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Super GT: KeePer-Lexus und Miku-AMG holen Titel in Motegi

von geinou
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Während Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli im Motul Autech GT-R den einzigen Saisonsieg beim Finale der japanischen Super GT in Motegi für Nissan holten, feierten Ryo Hirakawa / Nick Cassidy (KeePer TOM’s LC500) ihren ersten GT500-Titelgewinn. Jubel auch bei Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka: Das Goodsmile Hatsune Miku AMG-Gespann gewann zum dritten Mal die GT300-Meisterschaft. Ein Rückblick auf den geschichtsträchtigen Jahresabschluss am Twin Ring Motegi.

Grand Final stand drauf – und Grand Final war auch drinnen. Nicht nur während der finalen 250 km (53 Runden) des Jahres, sondern auch im Rahmenprogramm bot die japanische Super GT Unterhaltung wie auch Spannung im Rahmenprogramm. Es war ein in mehrfacher Hinsicht geschichtsträchtiges Wochenende am Twin Ring Motegi der Tochigi-Präfektur, welches mehrere neue Rekorde, einen spektakulären Flyover eines F-2-Jets der Japanese Self-Defense Forces bei der Eröffnungszeremonie sowie Demorunden der drei DTM-Hersteller Audi, BMW und Mercedes sah. Für den Gegenbesuch sandten die drei deutschen Hersteller den ehemaligen GT500-Meister Loic Duval (2010 zusammen mit Takashi Kogure für Honda), Augusto Farfus (im Wagen von Tom Blomqvist) sowie Maro Engel nach Japan. Die hiesigen Fans begrüßten die Delegation aus Deutschland noch mal eine Stufe enthusiastischer als die Europäer beim Besuch von Lexus und Nissan beim DTM-Finale in Hockenheim vor rund vier Wochen. Neben Testrunden am Freitag, deren Zeiten ebenfalls nicht veröffentlicht wurden (offenbar stellte sich auch leider niemand der Journalisten wie ich am Hockenheimring mit einer Stoppuhr hin), düsten am Samstag wie auch Sonntag erstmals alle sechs Hersteller gemeinsam über den 3,4 km langen Straßenkurs des Twin Ring Motegi – ein historischer Moment sowohl für den japanischen wie auch deutschen Motorsport.

Besonders schön: Am Sonntag gewährte die Super-GT-leitende GT-Association (GTA) den DTM-Gästen die Ehre, an der Einführungsrunde teilzunehmen. Angeführt von fünf Motorrädern sowie zwei Autos der Tochigi-Polizei, schwärmten die drei Masters-Piloten von diesem Augenblick, wohlwissend, dass hinter ihnen ein 45-starkes Super-GT-Feld wie hungrige Tiere auf das grüne Licht der Startampel warteten. Bereits am Samstag wohnte ITR-Präsident Gerhard Berger der Pressekonferenz von GTA-Chairman Masaaki Bandoh bei, bei der die beiden jedoch hauptsächlich die Inhalte der gemeinsamen Pressekonferenz vom Hockenheimring wiederholten. Beide lobten die enge Zusammenarbeit der zwei Serien, die über die kommenden Monate weiter verstärkt und noch einige Stolpersteine auf dem Weg zur Class-1-Kollaboration ausgeräumt werden sollen. Im Rahmen des Treffens gab der noch bis Ende des Jahres als Berater für Audi tätige Dr. Wolfgang Ulrich zu Protokoll, dass es nun ausgerechnet Mercedes sei, die Ende 2018 aus der DTM aussteigen, nachdem sie aufgrund der Kostenfrage doch eine vorzeitige Einführung des Turbo-Motors blockierten. Am Sonntag vor dem Rennen gab Gerhard Berger gegenüber dem japanischen Fernsehen ein sehr optimistisches Statement ab: „In zwei Jahren werden Sie uns alle gemeinsam sehen“, sagte er in Mikrofon des langjährigen J-SPORTS-Reporters Jiro Takahashi. Das Alles in selbstredend Zukunftsmusik. Nachdem die Kollaboration nach 2014 jedoch zunächst eingeschlafen wirkte, scheint sie nach den jeweiligen Besuchen in Deutschland wie auch Japan jedoch wieder zu einem neuen Leben erweckt zu sein.

 

GT500

 „Ich war einfach nur erleichtert, als die Zielflagge fiel“, erklärten die frisch gekürten GT500-Meister Ryo Hirakawa und Nick Cassidy nach dem Rennen. Es muss ein unglaublicher Druck gewesen sein, der auf den beiden 23-jährigen Piloten lag. Obgleich man als Tabellenführer zum Grand Final nach Motegi reiste, war der Vorsprung nicht groß genug, um entspannt ins Rennen zu gehen. Wäre beispielsweise die Qualifikation auch das gleichzeitige Endergebnis gewesen, wäre der Titel nach Yokohama gewandert. So eroberten Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli mit einem beeindruckenden neuen Rundenrekord (1:36.316) die Pole-Position – fast eine Sekunde vor dem zweiplatzierten Wako’s 4CR LC500 (Kazuya Oshima / Andrea Caldarelli). Auf dem dritten Startplatz landete der KeePer TOM’s LC500, eine Position hinter dem dringend benötigen Silberrang, um die Meisterschaft zu gewinnen. Die Rekord-Pole-Position seitens Nissans Werksmannschaft war nicht nur eine klare Ansage, sondern auch eine Bestätigung für die harte Arbeit seit dem Saisonbeginn, als man der Lexus-Spitze, unter anderem wegen Motorproblemen, rund eine Sekunde hinterherfuhr. In Hockenheim erklärte mir Ronnie Quintarelli in einem Gespräch, dass man mit einigen Stirnfalten nach Motegi reisen würde, da die eigenen Michelin-Reifen bei kalten Temperaturen seit über einem Jahr starke Grip-Probleme besaßen. Eine Achillesferse, die nun offenbar ausgemerzt werden konnte. Dies bestätigt auch der ebenfalls mit Michelin-Pneus bekleidete S Road Mola GT-R (Satoshi Motoyama / Katsumasa Chiyo) mit der zweitschnellsten Zeit in Q1 sowie dem vierten Startplatz. Und auch im Rennen sollten Matsuda / Quintarelli die Oberhand behalten. Fast wäre die Siegesfahrt jedoch im Desaster geendet, noch bevor das eigentliche Rennen überhaupt begann.

So krachte Andrea Caldarelli in der Victory Corner ins Heck seines Landsmanns und zog sich dabei einen Schaden an der vorderen recten Seite seines Wako’s-Lexus zu. Quintarellis Motul-Nissan verlor einen Teil der Verkleidung links hinten, zudem schleifte etwas am rechten Hinterreifen, was sich nach knapp einer Runde jedoch von alleine löste. Einen eindeutig Schuldigen für diesen Auffahrunfall zu finden ist schwierig, da beide Piloten Fehler begangen. So kann man Caldarelli vorwerfen, dass er nicht genügend aufpasste, während Quintarelli zu abrupt abbremste. So verzögerte letzterer bereits vor der Victory Corner, womöglich um seine Bremsen auf Temperatur zu bringen, beschleunigte anschließend wieder schlagartig, nur um sofort wieder zur Mitte der finalen Kurve schlagartig abzubremsen. Caldarelli konnte nicht mehr ausweichen und knallte in den Nissan. Die Rennleitung sah die Situation ähnlich, weshalb keine Strafen ausgesprochen wurden.

Während das Nissan-Ensemble trotz ihrer Beschädigung das Rennen dominieren konnten, ging es für den Wako’s 4CR LC500 nach hinten. Wohlwissend, dass ein Platzverlust einer verlorenen Chance auf den Titelgewinn gleichzusetzen wäre, machte sich Caldarelli auf dem Zwillingsring breit. Im dritten Umlauf ging Nick Cassidy jedoch an seinem Markenkollegen vorbei. Drei weitere Runden später endeten schlussendlich alle Titelhoffnungen für Team LeMans, als Joao Paulo de Oliveira bei einem Überholversuch in das Heck des Lexus rutschte. Hierfür bekam der Brasilianer eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. Es war die Zweite für den Forum Engineering Advan GT-R, nachdem man bereits für das Überholen unter roter Flagge im Warm-Up belangt wurde. Damit jedoch nicht genug für den Wako’s-Lexus: Wohl ein Folgeschaden der Startkollision, verlor man zu allem Übel in den finalen Runden auch noch einen Großteil der Frontverkleidung mitsamt Motorhaube. Das Endergebnis: Platz 13.

Auch die weiteren Titelaspiranten waren in kleinere Rangeleien verwickelt. So berührte der Zent Cerumo LC500 (Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura) beim Überrunden einen der beiden GT300-Lamborghini, während James Rossiter im au TOM’s LC500, trotz einer bärenstarken Startphase, in der er mehrere Autos überholte, im Überrundungsverkehr einen Schaden an der hinteren, linken Aufhängung erlitt. Zum dritten Mal in vier Jahren endeten Rossiters Titelhoffnungen in Motegi somit vorzeitig, als nach acht Runden der au TOM’s LC500 in die Garage geschoben wurde. Zwar konnten die Mechaniker den Wagen noch mal reparieren. Mit mehreren Runden Rückstand verkam das Finale somit jedoch lediglich zu Testfahrten für ihn sowie Teamkollegen Kazuki Nakajima. Einzig Nick Cassidy hielt sich aus den Scharmützeln der wilden Startphase heraus. Fast schon zaghaft absolvierte er sein Überholmanöver am Wako’s 4CR LC500, um keine unnötige Berührung zu riskieren. Auch als in der zweiten Rennhälfte Ryo Hirakawa das Steuer des KeePer TOM’s LC500 übernahm, konzentrierte man sich auf die Verteidigung des Silberplatzes, wohlwissend, dass dieser für den Titelgewinn ausreichen würde.

Die Reihe der Boxenstopps wurde vom Zent Cerumo LC500 eröffnet, der vom neunten Startplatz ins Rennen ging, im 18. Umlauf alle vier Bridgstone-Reifen wechselte und anschließend etwas unauffällig den Bronzerang eroberte. Es war eine starke Leistung von Yuji Tachikawa und Hiroaki Ishiura, die hauptsächlich abseits der Kameras stattfand. In der 22. Runde startete die TOM’s-Truppe einen Angriff auf das führende Nissan-Gespann, indem man den sogenannten Undercut versuchte. Ryo Hirakawa übernahm das Steuer des KeePer TOM’s LC500 mit vier frischen Bridgestone-Pneus. Zwar gelang es ihm, den Rückstand auf den Motul Autech GT-R zu verkürzen. Als Tsugio Matsuda diesen jedoch mit vier neuen Michelin-Reifen sowie einer flinken Arbeit der NISMO-Mechaniker übernahm, kam der zweifache GT500-Meister jedoch vor seinem Landsmann heraus. Kurz darauf steuerte auch der S Road Mola GT-R die Box an. Dessen Service dauerte allerdings länger, sodass Mola zunächst auf den siebten Rang zurückfiel – und damit auch keine Schützenhilfe beim Meisterschaftskampf leisten konnte.

Dennoch gelang es Tsugio Matsuda ohne Probleme, den Vorsprung auf am Ende rund sechs Sekunden auszubauen. Dahinter tobte eine wahre Schlacht um den vierten Rang zwischen dem Raybrig NSX-GT (Naoki Yamamoto / Takuya Izawa) sowie dem Keihin NSX-GT (Koudai Tsukakoshi / Takashi Kogure). Es war ein ständiges hin und her, bei welchem letztlich letztere die Oberhand gewannen und damit das beste Honda-Team beim Heimspiel der Marke stellten. In Schlagdistanz zu einem etwaigen Sieg befand sich der japanische Traditionshersteller allerdings nie während des gesamten Wochenendes, womit man weiterhin auf den ersten Sieg seit 2009 auf der hauseigenen Strecke warten muss. Obgleich man keine Rolle beim Titelkampf in diesem Jahr spielte, darf durchaus eine positive Bilanz zu Hondas Saison gezogen werden. Nach einem katastrophalen 2016, welches das erste sieglose Jahr der Marke seit 1999 sah, konnte man nicht nur am Fuji, sondern auch die prestigeträchtigen finalen Suzuka 1000 km gewinnen. Dass ausgerechnet die beiden Traditionsmannschaften von ARTA und Nakajima Racing sich hierfür verantwortlich zeichneten, kann aus Fan-Sicht als i-Tüpfelchen bezeichnet werden. Hinzu gesellen sich gleich vier Pole-Positions, welche die positive Weiterentwicklung des NSX-GT bestätigen, obgleich das Jahr mit einem elektronisch-bedingten Massenausfall noch in der Einführungsrunde in Okayama begann.

Sollte Honda auf dieser positiven Bilanz aufbauen können, dürften sie zu den Titelaspiranten im kommenden Jahr gehören. Denn trotz der Einzelerfolge zeigte sich der dieses Jahr zum Projektleiter ernannte Masahiro Saiki selbstkritisch, schließlich belegten Naoki Yamamoto / Takuzya als bestes Honda-Duo lediglich den siebten Tabellenrang in der Endabrechnung, da es der gesamten Marke, trotz der Einzelerfolgen, an Konstanz fehlte. Für 2018 möchte der Japaner deshalb auch möglicherweise Feintuning an den jeweiligen Fahrerpaarungen betreiben. Neben Jenson Button, der eine Vollzeitteilnahme für kommende Saison in einem britischen Radio-Interview bestätigte, Hersteller und Team jedoch nicht verraten durfte, könnten auch weitere internationale Fahrer in den eigenen Kader aufgenommen werden, so Saiki.

Obgleich man den dritten Titel in vier Jahren um lediglich zwei Pünktchen verpasste, zeigten sich Tsugio Matsuda und Ronnie Quintarelli nach ihrem Sieg in Motegi glücklich. „Natürlich bin ich enttäuscht, dass wir nicht die Meisterschaft gewinnen konnten, aber gleichzeitig konnten wir mit dem heutigen Sieg die Saison auf einer hohen Note beenden.“ Mit dem geschichtsträchtigen 50. Sieg eines Nissan (Skyline) GT-R in der JGTC-/Super-GT-Geschichte, den Meisten einer Fahrzeugreihe, konnte die Marke zudem ihre erste sieglose Saison seit 2002 vermeiden. Vielmehr: Mit nun 19 Siegen übernahm Tsugio Matsuda wieder die Führung in der Allzeitrekordliste der Fahrer mit den häufigsten Siegern vor Yuji Tachikawa und Satoshi Motoyama. Der vierfache GT500-Champion eroberte gleichzeitig mit seinem nunmehr 13. Triumph die Krone der erfolgreichsten internationalen Fahrer, indem er an Benoît Tréluyer sowie Ralph Firman vorbeizog. Es war gewiss kein einfaches Jahr für Nissan, die wie bereits erwähnt zu Beginn des Jahres wegen Motorproblemen der Konkurrenz hinterherfuhren. Und obgleich der Motul Autech GT-R als einziger der Vier-Wagen-Flotte heuer herausstechen konnte, so wird die Traditionsmarke aus Yokohama das Momentum des Motegi-Erfolgs nutzen, um in der kommenden Saison von Beginn an nach der GT500-Krone greifen zu können.

Am lautesten jubelten jedoch natürlich Ryo Hirakawa und Nick Cassidy am vergangenen Sonntag, die sich mit ihren 23 Jahren als die jüngsten GT500-Champions (davor war es André Lotterer mit 24 Jahren) in die Geschichtsbücher der Super GT eintrugen. Zugleich waren sie die ersten Titelträger seit 2009, die auch den Saisonstart gewinnen konnten. Mit insgesamt zwei Siegen (Okayama und Buriram) gewannen sie die meisten Rennen in der GT500-Klasse in diesem Jahr. Hinzu gesellten sich zwei weitere Podiumsresultate, womit das Pilotenduo des KeePer TOM’s LC500 ihre Konstanz in diesem Jahr unterstrichen. Für Toyotas Flaggschiff-Team TOM’s war es nach 1997, 2006 sowie 2009 der bereits vierte GT500-Titel, allerdings der Erste für den Wagen mit der #37, welcher 2013 zum Schwesterwagen des heutigen au TOM’s LC500 wurde. Nick Cassidy ist zudem der erste Neuseeländer, der den höchsten Titel des japanischen Motorsports gewinnen konnte – und das in seiner erst zweiten Vollzeit-Saison. Cassidy und Hirakawa rundeten ein erfolgreiches Debütjahr des Lexus LC500 ab, in dem man gleich fünfmal obsiegte, die erste Saisonhälfte dominierte und in Okayama einen historischen Sechsfach-Triumph einfuhr. Einziger Wermutstropfen: Bei den finalen Pokka International Suzuka 1000 km blieb man aufgrund des hohen Gewicht-Handicaps nahezu chancenlos. Angesichts der restlichen Erfolge wird Toyota über diesen Punkt jedoch leicht hinwegsehen können. Toyotas Edelmarke wird 2018 nun nach dem Titel-Hattrick greifen. Eine Leistung, die außer Nissan in den Anfangsjahren (1993-1995) der damals noch JGTC genannten Rennserie kein Hersteller in der GT500 einfahren konnte.

GT500-Rennergebnis Motegi
GT500-Gesamtwertung

 

GT300

„Um ehrlich zu sein spüre ich im Moment mehr Erleichterung als Zufriedenheit“, erklärte Nobuteru Taniguchi. Ähnlich den beiden GT500-Titelträgern fiel auch den frisch gekürten GT300-Champions im Goodsmile Hatsune Miku AMG (Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka) nach Überqueren der Ziellinie ein großer Stein vom Herzen. Der aus der Drift-Szene stammende Japaner erklärte, dass man trotz der Tabellenführung ohne großes Selbstbewusstsein nach Motegi reiste. Die Pole-Position am Samstag dürfte ihnen jedoch jenes wieder zurückgegeben haben, schließlich stellte man mit 1:46.076 einen neuen Rundenrekord auf. Damit sicherte man sich auch einen wertvollen Bonuspunkt und bestätigte nochmals, dass man mindestens einen dritten Platz benötigte, um die nunmehr dritte Meisterschaft für das Team zu gewinnen. Die Anspannung war allerdings nicht die einzige Parallele zur GT500-Klasse. Auch in der GT300 ereignete sich vor dem eigentlichen Rennen ein dramatischer Zwischenfall, als der Taisan SARD R8 Fukushima (Shinnosuke Yamada / Jake Parsons) mit dem Gulf NAC Porsche 911 (Jono Lester / Kyosuke Mineo) kollidierte. Glücklicherweise konnten beide Fahrzeuge wieder rechtzeitig repariert werden.

Am Start konnte sich der Goodsmile Hatsune Miku AMG zunächst von seinen Verfolgern, dem ARTA BMW M6 (Shinichi Takagi / Sean Walkinshaw), VivaC 86 MC (Takamitsu Matsui / Kenta Yamashita), Gainer Tanax AMG GT3 (Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim), D’station Porsche (Tomonobu Fujii / Sven Müller), absetzen. Diese blieben derweil dicht beisammen und bildeten somit ein interessantes Kampfgrüppchen. Anders als in der GT500-Klasse sollte sich in der GT300 jedoch die Strategie als ein essentieller Faktor herausstellen. So kam Startfahrer Tatsuya Kataoka bereits in der insgesamt 18. Rennrunde zum Service herein, bei dem Nobuteru Taniguchi sich hinters Lenkrad mit vier frischen Yokohama-Reifen des Miku-Mercedes klemmte. D’station Racing tat es ihnen gleich, als Sven Müller den gleichnamigen Porsche an seinen Teamkollegen Tomonobu Fujii abgab. Letztere entschieden sich jedoch gegen einen Reifenwechsel, womit man nicht nur mehrere Sekunden auf den Goodsmile Hatsune Miku AMG gutmachte, sondern nach der Boxenausfahrt mit den noch immer warmen Reifen an jenem vorbeizog.

Sie waren nicht die Einzigen, die auf keine konservative Strategie setzen. So entschieden sich auch der VivaC 86 MC sowie der Leon Cvstos AMG (Haruki Kurosawa / Naoya Gamou), welche vom dritten Platz ins Rennen gingen, in der wilden Startphase aber bis auf den sechsten Rang zurückfielen, lediglich ihre beiden Vorderreifen (Leon Cvsos AMG) respektive Hinterreifen (VivaC 86 MC) zu wechseln. Damit kamen beide Fahrzeuge vor dem D’station Porsche sowie dem Goodsmile Hatsune Miku AMG wieder auf die Strecke zurück. Ersterer wies jedoch eine deutlich stärkere Pace auf, wodurch Tomonobu Fujii nach nur wenigen Runden an Naoya Gamou sowie Takamitsu Matsui vorbeizog. Was nach der ersten möglichen Siegesfahrt des japanisch-deutschen Duos aussah, löste sich wenige Runden später jedoch in schwarzen Gummi auf, als der D’station Porsche einen Reifenschaden erlitt. Trotz des Notstopps gelang es Tomonobu Fujii doch noch einen starken sechsten Platz am Ende einzufahren.

An der Spitze führte derweil die ARTA-Mannschaft, die vergangene Saison nach einem schweren Unfall den Wagen vorzeitig vom Finale zurückziehen musste. Wohlwissend, dass neben einer Portion Glück vor allem ein Sieg nötig war, entschloss sich das Team rund um Aguri Suzuki sowie Keiichi Tsuchiya alles auf eine Karte zu setzen. Erst in der 34. Runde bog Takagi zu seiner Crew ab und übergab ohne einen Reifenwechsel den Bridgestone-bekleideten ARTA BMW M6 an seinen Teamkollegen Sean Walkinshaw. Eine Strategie, die durchaus ins Auge hätte gehen können, da mit dem #30 Toyota Prius apr GT (Hiroaki Nagai / Kota Sasaki), Manepa Lamborghini GT3 (Manabu Orido / Kazuki Hiramine), Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi) sowie dem Syntium Apple Lotus (Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh) in der ersten Rennhälfte gleich mehrere Fahrzeuge wegen Kollisionen respektive technischer Probleme auf oder neben der Strecke strandeten. Die Rennleitung entschied sich jedoch gegen einen jeweiligen Einsatz des Safety Cars. Dem ARTA BMW M6 gelang es, die Führung mit rund zehn Sekunden beizubehalten. Nachdem Nayoa Gamou im Leon Cvstos nach einem rundenlangen Duell mit Takamitsu Matsui am VivaC 86 MC vorbeizog, nahm er umgehend die Verfolgung auf Walkinshaw auf. Matsui hatte mit einigen Handling-Problemen zu kämpfen, weshalb kurze Zeit darauf auch Tatsuya Kataoka am letztjährigen GT300-Champion vorbeizog. Ein wichtiges Überholmanöver, da von hinten Jono Lester im Gulf Nac Porsche drückte, der anschließend den VivaC 86 MC auf den fünften Platz verwies.

An der Spitze wurde die Luft derweil dünner. Runde um Runde knabberte Gamou am Vorsprung Walkinshaws. Drei Umläufe vor Schluss klebte er letztlich am Heck des orangenen BMW M6 GT3. Die Entscheidung fiel letztlich in der vorletzten Runde, als der schwarze Mercedes am Sean Walkinshaw in einem konsequenten wie auch starken Manöver in Kurve eins vorbeiging. Dank einer beherzigten Attacke pilotierte Naoya Gamou den Leon Cvstos AMG zum zweiten Saisonsieg nach dem Pokka International Suzuka 1000 km, seinem insgesamt dritten Erfolg in der GT300. Für Teamkollege Haruki Kurosawa war es der bereits sechste Triumph. Mit dieser Leistung katapultierte sich das Duo auch auf den zweiten Tabellenrang. Zweiter wurden Shinichi Takagi / Sean Walkinshaw, die am Ende wegen ihrer abgenutzten Reifen mit stumpfen Waffen kämpften.

Nach der großen Erleichterung jubelten jedoch Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka im Goodsmile Hatsune Miku AMG am lautesten. Es ist der bereits dritte Meisterschaftsgewinn für das Duo sowie Goodsmile Racing with TeamUkyo in den letzten sieben Jahren. Damit ist das zum Teil durch Crowdfunding finanzierte Team rund um das virtuelle Pop-Idol Hatsune Miku, die bei ihrem Einstieg in die Super GT 2008 von einigen noch als eines der wenigen Itasha-Teams abgestempelt wurden, in den GT300-Olymp aufgestiegen. Vielmehr: Sowohl Taniguchi wie auch Kataoka zogen mit ihrem dritten Titelgewinn nun mit den bisherigen GT300-Rekordhaltern Morio Nitta (1996, 1999, 2002) und Tetsuya Yamano (2004-2006) gleich. Für Mercedes, die mit insgesamt vier Siegen die stärkste Marke in dieser Saison, war es zudem der allererste Titelgewinn überhaupt in der Super GT. Die beiden bisherigen Goodsmile-Meisterschaftstriumphe wurden mit einem BMW Z4 GT3 2011 sowie 2014 herausgefahren. Ähnlich der beiden GT500-Meister, war es auch für Nobuteru Taniguchi sowie Tatsuya Kataoka die Konstanz, die am Ende entscheidend war. Auf einen schweren Rückschlag in Suzuka folgte ein essentiell wichtiger zweiter Platz beim Gastspiel in Thailand, wodurch sich das Ensemble wieder als die absoluten Favoriten ins Titelgeschehen rückten.

Für K2 R&D Leon Racing war es mit zwei Siegen sowie dem zweiten Tabellenrang die bislang beste Super-GT-Saison überhaupt. Zu Beginn des Jahres wechselte man mit Bridgestone den Reifenpartner. Serienveteran Haruki Kurosawa bestätigte, dass man zu Beginn häufig ein wenig dunkeln tappte und einiges neu erlernen musste. Mit den neu gewonnen Erfahrungen sollte die Truppe aber auch in der kommenden Saison zu den absoluten Titelfavoriten gehören. Für die Titelaspiranten Yuichi Nakayama / Sho Tsuboi (JMS P.MU LMcorsa RC F GT3) endete die finale 250-Kilometer-Hatz in Motegi auf dem sechsten Platz, nachdem man auf Rang neun ins Rennen ging. Das gesamte Wochenende hatte das zuvor auf dem zweiten Tabellenplatz liegende Duo nicht die nötige Pace, um noch ins Titelgeschehen eingreifen zu können. Mit zwei Siegen und dem letztlich dritten Tabellenrang kann LMcorsa und vor allem Lexus mit dem ersten richtigen Jahr des homologierten RC F GT3 dennoch mehr als nur zufrieden sein. Vierter in Motegi wurde der Gulf Nac Porsche mit Kyosuke Mineo und Jono Lester am Steuer, wenige Stunden nachdem noch unsicher war, ob man den Wagen nach dem Warm-up-Unfall überhaupt noch rechtzeitig repariert bekommt. Es war die erste Vollzeit-Saison für den Neuseeländer, der durch seine vergangenen Einsätze in der Super Taikyu kein unbekannter im japanischen Motorsport ist, in welcher er der sich neu aufgestellten Mannschaft zu einem Podiumsplatz sowie mit dem siebten Tabellenrang zu ihrem bisher besten Super-GT-Resultat verhalf. Die Top 5 wurden vom letztjährigen Champion Takamitsu Matsui sowie seinem neuen Teamkollegen Tadasuke Makino im VivaC 86 MC komplettiert.

GT300-Rennergebnis Motegi
GT300-Gesamtwertung

 

Als in Motegi die Sonne unterging und die insgesamt 55.500 Zuschauer die Strecke verließen, schloss sich der Vorhang zur diesjährigen Super-GT-Saison. Eine geschichtsträchtige Saison. Eine spannende Saison. Vor allem jedoch eine stets sehr unterhaltsame Saison. Einige der Motoren werden dieses Jahr allerdings nochmals befeuert werden. So laden Nissan (26. November), Honda (3. Dezember) sowie Toyota (10. Dezember) zu ihren alljährlichen Festivals am Fuji Speedway und Twin Ring Motegi. Anfang Dezember werden auch bereits die ersten Testfahrten in Malaysia für einige der Piloten beginnen. Der Winter bleibt also spannend, zumal die Gerüchteküche in beiden Klassen brodelt. So entkräftete ARTA-Berater Keiichi Tsuchiya gegenüber einem Fan bereits, dass man 2018 möglicherweise in der GT300 von BMW auf den Honda NSX GT3 wechseln könnte. Zu Beginn des Jahres wurde derweil gemunkelt, dass die Traditionsmannschaft Dome wieder in die Super GT zurückkehren könnte. Das Rad bleibt niemals stehen. Bereits jetzt haben die Vorbereitungen für 2018 begonnen, welches zwar leider nicht mehr die Suzuka 1000 km, dafür aber ein 500-Meilen-Rennen im Sommer auf dem Fuji Speedway sehen wird. Offizieller Startschuss ins neue Super-GT-Jahr ist am 8. April in Okayama.

Copyright Photos: GT-Association, Honda Racing

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