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Formel Eins: Halbzeitanalyse 2014 – Teil 1

von DonDahlmann
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Die Formel Eins ist in der Sommerpause. Das gibt uns die Gelegenheit zu schauen, wie sich die Teams in diesem Jahr geschlagen haben.

Es war schon vor der Saison klar, dass die neuen technischen Regeln für einige Bewegung in der Rangordnung der Teams sorgen würden. Schon im Winter kamen die ersten Gerüchte auf, dass Mercedes mit seinem Motor der Konkurrenz um Meilen voraus sein würde. Die bestätigten sich schnell in den Wintertests und vor allem in den ersten Rennen des Jahres. Doch auch im Mittelfeld gab es Überraschungen. Wir analysieren in drei Teilen die bisherige Saison. In den ersten beiden Teilen geht es um die Teams, im dritten Teil schauen wir auf die strukturellen Veränderungen der Serie.

Caterham
F1_Race_Ungarn_2014_-0019Man kann es nicht anders sagen: Die Lage des Teams ist katastrophal. Zu Beginn des Jahres sagte Fernandes deutlich, dass er kein weiteres Jahr ohne Erfolg dulden würde. Aber schon die erste Ausfahrt des Caterham CT05 sorgte für massive Skepsis. Das Design des Wagens war (und ist) mehr als gewöhnungsbedürftig. Es war klar, dass die Nasen der 2014er Autos nicht schön sein würden, aber der CT05 hat da vorne etwas, das vielleicht als römischer Rammbock durchgeht, nicht aber als Formel Eins. Wie es bei sehr ausgefallenen Ideen so ist: Entweder hat man einen sensationellen Einfall oder es geht komplett schief. Das Ergebnis bei Caterham ist bekannt. Der Verkauf des Teams an eine völlig undurchsichtige Bietergemeinschaft war dann keine große Überraschung. Auf der anderen Seite hat man mit Colin Kolles jemanden, dem es immer wieder gelungen ist, mit wenig Geld Achtungserfolge zu erreichen. Aber dennoch wird man 2014 weiter hinterher fahren, der Abstand dürfte noch größer werden. Ob das Team 2015 antreten kann, ist dann wieder eine ganz andere Frage.

Zu Marcus Ericisson und Kamui Kobayashi kann man dann auch wenig sagen. Mit so einem Auto, dem es permanent an Abtrieb fehlt, kann man halt nichts reißen. Immerhin steht Ericsson in der WM ganze vier Plätze vor dem Japaner, der auf dem letzten Platz liegt. Und die Geier (Bezahlfahrer) kreisen schon.

Sauber
F1_Race_Monaco_2014_-0014Ähnlich katastrophal wie bei Caterham läuft es bei Sauber. Eigentlich ist es sogar noch schlimmer, denn der Fall in diesem Jahr war sehr tief. Konnte man letztes Jahr noch regelmäßig in die Punkte fahren, beträgt die Ausbeute in diesem Jahr genau Null. Und so schlecht ist das Team seit seinem Einstieg in die F1 im Jahre 1993 noch nie gestartet. Das schlechteste Ergebnis stammt aus dem Jahr 1999, als man 5 Punkte einsammeln konnte. Es besteht ja durchaus die Möglichkeit, dass Sauber in der zweiten Saisonhälfte das Steuer noch herum reißen kann, und in den letzten Rennen gab es zumindest einen winzigen Trend nach oben, aber da das Mittelfeld in diesem Jahr so stark und Sauber so schwach ist, wird es schwer werden. Monisha Kaltenborn hat als Ziel ausgegeben, dass man Marussia schlagen will. Und das beschreibt die Lage des Teams schon ausreichend.

Adrian Sutil hat in diesem Jahr auch so eine Schwierigkeiten. Er kommt mit dem bockigen Sauber nur schwer klar, dazu kommt, dass das Chassis weiter zu schwer ist und er sogar auf seine Trinkflasche verzichtet, damit man an das Minmumgewicht kommt. Esteban Guiterrez bleibt ein Bezahlfahrer und er ist nicht mal ein wirklich guter. Er fällt nicht weiter auf, reißt aber auch keine Bäume aus.

Marussia
F1_Race_Monaco_2014_-0007Der achte Platz von Jules Bianchi in Monaco war sicherlich das Highlight in der Saison. Bianchi, der ein wenig den Stempel „ewiges Talent“ hat, fuhr ein blitzsauberes Rennen. Auch wenn sein Erfolg damit zu tun hatte, dass um ihn herum alle ausfielen – man muss halt auch erst mal durchkommen. Aber auch Marussia gelang es in diesem Jahr nicht, den Abstand nach vorne wirklich nachhaltig zu verringern. Die Fortschritte sind zwar sichtbar, aber zu klein, um wirklich Anschluss zu finden. Eine weitere Frage dürfte sein, wie sich der Konflikt mit Russland auf die Finanzen des Teams auswirken wird. Marussia als Hersteller gibt es schon nicht mehr, das Team gehört einer Holding, deren Finanzen dann auch eher undurchsichtig sind. Man wird hoffen, dass man in der zweiten Saisonhälfte, wenn die Teams ihr Material an der Belastungsgrenze fahren, noch mal so einen Rennen wie in Monaco hinbekommen wird.

Jules Bianchi fällt in diesem Jahr durchaus positiv auf. Wenn eine Chance auf Q2 da ist, dann nutzt er sie meist, er bleibt auch fehlerlos und wird allenfalls durch die Technik gebremst. Bei Max Chilton gibt es keine Bewegung nach oben zu sehen, es wird wohl seine letzte Saison bei Marussia sein.

Lotus
F1_Race_Ungarn_2014_-0002Ähnlich wie Caterham ist auch Lotus eine sehr eigene Lösung in Sachen Aerodynamik gegangen. Und wie bei Caterham ging auch diese Idee in die Hose. Der Lotus ist ein Wagen, dem man schon von außen ansieht, dass er ein schwer zu bändigendes Fahrzeug ist. Und das Verbot der FRIC-Aufhängung hat dem Lotus in den letzten Rennen den Rest gegeben. Es ist auch schwer zu sagen, was bei Lotus eigentlich los ist. Die Finanzlage ist weiter unklar, sicher ist nur, dass das Team kein Geld verdienen wird und der Absturz in diesem Jahr dürfte nicht helfen. Schuld an den schlechten Ergebnissen war sicher der personelle Aderlass im Winter, als Ingenieure und andere wichtige Mitarbeiter fast wie die Lemminge das Team verlassen haben. Warum man Eric Boullier hat gehen lassen, ist auch so ein Rätsel. Schwer zu sagen, was Lotus im zweiten Halbjahr wird leisten können, aber der große Schritt nach vorne ist wohl auch hier nicht zu erwarten. Es scheint eher so, als würde man sich schon auf 2015 konzentrieren, denn angeblich will man zu Mercedes wechseln.

Pastor Maldonado macht auch in dieser Saison das, was ein Pastor Maldonado halt so macht. Wenn er denn nicht von der Technik im Stich gelassen wird, fährt er hinterher, manchmal steht halt einer Weg (Guiterrez, Bahrain). Ein wenig schade ist es um Romain Grosjean. Er macht keine Fehler, hat die acht Punkte des Teams eingefahren, und irgendwie wünscht man ihm, dass er mal in ein anderes Team kommt.

Toro Rosso
F1_Race_Ungarn_2014_-0010Ein wenig mehr als die 17 Punkte hat man sich von Toro Rosso zu Beginn der Saison schon erwartet. Auch wenn James Key mit wenig Geld auskommen muss, gilt er doch immer noch als jemand, der mit knappen Budgets viel erreichen kann. Ein Teil des Problems bei Toro Rosso sitzt sicherlich im Heck. Wie bei Caterham, Lotus und Red Bull ist der Renault-Motor nicht da, wo er sein sollte. Es fehlt an Leistung und Drehmoment. Hat man dazu ein Chassis, das eben nicht zu den besten gehört, summieren sich die Probleme zu dem Punkt, an dem Toro Rosso jetzt ist. Dabei muss man allerdings auch sagen, dass es auf manchen Strecken, auf denen wenig Abtrieb gefragt ist, ganz gut geht. Aber als B-Team von Red Bull erwartet man in den Konzernzentrale vermutlich eh nicht zu viel.

Eine Überraschung in diesem Jahr ist sicher Daniil Kyvat. Der Russe, der immer ein wenig verschlafen aussieht, hat seine Berufung ins Team mit sechs Punkten auf jeden Fall schon mal gerechtfertigt. Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Konstanz er unterwegs ist und wie wenig Fehler ihm insgesamt passieren. Die letzten Rennen des Russen war zwar nicht mehr so gut, aber es ist wohl normal, dass solche Formschwankungen passieren.

Für Jean-Eric Vergne sieht es gar nicht so schlecht aus, wenn man nur auf die Punkte schaut. Da liegt er fünf Zähler vor seinem Teamkollegen. Aber den Eindruck, dass der Russe ihm ein wenig das Wasser abgräbt, wird man nicht los. Es gelingen ihm nicht die herausragenden Ergebnisse, die es vielleicht brauchen würde, um seine Karriere den nötigen Schritt weiter zu bringen.

McLaren
F1_Race_Ungarn_2014_-0005Erneut ein Seuchenjahr bei McLaren. Zwar fing die Saison gar nicht so schlecht an, doch danach erfolgte ein massiver Einbruch. In den ersten zwei Rennen konnte man 42 Punkte sammeln, in den darauffolgenden fünf Rennen nur 23. Das mag sicher auch mit den Umstrukturierungen zusammenhängen, die Ron Dennis im Winter vorgenommen hat. Die Entlassung von Martin Whitmarsh und die Verpflichtung von Eric Boullier haben sicher dazu beigetragen, dass das Team nicht so schnell nach vorne kam, wie man sich das gewünscht hat. Umstrukturierungen sorgen immer für anfängliche Probleme. Aber zumindest kann man seit Silverstone einen kleinen Aufwärtstrend erkennen. Für Dennis wird es vermutlich sowieso darum gehen, das Team für 2015 und die Ankunft von Honda vorzubereiten.

Jan Kevin Magnussen hat jedenfalls gezeigt, dass er kein Fehlgriff war. Die ersten Rennen liefen blendend, danach hat sich, wie bei Kyvat, eine kleine Formdelle eingeschlichen. Das hat vermutlich vor allem damit zu tun, dass Teamkollege Jenson Button einfach mehr Erfahrung hat und im Laufe einer Saison mittels seiner Erfahrung ein Auto so abstimmen kann, dass es besser zu seinem Fahrstil passt. Ob Button 2015 noch in einem McLaren sitzen wird, ist eher ungewiss. Ron Dennis hat ihn schon öffentlich kritisiert, ein deutliches Zeichen dafür, dass er auf der Suche nach einem anderen Piloten ist. Ganz oben auf der Einkaufsliste soll Nico Hülkenberg stehen.

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3 Kommentare

nona 11 August, 2014 - 09:22

Kevin, nicht Jan. :)

DonDahlmann 11 August, 2014 - 10:46

Klassiker ;)

Formel Eins: Vorschau GP von Belgien 2014 - Racingblog 21 August, 2014 - 08:43

[…] war es recht ruhig über den Sommer, in unseren Halbzeitbilanzen (Teil 1, Teil 2, Teil 3) haben die bisherige Saison ja ausführlich zusammengefasst und einen Überblick […]

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