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Formel Eins: Vorschau GP von China 2014

von DonDahlmann
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Nach dem Spektakel von Bahrain fährt die Formel Eins auf einer Strecke, auf der man durchaus wieder ein spannendes Rennen erwarten könnte. Jedenfalls hinter den Mercedes.

chinaBevor es um das Rennen in China geht, ein paar Updates zu den News der Woche. Bekanntermaßen hat Stefano Domenicali das Handtuch geworfen (wir berichteten). Damit hat Ferrari aber ein kleines Problem, denn wer übernimmt nun die Verantwortung für die Entscheidungen an der Rennstrecke? Marco Mattiacci ist zwar auf dem Papier der neue Teamchef, hat aber nur wenig Erfahrung in Sachen Formel Eins. Luca di Montezemolo hat nun beschlossen, die Dinge teilweise selber in die Hand zu nehmen. Er wird, laut eigener Aussage in der italienischen Presse, vermehrt zu den Rennen fahren, was schon eher ungewöhnlich ist. Den technischen Teil (auch die Strategie) wird wohl Pat Fry übernehmen, was eine logische Entscheidung ist. Mattiacci wird aber bei allen Rennen an der Boxenmauer sitzen und im Laufe des Jahres mehr und mehr Verantwortung übernehmen. Denkbar ist aber auch, dass man Fry wie Eric Boullier bei McLaren behandelt, der offiziell ja „nur“ Racing Director ist, aber defacto die Entscheidungen an der Box trifft. Die Entscheidung von Montezemolo, wieder selber vermehrt an der Strecke zu sein, zeigt aber auch, wie tief die Einschnitte bei Ferrari werden. Das letze Mal, dass der Ferrari-Chef regelmäßig das Kommando übernommen hat, war nach der Entlassung von Cesare Fiorio 1992.

Die zweite große, aber eher erwartbare Nachricht der Woche war die Niederlage von Red Bull vor dem Berufungsgericht der FIA in Paris. Red Bull versuchte händeringend, mit teilweise abstrusen Argumenten zu belegen, dass der Flowsensor unzuverlässig sei und die eigene Schätzung deutlich besser. Man gestand sogar ein, dass die Umstellung auf den Schätzwert in Australien bis zu 4 Zehntel pro Runde gebracht hätte. Die Taktik wird vor allem im Nachhinein klar. Red Bull hat Daniel Ricciardo als „Versuchskaninchen“ genutzt, der Wagen von Vettel war regelkonform. Geht ja vielleicht gut, hat man sich gedacht. Auf der anderen Seite konnte man nichts gegen die Tatsache vorbringen, dass andere Teams mit dem Sensor keine Probleme hatten. Das Gericht hat die schriftliche Begründung für das Urteil zwar noch nicht vorgelegt, aber man kann schon mal vermuten, dass die Aussage auf „Regeln sind für alle da“ hinaus läuft. Überraschend war allerdings, dass Mercedes als eine Art „Nebenkläger“ vor Gericht auftrat und die Experten von Red Bull und Renault schwer in die Zange nahm. Man forderte sogar eine harte Bestrafung. Das dürfte eine Retourkutsche für letztes Jahr gewesen sein, als Red Bull als Kronzeuge gegen Mercedes in der „Pirelli-Testaffäre“ auftrat und ordentlich Druck machte.

F1_Rennen_Bahrain_2014_2014_00004Aber nun zum Rennen. Große Überraschungen an der Spitze sollte man auch in China nicht erwarten. Mercedes wird das Tempo vorgeben, auch wenn es in der Qualifikation etwas enger werden könnte. Mit enger ist allerdings „weniger als 0,5 Sekunden Vorsprung wäre eine Überraschung“ gemeint. Die Gemengelage hinter Mercedes ist unklar. Red Bull liegt die erste Hälfte der Strecke, nicht aber der zweite Teil mit der ellenlangen Geraden, wo man ordentlich Zeit verlieren wird. Williams könnte sich hier vor oder zwischen die Red Bull schieben, wenn sie denn mal eine ordentliche Quali hinbekommen. Force India ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, allerdings waren sie in den Qualis bisher auch nicht so gut. Die Stärke der Inder liegt in der Rennpace.

Interessant wird der Auftritt von Ferrari. So schlecht waren die Italiener in Malaysia nicht, die Strecke sollte dem F14T liegen, der vor allem in schnellen Kurven sein Potenzial gezeigt hat. McLaren sah in den letzten Rennen schwach aus und erlitt in Bahrain einen Doppelausfall. Auch wenn die Saison eh nur der Übergang zu Honda ist, dürfte Ron Dennis das alles nicht gefallen. Die halbe Sekunde, die man in Bahrain schneller sein sollte, vermissen die Beobachter immer noch. Viel sollte man sich von McLaren also nicht erwarten, sie werden am Ende der Top Ten sein.

Hinter McLaren klafft dann eine kleine Lücke zu Toro Rosso und Sauber. Vor allem die Schweizer haben noch Probleme. Das Auto ist zu schwer und das neue Chassis kommt erst in Spanien. Dazu kommt der offensichtlich nicht ganz so potente Motor von Ferrari, der das Team weiter einbremst. Für beide Teams gilt: Ankommen und hoffen, dass es vorne eine Ausfallorgie gibt.

Lotus wird sich vermutlich zu Toro Rosso und Sauber gesellen. Das Chassis machte in Bahrain immer noch den Eindruck, als sei es eine größere Baustelle. Auffallend waren vor allem ein zickiges Übersteuern und Probleme mit der Bremsbalance. Es wird kein leichtes Rennen für Lotus, die aber immerhin nun auch die neue Ausbaustufe des Motors von Renault bekommen, die ca. 30 PS mehr bringen wird.

Bleiben die Kellerkinder der Serie, Marussia und Caterham. Der Caterham macht keinen so schlechten Eindruck, das Team plagen aber technische Probleme, die immer wieder zu Ausfällen führen. Marussia wiederum hat gerade eine noch unklarere Finanzlage als eh schon und das Problem, dass man insgesamt weiter zu langsam ist. Updates fürs Auto wird es im Gegensatz zu Caterham erst einmal nicht geben.

Strategie:

Pirelli bringt Medium/Soft mit, was nicht sehr überraschend ist. Die „Soft“ sind in diesem Jahr etwas härter geworden und halten mehr aus. Allerdings werden sie in den schnellen Passagen auch ordentlich belastet. Es trifft da vor allem den linken Vorderreifen, dessen Temperatur man kritisch verfolgen wird. Mit einem Vollgasanteil von 65 % werden die Motoren moderat belastet. Die 1,2 Kilometer Volllast auf der langen Geraden sollten den Motoren nichts ausmachen, sie bekommen genug Luft und es soll zudem am Wochenende recht kühl sein. (Mehr zu Strecke hier).

In Sachen Strategie wird man schauen müssen, wie groß der Abstand zwischen beiden Reifensorten ist und vor allem, wie sich dieser Abstand über das Wochenende entwickeln wird. In Bahrain waren die „Soft“ zunächst rund 1,2 Sekunden schneller, am Sonntag war der Unterschied kaum messbar. Das lag vermutlich daran, dass sich während des Rennens eine Gummischicht auf der Ideallinie aufbaute, die positiv für die Fahrzeuge war. Das Phänomen kennt man aber auch in China, wo es vor zwei Jahren mal eine ähnliche Entwicklung gab.

Bleibt also die Frage: Zwei Stopps oder mehr? Zwei Stopps waren im letzten Jahr der Schlüssel zum Erfolg und das sollte auch dieses Jahr so sein. Die Verteilung der Stopps wird eher konservativ sein und es wird einen längeren Mittelstint geben, weil man am Ende nicht auf abgefahrenen Reifen unterwegs sein möchte. Aber dieses Jahr scheint wieder im Zeichen des „Undercut“ zu stehen. Neue Reifen bringen initial rund 1 bis 1,3 Sekunden pro Runde, dazu kommt die langsamere Outlap, wenn der Konkurrent auf „Medium“ wechselt. Man kann mit zwei früheren Stopps also jede Menge Positionen gutmachen, läuft aber Gefahr, am Ende unter Druck zu geraten.

Das Wetter:
Die Vorhersagen sehen eine Regenwahrscheinlichkeit von 10 %, aber auch in China ist es April, und da ändert sich das Wetter bekanntermaßen schnell.

Übertragung:
Wie immer früh. Quali ist um 08:00 Uhr, Rennen um 09:00 Uhr. Alle Zeiten gibt es im TV-Kalender.

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1 Kommentare

nona 17 April, 2014 - 18:08

Na so abstrus ist es ja nun nicht, die Unzuverlässigkeit des Sensors argumentativ belegen zu wollen. Der FIA-Sensor IST unzuverlässig bzw. ungenau, und das war auch schon Monate vor dem ersten Rennen bekannt, wie auch absehbar war dass das relativ bald zu Reibereien führen würde. Da hat es ja durchaus vorher schon rumort und Unmut bei einigen Teams gegeben. Aber entweder es fahren eben alle mit dem gleichen vorgeschriebenen Teil, egal wie ungenau es ist, oder es liegt ein Bruch des Reglements vor. Zu argumentieren „unser Teil ist besser, deswegen gilt die Regel für uns nicht“ funktioniert natürlich nicht, erst recht nicht wenn man dadurch mehr Leistung rausholt als das Reglement es prinzipiell hergibt.

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