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Formel Eins: Analyse Singapur

von DonDahlmann
6 Kommentare

„Taktik-Klassiker“ ist auch so ein Euphemismus für einen langweiligen Grand Prix. Aber so schlimm war es gestern nicht. Dazu ein paar Infos am Ende des Artikels in eigener Sache.

image001Der Umstand, dass es in Singapur gestern nicht komplett langweilig war, lag an drei Dingen: den persönlichen Fehlern einiger Fahrer, dem WM-Stand und dem sensationellen Ambiente des Grand Prix. Da hat Ecclestone mal wieder ein gutes Näschen gehabt, denn egal wie langweilig das Rennen auch sein mag – die Totalen, die man gestern im Fernsehen zeigte, waren wunderschön. Da hätte man gerne mehr von. Das betrifft nicht das Action auf der Strecke. Die möchte man eher nicht so oft sehen. Aber – auch wenn sich an der Spitze des Feldes wenig tat, es war doch erstaunlich, wie stark sich die Positionen veränderten. Und immerhin ist die WM noch teilweise offen.
Spannend bleiben die Gerüchte am Rande des Rennens. Räikkönen soll bei McLaren angedockt haben, Alonso bei Ferrari und Toyota steht angeblich vor dem Ausstieg.

Viel hatte ich vom Rennen eh nicht erwartet, nach dem ich die Gewichte gesehen hatte. Die Strategieunterschiede waren minimal und Hamilton war vorne auch noch mit der schwerste Wagen. Die Idee der Red Bull, sehr leicht ins Rennen zu gehen, war gewagt, brachte aber auch nicht so viel. Im Gegenteil. Vettel wäre Rosberg auf die Pelle gerückt, aber eine Chance auf den zweiten Platz hätte er wohl nicht gehabt. Stattdessen schmiss er den zweiten Platz in der Box weg, als zu schnell fuhr (warum auch immer). Der vierte Platz ist da zwar eine gute Schadensbegrenzung, aber Vettel liegt nun 25 Punkte hinter Button – bei noch drei zu fahrenden Rennen. Oder anders gesagt: die Chancen auf den WM-Titel sind sehr, sehr dünn.

Dennoch hat mich die Schwäche der Brawn gestern enorm überrascht. Button lebte, wie so oft in diesem Jahr, von seinem Speed im ersten und zweiten Stint. Die Idee, ihn sehr lange fahren zu lassen, war sicher richtig, das hatte sich ja auch schon bei Barrichello in Valencia ausgezahlt. Aber trotzdem – eigentlich stimmte alles für die Brawn. Ein Stadtkurs, enorm hohe Temperaturen. Was sollte da schief gehen? Gerüchteweise mag der Brawn wohl die Bodenwellen nicht so sehr. Und das könnte bedeuten, dass es doch noch mal eng werden könnte. Suzuka wird kühl werden, Sao Paulo ist eine einzige Bodenwelle und in Abu Dhabi weiß man nicht, was einen erwartet. Dazu kommt, dass Barrichello deutlich besser aussieht seit einigen Rennen. Die +5 in Startaufstellung haben ihn ein Podium vermasselt. Ich nicht davon aus, das Vettel noch mal die Brawn ran kommt, aber um die WM kann es noch mal spannend werden.

Depp des Rennens war Nico Rosberg. Wenn man es böse formulieren möchte. Der Fehler von ihm Ausgangs der Boxengasse war schon ziemlich heftig, allerdings auch so wirr, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass er gepennt hat. Offenbar haben die Bremsen einfach nicht gezogen, nachdem sie in der Box einen Moment ohne Kühlung waren. Sich leicht verbremsen und über die Linie rutschen, ok. Aber das gesamte Auto über den Curb werfen? Leider war sein Rennen danach gelaufen, was schade war. Hamilton hätte er nie bekommen, aber der zweite Platz wäre schon eine nette Belohnung für ihn und das Team gewesen. Und da waren sie wieder, die kleinen Fehler, die ihm doch immer wieder unterlaufen, und die viele Beobachter davon abhalten, ihn für einen absoluten Topmann zu halten.

Hamilton hat das Rennen interessanterweise gewonnen, weil die anderen geschwächelt haben. Brawn, Red Bull und Ferrari waren weit von ihrer normalen Form entfernt. Bei Red Bull hatte man damit gerechnet, bei Ferrari allerdings nichts. Es war erschreckend, wie schlecht die Italiener waren, obwohl Räikkönen durchaus motiviert schien. Vielleicht rächt sich jetzt, dass man den F60 seit dem Sommer nicht mehr weiterentwickelt hat. Was dazu führen wird, dass man ihn wohl auch nicht mehr so wirklich weit vorne sehen wird in diesem Jahr.

Bei Ferrari spielt man auch in Sachen Piloten ein gewagtes Spiel. Das man mit aller Macht Alonso im Team haben möchte, das ist verständlich. Die halbe Welt ist gespannt, was der Ex-Weltmeister dort bewegen kann. Und das man mit Raikkönen nicht mehr happy ist, weiß man auch, Der Finne kommt mit der Mentalität offenbar nur so mittelgut klar, so das sich das Team nach und nach auf Massa konzentriert hat. Ich würde die Abschiebung von Räikkönen verstehen, wenn Massa gesund wäre. Aber kein Mensch weiß, ob er je wieder seinen alten Speed wiederfinden wird. Kein Mensch weiß, ob er je wieder in einem Ferrari sitzen wird. Und was macht man, wenn man Massa verlieren sollte? Wenn Massa im Januar aus dem Auto steigt, und sagt: „Es geht nicht?“ Spekuliert man darauf, dass man Schumacher wieder in einen Wagen bekommt? Neben Alonso? Wohl kaum. Fisichella als Wasserträger wäre dann die Lösung.

Jedenfalls scheint der Wechsel von Alonso klar zu sein, ebenso wie der Umstand, dass Räikkönen zu McLaren zurück geht. Doch mochte man den irren Finnen und er ist vermutlich auch der einzige Fahrer in der gesamten Formel Eins, der sich vom Hamilton-Clan aber sowas von gar nicht wuschig machen lässt. Zudem glaube ich, dass Hamilton als Fahrer ein idealer Partner für Räikkönen ist, weil er ihn richtig aus der Reserve zwingen kann. Wenn der Finne ihm zwei Zehntel einschenkt, wird es nächstes Jahr richtig rund gehen.

Bei Toyota sollen dafür Ende des Jahres die Lichter ausgehen. Meldet zumindest die sportbild (Thx to dogfood), die allerdings in den letzten Monaten immer wieder grandios daneben gelegen hat. Mittlerweile hat Glock auch alles dementieren lassen, aber man wird trotzdem nicht das Gefühl los, dass sich bei Toyota was ändern könnte. Der Konzern steht vor einer schwierigen Entscheidung. Die Formel Eins ist sicher spannenend und man ist ja auch nicht komplett neben der Spur, aber da man sich als Konzern mehr und mehr auf das Thema „Nachhaltigkeit“ ausgerichtet hat und mit dem Prius in dem Segement auch der Konkurrenz von Audi, BMW usw. auf die Finger haut, wäre ein Einsatz in Le Mans deutlich interessanter. Aber beides, Le Mans und die Formel Eins, kann sich auch Toyota nicht mehr leisten.

Am Wochenende geht es direkt weiter mit Suzuka, einer der schönsten Strecken der Welt.

Und sonst?
In eigener Sache. Ab morgen falle ich für ca. 14 Tage aus. Da bedeutet aber nicht, dass es hier still werden wird. Kristian wird weiter die NASCAR betreuen, Stefan macht die anderen Serien und ein wenig die Formel Eins. Der Kollege „Vorsicht“ wird eventuell auch mal etwas schreiben, wenn es seine Zeit zulässt. Seid nett zu ihnen :)

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6 Kommentare

Reinhard54 28 September, 2009 - 23:29

Hi Don, sehr guter Artikel! Beseonders die Gedanken zu McLaren haben mir zu denken gegeben. Seit Ron Dennis weg ist, versuchen die wohl, ihr Image aufzubessern, was aber mit dem Hamilton-Clan nicht so einfach ist… -wenn dem Clan einer in die Suppe spucken kann, ist wohl Kimi der geeignete Mann… – Für Deine nächsten 14 Tage alles Gute, bis bald!

ToBa 29 September, 2009 - 11:46

Da fehlen aber noch ein paar harte Worte zu Adrian Sutil! Sein Manöver war so derartig daneben, wie ich das sonst nur von mir auf der Playstation kenne. Was mich aber fast noch mehr geärgert hat war aber die Reaktion der tollen RTL Kommentatoren. Obwohl er einen anderen Deutschen abgeschossen hat, wurde die Aktion als „nicht ganz perfekt“ getadelt. Wenn ich mich da an Monaco und Danners Ausbruch wegen Raikkönen erinner, könnte ich auf die Idee kommen, dass hier die ein oder andere parteiische Tendenz vorhanden ist.

xeniC 29 September, 2009 - 18:44

ToBa schrieb:

Da fehlen aber noch ein paar harte Worte zu Adrian Sutil! Sein Manöver war so derartig daneben, wie ich das sonst nur von mir auf der Playstation kenne. Was mich aber fast noch mehr geärgert hat war aber die Reaktion der tollen RTL Kommentatoren. Obwohl er einen anderen Deutschen abgeschossen hat, wurde die Aktion als “nicht ganz perfekt” getadelt. Wenn ich mich da an Monaco und Danners Ausbruch wegen Raikkönen erinner, könnte ich auf die Idee kommen, dass hier die ein oder andere parteiische Tendenz vorhanden ist.

Bei Sutil ist es doch so, dass die Aktion von RAI in Monaco total dumm war.

Sutil wollte am Sonntag aber schnell das Rennen wieder aufnehmen. Hätte der Powerslide geklappt und er wäre ordentlich wieder auf die Piste gekommen, hätten alle diese Weltklasse Aktion begeistert gelobt. Aber so ist er einfach der Trottel vom Dienst. Und RTL wird einen deutschen Fahrer nie wirklich schlecht reden, liegt daran das man die Zuschauer nur gewinnen kann, wenn die deutschen gut sind. Da kann man nicht auch noch einen Sutil schlecht reden.

Ich 29 September, 2009 - 19:58

Wieso wäre das eine Weltklasse Aktion gewesen? Das hätte ja wohl jeder Fahrer drauf und auch gemacht – die meisten aber erst, wenn der Weg frei gewesen wäre. ;-)

Wolli 29 September, 2009 - 20:12

Sutil stand doch zu keinem Zeitpunkt still,warum sollte er dann also erst Bremsen und stehenbleiben? Macht doch kein Rennfahrer der Welt,er machte quasi einen Donut und bewegte sich maximal einen halben Meter vorwärts.Die Onboard von Heidfeld hätte ich gerne gesehen,ob er den Sutil sehen konnte oder nicht. Wenn ja,hätte er auch einen leichten Bogen fahren können,wenn Nein,war es ein Rennunfall. Normale Kollision,passiert Halt.

dmp2k 30 September, 2009 - 10:49

bin ich auch der Meinung, die Strafe ist mal wieder übertrieben!
Die Rennkomisare sollen mal NASCAR schauen,…..

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