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WEC: Vorschau Fuji

von Flo aus N
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Nach dem Rennen der Formel 1 steht nun binnen 1 Woche das 2. große Internationale Rennen der FIA in Japan auf dem Programm: Die WEC geht in die vorletzte Runde und die Frage ist, ob es Toyota schafft einen Heimsieg zu landen

Wie begeisterungsfähig die Japaner sein können, kennt man ja aus der Super GT und der Formel Nippon, was aber letzte Woche in Suzuka abging, als Kamui den 3. Platz erreichen konnte war schlicht und ergreifend atemberaubend. Eine solche Freude und eine solche Stimmung sieht man selten. Das Japan und insbesondere seine Einwohner also sehr motorsportbegeistert sind, konnte man z.b auch die letzten Jahre sehen, als die IndyCar auf der Strecke von Honda, dem Twin Ring Motegi ihre Rennen austrug und dabei immer eine volle Hütte aufweißen konnte – was die IndyCars, ihrer Tradition folgend natürlich dazu ausnutzten um nach China zu gehen und dort zum einen das berüchtigte und sehr erfolgreiche und sehr lange 600 Meilen-Rennen von Qingdao auszutragen. Nun aber genug der Seitenhiebe und zurück zum Kern des ganzen: Dem WEC-Lauf in Fuji. Hoffentlich schwabt hier die Welle der Begeisterung auch an den Fuß des berühmten Berges wo der 7. Lauf zur WEC ausgetragen wird.

Fans und Freunde der Super GT und Formula Nippen dürften die Strecke gut kennen, immerhin ist man hier bis zu 4 mal am Start (2 mal Super GT, 1 mal F. Nippon sowie den gemeinsamen JAF Grand Prix). Alle anderen bekommen aber trotzdem eine kleine Unterweißung in Sachen Streckenkunde aus der diesjährigen Vorschau von Yankee zum 2. Lauf der Super GT:

Der Fuji Speedway ist durch die Formel 1 in den 70er Jahren, insbesondere aber durch die beiden Grand Prix’ in den Jahren 2007 und 2008, bekannt. Der Kurs wurde extra für die Rückkehr der Königsklasse von Hermann Tielke umgebaut und an die Sicherheitsstandards angepasst. Im Gegensatz zu anderen Strecken, hat er die Strecke mit der längsten Geraden im kompletten Super-GT-Kalender aber nicht „vertielkt“, wenn auch die Abstinenz einiger Kiesbetten sowie die nahezu fast vollständige Eliminierung des „Bankings“ in einigen Bereichen der Strecke sehr bedauerlich ist. Der Kurs selbst liegt in der Shizuoka-Präfektur direkt am Fuße des Fuji-san, sprich man hat nicht nur von der Rennstrecke einen malerischen Blick auf das wohl bekannteste Wahrzeichen des Landes. Die Strecke hat nach der Neueröffnung im Jahr 2005 eine Gesamtlänge von 4.563 km und insgesamt 16 Kurven, wobei nicht alle einen Namen tragen. Nicht nur aufgrund der langen Start- und Zielgeraden (1,5km), die insbesondere den Lexus-Fahrzeugen zu gute kommt, gilt der Kurs als flink, beinhaltet zum Ende hin aber dennoch einige technisch anspruchsvolle mittelschnelle sowie langsame Kurven. Die Super GT fährt die auch von der F1 genutzten Variante, sprich mit der S-Kurve nach der Dunlop-Kurve und somit nicht die GT-Variante, die die Kurven 10 und 11 auslassen würde. Im folgenden eine Onboard-Runde mit André Lotterer aus dem Jahr 2009


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Will man hier also ganz vorne zu sein, benötigt man aufgrund der sehr langen Gerade von über 1500 Metern sowie der Geraden nach der Hairpin ein Auto mit sehr wenig Luftwiderstand und einem guten Topspeed. Abtrieb schadet zwar in der langen und schnellen Rechtskurve in einem LMP sicher nicht, aber da die Kurve so lang ist, wird man im Rennen hier kaum ohne Verkehr durchkommen, wodurch Abtrieb nicht ganz so wichtig ist, zumal die Kurven im letzten Teil meistens recht langsam sind und kaum eine schneller ist. Dazu braucht man neben dem Topspeed ein Auto, welches viel Traktion aus den engen Ecken mitbringt, da in Fuji sowohl im hinteren Teil, als auch nach Turn 1 und der Hairpin aus sehr engen und langsamen Ecken herausbeschleunigt wird, was somit die Hybriden von Audi und Toyota natürlich stark bevorteilt. Dies hat zur Folge, dass die Autos von Oak, Rebellion und HPD kaum Chancen haben dürften. Im Kampf zwischen Audi und Toyota dürfte der Audi aber einen leichten Vorteil aufgrund des besseren Topspeeds haben, denn Toyota fährt seit Silverstone mit der bekannten Erweiterung des hinteren Heckflügels, welche zwar einiges an zusätzlichen Abtrieb bringt, aber auch zu einem Verlust an Topspeed.

War man in Le Man noch permanent gute 5-10 kmh schneller, so hat sich das nun umgekehrt und man verlor in Sao Paulo und Bahrain immer gute 5-6 kmh auf die Audis, welche ein leicht besseres Verhältnis von Downforce to Drag besitzen und somit den gleichen Abtrieb bei weniger Drag erzeugen. Was ich aber nicht verstehen kann, ist das man bei Toyota auch in Fuji mit dem High Downforce Paket antritt, da man den zusätzlichen Abtrieb wohl kaum in Rundenzeit umsetzen kann, während ein Mangel an Topspeed gerade auf der langen Gerade von erheblichem Nachteil sein kann. Toyota wird also über den Reifenverschleiß und vor allem über ihr Hybrid-System kommen müssen, wobei beides Dinge sind, welche sich hier wohl nicht so stark wie in Bahrain auswirken werden. So darf man zwar das Hybrid System jedesmal aus einer langsamen Kurve heraus einsetzen, wo die Geschwindigkeiten jeweils unter 120 kmh liegen, allerdings auch nur 4 mal pro Runde. Dies wären Turn 1, die Hairpin, Turn 10 nach der Tilke-Gedächtnisschikane und die letzte Kurve auf die Gerade raus. Obowhl hier Toyota einen Vorteil hat, sehe ich den Vorteil des höheren Topspeeds bei den Audis hier als gravierender an, was zur Folge hat, dass die beiden etron hier wohl leicht die Nase vorn haben dürften. Allerdings hoffe ich, dass Toyota mit Hilfe von Kazuki Nakajima nicht wieder ein Defekt wie in Bahrain ereilt und sie für ein möglichst knappes Rennen sorgen, denn das haben sich die japanischen Fans und Zuschauer mehr als verdient.

Mit zu einer hoffentlich guten Stimmung und vollen Rängen trägt neben Toyota und Andre Lotterer sicher auch Takuma Sato bei. Der IndyCar Pilot, welcher heuer noch Gaststarts in der F. Nippon absolvierte feiert am Samstag seine Premiere im Sportwagensport. Das interesant dabei ist aber der Wagen, welcher von Takuma Sato pilotiert wird: Ein Oak-Pescarolo mit einem Motor von HPD! Ja richtig gelessen, dem selben Motor, welcher in den HPD-Chassis von JRM und Strakka eingebaut ist. Gleichzeitig feiert Oak damit sein Comeback in der LMP1, denn nach Le Mans als man sich von Judd und deren 3,4l V8 trennte war man lange auf der Suche nach einem besseren und leistungssträrkeren Motor, was in der LMP1 momentan alles andere als einfach ist. Prinzipiell gibt es den 3,4l V8 von Judd, welcher zwar relativ günstig ist, aber über zu wenig Leistung, einen hohen Verbrauch und sehr starke Vibrationen verfügt und somit gegen die HPD oder Rebellion chancenlos ist.

Als 2. Wahl gäbe es den Toyota-Motor, welcher auch von Rebellion eingesetzt wird und auf dem 3,4l V8 aus der Super GT basiert. Dieser verfügt über ein gutes Drehmoment und die höchste Leistung bei den privaten Motoren, ist aber auch sehr teuer. Da eine Summe von knapp über 1. Mio Euro selbst für Oak kaum zu bezahlen ist, blieb nur noch die 3. Möglichkeit über: Der 3,4l V8 von HPD. Dieser verfügt über ordentlich Leistung und ist nicht ganz so teuer wie der Toyota, mit knapp 800.000 € bzw. $ aber auch noch alles andere als billig. Der Judd liegt angeblich bei knapp der Hälfte (alle Preise stammen von Mike Fuller), wodurch es schwer war eine schnelle Entscheidung zu treffen. Bis dann die Verträge unterschrieben, der Motor eingebaut und gestestet wurde dauerte es also seine Zeit. Man darf auf das Debut dieser Kombination echt gespannt sein, denn immerhin kann das Nick Wirth gehörig unter Zugzwang setzen, sollte der Oak auf Anhieb eine ähnliche Performance wie sein Chassis hinlegen, denn die Motoren sind hier nun identisch.

In der LMP2 ergibt sich ein ähnliches Anforderungsprofil wie in der LMP1: gefragt sind ein Auto mit gutem Topspeed und viel Drehmoment aus den langsamen Ecken heraus. Die Fraktion der Judd- bzw. Lotus betriebenen Boliden darf sich hier also gleich mal setzen, denn so kann man zwar ersteres noch einigermaßen erfüllen, aber beim zweiten, dem Drehmoment siehts da dann ganz duster aus. Daher werden wieder die Wagen mit einem Chassis von Oreca und einem 4,5l V8 von Nissan vorne um das Podest kämpfen. Hier wird es wohl wieder einen sehr engen Kampf der Wagen von Oak, ADR-Delta, Greaves und Signatech geben und gewöhnlich wird das Rennen bis zum Ende spannend bleiben. Dazu werden auch die Sieger von Bahrain, Pecom Racing und Starworks als einzige Vertreter von HPD mit um den Sieg kämpfen wollen. Von den Erfolgen her drüfte Starkworks leicht die Nase vorne haben, immerhin hat man Sebring, Spa, Le Mans, Silverstone und Sao Paulo in der Klasse gewonnen, was ansich schon eine echte Hausnummer ist! Die Frage ist aber, ob der HPD in Sachen Topspeed an die Oreca-Nissan heranreicht, wobei man hier wohl ein kleines Defizit haben dürfte was bei dieser engen Klasse kaum zu kompensieren sein dürfte.

In der GTE-Pro dürfte es wohl einen Zweikampf zwischen Ferrari und Aston Martin geben, wobei hier wohl der Aston Martin zum ersten Male die Serie von Ferrari brechen könnte um dem „Italienischen Exportprodukt“ ein Schnippchen schlagen könnte. Grund sind zum einen die diversen Erleichterungen des Wagens, (größerer Restriktor, deutlich weniger Gewicht, besserer Heckflügel) sowie die Tatsache, dass hier vor allem der Heckflügel des Vantage GT3 und der größere Air Restriktor auf der langen Start/Ziel Geraden sehr stark zur Geltung kommen werden. So hatte man schon bei den verbleibenden Läufen von Sau Paulo und Silverstone einen leichten Vorteil beim Topseepd, welcher sich hier noch deutlich stärker zeigen dürfte. Dazu kommt, dass man dem Ferrari F458 mit eine seiner stärksten Waffe genommen hat, den Verbrauch. So war man bisher in der Lage ein Rennen mit 4 Stopps zu beenden und auf den 5. und kurzen Stopp zu verzichten. Allerdings hat man dem Wagen den Tank um 5 Liter verkleinert, womit man nun hier wieder Gleichstand zwischen dem Ferrari und dem Aston Martin hergestellt hat. Der Porsche von Felbermayer-Proton dürfte hier aber einen schweren Stand haben, da man zwar viel Traktion hat, aber in den schnellen Ecken und vor allem auf der Geraden keine Chance gegen die Konkurrenz hat. Mehr als Platz 3 dürfte somit am Ende kaum möglich sein, sofern die anderen Teams keine Fehler machen.

Etwas besser dürfte es aber in der GTE-Am aussehen, denn in Le Mans mit ähnlich langen Geraden war das Auto auf den Geraden sehr flott und hatte einen besseren Topspeed als die 2012er Version des 911, da man (noch) nicht über die Verbreiterungen von den Radkästen sowie der geänderten Luftführung verfügt, was zwar weniger mechanischen Grip und weniger Abtrieb zur Folge hat, aber auch mehr Topspeed, was hier eben wichtig ist. Außerdem hat man in Sao Paulo und Bahrain jeweils ein perfekts Rennen abgeliefert, was dazu führt dass sich Christian Ried, Pauolo Ruberti und Gianluca Roda den Sieg vor den anderen Wagen von Krohn bzw. Labre sichern konnten. Diese dürften auch auch wieder die stärksten Gegner sein, da die Corvette von Labre dank ihres 5,5L V8 über ordentlich Leistung verfügt und der F458 sowieso immer schnell ist bzw. es bisher kaum vorgekommen ist, dass ein Ferrari F458 langsam war.

Das Rennen dürfte vor allem für jene Zuseher intersant sein, welche sich von Bernies Verlegung der Startzeiten der F1 Rennen von Melbourne und Japan enttäuscht fühlen, denn hier muss man seit ein paar Jahren nicht mehr um 4 Uhr morgends aufstehen um das Rennen zu sehen, sondern erst um 7 oder 8 Uhr. Das ist aber hier anders, denn der Lauf startet um 4 Uhr in der Nacht und endet um 10 Uhr am Vormittags.

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