC verloren hätte. Aber Hamilton stand mit seiner Idee eher alleine da. Mercedes sah die Option auch, allerdings wäre Rosberg der erste gewesen, der an die Box hätte kommen sollen. Hamilton ließ nach dem Rennen durchblicken, dass er diese Politik nicht schätzt. Bei McLaren, so Hamilton gegenüber skyUK, habe er mit seinen Renningenieur die Calls machen können, bei Mercedes entscheide das Team alleine. Das bedeutete, dass Rosberg das Rennen gewinnen konnte, zumal Hamilton am Ende die Reifen eingingen und er sich gegen den mal wieder stark fahrenden Ricciardo wehren musste.

Das Duell im Mercedes-Team nimmt langsam so richtig Fahrt auf, aber ein wenig erstaunlich ist die Reaktion von Hamilton schon. Immerhin hatte er gerade vier Rennen hintereinander gewonnen und dabei seinen Teamkollegen meist auf der Strecke schlagen können. Statt den Vorfall aus der Quali zu registrieren und das Rennen so zu nehmen, wie es eben lief, zeigte sich wieder eine der wenigen Schwachstellen des Briten: Er hat seine Laune nicht im Griff, wenn er verliert. Das war schon bei McLaren so, das scheint bei Mercedes nicht anders zu sein. Vor drei Jahren rastete er wegen Kleinigkeiten aus, beschimpfte sein Team und legte sich mit den Kommissaren an. Und in Monaco sah man genau diese Seite, was schon etwas überraschte. Zickig meinte er nach dem Rennen, Rosberg sei ein Teamkollege, kein Freund, er sei zudem der Meinung, seine Strategie sei die richtige gewesen usw. usf. Die Dünnhäutigkeit und der Dickkopf des Briten dürften Rosberg nicht entgangen sein. Der meinte nach dem Rennen nur, dass man natürlich befreundet sei, man habe in den langen Jahren der Freundschaft schon ein paar solcher Situationen gehabt, das würde sich wieder beruhigen. Man darf gespannt sein.

Das Rennen hinter den beiden Mercedes war durchaus interessant. Räikkönen lag nach einem Zauberstart lange auf P3, aber ein schleichender Plattfuß in der SC-Phase zerstörte sein Rennen schon im ersten Drittel. Noch schlechter erging es Vettel, der gleich in den ersten Runden ausfiel und dementsprechend sauer war. Ein Turboladerschaden beendete sein Rennen und vermutlich auch die Lebenserwartung seines Motors.

F1_Race_Monaco_2014_-0018Deutlich mehr Schwung war hinter Ricciardo und dem allein fahrenden Alonso. Nico Hülkenberg hatte es irgendwie geschafft, sich von P11 auf P5 vorzufahren, unter anderem auch mit einem wohl ziemlich einmaligen Manöver gegen Magnussen. Hülkenberg, der auf neuen Supersoft unterwegs war, beschleunigte auf dem kurzen Stück vor der Rechtskurve zum Tunnel etwas besser und setzte sich einfach auf der Innenseite fest. Magnussen sah den Force India und ließ die Tür offen, sodass Hülkenberg durchstechen konnte. Das war schon sensationell und warf mal wieder die Frage auf, warum Hülkenberg immer noch kein Top-Cockpit hat. Nächstes Jahr wird es wirklich Zeit.

Doch der Mann und das Team des Rennens kamen von ganz hinten. Das Rennen entwickelte sich schnell zu einer Ausfallorgie. Perez, Maldonado, Vettel, Sutial, Vergne, Kyvatt, Bottas und Guitterez landeten auf der Liste der Ausgefallenen, was die Chancen für Caterham und Marussia deutlich erhöhte. Caterham lag zu Beginn des Rennes mit Kobayashi in einer aussichtsreichen Position. Der Japaner schaffte es, den Wagen auf P13 zu positionieren, weit vor beiden Marussia. Doch Jules Bianchi überraschte Kobayashi bei einem Überrundungsmanöver und quetschte sich in der Rasscasse innen vorbei, was eine Vorentscheidung sein sollte. Bianchi fuhr dann ein ruhiges Rennen und sein Marussia war immerhin schnell genug, dass er Grosjean im Lotus hinter sich halten konnte. Da vor ihm die Fahrer ausfielen, rutschte Bianchi schließlich auf P10 vor. Doch dummerweise schleppte er eine 5-Sekunden-Strafe mit sich rum, nachdem er am Start außerhalb seiner Startbox gestanden hatte. Da Grosjean hinter ihm nur drei Sekunden zurücklag, wäre Bianchi wieder auf P11 zurückgefallen. Unerwartete Hilfe bekam Bianchi dann von Räikkönen, der einen langsamer werdenden Magnussen in der Loewes-Kurve innen überholen wollte. Das ging dann nicht gut. Zwar konnten beide weiterfahren, aber Bianchi lag damit auf P8 und damit sicher in den Punkten. Wegen der 5-Sekunden-Strafe landete er am Ende auf P9, was der Freude bei Marussia aber keinen Abbruch tat.

F1_Race_Monaco_2014_-0000Damit erlangte Marussia die ersten WM-Punkte überhaupt und dürfte damit in diesem Jahr auch das Rennen um den so wichtigen Platz 10 in der WM für sich entschieden haben. Denn noch mal so ein Rennen dürfte es in der Saison wohl eher nicht geben. Für Caterham ist das eine sehr bittere Niederlage und passend dazu tauchten am Wochenende auch Meldungen auf, dass Tony Fernandes für die gesamte Caterham-Gruppe (Hersteller und Team) einen Käufer sucht. Fernandes hatte zu Beginn der Saison schon angekündigt, dass er das Team aufgeben würde, sollte sich der Erfolg nicht einstellen. Vielleicht hat Gene Haas ja Lust, den Laden zu kaufen.

Es war ein durchaus spannendes Rennen in Monaco, das vom Kampf an der Spitze lebte. Red Bull war in Monaco klar die Nummer zwei, aber weit davon entfernt, Mercedes richtig zu gefährlich zu werden. Allerdings konnte man sehen, dass der RB10 mit den beiden weichen Reifenmischungen auf die Distanz etwas besser klar kam. Ob das ein Trend ist oder ob es nur den besonderen Gegebenheiten in Monaco geschuldet war, werden die nächsten drei Rennen in Kanada, Österreich und England zeigen. Die WM ist jedoch zu diesem Zeitpunkt schon fast gelaufen. Alonso hat schon jetzt mehr als 60 Punkte Rückstand, bei Vettel sind es fast 80 Punkte. In der Team-WM hat Mercedes 141 Punkte Vorsprung und es müsste schon was dramatisches passieren, dass Mercedes den Titel noch verliert.

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