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Formel Eins: Halbzeitanalyse 2013 Ferrari & Lotus

von DonDahlmann
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Halbzeit in der Formel-Eins-Saison des Jahres 2013. Wie üblich gibt es eine kleine Analyse, wie die Form der einzelnen Teams und Fahrer aussieht.

Weiter geht es in unserer Halbzeitanalyse der Formel-Eins-Saison 2013 mit einem Blick auf Ferrari und Lotus. Beide starten sehr gut in die Saison, aber bei Ferrari ging die Formkurve unerklärlicherweise schnell wieder bergab. So steil, dass es hinter den Kulissen wohl schon Streitigkeiten zwischen Alonso und dem Team gibt. Für Lotus lief es etwas, aber auch nicht viel besser. Die Leistungen beider Teams waren bisher zu ungleichmäßig, um Red Bull wirklich zu gefährden.

Ferrari

GP UNGHERIA F1/2013Stark anfangen, stark nachgelassen. Das beschreibt die Saison von Ferrari vermutlich am Besten. Es ist ein wenig rätselhaft, warum die Italiener in diesem Jahr mal wieder so viele Probleme haben. Denn eigentlich hat der F138 alle Grundzüge eines sehr guten und sehr erfolgreichen Wagens. Der Reifenverschleiß liegt in der Norm, der Speed auf den Longruns ist ok, die berühmte Standfestigkeit ist auch da. Aber statt einen Schritt nach vorne zu machen, entwickelte sich der F138 nach hinten. Fast alle Updates, die man zwischen Monaco und Nürburgring ans Auto geschraubt hatte, sind wieder verschwunden. Entweder hat Ferrari komplett in eine falsche Richtung entwickelt, was nicht das erste Mal wäre, oder der F138 ist schon jetzt am Ende seiner Entwicklungsfähigkeit angekommen.

Der Druck bei Ferrari ist hoch. Luca di Montezemolo hat nach dem (für Ferrari-Ansprüche) katastrophalen Rennen in Ungarn eine Sondersitzung einberufen und verkündet, dass man in den nächsten Wochen kein Stein auf dem anderen lassen würde. Er will wissen, warum der Wagen keine Fortschritte macht und man kann ihn da durchaus verstehen. Dass man sich James Allison von Lotus als neuen Chefdesigner geschnappt hat, ist nur eine langfristige Lösung. Allison fängt erst im September an und wird sich wohl mehr um den 2014er Wagen kümmern. Aber es ist auch eine Degradierung des bisher für den Wagen verantwortlichen Pat Fry und deutet an, dass Montezemolo bei weiteren Misserfolgen die Managementstruktur im Team vielleicht noch weiter ändern will.

Dies alles deutet auch darauf hin, dass die Probleme bei Ferrari hausgemacht sind, was auch keine große Neuigkeit wäre. Wie groß die Unruhe im Team ist, erkennt man auch daran, dass Montezemolo, wo er gerade mal so hübsch in Schwung war, gleich auch noch Fernando Alonso abgekanzelt hat. Dieser hatte sich nach dem Rennen in Silverstone und Ungarn Kritik an Ferrari erlaubt, was man in Maranello nicht gerne sieht. Ferrari sei größer als seine Fahrer und alle Fahrer seien ersetzbar, verkündete der Ferrari-Chef. Derartig ruppig ist man seit Jahren nicht mehr mit einem Fahrer umgegangen und wer die empfindliche Seele von Alonso kennt, weiß, dass die Zurechtweisung den Spanier getroffen haben dürfte. Das sind keine guten Voraussetzungen für eine gute zweite Saisonhalbzeit.

Dabei kann man Alonso, wie immer, rein fahrerisch keinen Vorwurf machen. Was er aus dem F138 rausholt, scheint auch das Maximum zu sein. Der Ex-Weltmeister leistete sich dieses Jahr nur einen seiner extrem seltenen Fehler, als er in Malaysia mit einem defekten Frontflügel weiter fuhr. Zu seiner Verteidigung muss man aber vielleicht auch sagen, dass die Fahrer den Flügel nicht sehen können, das Ausmaß des Schadens war ihm also nicht bewusst. Ansonsten blieb Alonso wie immer fehlerfrei.

Was man von Massa nicht behaupten kann. Seine Leistungen sind in diesem Jahr wieder eher schwach, zwingende Rennen sah man von ihm nie. Es waren ein paar gute Läufe dabei, doch die meiste Zeit fuhr er unterhalb des Radars. Und genau das könnte ihm nun endgültig zum Verhängnis werden. Denn auf dem Markt gibt es neben Nico Hülkenberg auch noch Paul di Resta und selbst das Wagnis Jules Bianchi, der von Ferrari gefördert wird, wäre eine Variante. Traditionell gibt Ferrari seine Fahrer für die kommende Saison immer in Monza bekannt, vielleicht erleben wir da ja eine Überraschung,

Lotus

Lotus Räikkönen Kanasa 2013 Dass Lotus in diesem Jahr erneut um die WM mitfahren kann, hat zwei Gründe. Der Erste heißt Kimi Räikkönen, der zweite Budgetüberziehung. Es ist bekannt, dass Lotus 2012 mit einem operativen Minus von knapp 60 Millionen Euro das Jahr beendet hat. Und auch in diesem Jahr lebt man über die eigenen Verhältnisse, wie Teamchef Eric Boullier die Tage zugegeben hat. Man wartet dringend auf das Geld der arabischen Investoren, die 35% des Teams gekauft haben wollen. Für Lotus geht es in diesem Jahr um alles oder nichts. Den Designer James Allison hat man schon verloren, wenn Räikkönen das Team Richtung Red Bull verlassen sollte, dürfte die Luft für den Rennstall dünn werden. Zwar haben die Besitzer, GenII, genug Geld, aber wegwerfen will man es sicher auch nicht. Auf der anderen Seite könnte es auch gut laufen. Dass Räikkönen geht, steht nicht fest, Lotus tut wohl alles, um den Finnen zu halten. Der hat auch schon angedeutet, dass seine Entscheidung nicht unbedingt allein davon abhängt, wer im Moment das schnellere Auto hat. 2014 kann das sowieso wieder alles anders aussehen.

Die Leistung des Teams kann man also gar nicht hoch genug bewerten, denn von den Budgets, die Ferrari und Red Bull haben, dürfte man weit entfernt sein. Es war auch eine richtige Entscheidung, den letztjährigen Wagen als Basis für 2013 zu nehmen. Die Änderungen an der Aerodynamik waren zu Beginn des Jahres so minimal, dass man schon sehr genau hinschauen musste. Aber das Rezept stimmte, der Sieg im ersten Rennen war dann auch eine schöne Belohnung.

Das knappe Budget diktiert dann aber auch die Entwicklungsgeschwindigkeit und hier liegt die Schwachstelle des Teams. Im Verlaufe des Frühsommers verlor man massiv an Boden, konnte aber durch die neuen Reifen wieder etwas aufholen. Eine realistische Chance auf den WM-Titel sehe ich aber nicht, denn der Herbst dürfte zu einer Materialschlacht zwischen Mercedes, Ferrari und Red Bull ausarten. Und hier fehlen Lotus einfach die Ressourcen.

Kimi Räikkönen fährt, wie schon im letzten Jahr, eine sehr gute Saison. Im Rennen ist er immer da, seine Longstints sind allesamt perfekt und oft ist er auch in Sachen Strategie klüger als sein Team. Fehler habe ich bei ihm keinen gesehen und seine Hartnäckigkeit dürfte ihn noch lange im WM-Kampf halten.

Bei Romian Grosjean sieht es anders aus. Dass der Franzose schnell sein kann, steht außer Frage. Aber seine Fehleranfälligkeit ist einfach zu hoch. Dazu kam in diesem Jahr, dass er mit den Reifen nicht klar kam. Seine im Vergleich zu Räikkönen deutlich aggressivere Fahrweise führte oft zu überhitzten Hinterreifen, die sein Rennen dann zerstörten. Sein Problem ist aber auch, dass das Team komplett auf Räikkönen eingestellt ist. Er muss sehen, wie er mit der Restaufmerksamkeit zurecht kommt. Ob er noch eine weitere Saison bei Lotus bleiben wird, ist wohl auch nicht mehr seine Entscheidung. Boullier redet mit Hülkenberg, der angeblich schon ein Seatfitting bei Lotus hatte. Wenn Räikkönen geht, stehen die Chancen des Franzosen etwas besser, denn zwei Fahrer möchte Lotus vermutlich nicht ersetzen.

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