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Buchtipp: Adam Parr – Die Kunst des Krieges

von DonDahlmann
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Der ehemalige Geschäftsführer von Williams, Adam Parr, hat im letzten Herbst ein Buch in Comic-Form veröffentlicht, in dem die Hintergründe der Formel Eins beleuchtet werden.

Es gibt es zwei Seiten der Formel Eins. Die eine ist jene, die im Fernsehen zu sehen. Sie besteht aus den Rennen, den meist von PR-Firmen vorformulierten Standardsätzen und dem Glamour, der noch übrig geblieben ist. Die andere Seite ist das knallharte Geschäft, das zum großen Teil aus Machtspielen und Politik besteht. Parr beschäftigt sich in dem nur 60 Seiten starken (E-Book Version) Buch Die Kunst des Krieges – Fünf Jahre in der Formel 1(Amazon Affiliate Link) mit dem Geschäft und der Politik in der Formel Eins. Er macht dies in Form eines Comics, was etwas ungewöhnlich erscheint. Es funktioniert auch nur teilweise.

Adam Parr stieß 2007 zum Williams Team. Das Team war in den Jahren nach dem Ausstieg von BMW in eine schwere finanzielle Schieflage geraten. Teilweise konnte man nur deswegen antreten, weil Bernie Ecclestone seinem alten Freund mit Vorschüssen aus dem Concorde-Agreement aushalf. Williams suchte nach einem guten Mann, der die Finanzen des Teams wieder auf Vordermann bringen würde. Den fand er einerseits in Toto Wolff, der dabei half, das Team an die Börse zu bringen. Die andere Person war Adam Parr, der vor seiner Verpflichtung in der Formel Eins im Bergbau-Management gearbeitet hatte. Die Verpflichtung von Parr hatte für Williams Vor- und Nachteile. Der Vorteil lag darin, dass niemand Parr kannte und einschätzen konnte. Gleichzeitig hatte Parr keine alten Verbindungen und Freundschaften in der Formel Eins und konnte so einen frischen Blick auf die Geschäfte werfen. Doch darin bestand wohl auch ein Nachteil, denn Parr fehlte der Stallgeruch.

Fünf Jahre hat Adam Parr für Williams teilweise die wirtschaftlichen Geschicke des Teams geleitet. Am Schluss leitete er das Team als Geschäftsführer und war an allen Verhandlungen (Concorde-Agreement, FOTA, FIA, Bernie usw.) direkt beteiligt. Der Titel des Buches „Die Kunst des Krieges“ verspricht dann auch große Einblicke in das Geschäft der Formel Eins.

Doch so leicht ist das natürlich nicht, denn vor jeder wichtigen Verhandlung, sei es mit Sponsoren, sei es mit der FIA oder FOTA, unterzeichnet man eine Schweigeerklärung. Wer Inhalte der Verhandlungen weitergibt, kann massiv bestraft werden. Da diese Verpflichtungserklärungen über Jahre und Jahrzehnte laufen, kann Adam Parr auch keine wirklichen Details liefern.

Parr umgeht das Problem, in dem er sich entweder in Andeutungen ergeht oder bewusst große Lücken lässt. Nur wenig wirklich „harte“ Informationen gibt es zu erfahren. Ein paar interessante Informationen und Zahlen gibt es bezüglich der Übernahme von BrawnGP, ein paar Insights zu den Entwicklungskosten eines Formel Eins, und wie die Budgets aussehen.

Auf den ersten Blick wirkt das Buch etwas enttäuschend. Das meiste kennt man aus den Medien, die paar interessanten Info-Häppchen garniert Parr mit lobenden Worten über seine Arbeit bei Williams. Viel ist das erst einmal nicht.

Doch man muss etwas genauer lesen, denn Parr gibt durchaus einiges an Einsichten. So zieht sich durch das gesamte Buch ein Streit zwischen ihm und Bernie Ecclestone über die Zulassung von Kundenautos. Ecclestone hatte Ende 2007 die Probleme der Weltwirtschaft kommen sehen und die Teams dazu gebracht, Kundenautos zu akzeptieren. Da im (Ende 2012 ausgelaufenen) Concorde-Agreement klar gestellt war, dass derartige Entscheidungen nur einstimmig unter allen Teams erfolgen können. Williams sperrte sich bekanntermaßen gegen Kundenautos, was Ecclestone nicht goutierte. Letztendlich ist Parr der Überzeugung, dass Bernie für seinen Rücktritt bei Williams sorgte. Das neue Concorde-Agreement wurde Williams im Frühjahr 2012 vorgelegt – genau einen Tag nach dem Abschied von Parr. Genaue Hintergründe liefert Parr in diesen Punkt aber auch nicht.

Weitere zentrale Punkte: Der Streit zwischen Max Mosley und der FOTA über die Kostenreduktion und die Einführung der neuen Motoren. Auch hier deutet Parr an, dass der Streit und der Skandal-Artikel in der „News of the world“ über Mosley vielleicht nicht so zufällig war. Was man aber seit Jahren vermutet.

Klar macht Parr auch, woran die FOTA scheiterte: Red Bull und ein FOTA-Vorsitzender, der keine klaren Entscheidungen fasste. Auch wird deutlich, wie stark Ferrari die Formel Eins beeinflusst.

Das Buch ist, trotz diverser Schwächen, durchaus lesenswert. Auch wenn man als interessierter Fan viele Hintergründe schon kennt, gibt Adam Parr doch eine durchaus neue Sicht auf die Arbeit hinter den Kulissen. Die Comics sind bewusst in Schwarz/Weiß gehalten, vermutlich um die „graue“ Schattenwelt der Formel Eins zu dokumentieren.

Quasi ein Kaufbefehl ist die deutsche E-Book Version, die nicht mal 5 Euro kostet. Kindle-Reader gibt es für alle Smartphones, das lesen auf einem Handy ist allerdings etwas sperrig. Selbst auf dem 10-Zoll-iPad muss an in die Seiten reinzoomen, um sie vernünftig lesen zu können.

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Deutscher Auto Blogger Digest vom 17.01.2013 › "Auto .. geil" 18 Januar, 2013 - 05:24

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