Home IRLIndyCar IndyCar: Vorschau 102st Indianapolis 500

IndyCar: Vorschau 102st Indianapolis 500

von Rainer
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Am Montag feiern die USA den Memorial Day und damit steht uns das prestigeträchtigste Rennsportwochenende des Jahres bevor. Höhepunkt sind dabei die 500 Meilen von Indianapolis.

Indianapolis Motor Speedway
Sunday May 28, 2017
©2017 Walt Kuhn

In diesem Jahr ist alles ein wenig „normaler“ in Indianapolis. Natürlich ist das Rennen über fast 805 Kilometer immer noch das älteste Autorennen und überhaupt das größte Einzelsportereignis der Welt. Aber der Hype der letzten beiden Jahre mit dem großen Jubiläum und dem Start von Fernando Alfonso ist etwas verflacht. Gerade deshalb ist es aber ein ermutigender Schritt in eine erfolgreiche Zukunft. Zum ersten Mal seit 2011, dem letzten Jahr des Dallara IR-05, waren mehr als 34 Wagen gemeldet. Das Feld von 33 Starter füllte sich also von alleine und es war nicht nötig das die IndyCar-Series und die Hersteller noch irgendwie den ein oder anderen Wagen finanzieren mussten. Es musste also ein echter Bump-Day ausgefahren werden und der sollte es in sich haben.

Sehr erfreulich verlief bisher auch das Debut des Universal-Speedway-Kits. Abgesehen von dem typischen IMS-Crash James Davisons am Fast-Friday und Robert Wickens am Montag, blieben die Fahrer von Unfällen bisher weitgehend verschont. Es ist gar kein Vergleich zu 2015, als die Wagen mit den damals neuen Chevrolet-Aero-Kits direkt reihenweise abgehoben sind. Das neue Aero-Kit sieht also nicht nur genial aus, sondern scheint auch für die Sicherheit der Fahrer eine gute Lösung zu sein. Trotz der Reduzierung des Abtriebs sind die Wagen gut beherrschbar. Die große Unbekannte ist aber noch, wie sich die Wagen in einem Feld von 33 Wagen verhalten werden. Die Teams haben zwar auch Tests im Windschatten gemacht, aber so ein großer Pulk, in dem dann auch noch verschiedene Linien auf den Geraden gefahren werden, ist dann noch mal eine größere Herausforderung.

Strecke

Schon 1909 als der erste Indianapolis Motor Speedway eröffnet wurde, handelte es sich schon um ein 2,5 Meilen großes Oval. Auch einige Umbauten, wie zum Beispiel das Verlegen von Ziegelsteinen, die dem Oval den Namen Brickyard einbrachten, haben an der Grundkonfiguration nichts geändert. Die vier 90° Kurven mit einer Länge von jeweils 0,25 Meilen und einer Überhöhung von 9°12‘ werden durch zwei lange (0,625 Meilen) und zwei kurze Geraden (0,125 Meilen) verbunden. Das geringe Banking ist untypisch für ein US-Oval und sorgt für eine schwierige Abstimmung, da die IndyCar bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von mehr als 220 mph (354 km/h) leicht nach außen rutschen. Eine Erhöhung des Abtriebs würde das verhindern, aber den Topspeed vermindern. Gerade in der Qualifikation ist es ein diffiziles Spiel die richtige Einstellung zu finden.

Training

Die ersten drei Trainingstage zeigten direkt, dass das Feld durch die Einheitsaerodynamik deutlich ausgeglichener ist, als in den drei Vorjahren. 2015 dominierten die Chevrolets von Chip Ganassi Racing und Team Penske und in den letzten beiden Jahren die Hondas von Andretti Autosport. Natürlich waren auch in diesem Jahr diese drei Topteams ganz vorne zu finden. Dazu gesellten sich aber auch die Wagen von Schmidt Peterson Motorsport, Ed Carpenter Racing, Rahal Letterman Lanigan Racing und auch Tony Kanaan für A.J. Foyt Enterprises. Ein erstes Ungleichgewicht wurde dann aber am Fast-Friday im Zeitentableau der Runden, die nicht mit Unterstützung durch Windschatten erreicht wurden, sichtbar. So finden sich dort in den Top-7 sechs Chevrolets (jeweils drei von Penske und Carpenter) und mit Sebastien Bourdais auf Platz 5 nur ein Hondafahrer.

Qualifikation

IndyCar Indianapolis 500
Sunday, May 20, 2018
©2018 Walt Kuhn

Der erste Qualifikationstag bestätigte dann genau dieses Kräfteverhältnis. So qualifizierten sich alle sieben Fahrer von Team Penske und Ed Carpenter Racing für die Fast-9, die dann am Sonntag die Pole-Position unter sich ausfahren würden. Mit Sebastien Bourdais und Scott Dixon fuhren sich nur zwei Honda-Piloten in diesen illustren Kreis. Die schnellsten vier Runden absolvierte Rückkehrer Helio Castroneves mit 228,919 mph. Für Andretti Autosport war dies, nach zwei sehr erfolgreichen Jahren, schon ein kleiner Nackenschlag. Der beste Fahrer des Teams, Alexander Rossi, scheiterte dabei nur knapp an der Zeit Danica Patricks und damit an den Top-9. Sehr stark präsentierten sich auch Tony Kanaan und Matheus Leist für A.J. Foyt Enterprises mit den Plätzen 11 und 12. So waren am Samstag neuen Chevrolets in den Top-12 zu finden.

Das wahre Drama spielte sich aber natürlich weiter hinten ab. Bei 35 Meldungen war klar, dass sich zwei Wagen nicht für das Rennen qualifizieren würden. Die Dramatik des Tages wurde auch noch durch zwei Regenunterbrechungen gesteigert. Robert Wickens und James Hinchcliffe für Schmidt Peterson Motorsport hatten dabei das Pech jeweils nach einer dieser Unterbrechungen auf die grüne Piste zu müssen. Wickens erreichte dabei einen Schnitt von 255,955 mph, was ihm Platz 20 einbrachte. Hinchcliffe hingegen schaffte nur 224,784 mph und Platz 32, knapp vor Conor Daly (224,736 mph). Mit ihren ersten Versuchen waren Oriol Servia und Pippa Mann an den Top-33 gescheitert.

Gerade die Performance von Oriol Servia war enttäuschend. Von so einem Veteranen erwartet man einfach, dass er sich locker qualifiziert. Es war aber weniger ein Problem Servias, sondern des ganzen Teams. Takuma Sato und Graham Rahal waren auf den Plätzen 29 und 30 nicht viel schneller. Im dritten Anlauf gelang Servia dann auch ein Rundenschnitt von 225,007 mph und er schob sich direkt hinter seine beiden Teamkollegen. Damit war Conor Daly erst einmal draußen und James Hinchcliffe auf der Bubble.

Natürlich reagierte man bei Dale Coyne Racing sofort und schickte Daly auf die Strecke. Mit 224,874 mph fuhr er sich vor auf Platz 32 und plötzlich war James Hinchcliffe nicht mehr qualifiziert. Eine direkte Antwort konnte der Kanadier auch nicht geben, da sich bei seinem ersten Konterversuch ein Drucksensor im Reifen löste, was zu starken Vibration führte. Er kam sofort wieder an die Box und konnte sich dann aber nur auf Position zwei, hinter Pippa Mann, in die Reihe der Wagen für einen neuen Versuch einreihen. Mit weniger als 15 Minuten auf der Uhr war das eine sehr kritische Situation für Hinchcliffe.

Da aber weder Pippa Mann (Änderungen an der Aerodynamik) noch James Hinchcliffe (Reparatur des Reifensensors) auf die Strecke konnten, versuchte sich Ryan Hunter-Reay in die Top-9 zu fahren. Das misslang ihm aber. Es war damit aber klar, dass, wenn Pippa Mann ihren Versuch über 4 Runden absolviert, James Hinchcliffe keine Zeit mehr für seinen Versuch haben würde. Und genauso kam es dann. Mann schaffte es deutlich nicht in die Top-33 und Hinchcliffe musste in der Boxengasse mit ansehen, wie die Chance aufs Indy 500 zerrann. Bei SPM suchte man die letzten Tage noch eine Möglichkeit, Hinchcliffe doch noch ins Rennen zu bekommen. Dafür hätte einer der Gaststarter verzichten müssen. Aber Scuderia Corsa, Byrd Hollinger Belardi, Thom Burns und Co haben schnell abgewunken. So mussten sich alle bei SPM eingestehen, dass sie Mist gebaut haben und damit leider, auch zu Recht, ohne ihre eigentliche Nummer 1 in den Saisonhöhepunkt gehen müssen.

Am Samstag wurde zuerst die Plätze 10 bis 33 ausgefahren. Dabei zeigte sich Takuma Sato deutlich verbessert. Mit einem Schnitt von 226,557 mph fuhr sich der Titelverteidiger auf Platz 16 nach vorne. Seine beiden Teamkollegen blieben hingegen im Hinterfeld (Servia Platz 26, Rahal Platz 30) hängen. Ihre starke Performance von Samstag bestätigten Tony Kanaan und Matheus Leist auf den Plätzen 10 und 11. Zuviel riskierte man bei Andretti Autosport und Alexander Rossi. Der Abtrieb wurde zu stark verringert und so rutschte Rossi am Ende seiner vier schnellen Runden nur noch durch die Kurven. Platz 32 ist die Quittung für das Risiko.

Das Pole-Qualifying war bis zu den letzten beiden Fahrern eher unspektakulär. Team Penske ließ seine Muskeln spielen und Simon Pagenaud (228,761 mph), Will Power (228,607 mph) und Josef Newgarden (228,405 mph) bildeten vorrübergehend die erste Startreihe. Bei allen drei Wagen hatte das Team auf etwas mehr Abtrieb gesetzt. Dahinter folgten Sebastien Bourdais (228,142 mph), Spencer Pigot (228,107 mph), Danica Patrick (228,090 mph) und Scott Dixon (227,262 mph). Als vorletzter Pilot ging Ed Carpenter auf die Strecke und brannte seine erste fliegende Runde mit über 230 mph in den Asphalt. Es war die erste Runde mit einer Geschwindigkeit von über 230 mph in diesem Jahr, die ohne Hilfe von Windschatten erreicht wurde. Entsprechend enthusiastisch feierten die Fans diese Runde ihres Lokalhelden auf den Tribünen. Natürlich wurde Carpenter in den nächsten drei Runden etwas langsamer, aber mit 229,618 mph pulverisierte er regelrecht die Leistung Pagenauds. Als Antwort auf diese Performance reduzierte man bei Team Penske den Abtrieb am Wagen von Helio Castroneves. Das war, wie auch schon bei Alexander Rossi, die falsche Entscheidung. Er kam so nicht an die Geschwindigkeit seiner Teamkollegen heran und erreichte nur Startplatz 8.

Die Startaufstellung kann man auf der Homepage der IndyCar-Series als PDF nachlesen. Dazu findet man dort noch nützliche Informationen, wie einen Spotter Guide oder die Reihenfolge in der Boxengasse.

Favoriten

Die Frage nach den Favoriten ist in diesem Jahr viel schwerer zu beantworten, als in den vergangen drei Jahren. Damals hatten sich in Trainings und Qualifikation immer ein bis zwei Topteams herauskristallisiert. Die Siege von Juan Pablo Montoya (2015) für Team Penske, sowie Alexander Rossi (2016) und Takuma Sato (2017) für Andretti Autosport, bestätigten dann auch genau diese Favoritenrolle. Ein Blick auf die Startaufstellung würde das Chevrolet-Lager in die Favoritenrolle drängen. Aber vier Runden alleine in der Clean-Air sind dann doch etwas anderes als 500 Meilen im Pulk, inklusive Überrundungsverkehr. Außerdem spielen im Rennen Reifenverschleiß und Benzinverbrauch eine wichtige Rolle.

Aus der breiten Masse der Favoriten sticht vielleicht mit Helio Castroneves nur ein Fahrer ein wenig heraus. Die 500 Meilen von Indianapolis sind sein Rennen. Er gewann sie dreimal und erreichte bei 17 Starts achtmal die Top-5, siebenmal sogar die Top-3. Mit Platz 1 am Samstag hat er gezeigt, dass er weiterhin sehr schnell ist und unglaublich heiß auf seinen vierten Sieg. Dieser würde ihn dann auf eine Stufe mit A.J. Foyt, Al Unser und Rick Mears bringen.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag, 25. Mai

11:00 a.m. – 12:00 p.m. (17:00 – 18:00) – Verizon IndyCar Series Practice
12:30 – 1:30 p.m. (18:30 – 19:30) – Indy Lights Race – Freedom 100
1:30 – 3:30 p.m. (19:30 – 21:30) – Verizon IndyCar Series – Pit Stop Competition

Den ganzen Tag zeigt NBCSN live.

Sonntag, 27. Mai

11:00 a.m. (17:00) – Übertragungsbeginn ABC, Sport1 US, DAZN; ab 18:15 Sport1
11:35 a.m. (17:35) – Driver Introductions
12:14 p.m. (18:14) – Command to Start Engines

12:21 p.m. (18:21) – Indianapolis 500 Mile Race (200 laps/500 miles)

Auch am nächsten Wochenende kann das Wetter eine größere Rolle spielen. Mit Regen ist zwar kaum (kleiner 20% Regenwahrscheinlichkeit) zu rechnen, dafür soll es mit 32°C ordentlich warm werden. Eine leichte Bewölkung könnte verhindern, dass die Sonne die Strecke zusätzlich aufheizt. Ein Aufklaren würde dann aber die Streckenbedingungen schnell ändern.

(c) Photos: IndyCar Media; Joe Skibinski, Walt Kuhn, Karl Zemlin

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