Was lange gärt… etwas plötzlich tauchte heute die Bestätigung auf, dass Michael Schumacher 2010 sein Comeback bei Mercedes GP geben wird. Bei RTL und sky dürften die Korken knallen.
Das Anzeichen, was mich in der letzten Woche von einer möglichen Rückkehr überzeugte, war die Meldung, dass Sabine Kehm, Schumachers PR-Frau, ihren Job bei Ferrari aufgegeben hat. Es wäre schon ein ziemlicher Zufall gewesen, wenn das nicht in Zusammenhang mit dem Comeback des Ex-Weltmeister passiert wäre. Das er ernsthaft ein einer Rückkehr gearbeitet hat, war schon länger klar. Ausgebliebene Dementis, nebulöse Bemerkungen und offenbar gezielt ausgegebene Meldungen aus der zweiten Reihe ließen keinen Zweifel zu, dass Schumacher und Mercedes an einem Comeback feilen. Das man nun noch vor Weihnachten alles wasserdicht machen konnte, ist aber schon eine Überraschung. Vor allem, weil es Ende August ja noch hieß, das Schumacher vielleicht nie mehr würde fahren können. Ohne Risiko ist das alles aber trotzdem nicht.
Die Tatsache, das Schumacher zurückkehrt ist natürlich erst einmal sensationell. Das größte Comeback seit Niki Lauda 1982, der 1984 seinen dritten WM-Titel holen konnte. Als Lauda damals zurück kam, wurde er von vielen verhöhnt. Der alte Mann habe keine Chance mehr gegen die jungen Piloten wie Alain Prost und er würde auch nicht mit den Turbo-Motoren umgehen können, die sehr speziell zu fahren seien. Das Thema hatte sich schon nach dem dritten Rennen erledigt, als Lauda in Long Beach gewinnen konnte. Es geht also, wenn man der richtige Fahrer ist. Und das ist bei Schumacher sicher auch der Fall. Er wird Probleme haben, keine Frage, aber sein Glück ist, dass sich 2010 wieder ein paar kleine Dinge ändern. Zum einen gibt es das Nachtankverbot, zum anderen werden die Vorderreifen vorne 2.5 Millimeter schmaler. Das verändert vieles, weil die Wagen mit dem hohen Gewicht träger reagieren und hecklastiger werden. Für Schumacher ist das sogar ein kleiner Vorteil, denn er muss sich nicht umgewöhnen, wie anderen Piloten.
Er wird mental und vor allem körperlich fit sein. Mercedes wird vermutlich alle erdenklichen Tests gemacht haben, um sicher zu gehen, dass man nicht eine ähnliche Pleite wie Ferrari im Sommer erleben wird. Nichts wäre peinlicher, als wenn man im Februar bei den ersten Tests sagen müsse, dass man nun doch nicht usw…
Die große Frage ist halt: wie wird er sich schlagen? Das sollte man langsam angehen und mit Rosberg hat er einen Mann im Team, den man erst mal schlagen muss. Es gibt viele, die denken, dass das leicht ist, weil Rosberg massiv überschätzt wird. Das sehe ich nicht so, vor allem wenn man sieht, was Rosberg (wenn er denn mal keinen Fehler macht) aus dem Williams und dem schwachbrüstigen Toyotamotor raus geholt hat.
Und dann sind da noch Vettel im Red Bull, Alonso im Ferrari und Hamilton im McLaren. Die drei schnellsten Fahrer der Welt, dazu zwei Weltmeister und einer davon, der Schumacher auf der Strecke schon geschlagen hat. An der Mauer muss er erst mal vorbei. Lustig ist der Altersunterschied zwischen Schumacher und den meisten jungen Piloten. Als der Deutsche 1994 seinen ersten WM-Titel holte, waren die meisten Fahrer nicht mal 10 Jahre alt. Jaime Alguersuari war gerade mal vier Jahre alt.
Natürlich ist da aber auch die Wiedervereinigung von Ross Brawn und Schumacher. Ich bin mir sicher, dass es ohne Brawn keine Rückkehr gegeben hätte. Die Kombination der beiden dürfte alleine ein Faktor sein, der über Sieg oder Niederlage entscheidet. Damit hat Mercedes einen sehr großen Vorteil in der Hand. Überhaupt lautet ja jetzt schon die Frage: Wer soll die schlagen? Mercedes ist neben Ferrari das letzte echte Werksteam, verfügen aber im Gegensatz zu den Italienern über deutlich mehr Ressourcen. Sie haben mit Ross Brawn den genialsten Kopf der Szene gekauft und mit Rosberg und Schumacher eine extrem starke Fahrerpaarung. Dagegen sieht ja selbst die Kombo Alonso/Ferrari blass aus. Das bedeutet aber auch: die Erwartungen werden sehr, sehr weit oben angesiedelt sein. Mercedes und Schumacher dürften unter einem enormen Druck stehen
Große Freude gibt es wohl bei RTL und sky. Nach dem Schumacher-Abgang gingen RTL erst mal 30% der Zuschauer verloren. Ein paar konnte man dank Vettel wieder einfangen, aber die Quoten kamen nicht mehr auf das Niveau der Schumacher-Zeit. Das sollte sich jetzt wieder ändern. Ebenso für sky, bei denen die Formel Eins das zweite Standbein im Sport ist. Man hat mit Schumacher und dem aufpolierten HD der F1 zwei Gründe um Abos zu verkaufen. Die Freude dürfte allerdings von kurzer Dauer sein. Sowohl bei RTL als auch bei sky laufen Ende des Jahres die TV-Verträge mit Ecclestone aus. Sollten die Quoten explodieren, dürfte es sehr, sehr teuer werden, wenn man eine Verlängerung haben möchte. Der Schumacher-Faktor macht es möglich.
12 Kommentare
Bist du sicher das RTL die Rechte nur bis Ende 2010 hat? Als ich kürzlich nachgesehen hatte, hatte ich nur dieses als Quelle, aber die sprechen von Vertrag bis Ende 2011:
http://www.inside-digital.de/news/8215.html
… was übrigens SKY mittelschwer zum Kotzen bringen würde, da es derzeit eigentlich zuwenig exklusive/geldwerte Unterscheidungsmerkmale für SKY gegenüber RTL gibt: den Cockpitkanal und das war es grosso modo schon. Das würde bedeuten das SKY auch beim nächsten Vertrag ab 2010 nicht auf mehr Exklusivität pochen könnte.
Ich find’s toll. Mal ehrlich: Das fahrerische Niveau ist schon gesunken, seit Schumacher weg war. Er war eben nicht nur selbst der kompletteste Fahrer, sondern hat auch andere zu Topleistungen gezwungen. Siehe noch in seinem letzten Jahr. Alonsos Titel war doch eindeutig besser und auf konstant höherem Niveau herausgefahren als die erstolperten Weltmeisterschaften von Räikkönen oder Hamilton.
Ob Schumacher jetzt noch in der Lage sein wird, auch nur annähernd an diese seine alte Form anzuknüpfen, ist natürlich die ganz grosse Frage. Das kann im Moment niemand seriös beantworten, auch die besten Experten nicht.
Als Ferrari/Schumacher-Fan empfinde ich den Weggang von Ferrari als Verrat. Aber anscheinend bin ich, abgesehen von den Tifosi, der einzige der damit ein Problem hat.
Dann würdest du also auch nie zu einem anderen/besseren Arbeitgeber wechseln, weil das ja Verrat wäre?
auch ganz interressant finde ich folgenden fakt:
schummi ist so alt, der ist noch zwei komplette saisons ohne nachtanken gefahren(92/93), das gilt für keinen anderen ahrer im feld, denn die sind alle zu jung :)
@24fan: naja verrat pomat schmlamat … egal.
was michehr wundert ist, das sich ferrari so leicht die butter vom brot nehmen lässt.
die haben jahrelang geld, VIEL geld in schumi>-> ferrari öa investirt und lassen sich das jetzt von mercedes für lumpige 7 mio abschöpfen. aber ferrari ist sich seiner(alsonso-)sache ja sehr sicher.
(wahrscheinlich auch im endeffekt genau sichers wie sie sich ihrer sache sicher waren, ross brawn zu verekeln und lieber alle keyposten mit italienern zu besetzen…)
Andererseits kann man es eben als genau das Gegenteil betrachten: Treue und das Einlösen einer alten Schuld. Mercedes hat Schumacher „großgezogen“, dann haben sie den Fehler gemacht, ihn gehen zu lassen, jetzt zahlt er ihnen das zurück. Klar ist die Verbindung Ferrari-Schumacher stark, aber es ist nicht das einzige Team, für das er jemals gefahren ist.
Ich bin immer noch zwiegespalten, ob ich das Comeback gut finden soll oder nicht. Da ich aber Mercedes (allgemein als Marke, nicht auf die F1 bezogen) nicht besonders mag, werde ich sicher im nächsten Jahr kein Schumacher-Fan sein, sondern lieber zu Vettel und zum Williams-Team halten.
Einen kleinen faden Beigeschmack hat der Abgang ja, nach aussen schon. Ferrari wollte ihm das Comeback ebenfalls ermöglichen, doch das scheiterte Aufgrund seiner Verletztung. Jetzt abzuwandern, weil Mercedes das für 2010 möglich macht. Ich weiß nicht ob ich das als ein faires Verhalten deuten soll. Aber ich glaube das Ferrari einfach zuviel Angst hat, nach den Testtagen dann nur mit einem Alonso dar zustehen, weil man Massa die Freigabe erteilte und Schumacher dann doch nicht fahren kann. Dann hat man Alonso und muss eine Notverpflichtung tätigen. Das kann nach dem Debakel um Badoer nicht der Ansatz von Ferrari für 2010 sein.
Das Ferrari dann aber auch so fair ist und Schumacher so einfach freigibt, finde ich sehr fair und zeigt eine gewisse Größe. Die Italiener wissen was man Schumacher zu verdanken hat und zahlt ihm das nun damit zurück. Wenn ich ehrlich bin, vor Jahren hätte ich an so etwas zwischen Ferrari Mercedes nicht geglaubt, dass ein Schumacher so einfach den Rennstall wechselt.
Als Ferrari und Schumacher Fan sehe ich das natürlich, persönlich, nicht so gerne. Schumacher ist einfach einer dieser Sportler, die sind aussergewöhnlich in ihrem Fach. Dazu zählen noch z. B. Tiger Woods, Kobe Bryant und Jimmie Johnson. Von daher tut es mir als Ferrari Fan schon weh, trotzdem freut es mich für den Sport.
Alles in allem bleib ich natürlich auf Seiten von MSC auch. Würde mich über Erfolge, die sicherlich nicht einfach werden, freuen. Genau so wie ichs bei Vettel und bei Brawn GP im letzten hielt. Wenn Ferrari einen Weltmeister stellt oder Vettel oder Schumacher (oder Hülkenberg, mit Williams schätzungsweise eher nicht) das Ding macht, bin ich glücklich ;).
Wenn man bedenkt, was Mercedes jetzt innerhalb von ein paar Wochen auf die Beine gestellt hat, und wie lange man sich vorher von McLaren die Grenzen hat diktieren lassen, muss sich der Vorstand in Stuttgart nicht wundern, was da schief gelaufen ist?
Die Loyalitäten zu Ferrari kann man auch anders herum durchdeklinieren. Zuerst kaufen sie einen Raikkönen und schicken MSC mehr oder weniger freiwillig in Rente. Und als er erneut Blut leckt, kaufen sie lieber den schlecht erzogenen Spanier ein Jahr früher aus seiner Vertragssackgasse.
Ich freue mich auf Schumachers Rückkehr, und hoffe, dass die Brackley-Truppe nicht 2009 einfach nur einen Ausrutscher nach oben hatte.
Ach ja, glaubt jemand daran, dass Monacobübchen nächstes Jahr wirklich mit der 3 startet? Ich nicht.
Frohes Fest allemiddeinand‘.
Was irgendwie selten bedacht wird: die F1 ist zuletzt kontinuierlich jünger geworden. Schumacher ist nun als Alterspräsident inzwischen *so* alt, dass die jüngsten Fahrer zumindest rechnerisch seine Söhne sein könnten. Pi mal Daumen ~20 Jahre, das ist tatsächlich, buchstäblich, ein Unterschied von einer ganze Generation. Das gab es schon lange nicht mehr, wenn überhaupt schonmal (was ich aus’m Kopf mal spontan bezweifele). Wird sehr interessant zu beobachten sein, ich jedenfalls gehe die Saison komplett ohne Erwartungen an.
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