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Formel Eins: Quali-Analyse GP Malaysia 2011

von DonDahlmann
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Wenn es geregnet hätte, dann wäre der Text wohl nicht entstanden. Aber so hatte die Formel Eins endlich ihren ersten richtigen Vergleichstest auf einer Standard-Strecke.

Überraschend ist das Ergebnis nicht, wenn man sich nur die Positionen auf dem Papier anschaut. Doch ein Blick auf die Zeiten verrät das ganze Glück und Elend der Top 5 Teams. Das Vettel es so schwer haben würde den RB7 auf Pole zu stellen, war über das Wochenende nicht zu erahnen. Zwar war McLaren in allen freien Sessions durchaus auf Augenhöhe mit den Red Bull, doch die hatten immer einen relativ schwachen zweiten Sektor. Und genau dort ist der Bereich mit den schnellen Passagen, bei dem sich die Tankfüllung besonders bemerkbar macht. Die Vermutung war, dass die Bullen ihre schnellen Zeiten immer noch mit jede Menge Sprit im Tank gefahren haben. Das stimmte wohl auch, doch am Ende kam raus, dass McLaren genauso gepokert hatte. Hamilton und Vettel waren quasi gleich schnell.

Die Zehntelsekunde, die Vettel dem McLaren abgenommen hat, ist nicht der Rede wert. Der Abstand zwischen beiden Teams ist derartig gering, dass er zumindest auf einer schnellen Runde und bei diesen Temperaturen nicht messbar ist. Wie das auf den Long Runs aussieht, wird man sich morgen anschauen lassen. In den Trainings schauten die Red Bull etwas besser aus, wenn man sich die Menge der Runden anschaut, in denen sie konstant unterwegs waren. McLaren konnte eine gewisse Zeit mithalten, hatte aber schneller Probleme mit den Hinterreifen. Auf die Distanz gesehen sollte Red Bull also auf dem Papier besser sein, aber viel wird auch davon abhängen, wie der Start verläuft. Vettel hat in den letzten Rennen (auch 2010) immer sehr saubere Starts hinbekommen, aber ab und hakt es eben auch mal. Das sieht man bei Hamilton ganz selten. Zudem ist die Strecke zu breit und es gibt zwei Linien in die Schneckenkurve rein. Man kann Außen abdecken, was einem dann im weiteren Verlauf hilft, oder innen, was dem Gegner zwingt es außen herum zu versuchen. Die Sache ist auch nicht beendet, bis man Turn 4 erreicht, erst da gibt es wirklich nur eine Linie.

Das Button etwas langsamer als Hamilton ist kennt man ja, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein ernsthaft Siegkandidat ist. Wenn er nicht hinter Webber kleben bleibt, kann er reifenschonender hinter den beiden Führenden fahren und versuchen etwas Zeit zu schinden. Unmöglich ist das nicht, zu Mal seine Rennpace auch nicht schlechter ist, als die von Vettel oder Hamilton. Sollten die beiden sich vorne in einen Kampf verzahnen, steigen die Chancen des Weltmeisters von 2009.

Webbers Abstand zu Vettel ist mir mit 3 Zehnteln etwas zu groß, aber in Australien hatte er ja auch schon Probleme. Vielleicht hat er einfach noch Probleme, sich mit dem neuen RB7 anzufreunden, oder der Wagen passt hinten und vorne nicht auf seinen Fahrstil. Schon bei den Tests sind mir seine teilweisen bescheidenen Zeiten aufgefallen, irgendwie schafft es Webber bisher nicht, den Wagen so auszuquetschen, wie man das von ihm gewöhnt ist. Er wird versuchen den dritten Platz zu retten, es sei denn, er kann sich beim Start sogar an Hamilton vorbeiquetschen, was nicht unmöglich ist, weil der Brite auf der schmutzigen Seite starten muss.

Geradezu ernüchternd ist das Ergebnis von Ferrari. Eine knappe Sekunde hat Vettel den Italienern aufgebrummt, selbst der „langsame“ Webber war noch 0,6 Sekunden schneller. Der F150 ist langsam und geht zu aggressiv mit den Reifen muss. Alonso ist das, was man eine „sitting duck“ nennt – er kann sich nicht wehren. Nach vorne wird morgen nichts gehen und er muss höllisch auf Heidfeld und Petrov aufpassen. Die Long Runs der Renault am Freitag waren außerordentlich gut, Petrov hat schon in Australien gezeigt, dass der Renault schnell genug ist, um einen Ferrari mit frischeren Reifen einigermaßen auf Distanz zu halten. Ein Podium wird für Renault diesmal nach Lage der Dinge nicht möglich sein, aber ich schätze, dass sie Ferrari hinter sich lassen können.

Mercedes lieferte mal wieder eine schwache Vorstellung ab. Beide Piloten hatten Probleme mit dem DRS, was bei Schumacher unter anderem dazu führte, dass er nicht in Q3 kam. Sein Abstand zu Heidfeld in Q2 betrug 0,224 Sekunden, wenn man bedenkt, dass das DRS zwischen 0,5 und 0,7 Sekunden bringen soll, sieht man, was möglich gewesen wäre. Rosberg, bei dem das System in Q2 wohl ging, distanzierte Schumacher um knapp 0,5 Sekunden. Da beide während des gesamten Wochenendes ziemlich gleich schnell waren, dürfte das einiges erklären. Warum Mercedes als einziges Team Probleme mit der Funktionalität des DRS hat, ist rätselhaft. Bei Barrichello funktionierte es in Melbourne auch einmal nicht, was aber an einer fehlerhaften Programmierung der FIA lag. Wegen eines, zumindest in diesem Jahr, Standardsystem nicht in Q3 zu kommen, ist schon erstaunlich. Rosberg hatte in Q3 wohl ähnliche Probleme, denn er verfehlte seine Zeit aus Q2 um satte 5 Zehntel. Allerdings wäre auch mit seiner Zeit aus Q2 keinen Platz weiter nach vorne gekommen. Der Abstand zu Spitze beträgt satte 1.5 Sekunden, zu Ferrari sind es immerhin nur 0,5. Dennoch – der Anspruch muss ja sein, Ferrari zu schlagen und auch davon ist man weit entfernt. Nicht mal Renault hat man im Griff.

Kobayashi rundet die Top 10 ab. Der Japaner schaffte mal wieder recht locker den Einzug in Q3 und sollte damit morgen ein Punktekandidat sein. Immerhin hielt der Sauber auch beide Toro Rosso hinter sich.

Erstaunlich langsam waren beide Williams. Maldonado blieb schon in Q1 hängen, Barrichello ging sang- und klanglos in Q2 unter und kam nur auf P15. Offenbar ist man sich bei Williams auch nicht sicher, voran es gelegen haben könnte. In der PR-Mitteilung von Williams sagt Barrichello, dass seine Runde die beste des gesamten Wochenendes gewesen sei, auch spricht nicht von Problemen am Wagen. Offenbar wartet da noch sehr viel Arbeit auf Williams.

Im gleichen Nirwana rudert Force India herum. Das neue Chassis ist keine Offenbarung, trotz Mercedes Motor und KERS. Der Abstand zu Toro Rosso betrug in der Quali immerhin 0,7 Sekunden, was einfach zu viel ist. Während man bei den Top Teams eine halbe Sekunden schon mal wegfeilen kann, ist das aus Budgetgründen weiter hinten eher nicht drin. Das könnte eine sehr zähe Saison für die Inder werden, die auch noch auf Lotus aufpassen müssen. Kovalainen fehlten knapp 5 Zehntel auf Force India, was ein deutlicher Schritt nach vorne ist. Irgendwie hat man zudem das Gefühl, dass das Lotus in der zweiten Saison in der Lage sein wird, einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Im Rennen dürfte der Lotus noch etwas näher dran sein.

Was man von HRT und Virgin nun nicht behaupten kann. Das der HRT überhaupt fährt ist ja schon ein kleines Wunder, noch erstaunlicher ist allerdings, dass man sich an Virgin heranrobbt. Auch die 107% Regel war kein Problem. In Q1 lag die 107% Zeit bei 1.43.516, Karthikeyan fuhr 1.42.574 min. Hätte man die Zeit aus Q3 genommen, wären beide HRT allerdings draußen gewesen. Die Zeit hätte 1.41.510 min betragen, Liuzzi schaffte aber nur eine 1.42.574min.

Fast alle gehen davon aus, dass die Teams morgen dreimal an die Box kommen, vier Stopps lohnen sich kaum, auch wenn die Gesamtstoppzeit mit 21 Sekunden eher kurz ist. Wenn man bedenkt, dass der Reifen, wenn er einmal abbaut, bis zu 3 Sekunden pro Runde verliert, braucht man also nur 7 Runden auf frischen Reifen, um die Lücke wieder zu zufahren. Denkbare wäre es also, dass es jemand versucht, zum Beispiel Ferrari, nur kommt dann halt noch der Verkehr zum Tragen.

Dies alles kann morgen sowieso hinfällig sein, sollte der befürchtete Regen einsetzen. Der war auch für heute eingeplant, kam aber nicht. Könnte aber sein, dass er dennoch kommt. Ob vor dem Start oder mitten im Rennen wird sich dann zeigen. Wegen der großen Hitze trocknet die Strecke extrem schnell ab, sollte es Mischbedingungen geben, wird das wieder einen Reifenstopporgie, die dann praktisch jeder aus den Top Ten gewinnen kann. Problematisch ist dabei, dass kaum einer Erfahrung mit den Regenreifen von Pirelli hat. Die, die sich getestet haben, sprachen von schnellen Auflösungserscheinungen, während die Intermediates brauchbar sein sollen.

Schön wäre es ja, wenn es am Start konstant leicht regnen würde, denn ich würde wirklich gerne mal einen Zweikampf zwischen Hamilton und Vettel unter nassen Bedingungen in gleichwertigen Wagen sehen.

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