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Formel Eins: Testwoche Jerez 2013

von DonDahlmann
6 Kommentare

Die erste Testwoche der Formel Eins in Jerez ist rum. Einige Teams hatten so ihre Probleme, anderen schienen direkt sehr schnell zu sein.

Red Bull RB9Um es gleich zu sagen: Für eine gründliche Analyse der Zeiten ist es zu früh. Zum einen war man mehr oder weniger mit Testautos unterwegs. Es fehlte die aktuelle Aerodynamik, vor allem im Heckbereich. Viele Teams beließen es bei mechanischen Testfahrten, also der Erprobung, ob alles hält, funktioniert, nicht zu heiß wird usw. Literweise wurde „FlowWiz“ auf Autos aufgetragen, daneben checkte man, wie lange man braucht, bis der Tank leer ist und was die Reifen so sagen. Für aussagekräftige Reifentests war es aber etwas zu kühl. Zudem fehlt bei allen Teams natürlich die Info, wie viel Sprit im Tank war und welche Reifen man fuhr. Aber ein paar Kleinigkeiten kann man schon sehen.

Alle Top-Teams scheinen innerhalb der Woche das Arbeitsfenster für ihre Wagen gefunden zu haben. Die Bestzeiten kann man allesamt vergessen, weil man langsamer war, als im letzten Jahr und da war Rosberg der Schnellste. Aber die Zeiten lagen alle relativ dicht beieinander, was ein Zeichen dafür ist, dass man ähnliche Programme gefahren ist. Williams muss man rausnehmen, die waren mit dem alten Auto unterwegs. Am Freitag lagen bis auf Williams, Caterham und Marussia alle innerhalb einer Sekunde. Ferrari war zwar nicht dabei, da saß aber auch de la Rosa im Auto. Massa hat aber insgesamt die schnellste Zeit des Tests gefahren (Donnerstag). Die lag dann noch hinter der Zeit von Rosberg aus dem letzten Jahr und man darf nicht vergessen, dass die Wagen über das letzte Jahr gut sieben Zehntel gefunden haben und die neuen Pirelli ebenfalls einiges an Zeit bringen. Mit anderen Worten: Alle mauern, wo sie können.

Mercedes hatte zwei Tage Ausfall. Erst hatte man einen Kabelbrand, dann streikte bei Hamilton die Hydraulik, was bei 260 km/h auch eher unschön war. Danach lief dafür um so besser und man konnte Longruns fahren. Die Zeiten waren gut, der Wagen scheint schnell zu sein. Aber, aber… auch wenn man vorsichtig sein muss, weil die Vergleichsmodelle von anderen Teams fehlen, und weil man noch nicht einschätzen kann, wie die neuen Pirellis auf die Dauer nachgeben, der Drop-Off bei den Zeiten war zumindest beachtenswert. Ich habe mal zwei halbwegs vergleichsweise Longruns von Rosberg und Massa raus gepickt. Beide waren am Donnerstag unterwegs, als man kurze Stints mit offenbar mittelschweren Autos fuhr.

Rosberg:
19.5, 20.3, 21.0, 21.7, 21.9, 22.5, 22.7, 23.0, 22.6, 22.7, 22.5,

Massa
19.6, 20.3, 21.0, 23.5, 21.5, 21.7, 21.9, 21.5, 21.7, 22.2, 22.1

Die eine Abkühlrunde von Massa verzerrt das Bild etwas, aber auch in anderen Stints ist mir aufgefallen, dass der Mercedes in der Mitte des Stints schnell an Zeit verliert, sich dann aber wieder fängt. Bei den Volltanktests am Freitag sah das etwas freundlicher aus, da war aber Hamilton unterwegs und man testete offenbar die harte Mischung. Der Fortschritt zu 2012 ist zumindest zu erahnen. Sorgen muss man sich da sowieso noch nicht machen, weil das auch eine reine Abstimmungssache sein kann. Das Team lernt ja noch.

Bei Ferrari war auch nicht alles in Butter. Der F138 bockte zunächst ein wenig, Massa beklagte Überhitzungsprobleme. Am Freitag brannte es kurz unter der Haube, was aber keinen schweren Schaden hinterließ. Aufgrund der sehr engen Airbox-Verkleidung und der noch mal kleiner gewordenen Seitenkästen muss das nicht wundern. Abluft lässt sich normalerweise auch recht schnell schaffen. Auch der Ferrari scheint auf Anhieb schnell zu sein.

Red Bull ließ sich nicht in die Karten schauen. Man fuhr sehr viele kurze Stints, bei den längeren blieb man in den Zeiten sehr konstant. So konstant, dass es sich vermutlich um Verschleißtests gehandelt hat.

McLaren war immer fleißig und hatte wenig Probleme. Einmal streikte eine Benzinpumpe, mehr war nicht. Der Wagen scheint ebenfalls auf Anhieb schnell zu sein, man fuhr längere Stints mit einem vermutlich vollgetanktem Auto. Dabei fiel mir auf, dass sich der Drop-Off sehr im Rahmen hielt. Entweder die sind wirklich so gut mit einem schweren Auto oder es war, wie bei Red Bull, ein reiner Reifenverschleißtest bei konstantem, aber nicht hohem Tempo. Die echten Longruns fuhr McLaren, wie fast alle, am Freitag, aber da war Perez im Auto und es gibt keine Vergleichswerte zwischen Button und dem Mexikaner, weswegen es schwer ist, da etwas Genaues zu sagen, vor allem auch gegenüber den anderen Teams.

Lotus schob den E21 aus der Box und war sofort schnell und konstant. Kaum Probleme, dreimal die schnellste Zeit des Tages. Die Longruns sahen ebenfalls vielversprechend aus, mit ein paar Ausreißern nach oben. Kann daran gelegen haben, dass man versucht das Problem aus dem letzten Jahr in den Griff zu bekommen. 2012 litt man darunter, dass man auf angefahrenen Reifen nicht schnell genug war.

Force India und Sauber waren ebenfalls gut dabei, aber hier muss man vorsichtig sein. Beide Teams haben in den letzten Jahren bei den Tests meist weniger Sprit im Tank gehabt, die Überraschung kam dann in den ersten Rennen. Die Longruns beider Teams sahen aber sehr konstant aus, mit wenig Drop-Off. Aber wieder: Wenn man leichter unterwegs ist, reduziert sich logischerweise auch der Drop-Off. Besser läuft es auf jeden Fall für Toro Rosso, die sehr schnell unterwegs waren. Auch hier: Kann an der Spritmenge liegen, aber im letzten Jahr fehlten Toro Rosso zunächst rund 2 Sekunden. Das ist definitiv weniger geworden.

Caterham und Marussia hatten so ihre Probleme. Im Schnitt fehlten dem Caterham rund drei Sekunden, was der Abstand aus dem letzten Jahr ist. Bedeutet: Man ist schneller geworden, aber die anderen halt auch. Es gab in Jerez kein Anzeichen dafür, dass einer der Fahrer mal die 1.20er Barriere durchbrechen könnte, was immerhin ein Lebenszeichen wäre.

Marussia hatte mit kleinen technischen Problemen und zwei unerfahrenen Fahrern zu kämpfen. Da man das erste Mal KERS im Auto hat, wurde damit auch viel rumexperimentiert. So was dauert bekanntlich, echte Zeiten wird man wohl erst in Barcelona sehen. Immerhin sprang mal eine 1.21.2min raus, was nicht schlecht ist.

Nächste Woche pausiert man, ab dem 19.02 gehen die Tests in Barcelona los. Und da trennt sich dann Spreu vom Weizen, vor allem sind die Analysen dann etwas schärfer, weil ich Vergleichsdatenmaterial aus dem Vorjahr habe.

Red Bull RB9Formel Eins Test Jerez 2013
Formel Eins Test Jerez 2013

Bilder: Ferrari, McLaren F1, Mercedes AMG F1, Marussia, CaterhamF1, SauberF1, Red Bull/Gepa, Toro Rosso/Gepa, LotusF1

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6 Kommentare

toba 9 Februar, 2013 - 00:47

Danke für die ausführliche Analyse.

Hast du eine Idee, was Ferrari da mit der komischen Flosse vor hat? Sieht etwas merkwürdig aus…

Deutscher Auto Blogger Digest vom 08.02.2013 › "Auto .. geil" 9 Februar, 2013 - 04:47

[…] RacingblogFormel Eins: Testwoche Jerez 2013Die erste Testwoche der Formel Eins in Jerez ist rum. Einige Teams hatten so ihre Probleme, anderen schienen di… […]

DonDahlmann 9 Februar, 2013 - 10:22

Welche Flosse meinst du? Die auf der Airbox? Das ist ein Messgerät, das fahren die bei jedem Test.

toba 9 Februar, 2013 - 11:53

@ DonDahlmann: Ja, die mein ich. Hab ich noch nie gesehen, und deswegen war ich etwas überrascht. Hat das nicht aerodynamische Auswirkungen?

Paytv h3 13 Februar, 2013 - 19:55

@toba: Solche Messelemente haben wir in den letzten Jahren nicht nur im Rahmen der Tests gehabt, sondern auch in den Freien Trainings. Krassestes Beispiel dafür der „Rechen“am Diffusor, der letztes Jahr zum ersten Mal bei McLaren gesichtet wurde. Natürlich ist das dann airodynamisch etwas verzerrt, was man damit will kann man von außen allerdings schwer beurteilen, weil es immer ein anderer Bereich ist indem die Teams herumexperimentieren.

toba 13 Februar, 2013 - 22:49

@ Paytv h3: Danke für die Antwort. Abgesehen von der Diffusor-Geschichte ist mir das bisher noch nie aufgefallen.

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