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Formel Eins: Analyse Monza 2011

von DonDahlmann
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Das letzte Rennen in Europa war in Sachen Spannung an der Spitze eher mau. Dafür sorgte Michael Schumacher für ordentlich Unterhaltung. Und Alonso überraschte auch.

Das Red Bull die Pole in Monza holen konnte, obwohl Vettel bei der Messung der Höchstgeschwindigkeit trotz komplett flach gestellten Flügel ganz am Ende lag, war schon eine große Überraschung. Jenson Button rätselte nach der Quali, wie man 4 bis 5 Zehntel Vorsprung in einem Sektor rausfahren kann, in dem es nur die Ascari, zwei Geraden und die Parabolica gibt. Aber genau in der Parabolica, bzw. der Anfahrt, scheint das Geheimnis von Red Bull zu liegen. Der RB 7 scheint selbst dann mehr Abtrieb zu haben, wenn man ihm den Heckflügel abmontiert. Erstaunlicherweise hatte niemand eine echte Chance gegen Vettel, auch wenn die McLaren im ersten Teil des Rennens etwas gehandicapt waren. Auch Ferrari konnte nicht die prognostizierte Form finden. Nur Mercedes war richtig gut drauf. Das wird aber wohl eine Eintagsfliege bleiben. Dennoch begeisterte Schumacher mit einem tollen Rennen.

Der Start lief weder für Vettel, noch für Hamilton richtig gut. Obwohl der Brite einen Tick besser wegkam und die Innenseite hatte, kam er doch nicht als Erster aus der Schikane, da Alonso hinter ihm einen sensationellen Start hatte und sich innen neben Hamilton setzen konnte. Das war schon erstaunlich, der Jubel der Tifosi dementsprechen. Hinten kegelte Liuzzi dann Rosberg und Petrov aus dem Rennen, als über das Gras angesegelt kam. Pech für Rosberg, dessen Idee auf harten Reifen zu starten, interessant geworden wäre. Aber angesichts des Tempos vorne, hätte es ihn vermutlich auch nicht weiter gebracht, als P5 oder P6.

Vettel sortierte sich nach der SC-Phase erst einmal und erlebte einen sehr guten Restart, da er an Alonso dran bleiben könnte. Dennoch dachte ich, dass der Ferrari auf der Geraden einen so deutlichen Vorteil haben würde, dass es ein zähes Rennen für Vettel werden würde. Tatsächlich schnappte sich der Deutsche den Ferrari aber recht flott, da er aus der ersten Schikane einfach besser raus kam. Alonso machte die Strecke zwar dicht, aber Vettel ging sogar mit zwei Reifen auf dem Gras am Ferrari vorbei. Danach segelte der Red Bull relativ ungefährdet zum Sieg. Die einzigen ernsthaften Konkurrenten steckten nämlich fest.

Für McLaren hätte das Rennen kaum schlechter starten können. Hamilton fiel hinter Alonso zurück und musste auch noch Schumacher vorbei lassen. Button hatte einen schlechten Start und fiel ein gutes Stück zurück. Besser wäre es gewesen, wenn Hamilton direkt hinter Vettel gehangen hätte, denn der Speed des McLaren im Rennen, und vor allem auf den harten Reifen, reichte um Red Bull unter Druck zu setzen. Man war allerdings auch nicht wirklich viel schneller, aber ein direktes Duell wäre sicher interessant gewesen.

So hing Hamilton hinter Schumacher und die beiden lieferten sich ein beinhartes Duell, bei dem man mehr als einmal den Atem anhalten musste. Normalerweise hätte Hamilton völlig problemlos an Schumacher vorbei gehen müssen, aber in Monza gelten halt etwas andere Regeln. Denn hier war der Mercedes sehr schnell, was auch daran liegt, dass es halt nur wenig rechts oder links rum geht. Der MGP02 verschleißt die Hinterreifen zu schnell, das fällt dann auch Strecken wie Monza nicht weiter auf. Dazu kam, dass das Getriebe von Hamilton zu knapp übersetzt war. Er kam auf den Geraden einfach in den Begrenzer. Und Schumacher war auf der Geraden schneller, als Hamilton mit DRS und KERS. Daher entwickelte sich dieses sehr schöne Duelle, von dem Hamilton nach dem Rennen sagte, er habe es sehr genossen.

Es zeigte auch, dass Schumacher im Rennen weiter an der Weltspitze mitfährt. Seine Quali-Leistungen haben sich in den letzten Rennen auch verbessert, was für das nächste Jahr hoffen lässt. Wenn es denn Ross Brawn gelingt, einen vernünftigen Wagen zu bauen. Das am Ende nur P5 für Schumacher raus kam, war schon fast etwas wenig. Er hätte mehr verdient.

Das Duell erlaubte dem schlecht gestarteten Jenson Button aufzuholen. Nachdem Webber und Massa sich in der Schikane deutlich zu nahe kamen, lag Button schon wieder auf P5. Er fuhr die Lücke zu Hamilton dann schnell wieder zu und profitierte davon, dass sein Getriebe offenbar etwas länger übersetzt war. Nachdem er beide Streithähne hinter sich gelassen hatte, machte er sich auf die Jagd nach Alonso. Ich war überrascht, wie schnell Button aufholte und wie wenig Chancen Alonso hatte, als Button vorbei ging. Für einen Moment konnte man dann noch hoffen, dass Button noch an Vettel ranfahren würde, aber da hatte er keine Chance. Interessant wäre es vielleicht noch geworden, wenn das SC noch mal raus gemusst hätte.

Buttons Rennen ging angesichts der Demo-Fahrt von Vettel und dem Kampf zwischen Hamilton und Schumacher etwas unter. Aber man sollte nicht vergessen, dass es ihm erneut gelungen ist, Hamilton zu schlagen. Und er nun in der WM 9 Punkte vor seinem Teamkollegen liegt. Wer hätte das gedacht?

Hinter den Topteams gab es in diesem Rennen ein paar Überraschungen. Nachdem Liuzzi mit seinem Unfall das Mittelfeld durchgewürfelt hatte, fanden sich zweitweise die Lotus auf P12 wieder und auch die Virgin tauchten weiter vorne auf, als man das gewöhnt ist. Die Pace zwischen Toro Rosso, Williams, Force India und Sauber war sehr ähnlich. Sergio Perez lag lange um P6 rum, dann versagte die Technik. Kobayashi fiel ebenso wie Sutil aus. Damit war der Weg eigentlich für Williams frei und Maldonado lag auch lange in den Top 10. Doch dann zeigte sich, mal wieder, dass Maldonado der Speed im Rennen fehlt. Er wurde von beiden Toro Rosso geschnappt und landete am Ende nur auf P11. Nur 15 Sekunden vor Barrichello, der in den Startnfall verwickelt war und fast eine Runde verloren hatte. Williams, die am Wochenende gut sortiert waren, hätte Punkte machen müssen, aber der Fahrer war trotz guter Ausgangsposition dazu nicht in der Lage.

Deutlich besser als erwartet war dagegen Bruno Senna unterwegs. Ich habe sein Talent bisher für begrenzt gehalten, weil er weder in der britischen F3 noch in der GP2 trotz gutem Material wirklich etwas zeigen konnte. Vermutlich wird er auch nie ein Top 5 Fahrer, aber zumindest in Monza zeigte er, dass er doch etwas kann. Das er Q3 schaffte, war schon mal die erste Überraschung. Dass er den Fehler seines Teams, direkt nach dem Unfall zu früh den Boxenstopp zu setzen, dann noch wettmachte, durchs ganze Feld fuhr und am Ende sogar fast auf P8 gelandet ist, war schon durchaus beeindruckend. Und wird Eric Boullier beruhigen, der nach der Entlassung von Heidfeld schwer in der Kritik stand.

Weiterhin erwähnenswert:

– Vettel hat in der WM 112 Punkte Vorsprung auf Alonso. 150 Punkte gibt es noch maximal zu holen. Und das Red Bull auf den beiden Strecken gewonnen hat, die nominell nicht zum Wagen passen, dürfte den anderen Teams nicht gefallen. Mit Suzuka, Korea und vermutlich Indien kommen mindestens noch drei Strecken, auf denen der RB7 unschlagbar ist.

– Paul die Resta. Schon wieder in den Punkten, schon wieder ein unauffälliges, aber fehlerloses Rennen. Es ist ja seine Debütsaison, aber da scheint einer zu sein, der mehr kann.

– Jamie Alguersuari. Wie immer hatte er eine miese Quali, dafür ein sehr gutes Rennen mit P7. Buemi kam auch in die Punkte, aber er scheint im Moment nicht so stark zu sein, wie der Spanier. Ich tippe, dass Alguersuari das Ticket für das nächste Jahr gelöst hat.

– Lotus. Schon in der Quali fehlten nur noch Zehntel in Richtung Q2. Im Rennen erreichte man, auch dank der vielen Ausfälle, P13 und P14. Schönes Ergebnis.

– DRS spielte keine große Rolle. Die Flügel waren eh so flach, dass man schnell genug war.

– Das war dass letzte Europa-Rennen. Singapur hat allerdings noch angenehme TV-Zeiten, danach wird es mit Japan und Korea eher unangenehm.

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