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Formel Eins: Vorschau Saison 2013

von DonDahlmann
9 Kommentare

Die Formel Eins startet bald in die Saison 2013. Da wird es Zeit, einen genauen Blick auf die Teams und die Fahrer zu werfen.

Red Bull RB9Vor kaum einer Saison war es so unklar, wer nach den Tests im Winter das beste Paket zu Verfügung hat. Die Testzeiten waren wenig aufschlussreich, was zum einem großen Teil daran lag, dass viele Teams einfach geblufft haben. Red Bull fuhr nur zerstückelte Long Runs und da man die Spritmengen nicht kennt, kann man da nichts rauslesen. Dazu kam, dass die neuen, weicheren Pirelli, die zudem komplett anders konstruiert sind, bei Beobachtern und Teams für Kopfzerbrechen sorgten. Kaum einer kann sagen, wie sich die Reifen in einer Rennsituation und vor allem bei wärmeren Temperaturen verhalten. So wie es aussieht, wird man wieder etliche Rennen warten müssen, bis man ein klares Bild hat.

Die Reifen werden dieses Jahr wieder eine große Rolle spielen. Pirelli hat die Konstruktion der Reifen verändert, die Seitenflächen sind nun steifer und geben nicht mehr so schnell nach. Damit nähert man sich ein wenig der Konstruktionsweise der Bridgestone an, die ebenfalls sehr steif und fest waren. Das führt dazu, dass die Reifen weniger Energie absorbieren, wenn man zum Beispiel über einen Curb fährt, was zu anderen Dämpfer- und Aufhängungseinstellungen führen muss, damit der Wagen möglichst ruhig bleibt. Eine weitere Änderung betrifft die Mischungen, die insgesamt weicher geworden sind. Das gilt insbesondere für die Varianten „Hard“ und „Medium“. Ziel ist es, dass die Reifen, auch bei schonender Fahrweise, keine halbe Renndistanz mehr aushalten sollen, damit mehr Bewegung in die Strategie kommt.

Eine weitere Änderung betrifft die Lasttests für die den Frontflügel. Der FIA ist mittlerweile auch aufgefallen, dass vor allem Red Bull und wohl auch Ferrari mit flexiblen Kohlefaserwerkstoffen arbeiten, die sich erst weit hinter den bisher vorgeschrieben Belastungen der FIA verformen. Die neuen Tests sollen dem ein Riegel vorschieben.

Red Bull

F1 Testing in Jerez - Day TwoDie Mannschaft hatte am Ende des Jahres klar das schnellste Auto und einen deutlichen Vorsprung vor den anderen. Aber die FIA hat im letzten Winter die Belastungstests für die Frontflügel verändert, und das scheint Adrian Newey einigermaßen zu beschäftigen. Dazu kommt, dass man sich für eine neue Auspuffkonfiguration entschieden hat, und da scheint es Probleme zu geben. Das Auto soll schnell sein, aber auch schwer abzustimmen und der Reifenverschleiß stimmt wohl auch nicht. Beim letzten, sehr wichtigen Test, war Adrian Newey gar nicht mehr an der Strecke. Vermutlich, weil er in England an Updates für Melbourne gearbeitet hat.

Red Bull wird nicht plötzlich langsam sein, aber Newey ist bekannt dafür, dass er schon mal zu sehr ins Extrem geht bei seinen Konstruktionen. Das hat man insbesondere vor ein paar Jahren bei McLaren gesehen, als er ein Auto konstruierte, das schnell war, aber nicht allen Belangen funktionierte. Der Vorteil von Red Bull ist aber das große Budget, wie man im letzten Jahr sehen konnte. Die Entwicklungsschritte, die man machen kann, sind enorm. Eine Einschränkung gibt es in diesem Jahr allerdings schon, denn auch Red Bull muss parallel am 2014er Wagen arbeiten. Das bindet Ressourcen, die man normalerweise für die Weiterentwicklung des aktuellen hätte. Dennoch: Selbst wenn Red Bull wieder einen zähen Start haben sollte, werden sie im Laufe der Saison zurückschlagen.

Bei den Fahrern gibt es wenig zu sagen. Vettel wird seinen vierten Titel in Folge anpeilen, ich habe aber das Gefühl, dass es dieses Jahr nichts mit der WM wird. Zu groß ist die Konkurrenz, zu unabwägbar die Saison. Vettel hat im letzten Jahr viel Glück gehabt, ewig wird das nicht so gehen.

Mark Webber wird seine letzte Saison bei Red Bull verbringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Team ihn noch mal verlängert. Dazu drängen auch zu viele gute Talente von unten nach (Hülkenberg usw.) Selbst wenn er gegen alle Überzeugungen Weltmeister werden sollte, ich denke, dass er dann eher zurücktritt.

Ferrari

TEST F1/2013Wie immer: Drama. Der F138 ist wohl auf Anhieb besser als der F2012, aber einen richtig glücklichen Eindruck macht das Team nicht. Die Long Runs sahen bescheiden aus, wenn man davon ausgeht, dass die Spritmengen einigermaßen berechenbar waren. Erstaunlicherweise beklagte man sich über hohen Reifenverschleiß und Abtriebsprobleme im Heck. Das scheinen aber alles lösbare Aufgaben zu sein, die Frage ist, ob der Grundspeed des Ferrari stimmt. Auf einer schnellen Runde lag man hinter Mercedes, was kein gutes Zeichen ist. Zwar haben die Deutschen offenbar einen Schritt nach vorne gemacht, aber wie groß der ausgefallen ist, weiß man nicht. Sowohl Alonso als auch Massa gaben sich bei den Tests eher verschlossen; zufrieden, weil es besser läuft als 2012, aber auch nicht euphorisch. Ferrari hat immer noch das Problem mit dem eigenen Windkanal, der nicht läuft. Man ist bei Toyota in Köln, braucht den gemieteten Kanal aber auch für das 2014er Auto, an dem ein Team um Rory Byrne sitzt.

Dementsprechend ist es schwer vorherzusagen, wo Ferrari steht und wie sich der Wagen über die Saison entwickeln wird. Bei einem sehr engen Feld könnten sich die Italiener schnell wieder um P5 herum wieder finden.

Zu den Fahrern gibt es auch wenig zu sagen. Die Qualitäten von Alonso sind bekannt, ob er noch mal so eine außergewöhnliche Saison wie im letzten Jahr hinbekommen wird, ist eine andere Frage. Das Niveau, auf dem er gefahren ist, war schon extrem hoch. Aber wie man Alonso kennt, wird er jede sich bietende Gelegenheit nutzen, einen Sieg einzufahren.

Für Massa dürfte es endgültig die letzte Saison in Maranello sein. Zwar konnte er vor allem im Herbst mit guten Rennen überzeugen, aber es ist klar, dass Ferrari dringend einen jüngeren Fahrer benötigt. Wer das am Ende des Jahres sein wird? Schwer zu sagen, aber einige Talente gibt es ja im Moment.

McLaren

F1 Testing Jerez Day 2Die Briten haben allen Beobachtern bei den Tests kleine Rätsel aufgegeben. Der Wagen ist schnell, keine Frage, die Long Runs sahen sehr gut aus, vor allem, was den Verschleiß der Reifen angeht. Aber richtig gute Zeiten hat man auch nicht gesehen. Hier gilt vermutlich das, was für Red Bull gilt: Man wird vorne mit dabei sein, aber einen Vorsprung hat man, zumindest was schnelle Rundenzeiten angeht, nicht. Durch den Weggang von Hamilton mag sich im Team und in der Art und Weise, wie man den Wagen vorbereitet (Abstimmung etc.) einiges verändert haben. Man weiß, dass man mit Button jemanden hat, der zwar nicht auf die Pole fahren kann, aber alles im Rennen rausreißt. Gut möglich, dass man schon jetzt auf genau diese Strategie für Button setzt: Möglichst in die ersten zwei Reihen kommen, den Rest besorgen Button und seine reifenschonende Fahrweise, plus sehr gute Long Runs. Die Möglichkeit, dass McLaren einfach massiv gemauert hat, ist auch drin. Für mich gehören sie jedenfalls wieder zu den Titelkandidaten.

Für Jenson Button ist die Situation nach dem Abgang von Hamilton nicht unbedingt besser geworden. Er ist zwar erfahren genug, den Teamleader zu geben, aber es fehlt natürlich auch die Messlatte, die er mit Hamilton hatte. Da würde es helfen, wenn Perez zumindest schnell auf Augenhöhe wäre, was ich ihm im Verlaufe der Saison in der Quali auf jeden Fall zutraue. Sollte Perez ihm auch im Rennen auf die Pelle rücken, dürfte es kein leichtes Jahr für Button werden.

Der Mexikaner muss sich allerdings auch erst einmal im Team beweisen, was ebenfalls nicht leicht sein wird. Am System „McLaren“ sind schließlich schon ganz andere Fahrer gescheitert. Vermutlich erwartet man von ihm schnelle Rundenzeiten und solide Rennen mit Positionen ab P5, wenn es denn das Auto hergibt.

Lotus

F1 Testing Jerez Day 2Auf die bin ich in diesem Jahr besonders gespannt. Im letzten Jahr überraschten sie ja schon mehrfach und bei den Tests waren sie unauffällig, aber schnell unterwegs. Auch Lotus hat bei Tests sehr viel Zeit mit Long Runs verbracht, die allesamt ok aussahen. Auffällig war ein Drop Off vor allem in den letzten Runden eines Stints, ein Problem, mit dem erstaunlicherweise auch Red Bull zu kämpfen hatte. Es gibt Gerüchte, dass Renault den Auspuff verändert hat, was angeblich die Probleme verursacht. Da wird man aber die ersten Rennen abwarten müssen, ob das so stimmt. Dazu kommt, dass das Team finanzielle Sorgen plagen. Der Rennstall hat Schulden, wie die gedeckt sind, ist nicht klar. Neue Sponsoren hat es nicht gegeben, also tut sich da auch nichts. Das ist, vor allem in Hinblick auf die doppelte Entwicklungsbelastung, kein gutes Zeichen für die Weiterentwicklung in diesem Jahr. Schon im letzten Jahr war die eher schleppend. Von daher erwarte ich Lotus nur punktuell gut.

Wäre da nicht Kimi Räikkönen, der in seinem Comeback-Jahr alle überrascht hat. Was er zu leisten imstande ist, auch wenn das Auto nicht perfekt ist, hat man gesehen. Sollte Lotus überraschenderweise ein rundum gutes Auto gelungen sein, dann wäre Kimi für mich ein heißer Anwärter auf viele Siege. Aber irgendwie fehlt mir nach den Tests der Glaube.

Für Romain Grosjean ist es die klassische „make or break“ Saison. 2012 zeigte er seine Qualitäten eher in Rammstößen, zwischendurch blitze sein Talent aber immer wieder auf. Besonders am Ende der Saison, als er sich etwas bremste und konstante Ergebnisse einfahren konnte. Dieses Jahr dürfte das aber nicht reichen. Ein Sieg ist angesichts des Teams vielleicht etwas zu viel verlangt, aber ein paar Podien dürfen es schon sein.

Mercedes

F1_Test_Jerez13_00012Mercedes hat ein sehr schweres Jahr vor sich. Der Druck im Team ist enorm hoch, nachdem der Daimler-Konzern mehr oder weniger das gesamte Team umgekrempelt hat. Ross Brawn ist weiter fürs Tagesgeschäft und die Führung des Teams zuständig. Er ist die Schnittstelle zwischen dem Designerteam aus Bob Bell, Aldo Costa und Goeff Willis, die alle irgendwie, irgendwas machen. Nick Fry übernimmt wohl das Team in Sachen Sponsorenpflgege und andere damit verbundene Aufgaben. Toto Wolff wird das Team in seiner wirtschaftlichen Gesamhtheit leiten, während Niki Lauda… ja was eigentlich genau macht? Kann sein, dass er als Berater fungiert, um die schwierige und komplexe Orga-Struktur nicht zu bürokratisch werden zu lassen. Kann sein, dass er auch die Schnittstelle zwischen Konzern, Team, Bernie Ecclestone und der FIA ist. Aber wie man schon beim reinen Lesen merkt: Da sind sehr viele starke Egos unterwegs und ob dass alles so ohne Konflikte abgehen wird? Honda hatte mal was ähnliches versucht, als man sich teuere Designer holte, als Ross Brawn kam und man mit Otmar Szafnauer, der jetzt bei Force India ist, einen sehr starken Teamleader an Bord hatte. Das Ergebnis ist bekannt. Aber vielleicht klappt es ja auch alles, wer weiß.

Die Tests liefen für Mercedes im Endeffekt gut. Die Bestzeit in Barcelona war sehr beeindruckend, auch wenn der Tank auf der Runde leer war. Aber die Konkurrenz runzelte ein wenig Stirn. Allerdings hatte man bei den ersten Tests mal wieder Probleme mit den Long Runs. Die legten sich zwar etwas, aber es fehlen genaue Daten dazu, also ob das jetzt „Vorstandszeiten“ waren oder ob man die Abstimmung des Mercedes, zumindest in kühlen Bedingungen, hinbekommen hat.

Die Besetzung ist natürlich in diesem Jahr sehr interessant. Lewis Hamilton ist auf jeden Fall ein Gewinn für das Team, das hat man bei den Tests schon bemerkt. Offenbar ist er auch ein besserer Entwickler, als man ihm bisher zugetraut hat, wenn man denn den Stimmen aus dem Mercedes-Lager trauen kann. Und dass Lewis auch mit unterlegenem Material extrem schnell sein kann, hat er schon bewiesen. Spannend wird die Auseinandersetzung mit Nico Rosberg, der nun endlich mal zeigen kann, was er wirklich kann. Wenn er sich gegen Hamilton durchsetzt, wird das seinen Wert enorm steigern. Wenn nicht, wird er lange eine gute Nummer Zwei bleiben. Auf jeden Fall das spannendste Stallduell des Jahres.

Sauber

F1_Test_Jerez13_00035Die Schweizer sind schwer einzuschätzen. Das Ziel dürfte sein, das erste Team hinter den Alpha-Leadern zu werden, aber auch das ist bei dem engen Mittelfeld nicht leicht. Dem Rennstall fehlt klar Geld, was sie aber immer wieder mit guten Innovationen wettmachen. Immerhin kopierten im letzten Jahr McLaren, Ferrari und Red Bull die Auspuff-Innovationen von Sauber. Bei den Tests machten sie einen guten, aber keinen rasend schnellen Eindruck. Das Problem auch bei Sauber: die doppelte Entwicklung für 2014 und die Weiterentwicklung für 2013. Damit sind sie zwar nicht allein, aber dann ist da wieder das knappe Budget. Erschwerend könnte auch hinzukommen, dass man mit einer neuen Fahrerkombination antritt.

Nico Hülkenberg wird hoffen, dass er auch bei Sauber wieder so Highlights wie im letzten Jahr setzen kann. Dass er einer der schnellsten Nachwuchsfahrer ist, daran bestehen kaum Zweifel. Wie groß sein Talent ist, kann man aber kaum sagen. Ich würde ihn gerne mal in einem Top-Auto sehen, denn ich glaube, dass er das Zeug zu einem Top-5-Fahrer hat.

Bei Esteban Gutierrez sieht die Sache naturgemäß anders aus. Es ist seine erste Saison, letztes Jahr ist er nicht viel zum Fahren gekommen. Und richtig überzeugt hat er mich in seiner Karriere bisher nicht. Ich kann ihn deswegen schwer einschätzen, wage aber mal die Prognose, dass er kein zweiter Sergio Perez ist.

Force India

Motor Racing - Formula One Testing - Day 2 - Jerez, SpainDie wirtschaftlichen Turbulenzen um Vijay Mallya werden auch auf das Team abfärben. Zwar hat der Inder angekündigt, dass er weitere 50 Millionen in seinen Rennstall stopfen will, ob die nun kommen, und wie viel davon, ist dann wieder eine andere Frage. Force India überrascht aber wieder, auch dank einer guten Teamführung und einem sehr jungem Designteam, das sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt. Der Wagen machte bei den Tests einen außerordentlich guten Eindruck, Sutil kratzte mit seinen Bestzeiten an der Spitze. Das waren „Sponsorenzeiten“, klar, aber sie zeigten zumindest ein gewisses Potenzial von Fahrer und Wagen. Ich denke, dass der Kampf zwischen Sauber und Force India in diesem Jahr wieder sehr eng werden wird.

Die Fahrerbesetzung ist zumindest interessant. Dass man Adrian Sutil statt Jules Bianchi ins Team geholt hat, war zumindest eine Überraschung. Offenbar war das Sponsorenpaket von Sutil, trotz der Pause und der Verurteilung im letzten Jahr, immer noch etwas besser. Dass Sutil schnell ist, steht außer Frage, aber wie er mit Pirelli klarkommt, ist dann wieder eine andere. Immerhin sind die Reifen aber für alle neu, was seinen Nachteil etwas ausgleicht. Klar ist auch: Wenn Sutil in seiner Karriere etwas bewegen will, dann in diesem Jahr.

Für Paul di Resta wird es schwer. Er hat im letzten Jahr nicht überzeugt und in seiner Debütsaison hat er sich gegen Sutil auch schwer getan. Er muss ihn auf Distanz halten, sonst war es das mit ihm in der Formel Eins. Selbst wenn Sutil auf Augenhöhe kommt, würde das eher für den Deutschen sprechen, der immerhin ein Jahr Pause auf dem Buckel hat.

Williams

FW35_AngleAuf die Briten bin ich dieses Jahr sehr gespannt. Letztes Jahr lief es teilweise sehr gut und das war das Jahr nach der großen Umorganisation. Es ist auch das zweite Jahr von Mike Coughlin, der wohl einer der talentiertesten Designer in der Szene ist. Bei den Tests haben sie mir allerdings nicht gefallen. Der Wagen kam sehr spät, was bei Williams nicht ungewöhnlich ist. Aber sie hatten das neue Chassis erst eine Woche vor der Präsentation beim Chrashtest der FIA, was meist kein gutes Zeichen ist, weil man lange daran gearbeitet hat. Dazu kommt weiter eine gewisse Unruhe im Team, weil die Nachfolge von Frank Williams immer noch nicht geklärt ist. Frank Parr ist weg, ebenso Toto Wolff. Williams braucht auf jeden Fall ein gutes Jahr, allein der Sponsoren wegen. Aber ob das mit der Fahrerpaarung geht?

Valtteri Bottas ist der neue Mann im Cockpit. Der Finne hat bei den wenigen Tests, die man im letzten Jahr hatte, einen sehr guten Eindruck hinterlassen, und immerhin war er 2011 GP3-Champion. Im letzten Jahr ist er allerdings kein Rennen gefahren, was auch bedeutet, dass er die meisten Strecken in diesem Jahr nicht kennt. Aber Bottas ist durchaus einer, dem man eine Überraschung zutrauen kann.

Dass ich eine gespaltene Meinung zu Pastor Maldonado habe, ist bekannt. Sein Sieg im letzten Jahr war ein Meisterstück, seine restliche Saison dann wieder nicht. Er erinnert mich an Fahrer wie René Arnoux oder Jean Alesi: Grundsätzlich sehr schnell, aber viele Aussetzer, und wenn das Auto nicht perfekt stimmt, dann geht bei ihm wenig zusammen. Wie seine Zukunft bei Williams aussehen wird, hängt aber nicht nur von seinen Fahrkünsten ab, sondern auch von seinen Sponsoren.

Toro Rosso

F1 Testing in Jerez - Day TwoMit dem Designer James Key hat sich das Team im letzten Sommer massiv verstärkt. Key dürfte aber am aktuellen Auto noch nicht komplett mitgearbeitet haben, dafür war die Zeit einfach etwas kurz. Im letzten Jahr fuhr man bis auf die letzten Rennen etwas hinterher und auch in diesem Jahr machte das Team bei den Tests nicht den Eindruck, als ob man einen Schritt nach vorne gemacht hätte. Was sich im Laufe der Saison sicher noch ändern wird, aber für den Start sehe ich das B-Team von Red Bull nicht im vorderen Mittelfeld. Es ist sowieso die Frage, wie lange sich Red Bull das zweite Team noch erlauben will. Gerüchte, dass das Team verkauft werden könnte, kursieren schon seit einigen Monaten, angeblich hat es Interessenten aus China und dem Nahen Osten gegeben.

Für beide Piloten dürfte es eine Saison sein, in der sie unter hohem Druck stehen. Für beide ist es das zweite Jahr in der Formel Eins und beim Team, was normalerweise bedeutet, dass sie am Ende des Jahres ausgemustert werden könnten. Ricciardo und Vergne einzuschätzen fällt schwer. In den kleineren Klassen waren sie schnell, in der Formel Eins fallen sie immerhin damit auf, dass sie wenig Fehler machen. Ricciardo ist der schnellere Mann in der Qualifikation, im Rennen macht Vergne oft den besseren Eindruck, was aber auch an der vom Team gewählten Strategie liegen könnte. Das Gefühl, dass man sie mal in einem Top-Auto sehen würde, drängt sich aber bei beiden Fahrern nicht zwingend auf.

CaterhamF1

F1_Test_Jerez13_00024Die Tests haben klar gemacht, dass das Team ein Problem hat. Mark Smith, der dieses Jahr den Wagen entworfen hat, ist offenbar auch nicht viel gelungen. Die Abstände bei den Tests schwankten zwischen „besorgniserregend“ und „katastrophal“. Was ein kleines Rätsel ist, denn Smith hatte bei Force India gute Arbeit geleistet. Aber mit dem Team scheint es nicht mehr voranzugehen. Tony Fernandes hat sich schon lange zurückgezogen, um sich um seine anderen Jobs und seine Fluglinien zu kümmern. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Fernandes, sollte das Team nicht endlich den Anschluss ans Mittelfeld finden, sehr bald den Stecker ziehen wird.

Die neuen Fahrer heißen Charles Pic und Giedo van der Garde. Die Besetzung mit Pic war eine Überraschung, aber da hat Geld wohl eine große Rolle gespielt. Pic hat bei Marussia vereinzelt gute Leistungen gezeigt, zumindest war er in der Quali nicht viel langsamer als Glock. Aber das war ein Glock, dessen Motivation vielleicht nicht immer ganz so groß war und im Rennen war Pic regelmäßig langsamer. Ich kann nicht so recht sehen, wie Pic das Team weiterbringen soll.

Giedo von der Garde ist dagegen eine interessante Besetzung. Der Holländer ist mittlerweile 27 Jahre alt, was für ein Debüt mittlerweile ja schon etwas „älter“ ist. Große Erfolge hat er bislang nicht vorzuweisen, aber er ist allen Serien, in denen er unterwegs, auch nicht schlecht gewesen. Er bringt auf seine Art also eine Menge Erfahrung mit ins Team, ob er schnell genug ist, wird sich zeigen.

Marussia

F1_Test_Jerez13_00041Das Team hat bei den Tests einen guten Eindruck hinterlassen, jedenfalls im Rahmen seiner Möglichkeiten. Mit einem knappen Budget ein gutes Auto hinzubekommen, ist nicht leicht, aber es ist zu spüren, dass die technische Kooperation mit McLaren Früchte trägt. Das Auto macht einen guten Eindruck, es scheint Potenzial zu haben, auch was die Weiterentwicklung angeht. Ein Rätsel ist weiterhin, wo eigentlich das Geld für das Team herkommt. „Irgendwie aus Russland“ ist schon das genaueste, was man sagen kann. Diese Saison ist finanziell wohl gesichert, was danach passiert, steht in den Sternen. Und hängt extrem davon ab, ob man in diesem Jahr endlich P10 in der Konstrukteurswertung erreichen kann.

Der Trubel um Geld sorgte auch für Besetzungsprobleme im Team. Timo Glock musste man kündigen, weil das Geld fehlte, stattdessen kam zunächst für ein paar Tage Luiz Razzia ins Team. Dessen Sponsoren zahlten aber nicht, also schnappte man sich Jules Bianchi, der auf diesem Weg wenigstens zu seiner ersten Formel-Eins-Saison kommt. Das Bianchi Talent hat, ist bekannt, aber nicht wie groß es ist. In der GP2 machte er unter Druck einige Fehler, aber schnell war er.

Die Verpflichtung von Max Chilton war und ist eine Überraschung. Es hatte sich angekündigt, dass man Chilton nehmen würde, weil dessen Vater wohl eine satte Mitgift bereitgestellt hat. Chilton selber ist bisher allerdings in allen Serien nicht sonderlich aufgefallen. Er kommt aus der harten britischen Schule, aber in den Nachwuchsserien zeigte er keine sonderlich auffallenden Leistungen. Daher sind die Erwartungen an ihn auch eher niedrig.

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9 Kommentare

spookyt 13 März, 2013 - 10:33

kleine korrektur: Rory Byrne

littleskill 13 März, 2013 - 11:26

„Die Mannschaft hatte am Ende des Jahres klar das schnellste Auto und einen deutlichen Vorsprung vor den anderen. “
Das ist meiner Meinung nach nicht korrekt, McLaren dürfte am Ende der Saison das schnellste Auto gehabt haben.

Kimi 13 März, 2013 - 11:35

Ich finde auch, dass Mclaren am Ende der Saison das stärkste Paket hatte

Dirk Olbertz 13 März, 2013 - 11:38

Danke für die ausführliche Einschätzung. Ich bin schon sehr gespannt auf das Wochenende!

Daniel 13 März, 2013 - 17:48

@ spookyt: Danke für den Hinweis, ist korrigiert.

nona 14 März, 2013 - 00:20

Kleine Korrektur: Giedo van der Garde.

(Passiert mir auch dauernd. Der „Guido“ wird einem garantiert auch noch in diversen Presseerzeugnissen begegnen, so bis sagen wir mal mindestens Mitte der Saison…)

Formel Eins: Vorschau GP Australien 2013 - Racingblog 14 März, 2013 - 21:33

[…] meiner Einschätzungen der Formkurve der einzelnen Teams verweise ich auf den großen, allgemeinen Vorschauartikel von gestern und natürlich unseren […]

Daniel 14 März, 2013 - 21:35

@ nona:
Danke für den Hinweis, auch der heißt jetzt im Text so wie im echten Leben ;)

Ouvertüre Down Under › Sportnation 16 März, 2013 - 13:39

[…] Formel Eins: Vorschau Saison 2013 […]

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