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WTCC + AutoGP: Analyse Marrakesch 2012

von Chaos
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Das Wochenende in Marrkesch war überraschend gut organisiert, von dieser Seite aus gab es diesmal nichts zu meckern. Dafür lieferte die WTCC 2 Rennen ab die, bestenfalls als „lächerlich“ zu bezeichnen sind und diese unterstrichen deutlichst das größte Problem der Serie.

Das es an diesem Wochenende wieder 2 Chevroletsiege gab, ist keine Überraschung und war so zu erwarten. Die 2 Dreifachsiege (Menu/Huff/Muller und Muller/Huff/Menu) sind allerdings mehr als ein Warnschuss, sie sind ein Armutszeugnis für die Serie. Insbesondere das zweite Rennen war so schlimm, dass selbst die Eurosport-Kommentatoren, speziell Dirk Adorf sehr deutliche Worte der Kritik fanden, was ich an dieser Stelle ausdrücklich loben möchte.

Es mag sein, dass den Chevrolets die Strecke entgegen kam und dass sie dort ihre Stärken, besonders den um einiges besseren Motor gut ausspielen konnten. Es mag auch sein, dass RML das einzige echte Werksteam ist. Es mag des Weiteren sein, dass sie mit Muller, Menu und Huff 3 talentierte und sehr gute Fahrer haben. Aber es kann einfach nicht sein, dass die Autos innerhalb von 6 Runden im 2. Rennen auf einem Stadtkurs wo man nicht einfach Überholen kann von den Startplätzen 7, 9 und 10 auf 1, 2 und 3 fahren und dabei auch nicht nur die geringsten Probleme zu haben scheinen. Danach machen die 3 Fahrer sich dann vorne überspitzt gesagt schöne 10 Minuten und gucken sich die tolle Kulisse von Marrakesch an, während Fahrer wie Tom Coronel dahinter, unbestritten der beste BMW-Fahrer, jedes Rennen kämpfen wie Verrückte und trotzdem am Ende nicht das Fünkchen einer Chance aufs Podium besteht.

Und daran ist die FIA bei Weitem nicht unschuldig. Die Befürchtungen, die ich bezüglich der Gewichte hatte, sind nicht nur eingetreten, es war noch schlimmer als erwartet. Durch die 20 kg mehr bei den BMW’s und die 30 kg mehr bei den SEAT’s wurden diese von wenig konkurrenzfähig in eine eigene Klasse unter den Chevrolets katapultiert. Dies ist natürlich durch das Reglement gedeckt, was an dieser Stelle aber grandios versagt.

Ohne jetzt ganz genau auf das Gewichtsreglement einzugehen, sei hier einmal kurz das Prinzip erklärt: Von den 2 besten Autos eines Modells werden die besten Rundenzeiten aus dem Qualifying und dem 1. und 2. Rennen auf eine Zeit von 114 Sekunden skaliert. Die Qualifyingzeit wird bei der Ermittlung einer Gesamtdurchschnittszeit 1,5-fach, die Zeiten aus den Rennen jeweils einfach gewichtet. Dies wird mit den Zeiten der 3 vergangenen bzw. am Anfag der Saison 2 vergangenen Rennwochenenden gemacht und aus dem Gesamtdurchschnitt ergibt sich dann die Gewichtsverteilung. Wer das genau nachlesen mag kann das in ruhigen 5 Minuten an einem ruhigen Nachmittag hier tun .

Durch die guten Qualifyingergebnisse, die ja bei der Berechnung mehr gewichtet werden. hatten die SEAT’s an diesem Wochenende 30kg Zusatzgewicht was dazu führte, dass die SEAT’s Rennen noch weniger Chancen gegen die Chevrolets und BMW‘ hatten, als eh schon. Die BMW’s haben aber auch immerhin 20 kg bekommen, obwohl sie so schon den Chevrolets unterlegen waren. Das heißt beide Autos sind auf Grund der absurden Gewichtsverteilungsregeln noch langsamer, als zum Anfang des Jahres, da die Chevrolets bei dem Maximalzusatzgewicht geblieben sind.

Zusammengefasst hätte man sich also an Stelle von BMW und SEAT in der Vergangenheit besonders im Qualifying und mit schnellen Runden im Rennen zurückhalten sollen , damit man nicht so wie jetzt an die Chevrolet „rangewichtet“ wird, da diese nicht mehr als 40kg bekommen können. Dann hätte man aber nichtmal mehr Achtungserfolge wie die Pole von Tarquini in Monza feiern können, was das ganze System vollkommen in sich zusammenbrechen lässt. Klar könnte man mit einer Regeländerung das Problem zumindest kurzfristig kleiner machen, dort würde Chevrolet aber verständlicherweise nicht mit machen und die FIA möchte sicher nicht das im Moment einzig vorhandene echte Werksteam vergraulen.

Wenn dann allerdings solche Rennen wie heute dabei rauskommen, kann man das ganze auch gleich zu einem Markenpokal mit ungeliebten langsamen Hindernissen umbauen. So kann und darf es nicht weiter gehen, speziell wenn sich dieser Trend mit dieser Stärke in den nächsten Rennen bestätigen sollte, wird diese Saison noch katatstrophaler als die letzte. Das Gewichtesystem ist sicher nicht das einzige Problem, aber es ist die einzige Möglichkeit wie man die Chevrolets kurzfristig einbremsen könnte, was aber so wie das Reglement momentan aussieht nicht passieren wird. Dadurch kann man sich nur im Kreis drehen und wenn es ungünstig läuft gewinnen dieses Jahr nur Chevrolets.

Kurz noch zu den Rennen, die hinter den Chevrolets ganz in Ordnung, aber auch nicht überragend waren: Positiv überrascht haben die Ford, die endlich ihr Potenzial zeigen konnten und in beiden Rennen Punkte holten. Bei den BMW’s waren mit Coronel, Engstler, D’Aste und Michelisz die Fahrer in den Top 10 zu finden, die auch schon bei den ersten beiden Rennwochenenden überzeugen konnen. Bei den SEAT’s ist wieder Oriola herrauszuheben, der eine fantastische Saison fährt. Desweiteren kam Monteiro mit dem alten Motor sehr respektabel im zweiten Rennen auf Platz 9, Darrel O’Young erreichte 2 Mal Platz 10.

In der WM führt Muller mit 130 Punkten vor Menu mit 106 und Rob Huff mit 97. Bei den Privatiers liegt Oriola mit 51 Punkten vor d’Aste mit 47 und Engstler mit 37. Alle Fahrer gibt es hier. In 3 Wochen geht es in Ungarn weiter.

Auto GP (von Vorsicht)

Zuerst zu den positiven Aspekten dieses Wochenendes: Ja, die Rennen waren spannend. Und ja, der Lauf vom Samstag war vermutlich das beste aller Rennen, die Eurosport aus Marrakesch übertragen hat. Und, was noch erfreulicher ist, die Piloten an der Spitze des Feldes scheinen sich schön langsam (und fast schon wieder Erwarten) als Talente zu erweisen, die man vielleicht im Auge behalten sollte. Dass Adrian Qualife-Hobbs und Pal Varhaug, wenn schon nicht Überflieger, dann doch durchaus kompetente Junioren sind, das konnte man vor der Saison schon erahnen. Dass aber auch der erst 16-jährige Sergey Sirotkin sich als ernstzunehmender Meitschaftsanwärter erweist, das ist trotz des Formula Abarth-Titels des Russen vom vergangenen Jahr eine ziemlich positive Überraschung. Und dass ausgerechnet der in Brands Hatchs 2010 so schwer verunfallte Chris van der Drift in Marrakesch wieder einmal gewinnen konnte, ist ebenfalls ein schöne Geschichte.

Aber genug gelobt. Denn dass die AutoGP auf dieser Strecke überhaupt Rennen veranstaltet, ist und bleibt fahrlässig. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir am Wochenende zum Glück von schweren Unfällen verschont geblieben sind.

Wie die Organisatoren am Samstag bekannt gegeben haben, wird man 2013 nach drei Jahren Dienst die modifizierten Lola-Zytec aus der A1GP-Serie gegen neue, noch schnellere Autos eintauschen. Eine Entscheidung, um welche Wagen es sich handeln wird, gibt es noch nicht. Zu hoffen bleibt aber, dass man zumindest dann nicht mehr auf diesem Kurs antreten wird.

Kaum zu glauben: Die Meisterschaft 2012 neigt sich schon wieder in Richtung Halbzeit. Nach drei von sieben Saisonwochenenden führt Adrian Quaife-Hobbs relativ komfortabel mit 105 Punkten vor Sergey Sirotkin und Pal Varhaug, die nur durch einen Zähler getrennt sind (76 zu 75). Knapp dahinter lauert auf Rang vier Chris van der Drift (69).

Beim Slowakei-Rennen der WTCC in zwei Wochen ist die AutoGP nicht vor Ort, die nächste Veranstaltung findet am 6. Mai in Budapest statt.

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1 Kommentare

nona 18 April, 2012 - 17:22

Ich habe mir den WTCC-Zirkus kopfschüttelnd angetan, und dann verärgert ausgeschaltet als Muller nach Lauf 2 sich im Interview ein Loch in den Bauch gelogen hat, wie irre schwer das Rennen doch gewesen sei und wie hart er doch hat kämpfen müssen. So einen dämlichen Politpropagandamist bar jeglicher Realität muss ich mir nicht antun, verarschen kann ich mich selber. Das hat mit „Sport“ etwa so viel zu tun wie eine Treibjagd in einem abgezäunten Gehege.

Trotzdem (oder auch deswegen) leichter Einspruch gegen den Punkt „Stadtkurs wo man nicht einfach überholen kann“ – Marrakesch besteht primär aus langen Geraden mit ein paar Kurven und Schikanen. Gerade mit so einem albern überlegenen Auto wie dem Chevrolet klebst du in den paar Kurven halt problemlos hinter einem Gegner, und auf irgendeiner der Geraden trittst du dann einfach auf den Stempel und fährst am Vordermann annähernd problemlos vorbei.

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